Fanfic: Mutterliebe
Kapitel: Mutterliebe
Buffy ging müde durch den dunklen Flur. Sie war gerade von einer späten Patrouille zurückgekommen. Nachdem sie noch bei Giles vorbeigeschaut hatte, war sie direkt nach Hause gegangen. Alles was sie jetzt noch wollte, war ins Bett zu kriechen und zu schlafen. Sie trat ins Gästezimmer und ließ ihre Waffentasche auf den Boden fallen, zu faul, um jetzt noch alles wegzuräumen. Sie ging ins Schlafzimmer und blieb bei dem, was sie vor sich sah, still stehen. Die beiden allerwichtigsten Menschen in ihrem Leben lagen schlafend auf dem Bett. Es war der anbetungswürdigste Anblick, den sie je gesehen hatte. Diese kleinen Dinge waren es, die ihr Herz mit Freude erfüllten. Ihr Baby lag schlafend auf der Brust seines Vaters. Angels große Hand stützte den Kopf des Säuglings. Buffy lächelte und machte das Licht aus. Der Raum war nun dunkel. Sie schlüpfte aus ihrer schwarzen Jägerkluft und in ihren Baumwollpyjama. Sie ging zum Bett hinüber und hob das Baby vorsichtig aus Angels Armen, darauf achtend, dass keiner der beiden geweckt wurde. Angel rührte sich jedoch und schlug seine Augen auf.
"Buffy?" murmelte er verschlafen.
"Ich bin es, Schatz. Ich lege Evan in sein Bett" flüsterte sie. "Schlaf weiter."
"Mmmm hmm" brachte er heraus, bevor er wieder einschlief.
Buffy kam kurz darauf zurück. Sie zog die Decke von ihrer Seite des Bettes zurück und krabbelte dazwischen. Die kühlen Laken waren ein schönes Gefühl auf ihrer Haut; sie kuschelte sich an den Körper neben ihr. Angels Arme umfingen sie und zogen sie nah an sich. Sie berührte sanft seine Lippen mit ihren, flüsterte 'Gute Nacht' und fiel in einen erschöpften Schlaf.
***
Einige Stunden später wurde das Paar durch das Weinen eines Kindes geweckt. Angel machte Anstalten aufzustehen, doch Buffy stoppte ihn.
"Ich gehe" sagte sie ein wenig benommen. "Er hat vielleicht Hunger und dann muss ich ihn füttern."
Sie rieb sich ihre Augen und machte sich auf den Weg in Evans Zimmer. Über dem Kinderbett lehnend, streckte sie ihre Arme nach dem jammernden Kind aus.
"Shhh, ich bin ja hier, Liebes" sprach sie sanft und hoffte, das Baby zu beruhigen. Sie legte ihn an ihre Schulter und drehte sich zu dem antiken Schaukelstuhl um. Buffy keuchte, als sie sah, dass eine Frau mit ihr im Raum stand.
Das sanfte Glühen des nächtlichen Lichtes erhellte das Gesicht der Frau. Sie stand ganz still, ihre Augen waren auf das Baby in Buffys Armen gerichtet. Buffy hielt Evan fest und ihre Augen wanderten durch den Raum, als sie das Baby beruhigte. Wo war sie hergekommen? Sie war von mittlerem Alter mit bleicher Haut und dunklem Haar. Sie trug ein altmodisches Kleid. Ein Geist? Der Gedanke ging durch Buffys Kopf und sie trat angstvoll einen Schritt zurück.
"Wer bist du?" fragte die Jägerin sanft. "Was willst du?"
Die Frau antwortete nicht. Ihr Gesicht blieb unverändert. Sie starrte nur weiter auf das jetzt ruhige Kind. Von ihr ging keine Bedrohung aus, als sie langsam ihre Hand ausstreckte und auf Mutter und Kind zukam.
***
Buffy fuhr im Bett auf, die Augen weit geöffnet. Sie zitterte und ihr Herz raste.
Ein Traum.
Zwei starke Arme fanden den Weg um ihre Taille.
"Buffy" Sie hörte Angels beruhigende Stimme in ihrem Ohr, als er sie zu sich zog.
Sie war dankbar für seine Gegenwart und lehnte sich an ihn.
"Oh, es war ein Traum" Sie seufzte und legte ihren Kopf an die Krümmung seines Nackens.
"Das Baby..." Sie verspürte Angst in ihrem Herzen und zog sich von Angel zurück. "Ich muss nach ihm sehen."
"Er hat keinen Laut von sich gegeben, Liebes" Aber Angel wusste, seine Worte würden sie nur wenig beruhigen. Er sah, wie sie den Raum verließ und eine Minute später wieder zurückkam.
"Ihm geht es gut" sagte sie zu ihm. Sie klang erleichtert und nahm dann den Platz neben ihm wieder ein.
"Willst du mir sagen, was passiert ist?" Er nahm ihre Hand in seine und küsste sie sanft. "War es der gleiche?"
"Der gleiche" antwortete sie leise. "Sie kommt immer näher auf uns zu, Angel"
Buffy hatte die Träume über diese Frau jetzt schon seit einiger Zeit. Sie kamen häufiger in letzter Zeit und sie fragte sich inzwischen, ob sie Vorhersagen waren.
"Was ist, wenn sie wahr werden, Angel? Was ist, wenn sie Evan weh tun will? Ich weiss, ich sagte , dass sie harmlos aussieht, aber sie ängstigt mich. Weil sie immer nur so starrt."
