Fanfic: The Reality

Kapitel: Experience

Wilde Klingenschläge peitschten unaufhörlich den Boden und lösten einen schrillen Kling dabei aus. Das Ziel welches sie sich jedoch gesetzt hatte war nicht die Unterlage aus Stein sondern er, einzig allein er.
Ihre Wut gleitete von ihrem trostlosem Herzen geradewegs in das Schwert über und war dazu bereit den kalten Tod zu bringen.
Es schepperte heftig und ehe sie sich retten konnte hielt er ihren Arm. Er schob sein Gesicht so nah an ihres, dass sie das Netz roter Äderchen im Weiß seiner wilden Augen sehen konnte. Dennoch spürte sie den tiefen Schmerz von ihm.
Hastig wandt sie ihren Blick ab und griff nach ihrem Schwert...


Verträumt spielte Jessica Ushiromiya mit jenem Anhänger den ihr Shannon-chan bei der letzten Verabschiedung gegeben hatte. Er funkelte im Licht silbernd-golden und war zu einem Schmetterling geformt. Das war aber nicht die Aufgabe dieses Stücks.
Es sollte dazu dienen sich an die Familie und alle Bediensteten zu erinnern. Denn das nächste Familientreffen würde erst wieder in fünf Jahren stattfinden.
Müde erhob sich der Blondschof aus dem bett und ging aus ihrem Zimmer um wenigstens Natsuhi zu berichten was sie sich als Plan ausgedacht hatte.
"Mama? Bist du da?", fragte Jessi vorsichtig in den langen Flur hinein. Schon von ihrem Zimmer aus konnte Jessica das Essen riechen was ihre Mutter wohl zu ablenken schien.
"Mama?", ertönte es gleich nochmal in der Küche.
Lächelnd sprang Natsuhi auf ihren liebevollen Kosenamen an und drehte sich um. Ihr Gesicht war so friedvoll, entspannt, glücklich wie so lange nicht mehr. Dies war auch kein Wunder wenn man als Spott der Familie galt.

Natsuhi weinte oft. Und selbst nur wenn sie eine falsche Aussage gemacht hatte und dabei die Gesichter ihrer Schwäger-und Schwägerinnen ansehen musste zersprang ihr Herz. Sie hasste die Familie und das Einzige was ihr Leben erfüllte war die Zeit in der kein Treffen stattfand oder ihre Tochter Jessica.
Bei diesem Anblick konnte Jessica ihren Wunsch nicht äußern, sie würde alles kaputt machen. Kopfschüttelnd schluckte sie ihre Gefühle runter und half ihrer Mutter, denn Kraus würde bald von der Arbeit wieder kommen.

Er musste sich einen Weg genommen haben den sie nicht kannte. Inmitten des Rosengartens gab es einige Abzweigungen und irgendwo musste er schließlich sein.
Ihre Hände fingen an wie heiße Kohlen zu glühen und versuchte die Hecke, welche eben geraschelt hatte den Gar aus zu machen.
Zu langsam, denn er konnte sich viel schneller bewegen und fuhr knapp mit seiner leuchtenden Klinge an ihrem gesicht vorbei. In windeseile drehte er das Schwert um dass nurnoch die scharfe Seite in seiner Handinnenfläche lag.
Er wollte sie nicht töten, nicht traurig machen...
Er wollte sie retten!


Zusammen am Tisch zu essen war mal etwas ganz anderes für Jessica, jedenfalls so privat. Kraus aß vor Frohheit bei seiner Familie zu sein so hastig, dass er sich andauernd verschluckte. Zwar sah er dabei total cool aus aber fast am Essen zu sterben war nicht unbedingt lustig.
Herzhaft lachten die drei zusammen. Nicht nur weil Kraus sich immer mehr als dusseliger entpuppte, sondern weil sie mal ihr eigenes Familienleben hatten.
So schön hätte es auch weitergehen können, doch...
"Papa, Mama. Ich will Kanon-kun zu uns holen."
Zunächst brachte keiner der Elternteile ein Wort heraus. Das hielt Jessica aber nicht ab weiterhin energisch ihre Aussage mit einem ernsten Blick zu unterstreichen.
Wortlos ließ Kraus die Gabel sinken und säuberte seinen Mund.
"Gibt es einen Grund?", fragte er und hatte dabei seine Augen geschlossen.
Jessica hatte ihren Mund schon wieder aufgemacht und hielt dann aber doch inne. Mit wilden Sprüchen konnte sie ihre Eltern eh nicht überreden, also musste sie es vollkommen ruhig sagen.
"Seitdem Großvater ihn aufgenommen hat ist Kanon sehr alleine. Shannon ist bei George und Kanon selber... er..." Jessica wollte garnicht mehr weiter reden.
Der Gedanke dass Kanon alleine war, selbst in diesem Moment schmerzte das Mädchen ungemein dass es auch noch ihre Kehle beinahe zuschnürte.
Zwar hatte sie auch keine Freunde, dafür aber ein Zuhause und Eltern.

