Die Erkenntnis des Lebens
In der Nacht lauern Gefahren.
Der Abend brach langsam über uns herein und bedeckte die Erde in einem Schleier aus Dunkelheit. Vor kurzem hatte sich Luna auf dem trockenen Moosboden hingelegt und schien eingeschlafen zu sein. Neben ihr, den Rücken zu der Braunhaarigen gedreht lag ich und schaute in die Glut des ehemaligen Feuers. Vor wenigen Minuten hatte sich Madara gegenüber von uns sein Nachtlager eingerichtet, sodass Deidara die Nachtwache übernehmen musste. Leise musste ich Gähnen. Ich war müde, konnte aber kein Auge zubekommen. Seit ich die Nahrungspille zu mir genommen hatte, ging es mir von Minute zu Minute besser. Mein Hungergefühl war verschwunden und Durst verspürte ich auch keinen mehr. Zudem verblassten die Schmerzen in meinem Körper, bis sie komplett verschwunden waren.
Doch die Müdigkeit war geblieben und ich fragte mich ernsthaft, wie Luna es schaffte so ruhig zu schlafen. Ich beneidete sie darum. Das Surren eines Reißverschlusses, ließ mich zu dem blonden Nuke-nin blicken, welcher eine Hand in seine Tontasche steckte. Ich schluckte und sah auf den Tausendfüßler der mich umklammerte. Seine leeren Augenhöhlen leuchteten in dem spärlichen Licht der Glut. Ich schluckte und ließ mein Blick auf die Feuerstelle zurück sinken. „Schlaf, morgen gehen wir weiter, hm!“, Deidaras Stimme war leise und kaum hörbar. Seine blauen Augen strahlten in dem kargen Licht. Der ehemalige Iwa-nin hatte es sich auf dem umgefallenen Baumstamm gemütlich gemacht. Eines seiner Beine lag auf der rauen Rinde, während er das Andere angewinkelt hatte.
Leise schmatzend kaute sein Handmund den Ton, während der Blonde mich weiterhin ansah. Plötzlich und für mich nicht fassbar, stand Deidara auf und ging mit leisen Schritten auf mich zu. Meine Augen weiteten sich und ich begann zu zittern. Was hat er vor? Er bemerkte meine Angst und hockte sich wenige Zentimeter von mir entfernt hin. Ich schluckte. „Wenn ich dich töten wollte, bräuchte ich nur ein Fingerzeichen, immerhin hab ich euch meine Kunst nicht zum Spaß gegeben, hm.“, seine Worte waren hart, beruhigten mich aber ungemein. Er hatte nicht vorgehabt mich nun über den Jordan zu schicken. Plötzlich griff seine unbenutzte Hand nach meiner Schulter. Mit einem starken Griff, zog er mich auf die Beine. Es war erstaunlich, das Deidara mit seiner eher kleineren Statur mich hochziehen konnte, ohne wenigstens einmal mit hinunter gezogen zu werden.
„Was … .“, ich musste unterbrechen da sein noch immer Ton kauender Hand sich auf meinem Mund presste. „Sei leise und komm ohne Mucken mit, hm!“, seine Stimme war nahe an meinem Ohr. Ein kalter Schauer jagte mir über den Rücken, ehe ich zaghaft nickte. Langsam, als wollte er überprüfen ob ich auch wirklich den Mund hielt, entfernte er seine Hand. Aus deren Mund kam eine Zunge welche den feuchten Lehm freigab. Schnell hatte Deidara eine kleine Spinne daraus geformt, welche er auf seinen Platz setzte. Ein Fingerzeichen später, hatte er ein Nendo Bunshin erschaffen, welchen er auftrug auf das Lager aufzupassen und notfalls die Lehmspinne zu ihm zu schicken. Diensteifrig nickte der Doppelgänger und platzierte sich neben der Spinne. Ich wusste nicht was Deidara nun vorhatte. Kurz sah ich auf Luna, welche sich vor wenigen Minuten umgedreht hatte und nun mit dem Gesicht zur Feuerstelle lag, ehe mein Blick zu Madara schweifte.
