Gedankenverloren starrte sie auf das weite Meer. Die endlose See.
Ein Gewässer, welches Unvorhersehbares hervorrufen kann, wie Gefühle.
Glück.
Kummer.
Freude.
Leid.
Liebe.
Schmerzen.
Die Orangehaarige seufzte, als stumme Tränen ihre Wangen hinunter tropften. Das gebrochene Herz pochte und die brennende Wunde öffnete sich erneut.
Sie würde nie heilen.
Mit einem kurzen Schluchzer erinnerte sich die Navigatorin an seine Worte:
Lebe und denke nicht an Morgen!
»Du Idiot.«, flüsterte Nami. »Warum hast du uns verlassen?«
***
Er benahm sich sehr seltsam. Ungewöhnlich würden es andere nicht finden, wenn sie Ruffy nicht kannten. Der Schwarzhaarige hatte sich seit Tagen sehr ruhig verhalten. Das war nun gar nicht seine Art.
»Geht es dir nicht gut, Ruffy? Soll ich für dich ein Lied spielen?«, fragte Brook höflich.
»Ich würde gerne eines deiner Lieder hören, aber dieses Dröhnen in meinem Kopf verschwindet einfach nicht.«, erklärte der Strohhut abwesend.
Das war das erste Mal, dass er seiner Crew erzählt hatte, was mit ihm los war.
»Dröhnen im Kopf?«, erschrak sich Chopper. »Ich werde dich sofort untersuchen!«
»Das wird nicht nötig sein. Sie verschwinden, aber sie kommen jeden Morgen zurück.«, klärte Ruffy den Arzt auf.
»Das kann nicht gut sein! Lass mich dich untersuchen! Nicht, dass du dir etwas eingefangen hast!«
Unmotiviert saß der Käpt'n auf der Galionsfigur.
Bewegte sich nicht.
Sah Chopper einfach nur an.
»So geht das nicht weiter! Ich werde dich untersuchen!«, bestimmte der Elch, mutierte und brachte Ruffy in sein Krankenzimmer.
Der Schwarzhaarige wehrte sich nicht einmal.
»Seltsam.«, sagte Nami, die alles beobachtet hatte.
»Er wird sich doch nicht eine Magenverstimmung zugezogen haben?«, vermutete Lysop.
»Den Verdacht habe ich auch.«, meinte Sanji und zog an seiner Zigarette.
»Wieso das denn?«, fragte Franky und hob seine Sonnenbrille an.
»Er isst seit einigen Tagen sehr wenig.«, erläuterte der Blonde.
»Mit dem stimmt was ganz und gar nicht! Es wird auch nicht daran liegen, dass wir uns der Fischmenscheninsel nähern und er vor kurzem noch vor Vorfreude geplatzt ist.«, meinte Lorenor Zorro, der sein Training abgebrochen hatte.
»Chopper weiß, was er tut. Er wird Ruffy schon helfen können.«, ermutigte die Archäologin ihre Freunde.
»Hoffen wir es.«, stimmte Sanji zu und drückte seine Zigarette aus.
»Frühstück!«, weckte Sanji seine Leute.
Der Blonde hatte sich schon gewundert, dass sein Käpt'n nicht schon seit Stunden in der Küche herumlungerte und ihn nervte. Er
musste krank sein. Etwas anderes fiel Sanji nicht ein.
»Morgen!«, begrüßte die Navigatorin den Koch.
»Guten Morgen, Nami-Schätzchen! Ich habe extra für dich ein Orangensoufflé zubereitet!«, tänzelte Sanji um sie herum.
»Danke, das ist sehr großzügig.«, erwiderte die Orangehaarige leicht grinsend.
Doch ihr Lächeln war nicht echt. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um Ruffy.
»Wo bleibt eigentlich der Vielfraß?«, holte Lysop alle Anwesenden in die Realität zurück, da er als Letzter das Zimmer betreten hatte.
Er hatte Recht. Ruffy war nicht in der Kombüse.
Irgendetwas stimmte nicht!
»Ich gehe mal nachschauen!«, erbarmte sich Zorro und marschierte in die Kabine des Schwarzhaarigen.
