Fanfic: Eiskalte Liebe

Kapitel: Kapitel 6 – Wie im schlechten Film

Wie im schlechten Film

„ICH FASS ES NICHT“
Das waren die Worte, die sie Seto Kaiba entgegen schmetterte, als er vor ihrer Wohnungstür stand.
Viel mehr hätte sie wohl auch nicht sagen müssen um ihre momentanen Gedanken und Gefühle auszudrücken.
„Sag mal, machst du das extra?“ fuhr sie ihn an und im selben Augenblick fragte sie sich, ob er wohl vorher gewusst hatte wem er seinen kleinen Bruder anvertraute.
Seine Miene jedenfalls verriet nichts. Gar nichts. Keine Überraschung, keine Aufregung, einfach nichts.
Kühl wie immer musterten seine Augen das Mädchen, welches noch immer kreidebleich und fassungslos in der Tür stand.
„Na, eine nette Begrüßung stelle ich mir anders vor, aber was habe ich auch von DIR erwartet.“ murmelte er und sie hörte deutlich die Belustigung in seiner Stimme.
Jelanas Augen formten sich zu kleinen Schlitzen. Was nahm er sich da heraus?
Sie setzte ein Lächeln auf, dass ungefähr dem unechten und übertrieben Lächeln einer Verkäuferin glich, die ein Parfüm verkaufen sollte, was ihren Würgereiz stark strapazierte.
„Komm doch rein Mokuba. Aki ist in seinem Zimmer, zweite Türe rechts!“
Mokuba nickte, verabschiedete sich kurz von seinem Bruder und verschwand hinter ihr in der Wohnung.
Ein paar Sekundenlang standen Seto und Jelana sich gegenüber ohne etwas zu tun oder zu sagen, dann ging er jedoch plötzlich einen Schritt auf sie zu.
Sie dachte ihr Herz würde stehenbleiben. Was hatte er vor?
Bevor sie in Versuchung kam ihm eine deftige Ohrfeige zu geben verstand sie, dass er in die Wohnung gehen wollte.
In IHRE Wohnung.
Sie schaltete blitzschnell und ehe er sich versah hatte sie die Wohnungstüre so geschlossen, dass nur noch sein Fuß, der zwischen Tür und Rahmen stand diese offen hielt.
„Und wann holst du deinen Bruder wieder ab? Ich meine nur, damit ich mich seelisch darauf vorbereiten kann, dass du hier wieder antanzt.“ knurrte sie.
Strike!
Oder doch nicht?
Seto ließ das alles unbeeindruckt und die Belustigung war noch immer nicht aus seinem Gesicht verschwunden. Was zur Hölle wollte er denn?
Was auch immer er wollte – er bekam es.
Mit einem Handgriff hatte er die Tür wieder geöffnet, die Jelana krampfhaft versucht hatte zuzuhalten, und ehe sie sich versah stand er neben ihr im Flur.
Schnaubend knallte sie die Türe zu. „Ok was willst du hier? Den Babysitter spielen? Glaub mir, dass kann ich schon ganz gut allein!“ fing sie an. Dass er sie offenbar gar nicht beachtete machte sie rasend vor Wut.
Sein Blick flog durch die kleine Wohnung in der sie normalerweise zu viert lebten. Ein Glück, dass ihre Mutter und Jelana am gestrigen Tag noch fleißig geputzt und aufgeräumt hatten, sonst wäre sicherlich ein dummer Spruch gekommen.
Aber was bildete sie sich ein? Irgendeine abwertende Bemerkung würde sowieso fallen, denn er, Mister-Ich-Hab-Alles-Du-Hast-Nichts, war definitiv höheren Lebensstandard gewohnt.
„Seit wann lebst du hier?“ fragte er sie plötzlich. Seine Stimme klang ernst und die Belustigung war komplett verschwunden. Sie runzelte die Stirn.
Noch immer war sie davon überzeugt, dass er sie fertig machen würde.
„Schon immer, wieso?“ fragte sie deswegen unfreundlich.
