Fanfic: The Reality
Kapitel: But...
Ein trockenes Gefühl benetzte meine Lippen und versiegelten diese so fest wie ein Bann.
Kurz ein Schrei, männlich und erschöpft. Danach nur ein zermürbendes Knacken und die ach so bittende Stimme war dem Nichts gleich.
Ich versuchte meine Augen inmitten desser zu öffnen, doch es ging einfach nicht. War ich tot?
Etwas irritiert fingerte ich meine Kleidung ab, auf der Suche nach dem schützenden Anhänger der alles Böse vertreiben sollte. Ebenso wie alles andere war er aber nicht mehr vorhanden und das Einzige was ich noch spürte war ein warmer Windstoß der meinen Körper leicht in dieser Kälte des Nichts zu wiegen schien. „Willst du deine Kräfte nicht wieder eintauschen, Jessica-Beatrice?“
Ungeduldige Schritte trabbelten neben Jessicas Kopf. Mehrere Stimmen wuselten durch den Raum und aller Tonlagen zu entnehmen war es kein erfreuliches Ereigniss.
Noch völlig verschlafen bemerkte Jessica erst jetzt ihre Lage: Das, was sich so hart und irgendwie auch ziemlich kalt unter ihrem Körper erebnete stellte sich als der Klassenraumsboden heraus.
„Man hat die Nerven auf'm Boden zu pennen... sabbert auch noch im Schlaf alter...“, brummte ein Mitschüler gehässig im Getümmel daher und kassierte von seinem Nachbarn einen Schlag in die Rippe.
Glücklicherweise war Jessica noch garnicht aufnahmefähig. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und schlotterten identischerweise genauso während sie versuchte sich zu erheben.
//Dass auch immer mir sowas passieren muss...//
Gerade als das Mädchen drohte erneut Halt zu verlieren packte sie eine samtige Hand am Arm.
Es war Kanon, keine Frage.
Seine Augen blitzten auf, so emotionslos und kalt wie immer. Etwas betrübt ließ Jessica den Kopf hängen und entzog sich den neugierigen Augenpaaren ihrer Schulkameraden.
„Kommen sie Mylady. Lassen wir uns gehen.“
Frischer Kamillenduft stieg in der Luft auf.
Kanon brühte, wie er es auch immer im Anwesen machte, einer von Jessicas lieblings Teesorten.
Vorsichtig beugte der junge Mann sich zur Blondine hinab und führte den Tassenrand an ihre schmale Lippen.
Mit großen Augen musterte sie zuerst ihn und nippte dann schließlich.
„Geht es ihnen schon besser Mylady?“
Das Bett neigte sich dem Gewicht von Kanon hinab. Anstatt einer Antwort erhielt er hingegen eine langgezogene Schnute. Und ehe er sich versah packte Jessica ihn auch schon an seinen vorderen Strähnen, was letztendlich doch nur als zärtliche Gewalt einzustufen war.
„Ich habe dir doch gesagt du sollst mich nur Jessica nennen!“
Eine Art Schweigeminute trat in den Raum, während beide sich stur in die Augen sahen.
Jessica sah mürrisch aus und strich nebenher nervös gegen die Struktur von seinem schwarzen Haar, wohingegen Kanon äußerst neutral erwiederte.
Wo war dieses aufgeschmolzene Verhalten von Gestern hin? Und das vor der Schule?
Seufzend plumpsten ihre Hände auf die Decke des Krankenbettes, wohin Kanon sie geführt hatte.
Seitdem sie die ersten Stunden hier waren verhielt Kanon sich so... anders. Oder doch eher so wie immer.
Es hatte alles an sich gut angefangen und dann... dann war alles Dunkel. Mitten im Unterricht, während Kanon versuchte sich wie ein braver Schüler dem Geschichtsunterricht zu fügen.
Nur eine Stimme an die sich Jessica erinnern konnte hatte ihr etwas zugesprochen und ihr sozusagen wieder die Augen geöffnet. Als normalen Schlaf konnte man das nicht einstufen, das war wohl Beiden bewusst.
„Kanon!“, ertönte es dann aufeinmal ihrerseits. Der Aufgerufene hatte sich schon längst abgewandt um die Teekanne zur Schwester zurück zu bringen, dennoch gab er sich die Muße nochmal Kehrt zu machen.Ein freches Grinsen empfing ihn.
„Lass mich den Tee noch schnell austrinken und dann gehen wir weiter, okay?!“
Nein, Jessica hatte sich nicht geirrt. Kanon war in der Tat anders geworden. Und das bemerkte sie nicht nur in der Art wie förmlich er mit seinen filigranen Händen versuchte ihr die Jacke über zu stülpen sondern auch seine scheinbare Abwesenheit.
Wieder aus dem Krankenzimmer raus nahmen sie sofort den Weg zur Caféteria.
Allerlei Gesichtsausdrücke wurden Kanon zugeworfen der wie ein Geist durch die Flure zu wandeln schien. Sein Gesicht hatte die Blässe vom frisch gefallenen Schnee und zeigten auch keine Reue als er versehentlich einen Unbekannten anrempelte.
Leicht kichernd beobachtete Jessica wie seine rotfarbende Mütze dabei zu Boden glitt und er viel zu irritiert mit der Situation und vorallem der Entscheidung war, nun die Mütze aufzuheben oder sich zu entschuldigen.
Stammelnd warf Kanon hilflos einen Blick zu Jessica, die sich schon bückte.
Doch der nächste Moment entlastete Kanon so ziemlich, denn ein doch allzu bekanntes Gesicht ragte geradezu in sein eigenes.
„Yo!“
Verdattert blinzelte Kanon Battler an und murmelte etwas Unverständliches daher. Sichtlich glücklich umfasste Kanon sein Mützchen sobald seine Fingerkuppen sich förmlich in den Stoff bohrten.
„Was machst du denn hier?“, fauchte Jessica ihren Cousin nicht gerade begeistert an und verschränkte die Arme missmutig.
„Meine Freundin hat hier Unterricht.“, fing Battler strahlend an. „Sie gibt irgendeinen Krimskrams als extra Kurs... hab' den Namen vergessen, aber sehr interessant!“
Ja, das war Battler wie er leibte und lebte. Auch der Moment in dem Jessicas Oberweite Battlers Augen wie zwei Magnete anzogen verdeutlichten dies. Die Lockerheit die Kanon einfach nicht besaß.
Doch auch dem Schwarzhaar war Battlers Glotzerei nicht entgangen. Zuerst war der Servant der Annahme der Ushiromiya brauchte Hilfe oder hatte einen Wunsch, seinem Blick nach zu urteilen.
Als er dann aber diesem genannten Blick genauer folgte stellten sich seine Haare wie elektrisiert auf und ließen seine Wangen so sehr erröten, dass er mit einer Tomate hätte konkurieren können.
Wegsehen tat er hingegen auch nicht...