Schattennacht

Stellen grünrote Flamme um ihren Körper erschien, die, zwar nicht besonders groß, doch in alle Richtungen ausschlug, die jedoch die nun erscheinenden Schneeflocken unbeschadet durchdrangen. Verwirrt beobachtete die junge Frau das Schauspiel für wenige Sekunden, bis sie der unnatürlich laute Widerhall von auftretenden Schuhen von den Schneeflocken ablenkte und sie zwang, sich im Geiste umzudrehen, um zu sehen, wer dort lief. Erstaunt bemerkte sie, dass sie nun nicht nur die Ausläufer des Waldes, sondern sogar die warme Holzhütte von Ranma in der Ferne zu erkennen glaubte, aus der der junge Zauberer gerade trat, etwas für sie Unsichtbares in den Händen haltend; auch ihn umgab eine Flamme, doch schlug diese nicht unkontrolliert aus, sondern befand sich wie eine zweite Haut Zentimeter über ihm und erstrahlte in einem satten Blau, das ihre dunkelrote Flamme beinahe durchsichtig erscheinen ließ. Hastig öffnete die junge Frau ihre Augen und starrte ängstlich in die Richtung der Hütte.

„Ranma“, rief sie laut in die Stille des Waldes hinein und bemerkte erst jetzt, dass die Sonne schon Stunden untergegangen sein musste, da sie undurchdringliche Dunkelheit umgab und sogar die Wolken, aus denen die Schneeflocken noch immer auf den mittlerweile von einer hohen weißen Schneeschicht bedeckten Boden fielen, nicht mehr zu erkennen waren. „Ranma, wenn du gerade hierher kommen solltest, dann habe ich dich gerade kommen sehen. Ranma, irgendwas Komisches passiert hier gerade!“

Nach nur wenigen Sekunden schritt der in einen dicken Mantel gehüllte Zauberer durch die tief hängenden Äste eines der Bäume auf die noch immer auf dem Stein sitzende Frau zu, legte ihr einen zweiten dicken Mantel, den er in seinen Händen trug, um die Schultern und lächelte ihr freudestrahlend zu, während sie ihn verwirrt anstarrte.

„Du bist total durchgefroren“, meinte der junge Mann erschreckt, als er seine warme Hand auf ihre Wange legte, um ihre Temperatur zu fühlen, und wollte gerade etwas hinzufügen, als sie ihm ihren Zeigefinger sanft gegen die Lippen legte, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Als er ihre Wange so sanft berührt hatte, hatte sich die kühle Winterbrise in ihrem Herzen schließlich gänzlich gelegt und sie hatte endlich verstanden, wonach sie gesucht hatte, nein, was sie hatte finden sollen: all die Zeit hatte sie nicht suchen sollen, auf dem Stein in all der Einsamkeit hatte sie ihr aufgewühltes Herz beruhigen sollen, um sich selbst zu finden, ohne zu suchen, nur hatte sie ihr Herz nicht bemerkt, weil sie zu durchdringend nach der Antwort auf eine nie gestellte Frage gesucht hatte; und nun hatte sie endlich verstanden, was er ihr hatte beibringen wollen. Sie hatte sich selbst gefunden und mit ihr hatte sie ihre Aura gefunden und nun verstand sie, warum so wenige Menschen in der Lage waren, sie zu benutzen, da sie sich nicht selbst fanden, was eine lange Zeit benötigte. Doch dies war nicht das Einzige, das sie in der Stille des Seins erfahren hatte. Ruhig schloss sie ihre Augen, suchte nach den Spuren der Leuchtkäfer, die ebenso wie die meisten Menschen eine unkontrollierte Aura besaßen, die sie leicht zu finden erlaubte, und umgarnte sie mit ihrer Aura, bis sie nicht länger widerstehen konnten, zu ihr zu kommen und zu leuchten.
Als Akane ihre Augen langsam wieder öffnete, sah sie hunderte der sonst schlafenden Glühwürmchen um Ranma und sich fliegen, und alle von ihnen leuchteten und summten nur für sie. Die einzige Lichtquelle in jenem düsteren Wald erleuchtete nur die lächelnden Gesichtszüge des Meisters und seiner Begleiterin. Langsam nahm die ihren Zeigefinger von seinen Lippen und legte ihre Hände stattdessen auf seine Brust, während sie aufstand und ihren Körper eng an seinen schmiegte. Seine Hände zogen sie noch enger an ihn, als er sie umarmte. Und dann, als die Glühwürmchen zu ihrem letzten Tanz in der Dunkelheit um die beiden Menschen ansetzten, verstand Akane auch das warme Gefühl, das sie ihm gegenüber empfand, jenes warmes Gefühl, das sie wünschen ließ, sich nie wieder von seiner Seite zu begeben, jenes warmes Gefühl, das sie so sehr liebte: sie liebte ihn.

Während die Leuchtkäfer nach und nach in der Dunkelheit der Nacht verblassten, stellte sich Akane auf ihre Zehenspitzen und wärmte ihre kalten Lippen an seinen, als sie ihn küsste. Für den kurzen Moment, bevor sie von ihm abließ und in seinen Armen aufgrund der Anstrengung einschlief, fühlte sie sich so geborgen wie noch nie in ihrem Leben, so warm, so am richtigen Platz. Sie fühlte sich zu Hause bei dem Zauberer, bei dem Mann, den sie liebte...
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