Ein verändertes Leben

Kaeda, die alte Hexe

Zum Abend hin suchten wir uns eine kleine Höhle. Es war nun schon dunkler als normaler Weise in dieser Welt. Fabian machte uns ein Lagerfeuer an und ich versorgte Romy Wunde. Sie war nicht besonders tief, aber dafür sehr lang. Ich wollte auch Washiza nach Verletzungen untersuchen, schließlich wurde er nicht gerade sanft von dem Monster behandelt, doch er lies mich nicht an sich ran. Er meinte, dass er nichts hätte und alles in Ordnung wäre. Ich glaubte ihn kein Wort, dafür verhielt er sich falsch. Er saß die ganze Zeit am Höhleneingang und starrte in die Dunkelheit. Was hatte er denn nur? Und warum wollte er sich nicht untersuchen lassen? Romy, Fabian und ich saßen gemütlich am Lagerfeuer. Mir fiel auf, dass auch Fabian das Verhalten des Schwarzhaarigen merkwürdig fand und sah, wie er immer wieder zu Washiza rüber guckte. Irgendwann sagte er dann: „Hey, Washiza! Komm doch zu uns!“ Er machte mit der Hand eine Bewegung, die zeigen sollte, dass er sich zu uns setzten sollte, doch Washiza zeigte keine Reaktion. „Was ist denn los?“, wollte der Braunhaarige dann wissen. Washiza drehte langsam seinen Kopf zu uns und schaute Fabian direkt in die Augen. „Kaeda. Sie wird uns bald besuchen“, meinte er. „Hm? Echt? Cool!“, grinste Fabian. „Wer ist das?“, wollte Romy wissen. Fabian drehte sich wieder zum Feuer und sagte dann: „Kaeda ist ein alte Hexe und eine gute Freundin von mir und Washiza. Wir kennen sie noch von früher und sie kennt uns besser als jeder andere. Sie ist so zusagen unsere Ärztin, da sie uns immer behandelt, wenn wir stark verletzt sind.“ „Cool! Also darum, will Washiza sich nicht von mir untersuchen lassen, weil er nur auf die alte Hexe wartet und sich dann von ihr untersuchen lässt“, stellte ich fest. „Hm?“, machte Fabian und hob seinen Kopf, „Washiza? Nein, der hat nichts. Der ist kern gesund. Aber du hast recht: Er wartet auf die Alte. Sie ist eine sehr wichtige Person für ihn.“ Den letzten Satz flüsterte er, damit Washiza diesen nicht verstehen konnte. Ich und Romy sahen Fabi fragend an. „Später“, whisperte er. Wir verstanden und beließen es dabei.
Nach gut 1 ½ Stunden saß ich mit geschlossenen Augen vor dem Feuer. Ich schlief nicht, aber ich war auch nicht ganz wach. Plötzlich hörte ich etwas knallen und fuhr hoch. Auch die anderen waren wieder hell wach. „Was war das?“, fragte Romy. Washiza stand auf und ging ein paar Schritte aus der Höhle. Im hellen Mondschein war er gut zu erkennen und man sah auch ganz deutlich sein verschmitztes Grinsen. Da flog auf einmal was auf ihn zu und schubste ihn mit so einer Wucht, dass er ein paar Schritte zurück taumelte und dann schließlich umfiel. Sofort stand er wieder auf und schien nur auf einen zweiten Angriff zu warten. Da kam er auch schon. Washiza versuchte dieses schwarze Etwas zu packen und wurde schließlich mitgerissen. Ich wollte aufstehen, doch Fabian hielt mich zurück. „Der kommt gleich wieder“, meinte er seelenruhig. Hä?, dachte ich nur, aber ich hörte auf ihn. Nach 10 Minuten kamen ein total verdreckter Washiza und eine alte, kleine Dame wieder. „Du meine Güte! Wo warst du denn? Hast du dich in Erde gewühlt?