Regenkuss

meinte, hätte es Sasuke nicht sehr gefallen. Einziger Haken an der Theorie war nur, dass der Verräter gar nicht im Dorf war, sondern bei Orochimaru.

Jedenfalls hatte sie gerade eingewilligt, mit der Bedingung, dass es kein richtiges Date sein würde und dass sie so bald wie möglich gehen durfte. Er hatte damit keine Probleme außer- „Wie, du kannst erst in drei Tagen?! Das gibt es doch nicht! Ich sterbe, wenn ich noch länger hier bleiben muss”, entfuhr es dem Shinobi entsetzt.

In diesem Moment sah er vor seinem inneren Auge eine Szene, in der er tatsächlich vor Langeweile umkommt. Es konnte doch nicht möglich sein, dass Ino ausgerechnet HEUTE auf eine Mission musste, die drei Tage dauern würde.

„Kann Tsunade dich nicht ersetzen? Ino, bitte!”

Die Blonde lachte nur am Telefon und machte sich darüber lustig, dass er anfing zu betteln. Es war schon richtig, normalerweise hätte er das unter keinen Umständen getan, doch wenn es so eine Möglichkeit gab, dem Hausarrest zu entkommen, dann nahm er das gerne in kauf.

Er musste ganz schön verzweifelt klingen, aber seine Teamkollegin verneinte seine Bitte.
Enttäuscht und deprimiert verabschiedete er sich von ihr, aber nicht ohne ihr das Versprechen abzunehmen, dass sie sich sobald wie möglich meldete.

„Mal sehen, wie ich das überleben soll…”



Drei Tage später stand Shikamaru kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Die ganze Zeit über schien die Sonne und am Himmel tanzten lauter hübsche Wolken. Es schien, als würde der Himmel ihn auslachen. Gerade bei solch einem Wetter war es doch wahre Folter, ihn gefangen zu halten.

Seine Mutter hatte ihren Spaß daran gehabt, dass ihr Sohn Ino nicht dazu überreden konnte, sofort mit ihm auszugehen. Ihr war es aber wichtig, dass er überhaupt ein Date mit ihr hatte. Vielleicht musste sie sich dann keine Sorgen mehr um den Clan machen …

Shikamaru wartete schon den ganzen Tag auf den Anruf. Nicht mehr lange und er würde draußen auf einer Wiese liegen. Er würde die Sonne auf seiner Haut spüren, den Wind, der ihm durch die Haare blies und er würde die Wolken am Himmel beobachten. Bald würde er im Schatten eines Baumes vor sich hin träumen, und immer tiefer in seine Träume versinken.

Jetzt saß er allerdings noch in seinem Zimmer. In den letzten drei Tagen hatte er alles getan, um sich bei Laune zu halten. Er hatte Shogi gespielt, bis er sämtliche seiner Strategien ausprobiert hatte und zu jeder eine passende Gegenstrategie entwickelt hatte. Er hatte stundenlang die Sekunden gezählt, bis er eingeschlafen war. Er hatte all seine schönsten Erinnerungen herausgekramt, bis sie ihren Glanz verloren hatten.

Mit all den Dingen hätte er sich jetzt die Zeit vertreiben können, aber er saß nur auf seinem Bett und dachte an die einzige Erinnerung, die noch genauso schön war wie immer. Seine Gedanken spielten nur um einen kurzen Moment, ein scheinbar unwichtiges Ereignis.

Vor ihm stand eine junge Frau, die ihn selbstsicher anlächelte. Es war nicht dieses verspottende Grinsen, das man sonst immer von ihr gewohnt war. Diesmal war es warm und in ihren Augen spiegelte sich echte Freude wieder. Bei diesem Gedanken verspürte Shikamaru ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut. Er wusste genau was das zu bedeuten hatte und diese Erkenntnis ließ ihn jedes Mal verzweifeln.