Doch dort war er nicht.
‚Wo kann diese Knalltüte nur stecken?’, dachte der Schwertkämpfer verzweifelt nach.
Plötzlich hörte Zorro verdächtige Geräusche aus dem Badezimmer.
»Ruffy? Ist alles in Ordnung?«, rief der Grünhaarige und hörte wieder diese Laute.
Nein, das waren nicht
irgendwelche Töne, sondern ein Würgen.
»
Ruffy?«, schrie Zorro und hämmerte wild gegen die Tür.
Nur ein weiteres Würgen war zu hören.
»Verdammt!«, fluchte Zorro und öffnete die Tür.
Er wunderte sich, dass die Tür nicht abgeschlossen war.
»Was ist mit dir los, Ru…«, begann der Grünhaarige.
Der Anblick, der sich ihm bot, war entsetzlich.
Der Schwarzhaarige saß kreidebleich vor dem Klo und übergab sich, wobei es schon mehr als der Mageninhalt sein musste.
»Ich hole Chopper!«, überwand Zorro seine Starre und rannte schnell zur Tür hinaus.
»Es steht nicht gut um ihn.«, gestand der Elch seinen Freunden, die auf die Diagnose warteten.
»Was ist es Chopper? Was quält ihn so?«, fragte Robin unruhig.
»Ich weiß es nicht genau, aber es scheint... es scheint...«, schniefte Chopper.
»Was denn nun? Sag schon!«, drängte Sanji.
»Es scheint ein bösartiger Tumor zu sein!«, heulte der Arzt herzerweichend.
»Aber so etwas kann man operieren!«, warf Nami voller Sorge ein.
Schweigen.
»Man kann es
nicht operieren?«, fragte die Navigatorin entsetzt, als sie das traurige Gesicht von Chopper sah.
»Nein.«
Wieder Schweigen.
»Er scheint im Kopf zu sitzen. Bei Ruffys Kräften weiß ich nicht, wie die Operation verlaufen würde.«, teilte Chopper der Runde mit.
»Ich werde also sterben?«, sprach eine zittrige Stimme, dass aus, wozu keiner in der Lage war.
»Ruffy!«, hielt sich Nami die Hand vor den Mund, um nicht laut auf zu schluchzen.
»Entschuldigt Leute, dass ich euch so einen Kummer bereite.«
»Hör auf, so einen Blödsinn zu reden!«, maulte Zorro.
»Ich sage nur die Wahrheit.«
Unheimliche Stille folgte, während keiner sich getraute, Ruffy in die Augen zu sehen.
»Wie lange habe ich noch?«, fragte der Strohhut.
»Das kann ich nicht genau sagen, es wirkt sich immer anders aus. Zumal ich nicht genau weiß, wo er genau sitzt.«, schluchzte Chopper und die Tränen liefen ihm übers ganze Gesicht.
Ein schwaches Grinsen erschien auf dem Gesicht des Kranken.
»Dann werde ich die restliche Zeit einfach genießen!«
»Ich halte es nicht mehr aus!«, gestand Nami der Schwarzhaarigen ihre Sorgen im Frauenzimmer.
»Die Sache mit Ruffy lässt keinen von uns kalt.«, erwiderte Robin.
»Robin.«, weinte die Navigatorin. »Erst jetzt merke ich, wie
wichtig er mir ist!«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Nico Robin verwirrt.
»Ich... ich habe... ich habe mich in... Ruffy...
verliebt!«, brachte Nami zwischen den Heulattacken mühsam heraus.
Die Archäologin glaubte nicht richtig zu hören.
Hatte sich ihre beste Freundin in den schwerkranken Käpt'n verliebt, der im Sterben lag?
Sein Zustand verschlechterte sich stetig. Sehr ungewöhnlich, wie Chopper und sie fanden, doch sie konnten nichts für ihn tun.
Sie fühlten sich alle
hilflos.
»Wie geht es dir?«, fragte Nami langsam und deutlich, da Ruffy immer schwerer und weniger Verstand.
Sein Zustand verschlechterte sich Tag für Tag. Stunde um Stunde. Es war nicht aufzuhalten.
