Fanfic: Nightville ~ Die Geschichte eines Reinblüters

Untertitel: Wie alles begann

Kapitel: Prolog

"Wir schreiben das Jahr 2907. Heute ist der 27.12. Aufnahme des Patienten Nr 307 am 17.12. Er steht nun unter Behandlung bei Dr. Jonathan Key."
Der große schlacksige Arzt der vor mir stand hatte sich gerade das Tonband (Oder wie auch immer man das Heute nannte) angehört und starrte mich nun an.
Ich saß auf einem normalen verkrohmten Stuhl, meine Handgelenke waren an die Armlehnen gebunden, und meine Knöchel hatte man an Stuhlbeine gekettet. Ich trug eine einfache weiße Hose und so ein dähmliches Krankenhaushemd.
Meinen Mund hatten sie nicht versiegelt, so wie sie es sonst für gewöhnlich taten, denn ich sollte ja mit dem Mann sprechen können.
Während er sich das Tonband weiter anhörte musterte er mich.
"Der Patient scheint geistig verwirrt zu sein. Noch lässt sich keine kronkrete Ursache für seine chronisch roten Augen finden. Er selbst behauptet ein Vampir zu sein. Angeblich ist er 1005 jahre alt."
"1008!", zischte ich leise.
"Er weigert sich normale Nahrung zu sich zu nehmen oder länger als 2 stunden mit einer fremden Person in einem Raum zu verbringen.
Er hatte eine starke Neigung zum plötzlichen zubeißen und ist Körperlich in einem mehr als guten Zustand. Er hat bereits zwei Mitarbeiter verletzt und weshalb er bei jeder Behandlung gefesselt werden muss."
Muss. Ich schnaufte verächtlich.
Wie leichtfertig Menschen doch solche Wörter benutzen.
Kurz darauf war die Aufnahme beendet.
Vor mir stand ein Tisch, passend zu Stuhl und auf der anderen Seite, mir gegenüber, war eine Sitzgelegenheit für den Herrn.
Er sprach noch kurz auf den Tonträger das er nun die Behandlung beginne.
Während er sprach ließ er mich nicht aus den Augen.
Ich konnte mich selbst in seinen Gedanken sehen.
Ein schöner junger Mann, mit feuerroten Haaren, blutroten Augen und hungringem Blick. Bleich, als hätte ich seit meiner Geburt kein Sonnenlicht gesehen, und trotzdem erblasste er vor Neid. Er wäre gern an meiner Stelle gewesen.
Und dabei glaubte er ich habe den verstand verloren. Nun setzte er sich mir gegenüber, nur um seinen Arme zu verschränken und mich anzustarren. Immernoch...
Ich rührte mich nicht. Wie sollte ich auch. Ich war gefesselt.
"Wieso starren sie mich an?", fragte ich stattdessen mit ruhiger Stimme.
Ein kaum merkliches Zucken ging durch seinen Körper.
Bei dem Klang meiner Stimme hatte er sofort das bedürfnis mir zu antworten.
"Weil sie mich anstarren.", konterte er, ebenfalls in ruhigem Ton. Ich lachte halbherzig auf.
Ich sah ihm direkt in seine menschlichen blauen Augen.
"Sie sind ein schlechter Lügner, Key. Ich weiß was sie denken."
Ich lächelte trocken.
"Achja? Und das wäre?"
"Sie fragen sich wer ich wohl wirklich bin. Wer hinter dem Wahnsinn und den Hirnespinnsten steckt. Vielleicht bin ich ja nur der liebe Junge von Nebenan. Oder doch ein hochbegabter Student. Vielleicht bin ich auch von zuhause weg gelaufen."
Sein Gesicht schlief ein.
"Fragen sie doch einfach.", fragte ich, immernoch in demselben ruhigen Ton.
Die hypnotische Wirkung meiner Stimme wurde verstärkt, da er Raum in dem wir waren vollkommen leer war, außer dem Tisch und den zwei Stühlen, und somit ein leichtes Echo enstand. Der Arzt merke es natürlich nicht.
Er lächelte entspannt und richtete sich die Brille.
"Na gut-", sagte er. "Dann frag ich mal."
Jetzt war ich gespannt welche Frage sein Menschenhirn wohl ausspucken würde.
