Fanfic: Eiskalte Liebe
schnell.
Sayu musste lachen. Die Schimpfwörter wollte sie Jelana schon lange abgewöhnen. Mittlerweile genügte ein Blick um sie davon abzuhalten welche zu benutzen, aber da Jelana nicht einfach mitten im Satz abbrechen wollte, entstanden solche Sätze und aus einem Arschloch wurde schnell ein Schaf.
Doch plötzlich runzelte Sayu die Stirn. „Moment mal. Kaiba? DER Kaiba?“ fragte sie ihre Freundin, die sich gerade ihr Brötchen in den Mund schob und nur mit den Schultern zuckte.
„Wenn du den Blödmann meinst, der die Kaiba Corporation leitet und damit angibt wie ich weiß nicht was – ja das ist er!“ hörte man Joey rufen. Sein Brötchen hatte er offenbar schon aufgegessen.
Sayus Blick schweifte durch die Kantine – es schien als suche sie jemanden oder etwas. Plötzlich deutete sie auf zwei Jungs, die am Fenster saßen und gerade mit dem Salat, der eigentlich auf die Brötchen gehörte, herum warfen.
„Die haben gesagt, dass er am Wochenende ein Turnier veranstaltet. Ein Duel Monsters Turnier.“ erinnerte sie sich. Der kleine Junge, der sich später als Yugi herausstellte, nickte.
„Ja, das stimmt. Joey und ich sind auch dabei. Es ist diesmal nur was kleines. Normalerweise sind seine Turniere immer sehr aufwändig und gehen über ein paar Wochen.“ sagte er.
So so, Duel Monsters also. Jelana schluckte den letzten Bissen ihres Brötchens hinunter.
„Ich hab noch nie ein ganzes Duell gesehen.“ sagte sie etwas in Gedanken, „Das wäre sicherlich mal interessant.“
Sie hatte nicht bemerkt, dass die zwei Jungs, auf die ihre Freundin gerade gedeutet hatte, hinter ihnen standen.
„Euch lassen die doch gar nicht da rein! Domino South Schüler sind da ungern gesehen!“ sagte einer der Beiden gehässig.
Jelana reichte es mittlerweile. Sie war wütend und ihre anfängliche Schüchternheit verflog für sie untypisch schnell. Wieso wurden sie immer sofort nach ihrer Schule beurteilt?
„Man halt die Klappe“ murrte sie.
„Weißt du.. die Karten sind sowieso schon ausverkauft. Aber auch so würde das nichts geben.“
Jelana wurde immer wütender.
Sayu wusste genau, dass Jelana meist Dinge sagte, die sie später bereute, wenn sie einmal in Fahrt war – so wahrscheinlich auch jetzt, doch sie war nicht schnell genug um sie davon abzuhalten.
Jelana war schon aufgesprungen und hatte sich vor dem Jungen aufgebaut. Das sah nicht sehr gefährlich aus, denn sie war mit ihren 1,57 sehr viel kleiner als der Koloss der dort vor ihr stand.
„Jetzt halt mal die Luft an! Ich wette mit dir, dass wir zwei da rein kommen auch wenn die Karten angeblich schon ausverkauft sind!“
Der Junge lachte hämisch, während Sayu leise versuchte sie zu bändigen. Joey und Tristan fanden das ganze recht amüsant und Tea und Yugi sahen dem Schauspiel gespannt zu – wie auch alle anderen Schüler die an den Tischen um sie herum saßen.
„Wenn wir das schaffen“, fing Jelana wieder an, „dann müsst ihr versprechen, dass ihr uns nicht mehr auf unsere Schule reduziert, sondern erstmal guckt wie wir wirklich drauf sind!“.
Der Junge nahm die Hand, die das braunhaarige Mädchen ausgestreckt hatte. „Gut! Wenn ihr es nicht schafft macht ihr für uns den Flurdienst, den wir eigentlich nächste Woche machen müssen UND wir dürfen auf euch rumhacken wie wir wollen!“ sagte er. Mit dem Handschlag war dann die Sache abgemacht und die beiden Jungen gingen an ihr vorbei.
„Ach ja, wir werden natürlich auch da sein und wir werden das überprüfen, also glaub nicht, dass du schummeln kannst!“ sagte er noch breit grinsend, dann verließ er die Mensa.
„Blödmann! Wer gut ist braucht nicht zu schummeln!“ rief sie ihm hinterher.
Sayu hatte sie derweilen wieder auf die Bank gezogen.
„Was war das denn für ne Aktion?“ fragte sie.
Jelana registrierte wohl erst jetzt, was für eine Vereinbarung sie eingegangen war.
„Ehm.. Kurzschlussreaktion.“ sagte sie heiser.
Sie heimste sich fragende Blicke ein. Anscheinend wussten nur Joey und Sayu was sie meinte.