Leere Augen schauten sie an und ihr Herz zerbrach an diesem grauenhaften Anblick.
»Nami.«
Tonlos. Ohne jegliche Emotion.
»Ja, ich bin hier, Ruffy.«
Ein zartes Lächeln kam der Navigatorin entgegen.
»Danke, dass du da bist. E-es bed-eutet mir se-hr vie-l, Na-mi.«, begann der Strohhut zu stottern.
Ein weiteres Merkmal, dass es ihm wieder schlechter ging.
»Schh, ganz ruhig!«, mahnte Nami leicht und umfasste sein Gesicht mit ihren Händen, um Ruffy zu beruhigen.
»Es wird alles gut!«, versicherte Nami.
Was für eine Heuchlerei! Sie glaubte doch selbst nicht daran!
»Da-an-k-ke.«, brachte der Käpt'n heraus.
Zum Glück sah Ruffy die Träne nicht, die sich ihren Weg über Namis Wange bahnte.
»Es ist schrecklich!«, stöhnte der Elch entmutigt.
»Was ist denn los?«, informierte sich Sanji.
»Ich habe gerade Ruffys Blut untersucht!«, heulte Chopper.
»Kannst du ihm helfen?«, fragte Lysop sogleich und Hoffnung keimte bei allen auf.
»Nein, es ist sogar viel schlimmer!«, stand der Arzt tränenaufgelöst da.
»Wie konnte das passieren?«, erschrak sich Lysop.
»Ich weiß es nicht! Als Arzt habe ich jedenfalls versagt!«, jammerte Chopper.
»Du hast nicht versagt, Chopper!«, beruhigte Lorenor Zorro den Kleinen.
»Doch! Sonst hätte ich dieses Virus doch von Anfang an behandeln können! Aber nun ist es zu spät! Es hat sich im ganzen Körper ausgebreitet! Das Virus treibt den Tumor voran! Er wird nicht mehr als ein paar Tage haben!«
»Sag nicht, dass es wahr ist!«, keuchte Nami, die gerade das Zimmer betreten hatte.
Beschämend ließ Chopper den Kopf hängen.
»Doch. Er hat sich einen seltenen Virus eingefangen. Dieser beschleunigt das Wachstum des Tumors, deswegen geht es Ruffy auch so schlecht.«, erläuterte der Elch.
»
Du musst es verhindern!«, schrie Nami Chopper hysterisch an.
Tränen erstickt rutschte sie langsam die Tür hinab und vergrub den Kopf in den verschränkten Armen, die sie auf den Knien abgelegt hatte.
»
Ruffy!«, schluchzte Nami immer wieder.
Alle Anwesenden wussten schon Bescheid, warum es ihrer Freundin so nahe ging. Oder sie ahnten es.
»Zorro?«, fragte Chopper vorsichtig, nachdem er aus dem Zimmer des Schwarzhaarigen kam.
»Hm?«, schaute der Schwertkämpfer auf.
»
Ruffy will dich sprechen.«
Verwundert ging Zorro in das Zimmer, wo der Schwerkranke lag.
So wechselten sich alle Crewmitglieder ab. Jedem hatte Ruffy noch etwas zu sagen.
Er sprach mit ihnen immer mehrere Stunden, so dass die Tage vergingen und sie sich der Fischmenscheninsel bzw. dem Sabaody Archipel näherten.
Die Orangehaarige wurde immer nervöser. Ihr Käpt'n hatte sie noch nicht zu sich gerufen.
»Nami?«, fragte Brook vorsichtig.
»Was ist denn? Der Kurs stimmt. Wir kommen bald an.«, erklärte sie abwesend.
»
Ruffy will dich sprechen.«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte die Navigatorin das Skelett an.
Mühselig stand Nami auf, mit wackligen Beinen stolperte sie in Richtung Krankenzimmer, da Chopper ihn besser behandeln konnte, weil der Elch ihn nicht aufgeben konnte und wollte.
»Ruffy?«, erkundigte sich Nami, nachdem sie zaghaft geklopft und hereingebeten wurde.
Sie erschrak, als sie ihren