Schattennacht
In Krieg und Liebe
Züngelnd verschlangen die lodernden Flammen der spärlichen Feuerstelle ihr karges Abendmahl, erfüllten die versteckten Winkel des dunklen Holzhauses mit dem weißgelben Spektrum ihres Farbenspiels, sodass nur die an den Wänden tanzenden Schatten, einem altehrwürdigen Ritual gleich, den Raum in undurchdringliche Schwärze tauchten, zerschlugen die gläserne Wand des Schweigens durch ihr knisterndes Züngeln, deren tausendfachen Splitter auf die junge Frau hinabregneten, um die eisernen Ketten, die sich um ihre Brust gelegt und ihr das Atmen verweigert hatten, zu zerschneiden, und vertrieben die eisige Kälte der Verzweiflung aus ihrem Herzen, in dem der resistente Samen der Liebe Einzug gefunden hatte, der nun den Frühling herbeirief und die ersten Knospen des Jahres warf.
Das gesellige Gefühl der wohligen Wärme, das seinen Ursprung nicht in den knisternden Flammen des Feuers, sondern vielmehr in den ihr Herz erwärmenden Worten des jungen Mannes hatte, durchströmte ihren gesamten Körper, sodass ihre Fingerspitzen vor Aufregung kribbelten, ihr linkes Bein zu zittern begann, ihre blassen Wangen in einem zarten Hauch von Rot erstrahlten, und die zahllos ausströmenden Glückshormone ihrem Körper das atemberaubende Gefühl des freien Falls vorspielten, bis sie seinen für den Bruchteil einer Sekunde von Selbstzweifel verzogenen Gesichtsausdruck erblickte, der das wunderschöne Lächeln ihrer rubinroten Lippen schnell wie ein tosender Sturm aus ihrem Gesicht fegte, der so lange Zeit in ihrem Herzen gewütet hatte und nun die Wellen ihrer Unsicherheit, an der Wand ihres Herzens brechend, von Neuem aufwallen ließ, deren Gischt sich in ihren Augen spiegelte, als sie ihn erblickte und realisierte, dass er es für sie tat, und nicht, weil er sie wirklich liebte, doch die Knospen ihrer Liebe unberührt ließ.
Sie wusste, dass sie ihm dankbar sein musste, da er es für sie tat, sie wusste, dass sie ihm dankbar sein musste, da er eine Fehde für sie riskierte, sie wusste, dass sie ihm dankbar sein musste, da er ihre Familie für sie belog, und doch flüsterte ihr verletztes Herz ihr verderbliche Gedanken ein, Gedanken, dass sie seine Seite nicht verlassen dürfe, um den Zauber anderer Frauen zu brechen, der über ihm lag, Gedanken, dass sie ihn dazu zwingen müsse, sie zu lieben, Gedanken, dass sie mit dem jungen Ritter gehen solle, um ihn irgendwie zu verletzen, damit er ihren Schmerz teilte; für einen Augenblick schien sie sich im tobenden Sturm ihrer Gefühle zu verlieren, bis sie ihre Augen schloss und sich in ihren Gedanken auf ebenjenem Stein fand, auf dem sie während der letzten Wochen so viele Stunden verbracht hatte.
Die Erinnerungen an die ruhigen Stunden der Einsamkeit im Wald, die Erinnerungen an die freundlichen Worte seiner tiefen Stimme, die Erinnerungen an ihre Errungenschaften verringerten den Schmerz, besänftigten den Sturm in ihrem Herzen, halfen ihr, all jene Gedanken und Gefühle zu verdrängen, zu verschließen, bis sie nichts als eine vollkommene Stille fühlte, die ihr zu verstehen verhalf, dass er ihr mit seiner Tat Zeit verschafft hatte, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, den jungen Ritter zu heiraten, oder einen anderen, geeigneten Heiratskandidaten zu suchen. Mit einem tiefen Atemzug der warmen Luft schlug sie ihre Augenlider langsam wieder auf, um sich trotz ihres Schmerzes bei ihrem Meister zu bedanken, doch sah sie nur seinen verwirrten und erschrockenen Blick, mit dem er sie bedachte.
Erst da bemerkte die junge Frau die farblosen Diamanten, die unaufhörlich von ihren Wimpern perlten, deren salziger Fluss die samtene Haut an ihren Wangen hinab lief, um ihre tapfer lächelnden Lippen zu benetzen, bis sie, von ihrem Kinn tropfend, auf ihren zitternden Händen in tausende Tränen zersprangen. Verzweifelt versuchte sie, den Fluss ihrer Tränen zu versperren, als sie ihre rechte Hand über ihre noch immer lächelnden Lippen legte, um ein Schluchzen zu unterdrücken, und wandte ihren Blick beschämt von seinen azurblauen Augen ab, während der junge Mann zu ihr trat, ihre linke Hand sanft in seine eigenen Hände nahm, und sie mit leichtem Druck aufforderte, aufzustehen.
Noch während sie seiner unausgesprochenen Bitte, sich von ihrem Platz am Tisch zu erheben, nachkam, spürte sie die noch immer schwer auf ihrem Herzen liegende Last, die sie zuvor so erfolgreich hatte verdrängen können, als hunderte von bezaubernden Perlen, die aus ihren hasselnussbraunen Augen hervorbrachen, wie der unaufhaltsame Strom lebenspendenden Wassers aus seiner Quelle hoch in den verlassenen Bergen unberührt und wunderschön hervorquoll. Ohne einen einzigen Gedanken an ihre Familie oder den jungen Ritter zu verschwenden, vergrub sie ihren Kopf schluchzend in dem Stoff seines Hemdes, benetzte ihn mit ihren Tränen, und begann, vor unterdrückten Schluchzern haltlos zu zittern, bis er seine Arme liebevoll um ihre schlanke Figur legte, um ihr jenen Halt zu geben, den sie so sehr brauchte.