Dieser lag in einer dünnen Decke eingewickelt, am anderen Ende der Glut. Ich wusste nicht ob er schlief oder noch munter war, jedoch wollte ich ihn und Luna nicht alleine lassen. Deidara hatte derweil meine Schulter gepackt und zog mich tiefer in den Wald. Je weiter ich gezogen wurde, umso dunkler wurde die Umgebung. Der Himmel wurde von dichten Bäumen verdeckt. In der Ferne hörte ich eine Eule rufen. In einigen Metern Entfernung brachen Äste und dass rascheln des Laubs unter meinen Füßen, ließ mich wie auf Kohlen laufen. All diese Geräusche waren mir nicht fremd, aber zusammen und in der Dunkelheit, bereiteten sie mir eine unangenehme Spannung in meinem Magen. Ruckartig blieb Deidara stehen. Ich tat es ihm gleich, ehe ich auch schon an den nächsten Baum gedrückt wurde.
Schmerzhaft keuchte ich auf als mein Rücken auf die unebene Rinde traf. Der Blonde hatte seinen Unterarm an meine Kehle gedrückt und schien das Fingerzeichen für seine Bomben zu formen. Meine Atmung beschleunigte sich und etliche male begann mein Körper unkontrolliert zu zittern. „Ich will alles wissen und versuch mich nicht zu verarschen, hm! Immerhin haben wir noch deine Freundin, hm.“, ich schluckte. Was sollte ich dem ehemaligen Iwa-nin erzählen? Deidaras Arm drückte stärker zu. Ich konnte den Nuke-nin nicht richtig ausmachen. Außer dunklen Konturen sah ich nichts. Ich hatte keine Möglichkeit von Deidaras Gesicht zu lesen, ob ihm meine Antworten gefielen oder nicht. War das sein Plan? Wollte er mein und gleichzeitig Lunas Wissen testen?
Ich nickte. „Was willst du hören?“, fragte ich ihn mit gepresster Stimme. „Alles, zuerst will ich etwas wissen über meine Vergangenheit und wenn mir deine Antworten genügen, sehen wir weiter, hm.“, seine Stimme war schätzungsweise dreißig Zentimeter entfernt, das hieß, dass er Abstand halten wollte. Vielleicht um sich bei seiner Explosion in Sicherheit zu bringen? Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Was sollte ich ihm über seine Vergangenheit erzählen? Der blonde Nuke-nin war nie mein Lieblings Charakter gewesen, weswegen ich nur wenig über ihn wusste, eigentlich nur Bruchstücke. In meinen Gedanken durchwühlte ich alles was ich von Deidara wusste. Bruchstücke aus dem Manga und dem Anime wurden gefiltert und den einzelnen Charakteren zugeordnet.
Unsicher begann ich: „Du bist im Land Tsuchi no Kuni geboren. Genauer gesagt in dem Ninjadorf Iwagakure.“. Ich musste eine Pause machen. Durch die Aufregung, fiel mir das Sprechen schwer. „Du wurdest wegen deiner Töpferkünste immer gelobt, zudem warst du einst der Schüler des Tsuchikagen, ehe du zu der Bakuha Butai, also der Explosionseinheit gingst. Danach hattest du das verbotene Jutsu deines Dorfes gestohlen und bist zum Nuke-nin geworden. Als Terrorist wurdest du schnell berühmt, worauf die Akatsuki nach dir zu suchen begann. Als die Organisation dich fand, trat Itachi Uchiha gegen dich an. Du verlorst und schworst dir Rache. Einige Jahre später … .“, stotternd begann ich den Teil seiner Vergangenheit zu erzählen, welchen ich nur schemenhaft kannte, ehe ich mir langsam etwas Mut fasste. Plötzlich wurde ich unterbrochen. „Es reicht, hm! Du scheinst wahrlich viel über mich zu wissen, jedoch ist das nichts Besonderes, hm. Das könnte jeder wissen der meine Akte in die Hand bekäme, hm. Hat dich Oonoki dieser senile, alte Dreckskerl geschickt, hm?!“, Deidaras Stimme wurde immer lauter. Sein Unterarm nahm mir die Luft.