Im Moment beschäftigten ihn allerdings andere Dinge.
Mit jeder Minute verließ ihn ein Stück Hoffnung. Es war relativ spät, 18 Uhr. Ino würde sicherlich nicht mehr anrufen. Genau in diesem Moment hörte er unten die Türklingeln.
Er wusste nicht, ob es wirklich Ino war, aber er rannte die Treppen hinunter und riss die Tür förmlich auf.

Shikamaru traute seinen Augen nicht. Vor ihm stand eine blonde Kunoichi in einem dunklem Kimono. Sie sah ihn verwundert über seinen enttäuschten Gesichtsausdruck an. „Wirklich, glücklicher hättest du nicht aussehen können”, begrüßte ihn Temari bissig.

Der Nara konnte keinen klaren Gedanken fassen, so überrascht war er. Mit allem hatte er gerechnet, nur mit IHR nicht. Wie sie da stand, im Licht der untergehenden Sonne, mit ihrem Haar, das golden glänzte und ihrem engelsgleichen Gesicht. Ihm tänzelte wieder die Erinnerung an die lächelnde Temari durch den Kopf. In seinem Bauch flatterten viele kleine Schmetterlinge durch die Gegend, als er sie immer noch anstarrte.

Temari wedelte ihr Hand vor seinem Gesicht hin und her. „Erde an Shikamaru. Ist jemand Zuhause? Hallo?” Erst jetzt schien dem Angesprochenem klar zu werden, was er da tat. Schnell nahm er die bekannte, gelangweilte Position ein und versuchte genervt zu wirken.

„Was willst du denn hier?” Auf Temaris Gesicht breitete sich das spöttische Grinsen aus, als sie antwortete: „Oh man, du hast es vergessen. Wir müssen die Chunin-Auswahlprüfungen vorbereiten, du Genie. Klingelt da was?” Shikamaru brachte nicht mehr als ein dummes „Ah” zustande. Tatsächlich hatte er, dank seiner Strafe, die Prüfungen vergessen. Dabei sollte er sich schon allein wegen ihr daran erinnern.

Temari seufzte. Es schien ja fast so, als wäre Shikamarus IQ plötzlich auf gleicher Höhe wie Narutos.

„Na ja, eigentlich wollte ich dich fragen, ob du was mit mir essen gehen willst, aber du bist ja anscheinend nicht gerade erfreut über meinen Besuch.”

Temari wollte etwas mit ihm essen gehen? Hatte er irgendwas verpasst? Einerseits freute er sich wirklich sehr darüber, aber eine andere Stimme erinnerte ihn an Ino. Sie würde vielleicht nicht mehr aufkreuzen, aber wenn doch, dann konnte er sich auf eine mächtige Standpauke gefasst machen. Er musste sich also zwischen einem Date mit Temari plus Zurechtweisung von Ino entscheiden, und einem Date mit Ino.

Traum? Oder Alptraum? Es lag bei ihm …


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Müde erreichte die Kunoichi das Tor von Konoha. Seit drei Tagen war sie nun unterwegs gewesen und jetzt war sie endlich da. Sie ging etwas zu schnell um gelassen zu wirken. Das fiel auch Izumo und Kotetsu auf.

„Hey Temari! Warum bist du denn schon hier?”, rief ihr Kotetsu entgegen. Izumo lachte und meinte dann frech: „Sie muss sich beeilen. Ihr Shikamaru-chan wartet auf sie.” Dabei tat er so, als würde er versuchen, seinen Partner zu küssen.

Temari versuchte sie zu ignorieren, aber ihr Gesicht wurde feuerrot. Warum in Gottesnamen gingen alle davon aus, dass sie in Shikamaru verliebt war?! Es stimmte zwar, aber warum wusste es jeder? Sie sah die Beiden nicht mehr an, was diese nur zum Lachen brachte.

