Fanfic: Eiskalte Liebe
Mülltonne wieder aufgehoben hatte, eilte sie zu der Limousine. Ihre Freunde waren zum Glück noch auf den Schulhof und der Wagen stand etwas abseits – so würde sicherlich niemand dazwischen funken. Jetzt musste nur noch Seto kommen.
Nachdem sie ein paar Minuten gewartet hatte ging sie nervös vor dem Ungetüm an Auto auf und ab, was anstrengender war als gedacht, da das Ding ja seine Länge hatte. Als sie schließlich den Blick hob um zu sehen ob er seinen Astralhintern mal endlich herbewegte, erblickte sie einen kleinen Jungen. Er durfte in etwa so alt sein wie Aki, war jedoch ein bisschen kleiner. Seine schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen und er stand direkt vor ihr und Musterte sie mit kritischem Blick.
Was wollte der kleine?
„Ehm. Kann ich dir weiterhelfen???“ fragte sie unfreundlich, als der Junge keine Anstalten machte etwas zu sagen.
„Ja, kannst du. Ich würde gerne einsteigen!“ sagte er und deutete verlegen auf die Tür der Limousine, die sie versperrte.
Jelana sah erst zur Tür und dann zurück zu dem Jungen, als sie plötzlich einen Lachkrampf bekam.
„Du weißt schon wessen Limo das ist oder, kleiner? Wenn du da einsteigst reißt der Kerl dir sicherlich jedes Haar einzeln raus.“ sagte sie.
Das traute sie Seto tatsächlich zu. Da machte er sicherlich kurzen Prozess.
„Ehm, ja ich weiß wem die Limousine gehört und wieso sollte er mir ...“ er stockte.
„Hey Bruder“ rief er und ein breites Grinsen erhellte sein Gesicht.
Bruder? Stand sie am falschen Auto?
Nein... tat sie nicht.
Als sie dem Blick des kleinen folgte fiel ihr die Kinnlade fast bis auf ihre Füße.
„D...Das ist dein Bruder????“ fragte sie fassungslos.
Seto stand derweil schon neben dem Jungen der behauptete sein kleiner Bruder zu sein.
„Das ist'n Scherz oder? So Kinder verspeist du doch zum Frühstück!“ rutschte es ihr heraus.
Der Blick den er ihr zuwarf war so kühl, dass sie schon kalte Füße bekam.
„Was willst du?“ knurrte er. Er ging auf ihren Spruch gar nicht ein. Sie wusste nicht ob das nun gut oder schlecht war.
Ja, was wollte sie eigentlich? Jelana brauchte einen Augenblick bis sie sich gefangen hatte. Bevor sie jedoch etwas sagte musterte sie ihn von oben bis unten.
„Ich.. ähm. Dir geht es gut oder?“ fragte sie, obwohl das irgendwie total offensichtlich war.
„Blendend! Abgesehen von dem Furunkel, dass vor meinem Auto steht und mir den Weg versperrt kann ich mich nicht beklagen!“
Wow. Da machte man sich Sorgen und bekam sowas um die Ohren geschlagen.
„Ich wollte doch nur wissen ob alles ok ist. Ich hab nicht mitbekommen, was gestern passiert ist. Ob mein Bruder dir was getan hat....“ sagte sie. Schnell fiel ihr auf, wie kläglich das klang. „...oder ob du ihm was getan hast.“ fügte sie deswegen schnell hinzu.
„Keine Sorge wir leben Beide noch. War es das jetzt?“
Der Kerl war ja mal wieder super gelaunt. Sie hielt kurz inne und sah ihn dann an. Schnell senkte sie den Blick jedoch wieder. Sie konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. Dabei waren sie eigentlich wunderschön. Was dachte sie da schon wieder? Einen Eiswürfel fand sie doch auch nicht schön oder??? Aber der war auch nicht so blau....
„Weißt du wo er ist?“ Diese Frage kam nur leise über ihre Lippen und sie hoffte, dass er eine Antwort darauf hatte, doch woher sollte ausgerechnet er das wissen?
„Nein. Wieso sollte ich? Sie mal selbst zu, wie du deine komischen Freunde und deine Familienmitglieder zusammenhältst.“
Eigentlich wollte sie schlagfertig antworten, doch ihr fiel einfach nichts ein, zu groß war die Enttäuschung.
Da sie unschlüssig dastand, schob Seto sie schließlich einfach zu Seite. Sein kleiner Bruder stieg ein und sah das ihm fremde Mädchen etwas verwirrt an. Offensichtlich wusste er nicht was geschehen war.
Gerade wollte Seto ins Auto steigen, als Jelana nach seinem Mantel Griff. Das war nun mal eben das erstbeste gewesen, was sie greifen konnte. Er drehte sich langsam um und durchbohrte sie mit seinem Blick. Bevor er sie jedoch niedermachen konnte sagte sie das, was ihr schon so lange auf der Seele brannte : „Danke“.
Er schien einen klitzekleinen Augenblick inne zu halten. Dann stieg er ohne ein Wort in den Wagen, der beinahe sofort losfuhr.
So stand sie also ganz allein auf dem Bürgersteig und sah ihm nach. Sie schüttelte den Kopf. Jetzt hatte sie das also endlich hinter sich gebracht. Ein Danke musste reiche. Er hatte ja schon alles. Viel mehr konnte sie ihm nicht anbieten. Aber ein Danke war jawohl schon mal ein guter Anfang!
