Fanfic: Schnee.

Kapitel: Snow-covered traces

Snow-covered traces

Murrend drückte sie Bepo an sich, die fahle Wintersonne riss sie aus dem noch so schönem Schlaf. Halb auf dem Boden, halb auf ihrem Sessel lag sie da. Wie kam sie bloß in diese Lage? Bepo noch fest an sich gedrückt, starrte sie noch schlaftrunken um sich. Aufstehen wollte sie nicht - noch nicht. Protestantisch erhob sie sich mit Bepo.
,Ob ich noch ein Bett brauche?`, dachte sie, legte Bepo auf einen der Bücher - ,Warrior Cats’ stand darauf, einer der wenigen Lichtblicke in der Welt der Sachbücher - ab und schlenderte Richtung Bad. Teilnahmslos starrten Bepos glänzend schwarze Augen in die Ferne, das Licht spiegelte sich darin.
Vor dem Waschbecken erinnerte sie sich, dass sie noch eine Arbeit über die englische Geschichte des 16. Jahrhunderts schreiben musste. Sie ließ einen entnervten Laut von sich; sie wollte Anderes machen, nur nicht das.

„Da muss ich durch.“, murmelte sie, sah sich im Spiegl und spritzte sich zwei handvoll Wasser ins Gesicht. Plötzlich war ein sanftes Maunzen zu hören.

„Ich komme.“, sagte sie und steckte sich eine blaue Zahnbürste mit Zahncreme zwischen die Zähne und wieder war ein Maunzen zu hören, dieses Mal klagend, begleitet von einem Kratzen an etwas Glattem entlang. Eilig tapste sie in die Küche.
Vor einem der Schränke hockte sich sich hin und kramte zwischen den vielen anderen Sachen nach Etwas ganz bestimmtem. Wieder ein Maunzen und noch mehr Gekratze. Nach einigem Gewühle fand sie das Objekt ihrer Begierde und eilte schleunigst zum Ursprung des Kratzens. Am Fenster saß eine Katze. Ihre Pfoten nass vom geschmolzenen Schnee. Etwas ungeschickt öffnete sie das kleine Döschen mit dem Thunfisch darin und legte es auf die von Schnee bedeckte Fensterbank. Gierig stürzte sich das schwarzweiße Kätzchen auf seine Mahlzeit. Malaika sah auf die Straße. Fast kahle Büsche, in denen man noch die Zeichen des Herbstes sehen konnte, und Bäume versperrten ihr die uneingeschränkte Sicht, aber den Schneematsch konnte sie dennoch sehen. Schnee vom Vortag, der von Autos verunreinigt wurde und der sich nun an der Bordsteinkante aufhäufte. Sie nahm ihren Blick von diesem Ekel des Winters und tippte der Katze mit dem Zeigefinger ans Köpfchen. Diese ließ es sich nicht anmerken; fraß unbeirrt weiter. Während die Katze weiter seine Mahlzeit zu sich nahm, ging sie zurück ins Bad und spülte sich erstmal den Mund aus. Zurück ans Fenster, wo sie eigentlich das Kätzchen erwartete, war es doch nicht mehr… Es saß unter einem der Büsche und betrieb ganz fleißig seine Fellpflege. Mit einem Mal bemerkte sie, wie kalt es doch war - viel zu kalt. Wärmend verschränkte sie ihre Arme um ihrem Körper, auch wenn sie T-Shirt und Hose an hatte, jedes Jahr schaffte es der Winter ihr das letzte bisschen Wärme aus dem Körper zu hauchen, was auch nicht sehr verwunderlich ist, bei ihrer Kleidung…

Schnell drehte sie die Heizung auf drei, lugte mit dem Kopf wagend aus dem Fenster in die Eiseskälte und entdeckte das Tunadöschen kopfüber im Schnee. Erst sah sie die Konserve missbilligend an, so als hätte dieses Stück Metall ihr etwas angetan, sah jedoch zum Kätzchen und lächelte.

„Lässt du es da liegen?“, fragte eine männliche Stimme und sie schreckte zurück. Langsam streckte sie ihren Kopf mehr nach draußen, in Richtung der Stimme und sah ihren Nachbarn, der eine Zeitung in seinem mit Handschuhen bekleideten Händen hielt.

„Guten Morgen, Mihawk. Ich denke nicht, dass ich es da liegen lasse…“, begrüßte sie ihn und deutete kurz ein Winken mit ihrer rechten Hand an. Die Kälte stach merklich schmerzhaft in ihrer Hand. Er nickte ihr nur zur Begrüßung zu, klopfte seine Stiefel auf der kleinen Treppe ab und ging in seine Wohnung. Sie hörte noch, wie er ein Fenster öffnete - und das bei dieser Kälte -, um frische Luft hineinzulassen und wie er seine Kaffeemaschine anschaltete, die kurz danach mit Geratter an die Arbeit ging.. Dieses Geräusch rief ihr in Erinnerung, dass sie jetzt unbedingt eine Tasse Kakao brauchte und somit schloss sie das Fenster.