„Na, wenn ich so in Rage bin dann denk ich nicht nach. Es ist, als wäre mein Gehirn einfach ausgeschaltet und ich würde nur noch handeln. Kennt ihr das nicht?“ fragte sie etwas unsicher.
Sofort wanderten alle Blicke zu Joey. „Doch kennen wir!“ sagten Tristan, Tea und Yugi gleichzeitig.
Joey fand das gar nicht lustig: „Was soll das denn heißen?!“
Sayu und Jelana mussten lachen. Da hatten sie sich ja eine schöne Gruppe ausgesucht. Das schien echt zu passen.
Doch das Problem mit der Wette war noch immer nicht geklärt. Aber so schwer konnte es doch nicht sein da rein zu kommen. Wenn sie sich nicht irrte, hatte Jelana gleich Religion. Da musste man sowieso nicht viel aufpassen. Da konnte sie auch gleich diesen Kaiba mal ansprechen. Vielleicht war er gar nicht so schlimm wie sie ihn erlebt hatte. Von Joey und den anderen hatte sie ja auch erst etwas schlechtes Gedacht. So schrecklich wie sie ihn darstellten konnte er doch gar nicht sein oder?...
… doch konnte er!
Jelana hatte sich in seine Nähe setzen müssen. Der Religionsunterricht fand nicht in ihren Klassenraum statt und nur schräg neben ihm war noch ein Platz frei gewesen. Ihre Lehrerin erzählte gerade etwas von Wiedergeburt oder so. Jelana hörte nicht zu. Wozu auch? Alles Schwachsinn!
Da sie also eh nicht zuhörte und auch dieser Kaiba – wie war eigentlich sein Vorname?- nicht wirklich interessiert aussah, beugte sie sich zu ihm herüber.
„Entschuldige. Hi, ich bin Jelana, aber.. das weißt du ja. Ich hab von deinem Turnier gehört.“ sagte sie leise und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln – auch wenn es nur gespielt war.
Träge drehte er seinen Kopf in ihre Richtung und funkelte sie aus seinen blauen Augen böse an. Sofort war sie eingeschüchtert von seinen wunderschönen und doch gleichzeitig sehr angsteinflössenden Augen.
SIE war eingeschüchtert?! Sowas gab es selten.
„Und? Das dürfte sich jawohl mittlerweile herumgesprochen haben. Du schaltest nicht sehr schnell!“
Autsch.
„Naja, ich bin in diesem Stadtteil sonst nicht so oft und da... naja ist ja auch egal. Ich wollte nur fragen, ob du nicht noch zwei Karten hättest für meine Freundin und mich. Ich hätte das Geld sogar dabei. Ich mein wir könnten auch stehen. Brauchen keine Sitzplätze.“ Jelana hatte sich sehr weit in den Gang gebeugt und sprach gerade so laut, dass er sie verstehen konnte.
Er grinste, doch es war definitiv keine nette Geste. Sie sah ihn erwartungsvoll an.
„Vergiss es. Wer zu spät kommt hat Pech gehabt!“ sagte er in einem Ton, der ihr eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken jagte.
Sie wollte ihn gerade weiter bearbeiten, als sein Grinsen beinahe unmerklich breiter und auch fieser wurde. Lachte er sie etwa aus? Er sah sie nicht mal an, sondern blickte stur an die Tafel. Der Quatsch hatte ihn doch verdammt nochmal vorher auch nicht interessiert.
Als sie gerade den Mund öffnete um weiter zu betteln tippte ihr jemand auf die Schulter. Das war zu viel. Sie hatte nur noch auf der Kante ihres Stuhls gesessen und da sie sich so erschrocken hatte, dass plötzlich der Lehrer neben ihr stand und sie an tippte, purzelte sie auch prompt zu Boden.
Lautes Gelächter war zu hören.
Dieser Mistkerl. Deswegen hatte er so mies gegrinst. Das war ihr nun klar.
„Fräulein Ito. Ich weiß ja nicht wie ihre alten Lehrer das gehalten haben, aber hier wird im Unterricht nicht gequatscht. Verlegen sie das gefälligst in die Pausen und stehen sie unverzüglich auf!“
Genau das hatte Jelana vor gehabt. Einfach setzen und so tun als sein nichts geschehen. Mit hochrotem Kopf saß sie schließlich wieder an ihrem Platz.
Wo war nur das Loch in dem man verschwinden konnte, wenn man es brauchte?
Das laute Lachen und Getratsche im Hintergrund störte die Lehrerin offenbar nicht.
Sie warf Kaiba noch ein paar wütende Blicke zu, doch er beachtete sie gar nicht. Arroganter Sack!
Für den Rest des Tages war sie das Gesprächsthema Nummer eins...