“, fragte Romy erschrocken. Bevor Washiza antworten konnte, tat es die alte Dame. „So könnte man es sagen. Wie ein Kleinkind“, lachte sie. Washiza schaute gespielt empört weg. „Darf ich vorstellen: Mein Name ist Kaeda“, fuhr die alte Frau fort. „Ah, dann bist du also die Hexe, von der Fabian uns erzählt hat?“ Kaeda nickte. „Hey, Alte! Lange nicht mehr gesehen!“, begrüßte Fabian Kaeda und ging auf ihr zu. Diese aber trat ihm nur auf den Fuß und meinte: „Du sollst mich doch nicht so nennen, Kleiner! Du hast dich kein Stück verändert!“ Dann nahm sie ihn in den Arm und sagte: „Schön dich zu sehen!“ Wir saßen noch lange am Lagerfeuer und unterhielten uns. Ich fand, dass diese Kaeda wirklich sehr nett war und die anderen verstanden sich auch blendend mit ihr. Sogar Washiza hatte sich wieder zu uns gesetzt. Als irgendwann ich müde wurde, schlug ich vor, dass wir langsam mal schlafen sollten. Die anderen stimmten mir ein Stimmig zu und Kaeda zauberte uns kuschelige, warme Decken her. Wir rückten alle zusammen und legten uns schlafen.
Ich weiß nicht, wie lange ich noch wach lag, aber ich konnte nicht schlafen. Ich war zwar Hunde müde, aber ich konnte einfach nicht einschlafen. Der Mond leuchtete so hell, dass man sogar in der Höhle noch etwas sehen konnte. Ich hörte den ruhigen Atem der anderen, die friedlich schlummerten. Ich drehte mich zur linken Seite und sah Romy, die wie ein Baby schlief. Sie hatte ihre Decke bis zur Nase hochgezogen und hatte sich komplett in ihr verkrochen. Ich lächelte. Dann drehte ich mich zur anderen Seite. Nun sah ich direkt in Washizas Gesicht. Ich fand, dass er irgendwie knuffig aussah, weil er wie Romy wie ein kleines Kind schlief. Er lag auf dem Bauch und hatte den Kopf auf seine Arme gelegt. Wieder musste ich lächeln. Plötzlich sah ich, wie Washizas Arm zuckte. Er drehte sich mit dem Rücken zu mir und dann wieder zurück. Nun lag er auf der Seite und ich konnte ihn genau ansehen. Seine Augen zuckten immer wieder und sein ganzer Körper zitterte. Was hat er denn? Hat er einen Albtraum?, dachte ich und plötzlich hörte ich, wie jemand meine Gedanken laut aussprach. „Er hat einen Alptraum“, sagte sie ruhig, doch in ihren Blick spiegelte sich Traurigkeit wieder. Sie muss bemerkt haben, dass ich wach bin und Washiza beobachte. Aber was hat sie denn? „Was ist los, Kaeda? Du siehst traurig aus“, stellte ich fest. Die alte Frau seufzte und sagte dann: „Ich dachte es wäre vorbei.“ „Wie meinst du das? Was soll vorbei sein?“, fragte ich wieder. In diesen Moment krampfte Washiza sich zusammen. Sein Körper zitterte immer und immer mehr. Ich hörte wie Fabian und Romy wach wurden. „Was redet ihr denn noch? Ich dachte ihr wolltet schlafen!“, meckerte Romy verschlafen. Fabian dagegen war auf einmal hell wach und krabbelte zu Washiza. „Oh nein!“, murmelte er. „Was ist denn überhaupt los?“, fragte ich jetzt schon zum dritten Mal und ziemlich genervt. Kaeda schluckte. „Die Alpträume von Washiza“, meinte sie. „Was ist mit denen?“, bohrte ich nach. „Sie…sie sind gefährlich“, fuhr die alte Hexe fort. „Warum?“, erkundigte sich jetzt auch Romy. Noch immer lag Washiza da, wälzte sich hin und her und zitterte. „Nein…“, murmelte er leise. Fabian saß erschrocken neben ihn und meinte: „Kaeda! Was sollen wir tun?