Ich wusste nicht ob er bis zum Ende meiner Erzählung zugehört hatte oder ihm schien es egal gewesen zu sein was ich gesagt hatte. Wollte er mir nur etwas anhängen, damit er ein Grund hatte um mich zu beseitigen? Ich verstand das nicht. Was hätte er davon? Mit ganzer Kraft drückte ich mich gegen die aus Lehm gefertigte Fessel. Ich wollte weg von dem blonden Nuke-nin. Natürlich bemerkte dieser meine verzweifelten Versuche. Auf einmal wurde ich von dem Baum gezogen, ehe ich eine Faust im Gesicht spürte. Meine Nase knackte und begann schmerzhaft zu pochen während ich wahrscheinlich zwei Meter flog, ehe ich auf den laubbedeckten Boden aufknallte. Mit der Stirn auf den Boden gestemmt, versuchte ich mich schnellstmöglich aufzuraffen, wurde jedoch sofort wieder von dem ehemaligen Iwa-nin zurückgedrückt.
„Na schön, wenn du nicht antworten willst, hm.“, Deidara hatte mich mit seinem Fuß auf dem Boden gedrückt. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte noch nicht sterben! Tränen bahnten sich über meine Wangen. Bei jedem Schluchzer schmeckte ich, den metallischen Geschmack meines Blutes. „Kunst ist eine Explosion, hm. Katsu!“, ich riss meine Augen auf. Ich spürte wie der Lehm zu vibrieren begann, ehe dieser aufplatzte. Meine Haut begann durch die entstehende Hitze zu brennen. Mehr bekam ich zum Glück nicht mit. In meinen Kopf begann es sich zu drehen, ehe ich in die tiefe Bewusstlosigkeit fiel.
Bilder ihrer Familie und ihrer Heimat ließen Luna erwachen. Das Feuer war bereits erloschen. Verwirrt blickte sich die Braunhaarige um und setzte sich auf. Ihre Augen huschten durch die Dunkelheit. Mit ihren Beinen tastete sie den Boden ab, doch nirgends konnte sie die Dunkelhaarige entdecken. „Trucy?“, leise flüsterte sie in die Finsternis hinein. „Trucy!“, Lunas Hals schnürte sich mit jeder Sekunde weiter zusammen, in der sie keine Antwort von ihrer Freundin bekam. Plötzlich kamen Schritte auf sie zu. Die Braunhaarige wusste nicht woher. Zu verwirrt war sie von ihrer Situation. „Deidara-sempai, was ist los?“, die Stimme Madaras, ließ ihre Augen sich auf eine bestimmte Stelle fixieren.
Wenigstens konnte sie sagen, wo der Uchiha war. Auf einmal blitzte aus der Dunkelheit ein Sharinganauge hervor. Von weiten hörte sie eine Explosion. Luna zuckte zusammen. „Was passiert hier?“, fragte sie sich und stand vorsichtig auf. Ihre Beine zitterten, als wollten sie jeden Moment nachgeben. Schritte kamen auf sie zu. „Wer ist das?“, Luna wich zurück, entspannte sich aber, als sie Deidaras Handmund an ihren nackten Oberarm spürte. „Wo ist Trucy?“, fragte sie den Iwa-nin. „Luna, dieser Deidara ist nicht der, für den du ihn hältst.“, plötzlich spürte sie etwas Kaltes, Weiches an ihrem Oberarm. Erschrocken riss sich die Braunhaarige davon los. Etwas Schweres fiel zu Boden. Madaras Sharingan leuchtete auf und sie konnte erkennen, dass der Schwarzhaarige ihr gegenüberstand. Seine Konturen waren schwer auszumachen. Es schien, als würde der Uchiha mit der Finsternis verschmolzen sein.
„Was ist