Fanfic: Seelenschlaf
Kapitel: Reinkarnation
Kapitel eins: Reinkarnation
„Du hast dir sichtlich Zeit gelassen, Kindchen.“, sprach ein Mann, dessen Haare burgunderrot waren. Seine Haare standen ihm ziemlich wirr vom Kopf ab; fast so als hätte er in eine elektrische Steckdose gefasst. Er besaß ein schmales Gesicht, das einen hochmütigen Zug hatte. Dagegen stand im krassen Kontrast sein blasser Teint, der mit der Haarfarbe um Aufmerksamkeit zu konkurrieren schien. Als er seine Augen öffnete blitzten rauchgraue Augen auf.
Überrascht fuhr die weißhaarige Person herum. Im selben Moment wollte diese aufstehen und den Herrn richtig begrüßen, doch der Grauäugige winkte ab: „Lass gut sein, Ava.“
„Aber Lord-“, begann Ava, deren langes schneeweiß wirkendes Haar, ihr Gesicht verdeckte. „Ich sagte: Lass gut sein, Ava.“, unterbrach der Lord sie.
Ergeben senkte sie die Lider. Ava saß immer noch auf ihrer Schlafstätte. Der Herr stand ein wenig abseits an ihrem Krankenlager.
Schweigen. Die Weißhaarige musste erst ihre Gedanken ordnen. Der Lord brach die Stille, indem er anmerkte: „Liam ist früher wie Du aufgewacht. Ich frage mich, woran das liegen mag…?“ Irrte sie sich oder hatte sie sich die feine Spur des Spotts, in seiner Tonlage nicht eingebildet?
Ava’s Kopf hob sich abrupt. „Früher wie ich? Wann?“, krächzte sie heiser. „Vor zehn Jahren schon. Du Ava, hast dir ganz schön Zeit gelassen, indem du 19 Jahre ausgeharrt hast.“, antwortete der Herr, als sei es das Banalste auf der Welt. Die markanten, pechschwarzen Augen weiteten sich ungläubig.
„Wie bitte?“, entfuhr es ihr immer noch perplex. „Du hast schon verstanden. Nun, ich erwarte Dich in eineinhalb Stunden in der Bibliothek…“, sagte der Lord und verließ Ava’s Gemach.
Das alte Gemäuer hatte schon immer eine enorme Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Trotz seiner dicken Mauern und bizarren Bauweise, wirkte es nicht klobig, sondern strahlte wie sein Herr, eine Aura aus, die vieles vermuten ließ.
Leise schloss Ava die Tür hinter sich und schaute sich etwas neugierig in der Bibliothek um. In den letzten neunzehn Jahren hatte sich nicht sehr viel verändert. Außer vielleicht, dass anstatt der riesigen, ekligen Spinne Hans der Erste nun die riesige, ekelhafte Spinne Hans der Dritte oben in der Ecke saß.
Ob Liam schon vor Ort war?
Mit leicht besorgtem Gesichtsausdruck ging sie weiter. Sie hatte nicht vergessen, was er zur ihr gesagt hatte. Oder eher geschrien. Im Augenblick glaubte sie sogar seine Stimme zu hören, die ihr sagte, dass sie allein an Aoife’s Tod Schuld hatte. Und er hatte Recht.
„Weshalb so besorgt? So kennt man Dich gar nicht.“, vernahm Ava die tiefe, melodische Stimme ihres Herrn wie in Watte verpackt, aus weiter Ferne. Gleich nachdem die Weißhaarige die Botschaft verarbeitet hatte, blitzten ihre pechschwarzen Augen auf. Ihre Mimik wandelte sich von vager Besorgnis zu einem ziemlich genervten Gesichtsausdruck. Etwas steif verneigte sich Ava und konterte: „Lord Dorchadas, das war unpassend! Sagen Sie, wo ist Liam? Ist Er heute außer Haus?“
Ein fast wehmütig klingender Seufzer seitens des Lords war zu hören. „Wenn ich das wüsste…Er verschwand spurlos nachdem er aus seiner Regeneration erwachte. Deswegen muss ich mit Dir reden Ava.“ So wie der Rothaarige den letzten Satz aussprach klang es fast wie eine Beleidigung.