"Wie heißen Sie?"
Originell.
"Edward Mason.", antwortet ich ruhig.
"Gut, Mr. Mason. Wie alt sind sie denn?"
Gleich zwei solche einfallsreichen Fragen, wow!
Ich musste grinsen.
"008 Jahre. Ich bin 1899 geboren."
Er seuzte und kniff sich mit Zeigefinger und Daumen ins Nasenbein.
Wäre auch zu leicht gewesen, dachte er sich.
Noch einmal seufzte er und schaute mich dann wieder an.
Er hatte eine neue Taktik.
"Mr. Mason, wenn sie wirklich so alt sind wie behaupten, was haben sie dann die ganze Zeit gemacht? Ich meine, 1000 Jahre sind eine verdammt lange Zeitspanne. Und wieso sehen sie dann immernoch aus wie 18?", der Klang seiner Stimme war skeptisch. Fragend sah er mich an.
"Es enttäuscht mich immer wieder zu sehen wie ignorant Menschen doch sind. Selbst nach all der Zeit.
Sie sind noch nie auf den Gedanken gekommen das es etwas anderes gibt als Sie, oder? Etwas anderes... Der Gedanke... das sich nicht alles um sie dreht. Das sie nicht die Hauptrolle in ihrem eigenem Stück spielen."
Während ich sprach hatte ich unentwegt ein halbes lächeln auf den Lippen. Sein Gesichtsausdruck war irgendwie witzig.
"Ähm... sie weichen meiner Frage aus.", murmelte er nur zur Antwort. Er hatte etwas von seiner Entspanntheit verloren.
"Frage 1 würde sicher ganz schön lange dauern bis ich das erklärt hätte. Und Frage 2. Nun, wie sie schon vom Tonband wissen bin ich ein armer Irrer der der festen Überzeugung ist er sei ein Vampir.", lächelte ich ihn an.
Schnell hob er abwehrend die Hände.
"ich hab nie gedacht das sie ein amer Irrer sind!"
"Und warum bin ich dann hier?"
Wieder schwieg er. Eine ganze weile war es still im Raum.
Erst nach 10 minuten traute er sich wieder zu sprechen.
"Und die antwort auf die 1. Frage? Ich hab Zeit. Erzählen sie nur.", meinte er, nun schüchtern wie ein kleiner Junge.
Ich schaute ihm direkt in die Augen, nagelte ihn fest mit meinem Blick.
"ich hoffe sie haben starke Nerven. Von Anfang an? Oder nur das wichtigste?"
"Ä-äh... von Anfang an, bitte."
Schnell schaltete er den Tonträger ein. Auf Aufnahme.
Also erzählte ich ihm von mir. Er glaubte eh ich sei verrückt, also was solls.
"Geboren bin ich als Mensch. Am 4. Februar. 1899. Jeder Vampir, auch Reinblüter werden irgendwie als Menschen geboren. Meine Mutter hieß Janet Mason.
Meinen Vater lernte ich erst sehr viel später kennen. Laut meiner Mutter hatte ich einen Bruder. Der interessierte mich jedoch nicht wirklich, schließlich war er nicht da.
Meine Mutter arbeitet sehr viel und oft. Sie war Krankenschwester im städtischen Krankenhaus. Sie starb als ich 12 war an der spanischen Grippe.
Ich kam ins Heim. Mit 18 ging ich dann zur Armee und tötete zum ersten mal."
"Das erste mal? Das heißt..."
Ich schaute ihn an. Mein kalter, stumpfer Blick spiegelte sich seinem.
"Ich bin der Mörder vieler Unschuldiger."
Er erbleichte.
"Erzählen sie weiter.", murmelte er.
Ich schwieg kurz um zu sehen ob er doch noch etwas zu sagen hatte und sprach dann weiter:
"Es war bei der Ausbildung. Ein Kamerad von mir hatte sich verletzt. Es war Dreck in der Wunde, wir sind marschiert, also säuberte ich sie indem ich das Blut saugte und es samt dreck ausspuckte. Leider trank ich dabei etwas und der Vampir in mir erwachte. Ich tötete meinen Kameraden und lief davon.
Ich lief weit, sehr weit und sehr lange. Vorallem durch eine Menge Wald. Bis ich endlich in eine kleine Stadt kam. Ihr Name war... Nightville...."
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