Er antwortete nicht. Verdammt! Wieso antwortete er nicht? Was war nur mit dem Kerl los? War er nun völlig übergeschnappt?
Sie wollte gerade weiter fragen, als er etwas murmelte. Ganz leise.
„Du erinnerst dich also nicht!“
Das war was sie verstanden hatte. Es ergab aber für sie keinen Sinn. Sicherlich hatte sie sich verhört.
„Was? Was hast du gesagt?“
Als sie ihn eindringlich mustern wollte fiel ihr auf, dass er an ihr vorbei gegangen war und auf die Tür zusteuerte.
„Hey, warte.“ rief sie. Er konnte sie doch jetzt nicht einfach stehen lassen. Wieso stellte er so seltsame Fragen?
Mit den Worten „Ich bin um sieben zurück um Mokuba abzuholen“ verließ er die Wohnung und schloss die Tür hinter sich.
Jelana blieb allein und völlig perplex im Flur zurück.
„Was war das denn für ne Aktion?“ fragte sie sich leise. Jetzt verstand sie wirklich nichts mehr.
Ihre Ratlosigkeit machte sie wütend.
Ihr fiel auf, dass sie in letzter Zeit wirklich oft wütend war. Irgendwann würde sie noch einen Herzinfarkt kriegen wenn das so weiter ging.
Angenervt trat sie gegen den Türrahmen und wollte sich gerade mit viel Schwung auf die Couch werfen, als es erneut klingelte. Hatte er etwas vergessen? Wollte er sie doch aufklären?
Etwas unbeholfen stolperte sie zur Haustüre und öffnete diese. In Gedanken hatte sie sich schon ein paar Sprüche warmgehalten, diesmal wollte sie schlagfertiger sein.
Als sie jedoch sah, dass nicht Seto vor ihr stand stockte ihr der Atem. Vor der Türe stand ihr großer Bruder, rechts von ihm befand sich ein Polizist.
Sie wusste nicht was sie sagen sollte, zu verwirrt war sie. Neben dem Schock, der sie übermannte, spürte sie tiefe Erleichterung, denn nun wusste sie, dass es ihrem großen Bruder gut ging.
„Ist Deine Mutter zu sprechen?“ fragte der Polizist, ein großer Mann mit breiten Schultern.
„Ehm, nein sie ist arbeiten.“ stammelte sie.
„Ich habe ihn unter einer Brücke aufgegabelt und ich dachte es sei besser ihn hier vorbei zu bringen.“
Jelana war verwirrt. Ihr Bruder war 19 und weil er unter einer Brücke herumstreunerte brachte ein Polizist ihn nach Hause? Hatte er vielleicht noch was verbrochen?
Erst jetzt sah sie auf und musterte den Polizisten genauer. Jetzt verstand sie.
„Herr Yamada“ rief sie erleichtert. „Entschuldigen Sie, ich habe sie nicht gleich erkannt. Ich danke Ihnen, dass sie ihn vorbei bringen...Hat... hat er sonst irgendwas angestellt?“
Natürlich, wieso hatte sie ihn nicht sofort erkannt? Vor ihr stand ihr ehemaliger Nachbar. Ihre Mutter und er hatten sich früher oft zum Kaffee trinken getroffen und waren somit eng befreundet.
„Mh. Mit Sicherheit hat er noch was angestellt.“ fing Herr Yamada an, lächelte jedoch dabei.
„Aber da ich ihn dabei nicht erwischt habe, können wir ihm nichts anhaben. Da hat er wohl mal wieder Glück gehabt. Ich hielt es trotzdem für besser ihn nach Hause zu bringen.“
Jelana war den Tränen nahe.
„Dankeschön“ murmelte sie.
Takumi ging wortlos an ihr vorbei, verabschiedete sich nicht von dem Polizisten.
„Glaubst du du kommst mit ihm allein klar?“ fragte der fürsorgliche Bekannte noch einmal und als Jelana das nickend bestätigte verabschiedete er sich.
