Fanfic: The Reality
Kapitel: Together
Nun hatte Jessica ihn hier, Kanon.
Es schien immer wie ein Traum und ungreifbar. Denn nicht nur seine Art war fast unnahbar, sondern auch die Gesellschaft die ihn umgab.
Da stieß Jessica gleich der Begriff Eltern in den Sinn. Was würden sie nach ihrer Ankunft sagen und vorallem denken?
"Ka-...", wieder erhob sie ihre Stimme, doch Kanon hatte wie zuvor Halt gemacht.
Als Jessica näher auf den Jungen zulief, erkannte sie dass er mit riesigen Augen vor einem Bäckerladen stand.
Das Funkeln seiner Augen war unübersehbar und studierten jede Leckerei im Schaufenster ein.
"Soll ich dir etwas von hier kaufen, Kanon-kun?", fragte Jessica ihn inmitten des plätschernden Regens.
Kanon zuckte unwillkürlich zusammen. Seine Gedanken hatte er nicht nur woanders hingelenkt, sondern gar die Mylady beinahe vergessen.
Schnell lief Kanon an ihre Seite und neigte seinen Blick.
"Ojou-sama... ich bin nur ein Möbelstück, vergessen sie das nicht." Es war so wie immer und Kanon wusste ganz genau dass Jessica jenen Ausdruck hasste mit denen die Bediensteten immer zu reden pflegten. Mit einem Schnaufen konnte die Blondine nicht ganz ihren Missmut vertreiben also liefen sie Beide wie automatisch weiter.
Dass, was Kanons Augen aber nicht erblickten war wie Jessica sich trotzdem fest ihre schmalen Lippen aufeinander presste.
//Nur ein Möbelstück...//
Sein schwarzes Blut tropfte zu Boden wie flüssiges Blei und hinterließ eine schwarze Spur.
Genau wie sie ging ihm allmählich die Puste aus. Mitten in einer Lichtung machte er Halt und sah auf, zu den Baumkronen die vereinzelt Licht hinab ließen.
Ihr Lächeln war einst genauso strahlend, dachte er sich, und verliehem seinem Herz den Glanz, den es schon längst verloren hatte.
Ein ironisches Grinsen umspielte seine Lippen gekonnt in dem Moment wo er feststellte, dass er Kinzo irgendwie ähnlich war.
Sein Fuß schritt zur Seite um die Suche nach ihr fort zu setzen. Doch das war garnicht mehr nötig. Weit oben in der Luft, an einem "Spieß" erhängt, dort war er nun und umstrich bleich die Wunde wo sich jener Gegenstand durchbohrte.
Ihre Kräfte waren herausragender als angenommen und ließen dazu noch Dinge erscheinen die wie aus dem Nichts sich auftaten.
"Wieso?! Wieso hast du sie getötet?!", erklang ihre Stimme schrill.
Seine Augen waren viel zu trüb um gewisse Mimiken von ihr einfangen zu können, die Silouette enttarnte sie jedoch.
"Du... verstehst es falsch..."
Ebenso kraftlos wie er dort hing war auch seine Stimme, die in wenigen Sekunden verklang.
"Sei ruhig! D-du... bist ein Mörder!"
"Ojou-sama?"
Nun war es Jessica die erschrickte.
"Tut mir leid Kanon-kun."
In letzter Zeit waren Jessis Gedanken von ganz komischen Dingen befallen, die sie natürlich ablenkten. Niemand hatte sie davon erzählt. Aber... was war es bloß?
Jessica hatte schon den Haustürknauf umfasst und öffnete schließlich die Tür, welche komischerweise nicht verschlossen wurde.
Eine stickige Luft kam den beiden entgegen, was darauf zu schließen war dass niemand seit Jessicas Verschwinden gelüftet hatte.
Tappsige Schritte bahnten sich den Weg zum Wohnzimmer.
"Vater? Mutter?" Unglaubliche Angst hatte das Mädchen noch gehabt Ärger zu bekommen und Kanon loslassen zu müssen. Nun aber waren sie allein.
Kanon selbst derweil konnte seinen Augen garnicht trauen.
Sonst kannte er nur die Villa. Jessicas Häuschen war aber so klein und gemütlich, dass er dann doch eher dies hier als Luxus empfand.
Unauffällig wollte Kanon sich zwar verhalten, bei den Dingen aber die er sehen durfte ging das Rückstecken der Neugierde nicht mehr.
"Wieviel Bedienstete haben sie hier Ojou-sama?"
In der Villa waren sie schon sehr mit den vielen Arbeiten beschäftigt um es so schön wie hier aussehen zu lassen. Wieviele leute brauchte dann die Blondine?
Wäre dies aber Jessicas einzige Sorge gewesen würde es ihr nun um einiges besser ergehen.
Ihr Kopf fühlte sich so an als würde er jede Sekunde zerplatzen. Gar drückten sich die Adern wie frisch gegossenes Metall gegen die Schädeldecke und ließen Jessicas Sinne zunehmend verschwimmen.
