Schattennacht

der wagen Hoffnung, den tobenden Sturm in ihrem Herzen ein wenig zu beruhigen, in ihm zu vergraben, während heiße Tränen in den groben Stoff versickerten.

Nach einigen, verzweifelten Momenten der Einsamkeit erinnerte sie sich jedoch an die allumfassende Stille des Waldes, die Abgeschiedenheit ihrer verwirrten Gedanken, die sie so mühsam zu kontrollieren gelernt hatte, und verschloss ihr Herz vor dem Sturm ihrer Gefühle, sodass die Quelle ihrer Tränen versiegte, und sie ruhig nachdenken konnte. Sie wusste, dass er nicht ihr gehörte, sie wusste, dass er tun konnte, was er wollte, sie wusste, dass er ein Leben hatte, dem er sich widmete, wenn sie sich nicht in seinem Haus aufhielt, und hatte bereits seit Tagen befürchtet, dass es auch eine Frau in seinem Leben gäbe, und sie wusste, dass sie ihm keine Vorwürfe für ihre Gefühle machen konnte, sodass sie sich widerwillig entschloss, ihre Gefühle verschlossen zu halten, ihn zu vergessen, obwohl sie jeden Tag mit ihm würde verbringen.

Langsam drehte die junge Frau ihr von Tränen geschmücktes Gesicht zum Fenster, sodass sie das hoffnungslose Unterfangen, die gläsernen Perlen ihres Schmerzes für alle Ewigkeit in den diamanten Palast ihres Herzens zu verbannen, beginnen konnte, und blickte sehnsüchtig durch das Glas in den wolkenverhangenen Himmel, an die neue Welt, die sie durch ihre Selbsterkenntnis geöffnet hatte, denkend, die sie nun betreten durfte. Nur wenige Momente hielt sie dieser tröstende Gedanke an ihre neuen Erfahrungen gefangen, bevor sie das leise Knarren der sich öffnenden Haustüre vernahm, gefolgt von einem beinahe unhörbaren, männlichen Seufzer und dem abschließenden Zufallen der Türe. Hastig setzte sich die junge Frau auf und schlüpfte aus dem Mantel, um ihrem Meister die Vorzüge ihres weißen Kleides zu zeigen, schalt sich sofort dafür, als sie sich an ihre eigene Entscheidung erinnerte, doch bevor sie ihren Fehler beheben konnte, öffnete sich die Türe zum Schlafraum bereits einen spaltbreit.

„Akane?“, hauchte der junge Mann leise, während er seinen Kopf vorsichtig in das Zimmer schob, um zu sehen, ob sein Lehrling bereits aufgewacht war, und erstarrte, als er die junge Frau in seinem Bett sitzen sah. Er hatte den Wandel ihres Wesens während ihrer gemeinsamen Zeit vergnügt beobachtet, das Verblassen ihrer wilden Schönheit zugunsten einer gepflegten Anmut, deren Liebreiz die Herrlichkeit sämtlicher adliger Damen auf den Höfen des Königs in den Schatten stellte, das Zähmen ihrer Sturheit durch die erwachende Erkenntnis ihrer selbst, das gelegentliche Aufflackern eines gewaltigen Feuers in ihren Augen, das ihr Potential unterstrich, doch der Anblick, der sich ihm darbot, übertraf all dies.

Während sie seiner ungestellten Frage antwortete, indem sie ihren Kopf fragend schief legte, sog der junge Mann die unverkennbar weiblichen Reize seines Lehrlings staunend ein. Ihre rubinroten Lippen, die sie sich aufgrund der trockenen Luft sinnlich leckte, um ein Aufplatzen zu verhindern, schenkten ihm ein bezauberndes Lächeln, ihre samtenen Hände legten sich reizend übereinander, als sie ihre Arme ausgiebig nach vorne streckte, sodass ihr innerhalb des letzten Monats offensichtlich gewachsener Busen noch mehr betont wurde, als dies das Kleid bereits tat, während der linke Träger ihres Kleides langsam an ihrer Schulter hinab glitt, bis sich der Blick des schwarzhaarigen Mannes ebengleich entlang der schmalen, doch runden Hüften der Frau bis zu ihren weißen, unbedeckten Beine senkte, und er den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, versuchte, hinunterzuschlucken, als er das gefährlich züngelnde Feuer in ihren blitzenden Augen zu erkennen glaubte.

„Ich sehe, du bist wach“, meinte er langsam, das schnelle Pochen seines Herzens ignorierend.

„Ja“, antwortete sie ihm lächelnd, da ihr seine Blicke nicht entgangen waren, und stand ein zweites Mal an diesem kuriosen Tag auf. „Was ist eigentlich gestern passiert?“

„Du hast die schwierigste Aufgabe gelöst, die dich in deiner Lehre erwarten wird“, sagte er stolz, betrat, gekleidet in einem schwarzen, an den obersten Knöpfen geöffneten Hemd, sodass die junge Frau seinen breiten Brustkorb sehen konnte, dessen Anblick ihr ein zartes Rot auf die Wangen zauberte, sein Schlafzimmer, ging auf die junge Frau zu, und legte ihr fürsorglich seine kalte Hand auf ihre Wangen. „Leider hast du dich dabei ein bisschen übernommen und Fieber bekommen, sodass ich dich die Nacht hierbehalten musste. Jetzt scheint aber alles wieder in Ordnung zu sein, denn deine Temperatur ist wieder gefallen. Hast du gut geschlafen?“

„Ja, danke, ich habe wunderbar geschlafen, besser als je zuvor“, babbelte sie, um die sanfte Berührung seiner rauen Hände auf ihrer Wange zu überspielen, die sie stärker erröten ließ als sein Anblick. „Aber wo hast du geschlafen?“