“ „Beruhige ihn, so wie früher“, sagte die Alte. Fabian zögerte, tat dann aber wie ihm gesagt. Er legte seine Hand auf Washizas Stirn und flüsterte mit beruhigender Stimme, dass alles gut wäre und dass er ruhig werden sollte. „Was ist denn nun mit diesen Träumen?“, fragte ich erneut. „Also,“ , ergriff Fabian dieses Mal das Wort, „Washiza hatte eine schlimme Vergangenheit.“ Noch immer hatte er seine Hand auf der Stirn desschwarzhaarigen Jungen, der sich immer noch nicht beruhigte. „Washiza musste dabei zusehen, wie seine Eltern getötet wurden. Damals war er erst neun Jahre alt gewesen. Kurz darauf war er dabei, als seine Tante, sein Onkel, sein Opa und seine Oma getötet wurden. Er konnte nur mit knapper Not entkommen und hatte einige schlimme Wunden davon getragen. Sein großer Bruder und er lebten von da an alleine. Doch einen Monat später kam der Selbe Mörder, der auch seine anderen Verwandten umgebracht hatte, und entführte Washiza. Er wurde gefesselt in einen Wald verschleppt. Der Killer hatte ihn fast zu Tode geprügelt und wollte unbedingt etwas über das Geheimnis von Washizas Stamm erfahren. Das Problem war, dass Washiza selbst nichts wusste und so konnte er nichts sagen. Einmal hatte der Killer ihn einen Stock mit so einer Wucht gegen den Kopf gehauen, dass Washiza eine heftige Gehirnerschütterung erlitt. Kurz bevor der Killer in komplett töten wollte, sprang sein Bruder dazwischen und zündete ein Streichholz an. Er hatte den gesamten Platz rund um die drei mit Benzin getränkt und hatte nun das brennende Streichholz in der Hand. Mit einem Messer schnitt er Washizas Fesseln durch und schubste ihn aus dem Ring. Dann ließ er das Streichholz fallen und alles ging in Flammen auf. Washiza stand vor dem Feuer und rief nach seinem Bruder, doch er antwortete nicht. Plötzlich sah er eine Person aus dem Feuerring springen. Es war der Killer, der sich mit letzter Kraft rettete und verschwand, doch Washizas Bruder kam nicht mehr aus dem Feuer raus“, erklärte Fabian. Romy und ich konnten nicht glauben was wir da hörten. Ich schaute zu Washiza, der ruhiger geworden war. Der Arme, dachte ich. Er tat mir unendlich leid. „Und dann?“, fragte Romy. „Dann ist Washiza zu mir und meiner Familie gekommen. Er war geistig total am Ende. Er hatte niemanden mehr. Er war ganz alleine. Bei uns wuchs er dann auf. Allerdings hatte die ganze Sache ein paar Macken bei ihm hinterlassen, zum Beispiel, dass wenn er auch nur den kleinsten Schlag an den Kopf bekommt, er sofort durchdreht und total durch den Wind ist, oder sogar wieder eine kleine Gehirnerschütterung bekommt. Eine weitere Macke sind aber auch diese ständigen Alpträume. Sie spielen seine ganze Vergangenheit noch einmal vor seinen Augen ab. Manchmal sieht er im Traum aber auch den Killer vor sich stehen, der im dann ein Messer ins Herz sticht oder so. Es ist zwar etwas ungewöhnlich, aber bei diesen Alpträumen gibt es drei verschiedene Stufen. Stufe 1. Ist wenn er ganz friedlich schläft. Man kann nur daran erkennen, dass er einen Alptraum hat, weil er meist etwas fieber bekommt. Stufe 2. Ist das, was hier gerade passiert ist. Washiza träumt und die Schmerzen, die er im Traum erlebt, werden ihm in der Realität auch zugefügt. Darum verkrampft er sich so und zittert am ganzen Leib. In der Traumstufe bekommt er hohes Fieber. Stufe 3. Ist nicht nur gefährlich für ihn,
Suche
Profil
Gast
Style