Ein verzweifeltes Lächeln spiegelte sich auf den Lippen von Jessica als sie sah, wie Kanon sofort aufgesprungen war um sie vor dem drohenden Schwächeanfall zu halten. Er redete auf sie ein und trotzdem vernahm Jessica keinerlei Geräusch.
Noch einmal schlug ihr Herz heftig in der Stille die sich um sie bildete, dann wurde alles urplötzlich dunkel. Dunkler als die tiefste Nacht...
Es klirrte heftig und kaum war dieses Geräusch verschwunden öffneten sich Jessicas Augen.
Der Untergrund fühlte sich flauschig weich an, sie war in ihrem bett. Vor jenem Möbelstück war das selbsternannte, Kanon, mitsamt einer Tasse Tee bewaffnet.
"Kanon...", murmelte sie. Jessica spürte wie ihre Kehle anfing zu brennen und wie durch einen Zufall wurde ihr zeitgleich die Tasse vorsichtig in die Hände gedrückt.
Bei diesem kurzen Moment streiften sich beider Finger welche nicht hätten kälter sein können.
Erschrocken wich Kanon mit abgewandten Blick zurück.
"Sie haben den ganzen Tag durchgeschlafen Mylady, und waren ohnmächtig.", nuschelte Kanon halbherzig daher und vergeudete keine Sekunde um seinen Blick ihr zu zu wenden. Es wäre nicht falsch, dennoch war diese unaufhaltbare Blockade vorhanden.
Erschrocken verschluckte Jessica sich an ihrem Tee.
"Was?!"
"Mylady, sie haben die Nacht-", versuchte Kanon sich nocheinmal auszuführen, doch Jessica sprang teufelswild aus dem Bett und wedelte mit ihren Armen.
"Wir müssen doch zur Schule!", brüllte sie durch die Wohnung auf dem Weg zum Bad.
Verdattert blieb Kanon in Jessis Zimmer zurück. Dass ihre Eltern nachwievor weg waren hatte das Mädchen wohlmöglich bemerkt und auch die Tatsache dass Kanon schon alles vorbereitet hatte. Er hatte sie zu Bett gebracht, Frühstück gemacht und heimlich auch Ordnung geschaffen in das kleine Chaos worüber Jessica herrschte.
Selber hatte der junge Mann aber kein Auge zugetan. Was war das hier alles überhaupt? Kumasawa hatte ihn einmal über das Spiel Verstecken aufgeklärt und würde er das mit dem hier vergleichen...
Kanon hatte keine Ahnung dass seine sarkastische Ader mal kurz auflebte aber dass was er wusste war, dass Jessica etwas bedeutendes gesagt hatte.
"Wir, zur Schule gehen...", wiederholte seine müde Stimme stumpf. Zumindest Genji musste er darüber informieren und stürmte zum Telefon im Wohnzimmer.
In der Villa brauchte er doch auch nur auf Wahlwiederholung drücken...
Also tat Kanon dies auch.
Unwillkürlich streifte sein Blick einen Zettel neben dem Gerät.
Ich und Nat... zu... 17.3. ... 16:00... Konhou...
Einige Stellen waren mit Tinte etwas verwischt und dadurch unleserlich, doch Kanon verstand gleich auf was dies hinauslaufen würde.
Jessicas Eltern wollten heute irgendwohin, wieso aber wusste Jessica nicht Bescheid?
"Gayhotline 1000, wie kann ich dir helfen süßer?", ertönte es am anderem Ende der Leitung und riss Kanon völlig aus dem Gedanken. Er war sich nicht im Klaren was ein "Gay" war.
Kanon leitete es einfach von Genji ab, wieso er sich aber einen solch kuriosen Spitznamen gab und Kanon mit "Süßer" begrüßte... nein, das war selbst für die Rotmütze zuviel Merkwürdiges aufeinmal.
Kaum wollte der verwirrte Junge berichten stand Jessica wie frisch aus dem Ei gepellt vor ihm.
"Ich rufe dich nachher nochmal an Genji.", murmlelte Kanon in den Hörer und legte auf. Mehr blieb dem Jungen auch garnicht übrig, denn hastig wurde seine Hand ergriffen.
"Wer war das Kanon? Meine Eltern?"
Reflexartig nickte das Schwarzhaar. Er wollte nicht dass Jessica in Sorge war.
Es war alles okay und musste nurnoch nachgeprüft werden, doch von seinem Nachmittagsplan würde sie nichts erfahren.
Jessica grinste breit und beide schritten sie aus dem Haus, ohne zu wissen dass der heutige Schultag nicht das einzige neue Ereignis sein würde.
Kanon umfasste den kleinen Zettel, welchen er mitgenommen hatte fest.
Was auch immer ihre Eltern vor hatten, es bedeutete nichts Gutes. Und kanon würde auch herausfinden Was.