„Nun ja“, zögerte der junge Mann, während er seine Hände von ihren Wangen nahm, und Akane meinte, eine leichte Rotschattierung auf seinen Wangen zu erkennen, als er fortfuhr: „Ich hatte nicht mehr genügend Stroh, um mir ein neues Bett zu machen, also habe ich mich einfach zu dir gelegt. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“

„Das ist wunderbar!“, brach es aus der jungen Frau hervor, da es bedeutete, dass ihr Meister nicht bei der mysteriösen Frau geschlafen hatte, realisierte jedoch zu spät die Implikation ihrer ausgerufenen Worte, die in Verbindung mit ihrer Aussage, dass sie noch nie besser geschlafen hatte, womöglich eine vollkommen falsche Bedeutung für den perplex schweigenden jungen Mann ergab, doch wusste sie nicht, wie sie das Missverständnis aus der Welt schaffen sollte. „Ich meine, ich wollte sagen, dass es, wie soll ich es ausdrücken, in, in Ordnung ist!“

„Eh, gut“, stellte der Zauberer zögernd fest und schlug schließlich nach kurzem Schweigen vor: „Warum machst du dich nicht ein wenig frisch, und ich bereite in der Zwischenzeit das Frühstück vor?“

Dankbar nickend folgte sie dem jungen Mann in die Küche, in der sie sich Gesicht und Arme mit kaltem Wasser wusch, während er das Brot schnitt, und aus einem winzigen Raum, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, da die kleinen Holztüre neben der Wasserpumpe für ungeübte Augen beinahe unsichtbar war, und wohl als Kühlraum diente, Butter, Fleisch, Früchte und Milch für das Frühstück. Schweigend setzten sich die beiden jungen Erwachsenen an den hölzernen Tisch im kühlen Wohnraum, da Ranma den Kamin nicht entzündet hatte, beide tief in ihren Gedanken versunken, und aßen das Mahl, bis Akane das Schweigen mit einer Frage brach.

„Ich weiß, es ist anmaßend zu fragen, aber könnte ich heute vielleicht früher nach Hause gehen? Ich bin gestern nicht nach Hause gekommen, und meine Familie macht sich sicherlich Sorgen um mich“, fragte die junge Frau vorsichtig, die Reaktion des Zauberers genau beobachtend.

„Nein“, antwortete er ihr langsam und richtete seinen Blick das erste Mal seit dem Beginn des Frühstückes auf die junge Frau, die ihm gegenüber saß, und brachte ihre stummen Proteste mit einem Lächeln zum Verstummen. „Du wirst nicht früher gehen, du wirst jetzt gleich nach dem Frühstück nach Hause gehen, da ich heute in das Dorf muss, um einige Bestände nachzukaufen. Und auf dem Weg ins Dorf kannst du mir all die Fragen stellen, die dir auf dem Herzen liegen.“

„Was? Wie?“, stammelte die junge Frau verdutzt und beobachtete, wie der junge Mann den Tisch geschickt abräumte, und die leeren Teller in die Küche brachte, während er ihr antwortete.

„Deine Aura verrät dich“, wehte seine vom Wasser, das auf der Pumpe der Küche lief, gedämpfte Stimme aus der Küche. „Menschen können zwar Fragen zurückhalten, aber ihre Aura schlägt dennoch meistens nach dem Menschen aus, dem sie die Fragen stellen wollen; und bevor du fragst: ja, es könnte auch andere Gründe haben, aber du warst den ganzen Morgen schon in Gedanken versunken, also wusste ich, dass dich etwas bedrückt.“

„Kannst du mir das beibringen?“, fragte die junge Frau beeindruckt, als ihr Meister mit zwei Mänteln in der Hand zurückkehrte.

„Aber natürlich, das ist die nächste Stufe deiner Ausbildung“, sagte er und half ihr beim Anziehen ihres braunen Mantels, bevor Meister und Lehrling die Hütte am See verließen, um das Dorf am Rande des Waldes zu besuchen.

Einmütig liefen die beiden jungen Erwachsenen durch jenen altehrwürdigen Wald, der sich seit dem ersten Besuch der schwarzhaarigen Frau so sehr verändert hatte, dass sie kaum mehr glauben konnte, in ebenjenem Wald zu laufen. Die tief hängenden, einst so bedrohlich wirkenden Zweige der Nadelbäume waren nun mit einer dünnen Schicht von purem Pulverschnee bedeckt, und schienen die Besucher des Waldes freundlich zu grüßen, das stark ausgeprägte Wurzelwerk der Bäume schien einen Pfad für sie zu formen, auf dem sie ungestört wandern konnten, und die dicht aneinandergereihten Stämme öffneten einen Durchgang für sie, während die junge Frau ihrem Begleiter Frage um Frage stellte.

„Ganz ruhig, Akane“, lachte Ranma, als sein Lehrling Luft holte, um weitere Fragen zu stellen, und unterbrach ihren Fragenmarathon dadurch. „Ich kann dir doch keine Frage beantworten, wenn du mir so viele auf einmal stellst! Aber da es dich so sehr zu interessieren scheint, werde ich dir die Grundzüge deiner weiteren Ausbildung erläutern: als erstes wirst du lernen, deine Aura zu kontrollieren, denn ohne Kontrolle wirst du nicht in der Lage sein, alle Fassaden zu begreifen und anzuwenden. Dass du es geschafft hast, die Tiere zu dir zu rufen, zeugt bereits von einer gewissen Kontrolle über deine Aura, aber um der Herr all deiner Wesenszüge zu werden, müssen wir deinen Geist, und damit deinen Körper stählen, denn nur in einem gesunden Körper kann ein gesunder Geist wohnen.“

„Gut“, murmelte die
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