Der Wald ist groß. Ein Durcheinander von großen und kleinen Bäumen. Von grünen und...dunkelgrünen. Von Laub und Nadeln.
Von Licht und Schatten.
Zwar harmonisiert alles, doch Mia macht dieses chaotische Wirrwar mächtig Angst. Aber sie muss durch.
Eine Sekunde lang bleibt sie stehen, um tief Luft zu holen. Dann folgt sie dem Wegweiser zu MADAM TSUNAD´S.
Nach ein paar Minuten-oder Stunden-weichen die Bäume Wachs.
Nicht, dass das Wachs einfach so da liegt, oder so. Nein, es sind Wachsbäume und nicht diese Bäume, die Wachs produzieren-was es natürlich nicht gibt-sondern diese Bäume, die aus Wachs gemacht worden sind.
Immer wieder kreuzen Wachskäfer den Weg und Mia befürchtet schon, einen Wachsbären zu sehen, als ein kleiner Wachsturm aus dem Nichts entsteht.
Er ist plötzlich da. Er wächst weder aus der Erde, noch fällt er vom Himmel. Er steht plötzlich da.
Bevor Mia sich von dem Schock erholen kann, öffnet sich die wächserne Tür und eine äußerst hübsche Dame tritt hinaus und rief:
"Äuglein, Äuglein an der Wand! Wer versteckt sich hier im wächsernen Land?"
Erschrocken fährt Mia herum, als sich hinter ihr ein Mund öffnete und mit einer lauten, dröhnenden Stimme ruft:
"Ein Mädchen, Madam.
Finger klamm.
Hat Angst, sichtbar.
Findet sie furchtbar.
Biete ihr einen Platz
zum Schlafen,
lass sie finden den Schatz,
oder bring sie zum Hafen.
Egal, was du machst,
alles wird richtig sein,
egal, wie´s dir behagt,
lass es richtig sein.
Ein Mädchen, Madam.
Finger klamm.
Hat Angst..."

"Sei still,
Äuglein an der Wand,
du redest zu viel,
Labertasche im Land.
Sie wird zu mir kommen,
und Freude haben,
ihr Ziel verschwommen,
und sich an Süßigkeiten laben."

Verwirrt blickt Mia zum Auge und fragt sich, warum es wohl reden kann. Seit wann können Augen reden? Und noch dazu, ihre Gefühle beschreiben?
Langsam wird es unheimlich, aber es bleibt ihr nichts anderes übrig, denn ein Gewitter zieht an und eine Unterkunft wäre nicht schlecht. So also rennt sie der jungen Dame und freut sich schon auf die Süßigkeiten, die angeblich auf sie warten.

So beginnt das Abenteuer bei Madam Tsunad´s und eröffnet weitere Fragen, aber vielleicht auch Antworten.

Mia folgt Madam Tsunads´ ohne etwas zu sagen, dafür ist die Stimmung einfach zu magisch.
Das Häuschen ist kein Häuschen, es ist eine Illusion. Als ob man mitten im Wald eine Pappschachtel aufstellt, es wie ein Haus anmalt, aber im Inneren Nichts ist.
Sobald man die Tür aufmacht, schimmert etwas grünes leicht und es kostet etwas Überwindung durch diese Art Tür durchzusteigen.
Aber es lohnt sich, wie Mia herausfindet.
Ein kalter Luftzug durchstreift sie, als sie das Scheinhäuschen betretet; und aus dem Schweigen der Bäume wird ein flatternder, kleiner, bunter Haufen, der auf Mias Haaren rumturnt.
Es ist traumhaft, wieder einmal wechselt sie die Welt und blickt ins Angesicht von Schmetterlingen, die reden können. Sie sind aus Wachs und mit solcher Liebe angefertigt-so echt sehen sie aus. Vorsichtig nimmt Mia eine solche in die Hand und untersucht sie, in der Hoffnung das Uhrwerk zu finden.
Ob es einen Hebel gibt, den man drehen kann, damit sie fliegen?
"Lass das!"
Erschrocken gehorcht Mia und lässt das kleine Wesen unsanft auf dem Boden plumpsen. Seit wann können Wachsfiguren reden?
Mia war schon mal in Berlin im Wachsmuseum und da waren alle ziemlich... leblos. Was ist hier los??
"Oooch... mein armes, kleines Baby, hast du dir etwas wehgetan? Hat die böse Hexe dir Angst gemacht?", flüstert Madam Tsunads´ ihr zu und bringt sie auf einen "Wickeltisch". Auf dem kleinen Tisch steht eine Kerze aus Bienenwachs und die zündet Madam Tsunads´ an. Nachdem eine winzige Menge davonschmilzt, nimmt sie einen Teil davon, knetet sie zu einem winzigen Baguette und stopft das Wachsteil in den Mund von dem Schmetterling. Schmatzend fliegt das kleine Ding davon.
"Guck nicht so doof! Noch nie was von Wachsfiguren gehört?"
Verwirrt blickt Mia sie an und schüttelt den Kopf, denn so etwas hat sie noch nie gesehen.
"Die Menschen von heute.", sie seufzt, dann fährt sie weiter, "Ich bin Madam Tsunads´ und unter meinen Händen erwacht das Wachs zum Leben. Ich bin das Lebenselixier von dieser magischen Welt und bin nur Königin Orochimaru unterstellt. Verstanden?"
Verwirrt nickt Mia, obwohl sie es nicht wirklich verstanden hat.