Sie schloss die Tür und drehte sich langsam um. Zwar war ihr großer Bruder an ihr vorbei gegangen, doch er stand noch im Flur und sah sie nun an. Sie konnte seinen Blick nicht deuten. War das Wut die sich da widerspiegelte? Ihr war als spürte sie den Schlag erneut, den er ihr vor der Kneipe versetzt hatte und sie bekam es ein wenig mit der Angst zu tun. Ob er betrunken war? Er sah besser aus als damals, aber was wenn sie sich täuschte und er irgendwelche Drogen genommen hatte oder so? Sie hatte doch keine Chance gegen ihn. Na super und sowas auch noch, wo ausgerechnet Seto Kaibas Bruder zu Besuch war. Wer wollte sie denn da mal wieder ärgern? Ihr Leben hielt sich wohl für unglaublich witzig.
Mit Schrecken wurde ihr klar, was sie da gerade dachte. Solche Gedanken hatte sie noch nie gehabt, nie haben müssen. Sie versuchte sich zu beruhigen.
„Wo warst du die ganze Zeit?“ fragte sie vorsichtig.
Man hörte ein Klacken und ehe er antworten konnte war Aki in seine Arme gerannt.
„Großer Bruder du bist wieder da“ rief er strahlend. Unmerklich verkrampfte Jelana.
„Werd vernünftig!“, dachte sie, „das ist noch immer dein Bruder. Er wird dir und den Kleinen nichts tun!“
„Bleibst du diesmal? Du gehst nicht mehr weg, oder?“ Aki war außer sich, während Mokuba sich offenbar für ihn freute, denn lächelnd stand er neben ihm.
„Ja, diesmal bleibe ich.“ versicherte er, dabei sah er Jelana in die Augen.
Lügner.
„Komm Aki. Geh mit deinem Freund spielen. Wir spielen später was zusammen, ok?“
Aki nickte, sah sich nochmal um, um sich zu versichern, dass sein großer Bruder wirklich blieb wo er war und ging dann zu seinem Freund.
„Ehm, wollt ihr nicht etwas draußen spielen?“ fragte Jelana schnell. So konnte sie Takumi in Ruhe zur Rede stellen, ohne sich um die Beiden zu sorgen.
„Au, ja“ rief Aki. „Komm Moki, obwohl Herbst ist ist das Wetter ganz gut, das müssen wir ausnutzen!“
Schnell waren die Beiden in ihre Jacken geschlüpft und rannten laut stampfend durch den Flur nach draußen.
Jelana und Takumi blieben schweigend zurück.
„Hast du Angst, dass ich den Beiden was antue oder wieso haste die raus geschickt? Kommst doch sonst nicht auf solche Ideen.“
Sein breites Grinsen jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
„Ehm, quatsch. Wie kommst du denn darauf. Wie Aki schon sagte, er sollte das Wetter aus..“
„Laber keinen Scheiß!“
Jelana zuckte zusammen. Das war nicht ihr Bruder. Ihr Bruder hätte nie so mit ihr geredet. Was war nur los mit ihm?
„Wieso bist du so?“ fragte sie leise, ihre Stimme versagte beinahe.
„Geht dich nix an. Du würdest es sowieso sofort verdrängen, wie du es doch immer so gerne tust, nicht wahr 'Schwesterchen'?“ Sie hörte deutlich den Sarkasmus in seiner Stimme.
„Was?“
„Vergiss es!“ er verschwand in seinem Zimmer und verschloss die Tür.
Wieder stand Jelana verwirrt und allein in dem dunklen Flur. Was war nur heute los?
Sie hätte ihren Bruder gerne weiter gelöchert, doch sie traute sich nicht. Würde er noch mehr solcher Dinge sagen und sie verwirren, würde sie durchdrehen.
Seufzend ließ sie sich auf der Couch nieder. Sie wurde heute einfach nicht aus den Aussagen der Anderen schlau. Ob das an ihr lag?
Ihr Schädel brummte. Bekam sie etwa schon wieder Migräne? Etwas genervt stand sie wieder auf und ging an den Badezimmerschrank in dem sich die
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