Das Kätzchen saß schon eine Weile nicht mehr unter dem Busch, ihre Pfotenabdrücke fuhren entlang des Schnees; sie ging wieder ihres Weges.

Als Kellnerin in einer kleinen Kneipe kannte sie alle, die oft, regelmäßig und ab und an vorbeikamen. Sie kannte die Vorlieben der Kunden, hörte ihnen bei ihren Geschichten zu. Geistesabwesend in die Gegend starrend polierte sie mal wieder eines der Gläser. Sie dachte darüber nach, ob es heute noch schneien würde und über die Fischkonserve, die immer noch im Schnee lag. Kritisch gegenüber ihrer eigenen komplexen Gedankengänge hob sie eine Augenbraue und stellte das nun fertig polierte Glas zu den anderen Gläsern, die mit dem neu hinzugekommenen, um die Wette funkeln konnten. Das Tuch hängte sie unter das Waschbecken, ein Haken stand für das Tuch bereit. Notdürftig trocknete sie ihre leicht feuchten Hände an ihrer Schürze ab und wendete sich der Stereoanlage zu, die ihrer Meinung nach unbedingt andere Musik hören ertönen lassen sollte.
Ihr Gesicht wenige Zentimeter von dem Wunderwerk der Technik entfernt kniff sie kurz beide Augen zusammen und dachte nach.
Welches Lied sollte dieses Gerät spielen?
Eilig drückte sie immer wieder denselben Knopf, stoppte und wartete, welches Lied wohl kommen würde.

I've been roaming around, I was looking down at all I see
Painted faces fill the places I can't reach
You know that I could use somebody
You know that I could use somebody


Dieses Lied gefiel ihr. Leise summte sie die Melodie mit. Ohne, das sie es merkte, öffnete sich die Tür. Mit schweren Stiefeln trat ein junger Mann herein. Seine Hände versteckt in seinen Jackentaschen haltend lugte die heutige Zeitung heraus. Mit großen Schritten kam er der Theke näher, auch sie bemerkte nun seine Aufmerksamkeit.

„Ace?!“, fragte sie verwundert und sah auf ihre Armbanduhr. „Ist es nicht ein wenig früh?“

„Es ist nie zu früh.“, antwortete er ihr grinsend und fügte hinzu: „Aber deswegen bin ich nicht hier.“

Sein Gesicht nahm ernste Züge an; er setzte sich auf einen Hocker, nahm seine Hände mitsamt der Zeitung raus und legte ihn ihr hin.

„Les dir das mal durch.“ Mit dem Zeigefinger zeigte er auf den Artikel, den sie sich durchlesen sollte.

Verwunderung war in ihrem Gesicht zu sehen; sie setzte sich ihre Lesebrille auf die Nase, die in einer Ecke der Theke rum lag und starrte gebannt auf das bedruckte Papier. Ihre Augen wanderten darüber, Interesse gab es keine, bloß überfliegen wollte sie es.

„Hä?“, kam der allseits bekannte ‚Was-is‘n-das?‘-Laut von ihr und sie sah Ace mit fragendem Blick an.

„Das meinen die doch net Ernst, oder? Also ich denke nicht, dass der Frankfurter Weihnachtsmarkt von den Typen gesprengt wird, die auch das in New York angerichtet haben.“

„Was wenn doch? Dann stecken wir mitten drin!“

Das überzeugte sie nicht. Wie oft sollte das schon passieren? Hier? Das würde doch immer woanders passieren!

„Mach dir keine Sorgen, Ace.“ - Sie selbst zweifelte an ihre eigenen Worte. - „Es wird alles gut.“

Auch als sie wieder, sehr müde, nach Hause schlenderte, bekam sie dennoch diesen Gedanken der Gefahr nicht aus ihrem Kopf. Vor der Tür hörte sie eine Art Husten, eindeutig das ihres Nachbarn - die Grippewelle schlug wohl wieder zu. Aber dieser Laut erinnerte sie auch daran, dass die Tunadose noch im Schnee lag.
Kurz blieb sie stehen, auf die Tunadose hatte sie wirklich keine Lust, doch wer sollte sie sonst aufräumen? Ihre Füße sanken sacht in den Schnee hinein, die Konserve lag nun direkt vor ihren Füßen. Daneben sah sie noch die Spuren der Katze; langsam fiel Schnee. Darauf hatte sie wirklich keine Lust. Genau wie ihre Stiefelabdrücke, versanken auch die Pfotenabrücke unter den leichten Schneeflocken…

„Und ab damit in den Müll!“, sagte sie und verabschiedete sich auch gleichzeitig bei dem Stück Metall. Beim Reingehen in die warme Wohnung sah sie noch einen Umzugswagen in die Straße einbiegen. Aber das interessierte sie noch nicht…
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Aye, hoffe, es hat gefallen :)
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