Kätzchen lügen nicht
Passende Namen
Als ich aufwachte wurden meine Augen von gleißendem Licht geblendet, so stark dass ich sie fest zusammenkniff und es so schnell nicht mehr wagte, sie zu öffnen. Gedämpfte Stimmen drangen zu mir vor, doch ich konnte nicht genau sagen, woher sie kamen. Mein Kopf drehte sich wie von selbst von einer Richtung in die andere, doch die Wortfetzen schienen von überall herzukommen. Dann, ganz plötzlich, vernahm ich eine Stimme direkt neben mir.
„Sie ist wach... pscht, seid ruhig!“, verkündete sie. Es war eine sanfte, schon fast beruhigende männliche Stimme, recht jung, in meinem Alter wahrscheinlich.
Wo war ich hier? Wie kam ich hierher? Meine Versuche, mich zu erinnern, scheiterten. Das einzige, woran ich mich erinnerte, waren vereinzelte Bilder;
wie ich durch den Wald rannte, das Bellen von Hunden und grobe Berührungen an meinem Körper.
Ich bemerkte, wie sich etwas zwischen mich und den Druck des Lichtes quetschte, mir somit zwar leicht die Luft abschnürte, aber es mir ermöglichte die Augen zu öffnen.
Langsam und vorsichtig begann ich, meine Umgebung zu betrachten. Erst sah ich alles verschwommen, dann verfeinerte sich alles und ich konnte in etwa 3 Körper und ein Fenster erkennen. Den Kopf konnte ich nicht mehr wenden, so als könnten je entweder mein Kopf oder meine Augen funktionieren. Mit viel Mühe gelang es mir dann, die Augenlider ganz zu öffnen und genaueres zu erkennen. Die männliche Stimme gehörte einem braunhaarigen Jungen, der neben mir auf dem Bett saß. Außer ihm entdeckte ich noch einen etwas älteren Jungen und ein Mädchen, dessen Schönheit mich schon fast vor Neid erröten ließ. Jedoch blieb mir nicht viel Zeit um sie bis ins Detail beobachten zu können, denn der Braunhaarige legte mir plötzlich seine Hand auf die Stirn und lächelte mich an.
„Na, es scheint dir wohl besser zu gehen, Füchschen?“, stellte er grinsend fest und stand dann auf.
Mein Verstand war nicht schnell genug, um die Verbindung zwischen mir und einem Fuchs zu erkennen, obwohl es doch recht eindeutig war. Meinen Eltern war bei meiner Geburt nämlich kein besserer Name als Vulpa eingefallen. Sie waren der Meinung gewesen, dass dieser Name ganz gut zu meinem rötlichen Haarflaum passen würde. Später beteuerten sie dann immer wieder, wie passend ich mich doch entwickelt hatte, meine feinen Züge und die grünen Augen unterstrichen hervorragend meinen Namen, genauso wie meine eher geringe Größe. Vulpa hieß nämlich genauso viel wie Fuchs. Ich weiß, ziemlich dämlicher Name, Vulpa, doch da ich in der Schule nie besonders viele Freunde hatte war das auch nie ein großes Problem.
Diese Verniedlichung und Übersetzung des Namens jedoch ließ ein kleines bisschen Wut in mir hochkommen; ich war nicht niedlich!
Murrend hob ich meinen Arm langsam an, ließ ihn aber sofort wieder sinken, da mir die kleinste Bewegung schrecklich wehtat. Der Junge sah mich erstaunt an, blickte an mir herunter und grinste dann.
„Als du hier angekommen bist sahst du schlimmer aus als eine vergammelte Leiche. Überall Blut, Schürfungen, Prellungen und zerrissene Kleidung, keine Ahnung was du wohl angestellt hast“, er zuckte mit den Schultern.
„Ich bin übrigens Kieran, und das da sind Gero und Vanity.“ Er deutete auf die beiden anderen. Alle Namen schienen wie perfekt für uns – Kieran klang ein bisschen wilder, Gero wie ein Grieche und Vanity passte einfach total zu dem Mädchen. Ich hatte die zwei bis zu diesem Zeitpunkt völlig vergessen und nahm mir nun die Zeit, sie alle drei genauestens zu mustern.
Gero: ein muskulöser, relativ großer junger Mann, ich schätzte ihn um die 20. Seine Züge wirkten ernst, kein bisschen Freundlichkeit, aber unheimlich hübsch für einen Jungen.
Vanity: sie war schlank, so um die 1 Meter 75 groß und außergewöhnlich schön. Atemberaubend. Schon wieder kam der Neid in mir hoch und ich zwang mich, nun Kieran anzusehen.