Je länger die beiden jungen Erwachsenen so in dieser Umarmung verharrten, desto verzweifelter vergrub die schwarzhaarige Frau auch ihre Finger im weißen Stoff des Hemdes ihres Meisters, um nicht von ihm getrennt werden zu können, und versuchte, angespornt von ihrem wankelmütigen Herzen, ihn zu hassen, ihn dafür zu verachten, dass er sie nicht liebte, doch besänftigte ihr wild schlagendes Herz ihre vergifteten Gedanken zugleich wieder, indem es sie fragte, wie sie ihn hassen könnte, wenn sie ihn doch liebte. Wie wünschte sie sich, in diesem kleinen Wimpernschlag der Ewigkeit für alle Zeit gefangen sein zu können, um ihn nie wieder fortziehen lassen zu müssen, als ein lauter Donnerschlag die beiden plötzlich auseinandertrieb.
„Komm und sieh!“, hörte Akane die das Donnergrollen übertönende Stimme ihrer Schwester laut rufen, die begeistert aus dem Fenster in den weißen Himmel starrte, in dem die junge Frau aus den von ihren Tränen getrübten Augenwinkeln das Abbild eines verzweigten Blitzes zu erkennen glaubte. „Ein Wintergewitter!“
Während sich die Familienmitglieder der jungen Frau der kurzen Betrachtung des seltenen Wintergewitters hingaben, wandte sich der schwarzhaarige Mann dem jungen Ritter zu, der seinen Blick für wenige Augenblicke mit zusammengezogenen Augenbrauen erwiderte, bevor er sich abrupt umdrehte und die Türe unsanft aufstieß, um die kleine Hütte der Bauernfamilie mit mächtigen Schritten zu verlassen; doch bevor der Vater der begehrten Frau oder der Zauberer auf das Verschwinden des Ritters reagieren konnten, sahen die Bewohner des Hauses ein prachtvolles, weißes Ross, in dessen braunen Ledersattel der Ritter, der seinen Schnabelhelm wie eine Krone trug, dem Meister der schwarzhaarigen Frau bedeutete, zu ihm zu kommen.
„Glaube nicht, dass ich so schnell aufgebe“, rief er seinem Rivalen zu, als dieser aus dem warmen Wohnraum in die eisige Kälte des winterlichen Schneefalls getreten war, griff nach dem an seinem Sattel befestigten Bogen und Köcher, aus dessen Tiefen er einen schweren Holzpfeil zog, den er mit geschickter Leichtigkeit in den Bogen spannte und ihn dem jungen Mann als Zeichen seiner Entschlossenheit vor die Füße schoss. „Ich werde das Herz dieser jungen Frau erobern! Ich werde sie jeden Tag umwerben, bis sie mich akzeptiert und wir unseren Disput beigelegt haben.“
„Du kannst sie nicht umwerben, ohne sie zu besuchen, und genau dies kann ich dir nicht gestatten, Ritter“, erwiderte Ranma, der sich während des Schauspiels der Entschlossenheit des Ritters weder bewegt noch geblinzelt hatte, als der Pfeil vor seinen Füßen in den Schnee geschossen war, und hob den Pfeil vorsichtig vom Boden. „Momentan ist Akane bei mir in der Lehre und ich kann dir nicht erlauben, sie bei mir zu besuchen, während sie ihre Übungen unternimmt, da diese für meinen Lehrling, und ausschließlich für meinen Lehrling, vorgesehen sind.“
„Wenn du es mir nicht gestatten willst“, antwortete der Ritter von seinem Ross aus, das nun unüberhörbar nervös schnaubte und ungeduldig mit den Hufen scharrte, während er seinen Bogen und Köcher mit einem für den jungen Mann nicht sichtbaren, höhnischen Grinsen wieder zurück an seinen Sattel hängte, „dann muss ich sie wohl ohne deine Erlaubnis besuchen. In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, und dies scheint ein wenig von beidem zu sein.“
Als Ranma die Worte des Ritters vernahm, verharrte er schweigend, seine rechte Hand, die den Holzpfeil in ebenjenem Moment aufgehoben hatte, im kalten Schnee, sein berechnender Blick auf seinen Gegenüber gerichtet, seine Haltung gebückt, als würde er sich vor ihm verneigen, und wartete nachdenklich auf die nächste Worte des jungen Mannes, der ihn jedoch lediglich interessiert aus seinem Schnabelhelm heraus betrachtete, als sei der sich vor ihm verneigende Mann nur seine nächste Beute. Da sich keiner der beiden Kontrahenten bewegte oder den Anschein machte, sprechen zu wollen, trat der Vater der jungen Frau vorsichtig aus der Türe und räusperte sich leise.
„Entschuldigung?“, unterbrach er das Schweigen der beiden Männer ängstlich, doch entschlossen, und fuhr langsam fort, als er keine Schelte bezog. „Da die Herren keine Einigung finden, könnte vielleicht ich einen Vorschlag machen? Einen Monat soll meine Tochter bei einem der Herren leben; sollten die Herren in dieser Zeit keine Einigung gefunden haben, soll meine Tochter einen Monat zum anderen der beiden Herren ziehen, und dies, bis die Herren sich entschieden haben, wer von Ihnen sie heiraten darf, sodass meine Tochter die Möglichkeit hat, beide der Herren kennenzulernen.“
„Es ist“, hauchte Ranma in die kalte Abendluft hinein, während er sich erhob, den fragenden, beunruhigten Blick nicht vom Helm seines Rivalen nehmend, und reichte ihm den schweren Holzpfeil, dessen Annahme der junge Ritter jedoch verweigerte. „Es ist ein guter Kompromiss. Da ich nicht