Mit viel Schwung schlug ihr jemand auf den Rücken und sie konnte ein Japsen nicht unterdrücken.
Langsam drehte sie sich um und blickte in zwei schokobraune Augen.
„I.d.i.o.t“ sagte sie ganz langsam.
Joey grinste. „Die anderen sind schon gegangen. Ich dachte ich bin mal so nett und warte auf dich, auch wenn du heute echt schräg drauf bist.“ er zeigte ihr einen Vogel.
Normalerweise hätte sie wohl gegrinst oder ihm Kontra gegeben, aber ihr war nicht danach zu mute. Wieder fiel ihr Blick auf sein blaues Auge.
„Sag mal – wo hast du das denn her?“ fragte sie unsicher, während sie auf sein Auge zeigte.
Sie sah, dass sein breites Grinsen ins Schwanken geriet. Nu ein wenig, doch genug um zu wissen, dass etwas nicht stimmte.
„Tja, das hab ich wohl deinem Bruder zu verdanken.“
Sie dachte nochmal nach. Konnte das sein? Ein blauer Fleck brauchte etwas bis er sichtbar wurde, aber sie war sich sicher, dass er log. Theoretisch wäre es möglich gewesen, aber sie konnte sich nicht helfen, sie kaufte ihm das einfach nicht ab.
„Du kannst alles tun. Wirklich alles. Aber tu mir den Gefallen und lüg mich nicht an!“ sagte sie ruhig, doch man sah ihr an wie ernst sie es meinte. Es gab für sie nichts schlimmeres als angelogen zu werden. Sie selbst hasste Lügen, sie machten doch immer alles kaputt.
„Du bist mein Freund. Ich bin wirklich froh dich zu haben und schimpfe dich wenn du nicht da bist sogar meinen besten Freund.“ , gab sie zu, „Ich merke, dass was nicht stimmt. Wieso sagst du nicht die Wahrheit?“
Schweigen.
Aha, sie hatte also voll ins Schwarze getroffen.
„Ach ist doch egal“ tat der Blondschopf die Sache ab. Er wollte sie doch echt einfach hier stehen lassen.
Jelana machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung und lief ihm vor die Füße.
„Man bleib doch mal stehen. Wenn du nicht drüber reden willst kann ich auch nix machen, aber dann lüg wenigstens nicht, ok? Ich will einfach, dass du weißt, dass du mit deinen Problemen zu mir kommen kannst.“ bot sie ihm nochmal an.
Seine Miene, die sich kurz vorher noch verfinstert hatte, erhellte sich wieder ein bisschen.
„Du bist ne Nervensäge!“ sagte er und grinste schief. „Lass uns was Essen gehen, ja?“
Na was auch sonst?!
„Fresssack! Haste wieder vergessen einzukaufen?“
Für ihn war die Sache hier wohl erstmal erledigt. Sie wollte ihn nicht dazu drängen zu erzählen was los war. Er würde schon von allein darüber reden wenn ihm danach war, da war sie sich sicher.
Kichernd, lachend und spielerisch kämpfend machten die Beiden sich also auf den Weg in eine Pizzeria, die ihrem Taschengeld gerecht wurde.
Mit vollem Bauch lag Jelana auf der Couch. Es war lustig gewesen mit Joey. Sie hatten wie immer viel gelacht. Jelana hatte versucht ihn mit der hübschen Kellnerin zu verkuppeln, was ihm sichtlich peinlich gewesen war. Die gemeinsamen Stunden hatten Beiden gut getan. Sie war froh, dass sie ihn nun auch in der Öffentlichkeit ihren besten Freund nennen konnte. Er schien nichts dagegen zu haben.
Sie zappte durch das Fernsehprogramm. Kam denn Nachmittags nichts Gescheites im Fernsehen? Wenn es nicht um Familienkrisen ging, so ging es um Mord und Totschlag. Da konnte man ja nur verblöden.
Als ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, schaltete sie also sofort den Fernseher aus und sprang auf. Sie war enttäuscht, dass es Aki war der zu Tür herein kam und nicht Takumi, doch das zeigte sie ihm natürlich nicht.
Lächelnd nahm sie ihn in den Arm.
„Na? Wie war es in der Schule?“ fragte sie ihren kleinen Bruder, sie wollte keine unangenehmen Fragen über Takumi beantworten müssen.
„Voll super“ Der Kleine strahlte. „Ich hab jemand neues kennengelernt. Der ist vooooooll nett. Ich mochte den vorher gar nicht. Ich dachte immer der wäre doof. Aber der ist voll cool.“ sagte er voller Freude. Er war ja richtig begeistert.
„Oh, das ist schön. Wie heißt er denn?“
„Mokuba und Mama hat gesagt, dass er heute zum spielen kommen darf!“ antwortete er, während er wippend vor ihr im Flur stand. Sein Blick fiel auf die Uhr, die über der Küchentür hing.
„Hehe, der muss jeden Moment kommen!“
Er rannte an ihr vorbei in sein Zimmer. So wie es sich anhörte richtete er nochmal alles her für seinen Besucher. Der erste Eindruck ist ja immer sehr bedeutend.
Es klingelte.
Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln auf den Lippen ging sie zu Tür.
„Ich mach schon auf. Du hast genau zwei Minuten um alles in Topform zu bringen!“ sagte sie kichernd.
Dann öffnete sie die Tür und als sie sah wer da die Stufen hinauf stiefelte, traf sie fast der Schlag.
„ICH FASS ES NICHT“