Eilig ging sie durch das Tor. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, aber wenn selbst die zwei etwas gemerkt hatten, dann musste da doch etwas dran sein. Schließlich hatte sie mit ihnen so gut wie nichts zu tun.

Sie blieb an einer Hauswand stehen und lehnte sich an diese. Hieß das dann womöglich auch, dass Shikamaru es wusste? Er hatte nicht umsonst so einen hohen IQ. Oh nein, er würde bestimmt nichts mehr mit ihr zutun haben wollen! Temari nervte ihn doch immer. Wie oft hatte er ihr schon gesagt, dass sie anstrengend und nervig war? In ihr stieg eine Welle der Panik hoch. Noch nie hatte sie solche Gefühle gehabt, die so merkwürdig und schmerzhaft sein konnten. Was sollte sie tun? Ihre Chancen standen ungefähr 1 zu 1.000.000, dass er ebenfalls in sie verliebt war.

Sie wusste das, und trotzdem hatte sie sich immer gefreut ihn zu sehen oder mit ihm zu sprechen. Sie wusste, dass ihre Gefühle ihr höchstwahrscheinlich viel Schmerz bereiten würden, und trotzdem konnte sie nichts dagegen tun. Vielleicht war es das Beste, wenn sie niemanden davon erzählen würde. Keiner durfte davon wissen. Das hieß eigentlich nur, weitermachen wie vorher.

Sie musste seufzen. Auf Dauer würde das nicht klappen, das wusste sie, aber für jetzt war es tröstlich, einen Plan zu haben.

Sie war nun also in Konoha, gut. Normalerweise würde sie sofort zur Hokage gehen, aber sie war sehr früh dran, das hatten Izumo und Kotetsu ja schon gesagt. Das blonde Mädchen hatte also Zeit, etwas zu unternehmen. Aber was? Und vor allem mit wem? Natürlich schoss ihr bei der Frage ein Name durch den Kopf, aber sie war sich nicht sicher. Sollte sie Shikamaru fragen, ob er etwas mit ihr essen gehen wollte? Es würde peinlich werden, wenn er sie abblitzen ließ.
Andererseits konnte er nicht mehr als „Nein” sagen.

„Na gut”, sprach sie sich selbst Mut zu.
Langsamer als vorher ging sie in die Richtung, in der Shikamaru wohnte.



Seit drei Minuten stand sie nun schon vor seinem Haus. Temari traute sich einfach nicht zu klingeln. Es entsprach ihr so gar nicht, Angst zu haben, aber genau diese hielt sie davon ab, die Türklingel zu drücken. Was war bloß mit ihr los? Sie fürchtete sich doch sonst auch nicht. Warum hatte sie so ein flaues Gefühl im Bauch, wenn sie den Finger auf den Knopf legte?
„Komm schon Temari, tu es!”, sagte sie, an sich selbst gerichtet.

Schnell drückte sie auf die Klingel. Sofort zog sie ihre Hand zurück und biss sich auf die Lippe. Vielleicht war er ja gar nicht da … Doch bevor sie weiter denken konnte, wurde die Tür ruckartig aufgerissen und ein erschrockener Shikamaru stand vor ihr.

Pikiert über seinen Gesichtsausdruck verschwand ihr Nervosität und wich dem Ärger.
„Wirklich, glücklicher hättest du nicht aussehen können”, begrüßte sie ihn beleidigt. Shikamaru sah aus, als wäre er enttäuscht. Hatte er jemand anderes erwartet? Oder war er einfach nicht erfreut darüber, dass es Temari war? Ein leichtes Ziehen breitete sich in ihrer Brust aus. Als er nach ein paar Minuten immer noch keine Antwort von sich gab, fing sie an mit der Hand zu wedeln. „Erde an Shikamaru. Ist jemand Zuhause? Hallo?”

Fand er ihren Besuch wirklich so schrecklich, dass er sie schon ignorierte? Sie würde es nicht zugeben, aber es verletzte sie.
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