Ava erstarrte. Er war fort…? Verschwunden…? Unauffindbar…?
Ihr Magen verknotete sich. Scheinbar war die Raumtemperatur innerhalb weniger Sekunden unter null gefallen, da Ava fror. Um sich zu wärmen schlang sie die Arme um ihren Körper, der erbärmlich zitterte. „U-uhm…“, begann sie und fuhr dann nach einer kurzen Pause gefasster fort: „D-demzufolge bin nur ich von den Richtenden übrig?“ „Exakt.“, bestätigte der Lord und bedeutete ihr sich zu setzten. Ava gehorchte. „Doch um Liam mache dir keine Sorgen, er wird da sein, wenn es Zeit ist. Aber ich habe eine Bitte an Dich. Aoife’s Seele wurde wiedergeboren. Finde sie.“, mit diesem Worten reichte er ihr einen Umschlag in dem offensichtlich genauere Informationen aufgelistet wurden.
Die Weißhaarige schluckte hart und erwiderte nichts. Sie musste diese Informationen erst einmal verarbeiten. Aoife’s Seele wurde wiedergeboren… Ein seltsames Gefühl keimte in ihr auf. Sie konnte es nicht recht beschreiben, denn es hatte sich irgendwo zwischen Freude und Angst angesiedelt. Erst als sie ihre leicht schräg stehenden Augen aufschlug, nahm sie den auffordernden Blick des Herrn wahr.
Ava räusperte sich kurz und beeilte sich zu antworten: „Jawohl, Lord Dorchadas. Wann soll ich beginnen?“ „Suche heute noch die Priesterin Chelsa auf und begib Dich dann morgen in aller Frühe zum Dimensionstor. Sie weiß Bescheid.“, tat der Grauäugige kund. „Du kannst nun gehen.“, setzte er noch hinzu als Ava regungslos sitzenblieb.
Leicht verschreckt sah sie auf, nickte verstört und verließ fluchtartig die Bibliothek.
Eine halbe Stunde später saß Ava in ihrem Raum. Nachdenklich starrte sie vor sich hin. Gerade bewohnte sie ein Zimmer im Schloss des Herrschers der Finsternis. Ihr eigenes Anwesen dass in einem Mischstil aus japanisch und europäisch gehalten war, im Moment unbewohnt.
Gedankenverloren spielte sie mit einer ihrer weißen Haarsträhnen.
Ava ließ ihre Augen durch den melancholisch und etwas dunkler wirkenden Raum schweifen und blieb an Schreibtisch hängen. Dort lag eine Schachtel, ziemlich klein und quadratisch, in schlichtem Grau gehalten. Wie magisch angezogen stand sie auf und schritt darauf zu.
Schließlich kam sie davor zu stehen. Ava streckte eine Hand danach aus und zögerte einen kleinen Moment.
Jedoch überwand sie sich und öffnete die graue Schachtel. Für einen Herzschlag lang stockte ihr Atem wortwörtlich. Das Amulett des Eolas lag darin, gebettet auf moosgrünem Samt.
Vorsichtig strich sie mit ihren Fingerkuppen über den blauen Saphir. Unter ihrer Berührungen pulsierte der Stein und wieder einmal spürte sie wie mächtig das Amulett des Eolas war. Der Stein schien zu leben und wurde nur mühsam durch die fesseln, die die Fassung ihm auferlegte, gebändigt.
Uralte Magie…
Kurz verweilte sie in ihrer statuenähnlichen Haltung, den Blick gebannt auf das Amulett gerichtet, doch dann kam sie mit einem Ruck zurück in die Realität und verstaute die Schachtel in ihrem Umhang.
Im heiligen Haus angekommen wurde Ava diskret von einer niederen Priesterin empfangen und zu dem Segnungsraum gebracht. Die ganze Zeit über herrschte Stille, denn es war untersagt ein Wort an jemanden zu richten, wenn man sich auf den Gebetsgängen befand. Und diese durchzogen das gesamte heilige Haus. Der Segnungsraum befand sich fast im Herzen des Gebäudes.