Letzterer was wohl mittelgroß –da er saß konnte ich das nicht so genau einschätzen– und wirkte überaus freundlich. Ansonsten sah er recht normal aus, nur seine Augen faszinierten mich. Sie waren von einem feinen, hellen Grün, schon fast nicht mehr natürlich, aber wunderschön…
Geros Räuspern riss mich aus meiner Beobachtungstour.
„Sie sollte sich noch etwas ausruhen, lassen wir sie in Ruhe“, seine Stimme war so dunkel, dass ich bei seinen Worten kurz zusammenzuckte. Vanity nickte.
„Ja.“
Und so verschwanden beide aus dem Zimmer.
Kieran und ich musterten uns eine Weile, bevor ich begann, ihm Fragen zu stellen.
„Wie komme ich hierher? Wo habt ihr mich gefunden? Wo bin ich hier? Woher kennst du meinen Namen? Wer seid ihr? Was ist mit mir gesch-“, seine Hand auf meinen Lippen hinderte mich daran, weiterzusprechen.
„Mhhpf!“
„Beruhige dich“, seine Stimme war so sanft, dass man sich bei ihrem Klang wirklich wie von selbst beruhigte. „Ich werde dir alles erklären, was ich weiß.“ Er klang ehrlich und so nickte ich, um ihm zu zeigen, dass ich schweigen würde.
Kieran, Gero und Vanity hatten gerade beschlossen, die Schule zu schwänzen und einen kleinen Ausflug in den Wald zu machen, als sie in diesem dann über mich ‚stolperten‘. Man habe mich unter dem ganzen Blut und Dreck kaum noch als Mensch erkannt, sagte er. Sie hatten erst den ganzen Dreck von mir runter gewischt, um mich womöglich identifizieren zu können, doch dies blieb unmöglich. Und so brachte man mich zu der riesigen Schule, an die die 3 gingen. Ich wurde dort verarztet und versorgt, genauso wie jeden Tag besucht. Man hatte mir meine Kleidung ausgezogen und mir neue besorgt. Niemand wusste, woher ich kam und was mit mir passiert war, doch die ganze Schule wusste bereits von der ‚Mysteriösen Füchsin‘ – den Namen hatten mir tatsächlich meine rötlichen Haare gegeben–.
Nach einiger Zeit der Erklärung musste mein Gehirn diese ganzen Informationen erst einmal aufnehmen und Kieran gab mir Zeit, damit klarzukommen. Er holte mir ein Glas Wasser, setzte sich auf einen Stuhl in der Zimmerecke und schwieg. In meinem Kopf erschienen wieder vereinzelte Erinnerungsbilder. Bellende Hunde, grobe Berührungen, Gelächter.
„Jemand hat mich verfolgt“, meinte ich ganz plötzlich. Es war weder ein Hilferuf noch eine schreckliche Tatsache. Es war einfach nur eine Feststellung. Ich wusste zwar nicht von wem, doch ich war mir absolut sicher, dass mich jemand verfolgt hatte. Kieran schaute zu mir auf, musterte mich mit einem fragenden Blick, den ich gekonnt ignorierte.
„Wie lange lag ich hier?“
Sein Blick war so überrascht, dass ich schon fast schmunzeln musste.
„Du erzählst was von wegen Verfolgung und dann, von einer Sekunde auf die andere, wechselst du das Thema als wäre eine Verfolgung das normalste der Welt.“ Er schüttelte den Kopf. „Etwa einen Monat lang.“
Mein Mund klappte auf und ich musste mich beherrschen, damit er wieder zuging.
„Einen Monat?“
„Einen Monat.“
„Was habt ihr denn so lange mit mir gemacht?“
„Du sahst wirklich übel aus. Zahlreiche Blutergüsse, eine offene Wunde vom Oberschenkel bis zum Fußknöchel, ein geschwollenes Auge, aufgeplatzte Lippen, verfilzte Haare, abgebrochene Nägel, schre-“
„Ok, Ok, ich hab’s verstanden! Ich möchte mich hier ein bisschen umsehen … und dann kannst du mir ja erklären, wo ich hier genau bin“, unterbrach ich ihn und begann, mich aus der Decke zu befreien.
Erst wollte er mich vom Aufstehen abhalten, doch ich warf ihm einen dermaßen furchteinflößenden Blick zu, dass er ganz brav meinen Körper unterstützte und mit mir aus dem Zimmer humpelte.
Er schloss die Tür hinter uns, drehte sich mit mir um und ging mit mir weiter. Ich blickte gerade um die kommende Ecke, als ich ihn sah.
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ich hoffe es hat gefallen :) 'Tschuldigung für die Verspätung -> Schule >_>
bitte um Kommentare :)