Kätzchen lügen nicht

Unrecht

Es war bereits dunkel geworden, als das Mädchen sich in das Haus hineinschlich, mit größter Vorsicht die Tür zum Schlafzimmer öffnete und sich auf Zehenspitzen zu der riesigen Kommode begab. Sie spähte noch einmal schnell nach links und rechts, bevor sie die oberste Schublade hastig öffnete. Leer. Die nächste Schublade. Leer. Nächste. Leer. Nächste. Gefunden!
Hastig nahm sie die mit altmodischen Mustern verzierte Schatulle zu sich und eilte zurück zur Hintertür. Nur bemerkte sie das kleine rote Licht nicht, das kurz nach ihrem Einbruch erleuchtet war. Sie streifte es nur mit der Hand – und der Alarm ging los.
So schnell war sie noch nie gerannt. Sie hatte solche Panik bekommen, dass sie binnen Sekunden durch die Tür, hinaus in den Garten, über den Zaun gesprungen und in den Wald geflüchtet war. Dort stützte sie sich nun an einem Baum ab, hielt die Schatulle fest an sich gedrückt und blickte mit weit aufgerissenen Augen in die Richtung des Hauses. Zumindest solange, bis die Sirenen ertönten.
Sie lief los, doch viel Sinn hatte es nicht, sie waren überall. Man hatte sie gewarnt, in dieses Haus sollte man nicht einbrechen. Doch sie hatte nicht hören wollen, sie musste es unbedingt haben.
Sie hörte das aggressive Bellen der Hunde dicht hinter ihr und versuchte schneller zu laufen, doch ihre Beine gaben nach und sie fiel hin.
Keine Sekunde später spürte sie wie die Zähne eines Hundes sich in ihre Wade bohrten. Sie schrie auf und fragte sich, seit wann diese Viecher keinen Maulkorb mehr tragen mussten. Wahrscheinlich hatten die Besitzer der Schatulle beantragt alles Mögliche zu tun um sie zu beschützen. Sie versuchte den Hund abzuschütteln, jedoch vergebens, und da hörte sie auch schon die Stimmen und das Bellen der anderen Hunde. Schnell öffnete sie die Schatulle um hineinzusehen und erstarrte.
Es war alles umsonst gewesen. Sie enthielt nicht, was sie gedacht hatte. Geschweige denn was sie gehofft hatte. Und so ließ sie das Kästchen fallen, schloss die Augen und biss die Zähne zusammen um den Schmerz in ihrer Wade zu unterdrücken. Es hatte keinen Sinn mehr, es war vorbei.
Sie spürte wie Hände sie grob an den Schultern und Armen packten um sie hochzuziehen. Sie hörte laute Stimmen. Sie spürte wie ihre Hände hinter ihrem Rücken zusammengedrückt wurden. Dann spürte sie einen rauen Stoff auf ihre Augen drücken und öffnete den Mund um zu schreien, doch eine große Hand machte ihr das unmöglich.
So wurde sie durch den Wald gedrückt, begleitet von höhnischem Lachen und aggressivem Bellen.
Sie hatte Angst. Schreckliche Angst.
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