Die Priesterin hielt vor einer Tür, die zum Segnungsraum führte. Insgesamt gab es drei Türen um in besagten Raum zu gelangen nämlich die Tür der Feabhas, die Tür des Eolas und die Tür des Amhras.
Mit einem Nicken entließ sie die niedere Priesterin und betrat den Segnungsraum, nachdem sie die Tür mit ihrem Amulett geöffnet hatte. Die Tür fiel hinter ihr leise ins Schloss.
„Chiyo…schön, dass Du endlich da bist.“, wurde Ava von einer Frau mit ebenholzschwarzen Haaren und giftgrün wirkenden Augen empfangen. Das Gesagte hörte sich mehr an wie ein Na-endlich-wurde-auch-Zeit-Du-weißt-ich-hasse-es-wenn-man-mich-warten-lässt an.Die Weißhaarige legte den Kopf schief und erwiderte amüsiert: „Aber Chelsa, Sie wissen doch, dass ich so schon lange nicht mehr genannt werde.“ Die Antwort darauf war nur ein verächtliches Schnauben, dass sie noch mit folgenden Worten unterstrich: „Ich habe jedes Recht, dich so zu nennen, Chiyo. Aber wir sollten mit der Segnung beginnen. Ich will Feierabend.“ Ihre dunkle Haut schimmerte matt in dem Schein der Kerzen. Ava nickte zustimmend und meinte: „Aber natürlich. Wir wollen doch nicht, dass Sie Überstunden machen müssen.“ Der Spott in ihrer Stimme schien beinahe greifbar.
Die Priesterin kam auf sie zu und blieb eine handbreit weit von entfernt stehen.
Ava regte sich keinen Millimeter. Chelsa nahm Chiyos Gesicht in ihre Hände. Die Augenlider der Weißhaarigen begannen zu zucken. Die Priesterin ließ ihren Kopf gegen den von Ava sinken und man vernahm einzig und allein das Raunen Chelsas: „Srianta, seo anam. Lad a choinneáil ó dhochar. Shrianadh, uirthi. Chomh maith le solas agus dorchadas sa timthriall de síoraíocht. Srianta, seo anam.”
Erst verschwammen Ava’s Sinne. Sie nahm all dies nur wie durch einen Schleier wahr. Doch dann verschärften Sie sich extrem. Die Weißhaarige spürte wie Chelsa’s Magie sie umhüllte und durchflutete. Wie warmer Sommerregen.
Die großen, dicken Kerzen flackerten ein klein wenig, so als wäre eine Windbrise durch den Raum geweht. Der Geruch von leichtem Moder, Moos und Rauch füllte den gesamten Raum und umwabberte sie wie zähflüssiger Schleim. Urplötzlich ließ die Priesterin Ava los. Der gesamte Spuck verpuffte mit einem Mal.
Leicht angewidert verzog die Weißhaarige das Gesicht. Ein unziemliches Kichern entwich Chelsa.
Dafür erntete sie einen bitterbösen Blick von Ava. „Du kannst es wohl nicht lassen, was?“, zischte Ava nun missmutig. Die ebenholzschwarzen Haare Chelsas wippten fast schon belustigt, als sich die Priesterin mehr schlecht als recht das Lachen verkniff.
Ihre schwarzen Augen versandten wütende Blitze. Mit einem Ruck drehte sich Ava um und verließ ohne ein Wort des Abschieds den Segnungsraum.
_______________________
Der Spruch, den Chelsa anwendet bedeutet so viel wie: Schützet diese Seele. Bewahre sie vor Unheil. Sowie Licht und Finsternis im Kreislauf der Ewigkeit. Schützet diese Seele.
Ich garantiere nicht für die grammatikalische Richtigkeit! : )
Tut mir Leid, dass ich erst jetzt das erste Kapitel hochlade, doch ich hatte bis gestern noch meine Prüfungen -.-
Doch jetzt sind sie erst