Träne des Leidens

-Prolog-

Oft frage ich mich, warum es gerade mich treffen musste. Wieso ich und nicht irgendwer anders Anbu geworden ist. Ich gebe zu, anfangs fand ich es noch toll. Die Geheimniskrämerei darum, was ich machte, während die anderen langweilige Missionen ausführten oder trainierten. Niemand wusste, wann ich wohin einfach verschwand oder wann ich wiederkommen würde. Damals fühlte ich mich frei, unheimlich unbeschwert.
Doch mit der Zeit kam ich einfach nicht mehr damit klar. Es war meine Aufgabe, mein Dorf und dessen Kage zu beschützen. Mit dieser Aufgabe war aber oft auch das Töten verbunden. Ich verfolgte Menschen, entführte und verhörte sie, egal mit welchen Mitteln. Immer darauf bedacht, nichts an die Öffentlichkeit durchsickern zu lassen.
Das heißt, dass ich nie jemandem davon erzählen, mit keiner Menschenseele über meine Taten und Ängste sprechen durfte. Ich habe geschworen, zu schweigen. Etwas zu sagen, würde meinen Tod bedeuten. Verrat zu begehen, kann ich mir beim besten Willen nicht leisten. Zwar würde mein Leid damit beendet sein, aber es würde Schande über mich und meinen Clan bringen.
Niemand weiß, dass ich ein Mitglied der Anbu bin, lediglich der Hokage. Weder meine Eltern noch meine Freunde, die mit der Zeit immer weniger geworden sind. Ich bin allein damit, muss allen, die ich kenne, Lügengeschichten auftischen, um meine Tarnung zu wahren.
Schon lange bin ich nicht mehr das fröhliche Kind, das ich irgendwann früher mal gewesen bin. Denn sobald ich von einer Mission wiederkomme und meine Maske ablege, setze ich sofort wieder eine andere auf. Eine unsichtbare, aber sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Niemand weiß, wie es in mir aussieht. Niemand kennt mich wirklich. Alle denken, ich wäre glücklich. Doch das bin ich nicht. Meine Arbeit zerstört mich innerlich, macht mich kaputt, lässt mich zerbrechen. Ich bin ein Wrack, doch niemand sieht es.
Mein Leben ist eine einzige Lüge. Ich will all diese Lügen nicht mehr, den geliebten Menschen nicht die Ungewissheit geben, ob ich überhaupt wiederkommen werde. Denn sollte ich auf einer Mission sterben, würde man mich verbrennen und alle würden denken, ich wäre weggelaufen. Niemand würde je erfahren, dass ich schon längst tot bin.
Um die Menschen, die ich liebe, zu schützen, darf ich kein Risiko eingehen. Mein Tattoo, das Zeichen, dass ich zur Anbu gehöre, muss ich immer verstecken. Ich darf mich nicht verlieben, denn dann würde ich andere Prioritäten setzen, uns beide in Gefahr begeben.
Damals habe ich mich falsch entschieden und jetzt kann ich es nicht mehr ändern. Aufhören kann ich nicht, nicht jetzt. Auch wenn es mich innerlich zerreißt, ich muss es tun. Es ist meine Aufgabe, ich habe den Befehlen des Kage zu gehorchen.

Es ist mein eigener, persönlicher Fluch.

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