Kraus konnte sich das nicht mehr länger anhören. Er schlug auf den Tisch und erhob sich zugleich.
"Dieser Junge macht doch nur Ärger und kostet Geld! Wir hätten ja nichtmal einen Keller für ihn!"
Ehe Jessica dazu Justiz ergreifen konnte war ihr Vater verschwunden und Natsuhi schaute ihm nur wehleidig hinterher. Sie fand die Gründe diesen Kanon her zu holen von ihrer Tochter sehr menschlich. Doch sie war Kraus noch nie in den Rücken gefallen, aus Angst, und tat das dann eben bei Jessica.
Schnell rannte sie ihrem Mann hinterher und ließ die knirschende Jessica zurück.

Sie konnte sich seiner Anwesenheit nicht mehr aussetzen und rannte augenblicklich so schnell wie sie konnte in den Wald. Unter ihren Füßen knackten die Äste doch hinter sich waren keinerlei Schritte mehr zu hören. Hatte er aufgegeben?
Schnaufend näherte sie sich dem Tor und ließ ihre Finger an den dicken Stäben entlang gleiten. Als sie schließlich das Anwesen betreten hatte entdeckte sie die goldblondhaarige Frau beim Teetrinken.
"Beatrice! Es läuft alles ganz anders... ich... ich will das nicht!" Sie konnte das wackelige in ihrer Stimme einfach nicht unterdrücken. Belustigt lachte Beato und stellte ihre Teetasse ab.
"Du warst es doch die mich um Hilfe gebeten hatte? Dein Verlangen war wohl größer als dein Verstand!" Beatrice bekam sich garnicht mehr ein vor lachen und ließ sie einfach weinend stehen.


Nun war es schon einige Stunden her wo Jessica ihren Gedanken freien Lauf gelassen hatte. Mittlerweile war es Abends und sie hatten immernoch kein Wort miteinander gesprochen.
Während Natsuhi und Kraus draußen im Garten saßen fiel ein verdächtiger Blick von Jessica auf das freiliegende Portmonnaie ihres Vaters.
Es war falsch das wusste sie. Nach all der schönen Zeit sicher auch egoistisch.
Aber war es das nicht auch mit Kanon, ihn zurück zu lassen wo er doch so glücklich sein konnte?
Kurz kam Jessica in einen Zwispalt, wusste nichtwas gut oder böse war. Ihr Herz aber sprach eine eindeutige Sprache.
Die Zeit blieb Jessi nicht mehr übrig um die Yen noch zu zählen. Als sie aber bemerkte dass Krauss wieder reinkommen wollte nahm sie den ganzen Beutel, schnappte sich ihre Jacke und rannte geradewegs aus der Haustüre hinaus. Alles andere war jetzt egal.
Völlig in Paraneuer blickte das Mädchen eilig nach rechts und links, bis ihr der alte Drahtesel ins Auge stach. Ohne weitere Zeit zu vergeuden sattelte sie sich und trat so sehr in die Pedalen wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte.

Gekonnt huschte Jessica über das unebene Gelände. Durch ihre Schnelligkeit kam bei jeder überquerten Allee ein Zischen und langsam kroch sich ein unangenehmer Schmerz, angefangen von den Zehen, hoch in die Beckenpartie.
//Es wird alles gut ausgehen Kanon-kun!//, dachte Jessi sich. Es gab niemand der sie jetzt unterstützen würde aber sie wusste dass sie es irgendwie schaffen musste den Bediensteten weg zu holen, egal um welchen Preis.
Nach einiger Zeit hatte sie die Fähre erreicht und sprang von ihrem Fahrrad ab, den Geldbeutel vergaß sie dabei keinesfalls. Holprige Schritte führten sie Anfangs zu allererst auf den richtigen Weg, welcher sie dann zu den Docks hingeleitete.
Gerade wurden die letzten Leute eingeladen als Jessica ihre Hand empor hielt und ein lautes "Warten sie!", ausstieß.
"Ich will nach Rokkenjima, egal was sie wollen, bringen sie mich dorthin!" Eigentlich waren minderjährige nicht befugt alleine hinüber zu reisen doch Jessica versprach ihm viel Geld und so fing die kleine Fahrt an.

Unbestimmt über Ort und Zeit versank Jessica in einen kurzen Schlaf und hörte nur im Hintergrund das Wasser. Es war ein ruhiger Moment und trotzdessen das sie schlief plagten Jessica die Gedanken an ihre Eltern. Was machten sie gerade? Und waren sie sauer?
Ehe Jessica weiter darüber denken konnte legten sie schon an. Durch die Schritte der anderen Leute kam das Mädchen wieder zur Besinnung und entdeckte vor sich das weite Land. Es war nicht mehr weit bis zu Kanon. Aus lauter Vorfreude vergaß Jessica sich noch zu bedanken und rannte einfach über die ganzen Wege welche sich vor ihr erboten ohne die Gewissheit zu haben dass sie auch richtig war.
Hechelnd stand sie aufeinmal am anderen Ende des Rosengartens und entdeckte den Bediensteten wie er gerade die Karre wegfahren wollte.
Bei diesem Anblick stieg die bittere, salzige Flüssigkeit in ihre Augen und rollten in Tränenform über ihre Wange. "Kanon!", schrie sie. "Kanon-kun!!"
Erschrocken drehte sich der junge Mann um und entdeckte sie... Jessica.
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