Fanfic: Das Erbe der Berge
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„Lass ihn fliegen, Jaromir!“
Erklang die Stimme aus dem Hauseingang. Eine vermummte Gestalt war eingetreten und schenkte ihren Stab.
„Bruder Erima, was habt ich hier zu suchen!“, rief Jaromir gereizt und hielt dem Mann in der Kutte die Schwertklinge entgegen, „Und warum sollen wir nicht unseren Wirt rechen?“
Eine abfällige Geste seinerseits auf den Toten folgte, in seinen Augen spiegelte sich großer Hass und Ungläubigkeit wieder.
„Was soll das bringen? Die Wurzelhexe ist alt und wird eh bald sterben. Lass sie wenigstens noch den letzten Hauch ihres Lebens spüren! Sie hat es verdient.“
„Der baldige Tot rechtfertigt es nicht einen angesehenen Mann für immer von den Beinen zu holen, Mönch! Bekommt ihr dies in eurer Kirche nicht gelehrt?“
Jaromir schwitzte, atmete durch den Mund tiefer ein und aus. Er hatte angst gehabt, große Angst. Der Herr dieser Herberge war ein guter und fähiger Krieger gewesen und sie brauchten Kämpfer, sein Schwert würde ihnen bei einem Angriff auf die Feste fehlen.
Der Mönch mit den hellen Augen, blau waren sie und ein leichter, bleicher Bart umspielte seine Lippen, sah den Mann vor sich eingehend an und sagte schließlich:
„Nicht die Kirche lehrt uns, die Bibel tut es! Es steht geschrieben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, man soll gleiches mit gleichem vergelten, doch Jesus sagt etwas anderes, Liebe deinen nächsten wie dich selbst. ... Liebe diese Person, Jaromir, fühlst du ihren Schmerz? Sie weiß, dass sie bald sterben wird und sie trauert jede Nacht darum. Du weißt, sie lebt lang, doch auch ihre Zeit des Seins wird bald enden. Die vielen Jahre Wissen, die sie in sich trägt, ist vielleicht der Schlüssel zu all unseren Träumen. ... Vergesse den Wirt nicht! Seine Tage waren schon lange gezählt, aber die Tage der alten Frau dauern noch an, sie bekommt Kraft aus den Morden, die sie tut.“, er legte ihm die Hand auf die Schulter und zucken hinters einen Pupillen war vieldeutig, „Es liegt nicht in deiner Hand sie zu erschlagen... So viel soll gesagt sein! Ich verlasse dich nun, Jaromir, wenn du mich suchst, weißt du ja, wo du mich findest! Wir Mönche fristen unser ganzes Leben dem Mann da oben!“
Seine hellen Augen zuckten kurz nach oben, als wollte er irgendwas erforschen, zog sich aber dann zu dem Krieger heran, flüsterte ihm etwas ins Ohr.
„Du weißt, Jungchen, dass die Mönche hier auf diesem Kloster ihr Leben etwas anderem als der Kirche angetraut haben... Die Zeit verfließt und somit auch der Glaube...“
Mit einem abrupten Ruck wendete er sich ab, auf seinen Stab gestützt und verlies die Schenke in einem geheimnisvoll schlurfenden Gang, wandte seinen Weg zu einem anderen, weitaus bedeutungsvollerem Ort.
In der Gaststube war es dunkel, eiskalt hauchte der Wind hinein und nur bei kargem Kerzenlicht spielten die Männer Karten, flüsterten miteinander, während Jaromir auf einem Barhocker platz genommen hatte, sich so gesetzt, das sein Blick unverwandt auf den Eingang fiel. Die Tür war weit offen, so wie Bruder Erima sie hinterlassen, es schneite draußen. Leicht und geräuschlos segelten die Schneeflocken zu Boden, setzten sich auf eine dünne Schneedecke ab und verschmolz mit den restliche Eiskristallen.
Jaromir stieß eine rauchige Wolke seines Atems hervor, die sich wie wallender Neble im Raum verlor. Keiner sagte etwas, jeder war bereit, auf was, das konnten sie nur erahnen, am Geruch der Luft fühlen. Sie war eisig, dünn und schneidend.
Er wartet, dachte Jaromir, er will mich warten lassen...
Alles war angespannt, wie jede Nacht, ein günstiger Moment um Anzugreifen. In jeder Hausecke drückten sich schwarze Gestalten herum, unsichtbar in den Schatten und doch waren sie da, ließen Ihre Augen über den leeren, mit schneebedeckten Marktplatz schweifen. Jeder war hell wach, doch keiner wollte es zeigen, alle regten sich nicht spielten mit ihren eigen Gedanken und sogar die Wachen an der Stadtmauer und am Stadttor rührten sich nicht, hielten sich hinter Zinnen versteckt und spähten durch Gucklöcher zwischen die Bäume und Sträucher des Waldes, versuchten Bewegungen zu erahnen.