"Ich bin sicher, dass es nur Träume sind, Buffy. Nichts wird mit unserem Baby passieren" versicherte er ihr.
"Aber-"
"Shhh. Versuch noch etwas zu schlafen."
Sie seufzte weil sie wusste, dass sie in der Nacht wenig machen könnte.
"Oh, aber morgen sprechen wir mit Giles."
***
Joyce las ein Buch im Wohnzimmer ihrer Tochter. Sie sah auf, als sie hörte, dass sich Schritte näherten.
"Hallo Süße, du bist früh zurück. Wie war die Patrouille?"
Buffy stöhnte. "Es war eine Pleite. Keine Vamps. Deshalb sind wir früh zurück" Sie hüpfte neben ihre Mutter.
"Wo ist Angel?"
"Er räumt nur die Sachen weg. Evan-"
"Er schläft. Er war heute ein perfekter kleiner Engel" informierte sie Joyce.
"Danke, dass du nach ihm geschaut hast."
"Das musst du doch nicht erwähnen, Buffy. Du weißt, dass ich immer gerne Zeit mit meinem Enkel verbringe. Wenn du mich brauchst, frag nur."
Buffy küsste ihre Mutter auf die Wange. "Du bist die Größte."
"Ich weiss" Joyce grinste zurück. Sie wurde dann ernst. "Hast du diesen Traum wieder gehabt?"
Buffy runzelte die Stirn. "Nicht seit dieser anderen Nacht. Giles hat auch noch nichts gefunden. Aber es ist ja nicht so, als hätte er nicht viel zu tun. Angel meint immer, ich soll mich nicht sorgen, aber ich weiss, dass er es nur sagt, damit ich mich besser fühle. Ich weiss, dass er sich auch Gedanken macht."
"Das tut mir Leid. Ich bin sicher, dass Giles bald etwas findet oder, noch besser, die Träume bald aufhören."
"Das hoffe ich."
"Was hoffst du?" fragte Angel, als er den Raum betrat. "Hi Joyce" grüsste er, als er seinen langen Mantel auf einen Stuhl in der Nähe legte.
"Das meine Träume aufhören" erklärte sie.
"Oh" sagte er und kam zu ihr hinüber, umfasste ihr Gesicht und küsste sie auf ihre Schläfe.
"Ich habe dir doch gesagt, dass alles gut wird. Wir kommen damit klar."
Joyce schaute das Paar liebevoll an. Hatte sie wirklich einmal versucht, dies alles Buffy wegzunehmen? Sie hatte sie damals nicht verstanden. Hatte nicht verstanden, wie tief ihre Liebe war. Jetzt konnte sich nicht dankbarer sein, dass Buffy Angel an ihrer Seite hatte. Und sie würde ihren Enkelsohn für nichts auf der Welt eintauschen.
"Ich sollte jetzt gehen" sagte sie und stand auf.
"Danke, dass du bei Evan geblieben bist, Joyce" sagte Angel zu ihr.
"Jederzeit."
"Ich bringe dich nach draußen."
"Das ist nicht, nötig, Angel."
"Mom, es ist dunkel und-"
"Ich gehe direkt zu meinem Auto. Und ich habe immer ein Kreuz und Weihwasser in meiner Tasche. Mir geht es gut."
Sie küsste ihre Tochter zum Abschied und umarmte Angel.
"Gebt Evan einen Kuss von mir. Gute Nacht."
Sie ging und ließ Buffy und Angel alleine. Er schlang seine Arme um sie und schaute in ihre schönen nußbraunen Augen.
"Warum gehen wir nicht nach unserem kleinen Wunder schauen und dann lässt du mich dich den Rest der Nacht von diesen Dingen ablenken."
Sie lächelte bei seiner Andeutung. "Und was schwebt dir da so vor?"
"Oh, dies..." Seine Lippen bedeckten ihre in einem süßen Kuss.
"Ist das alles?" neckte sie. Ihre Finger spielten mit dem Kragen seines Shirts.
Angel drehte den Kopf zur Seite und gluckste "Und ein bisschen davon..." Sein Mund folgte ihrem Hals zum Nacken. Er küsste ihre Schulter, während seine Hände gleichzeitig unter ihr Oberteil schlüpften und ihren Rücken streichelten.
Als das Baby ein paar Minuten später sicher im Bett lag, taumelten die beiden Liebenden den Flur entlang in ihr Schlafzimmer. Sie bemerkten nicht die Gestalt, die vor der Tür vor Evans Zimmer erschien. Die Frau bewegte sich leise hinein.
Angel erwachte, als er bemerkte, dass sie nicht mehr da war. Buffy war, an ihn gekuschelt und mit ihrem Kopf auf seiner Brust, eingeschlafen. Das Bett war jetzt leer und er konnte umherschlurfen hören. Angel konnte sie gerade noch erblicken, bevor sie die den Raum verließ. Im Haus war es ruhig und das Baby hatte die ganze Nacht keinen Ton von sich gegeben. Er stieg schnell aus dem Bett, zog sich ein paar Sachen an und folgte ihr den Gang entlang.
"Buffy" rief er sanft.
Sie sprang bei dem Klang seiner Stimme und zog sich ihren Morgenmantel enger um ihren Körper.
"Was machst du?" fragte er sie.
"Ich hatte ein schlechtes Gefühl und dann dachte ich, ich hätte gehört..." sie brach ab, als sie den Raum ihres Sohnes erreichten.
Angel sah ihre Nervosität und lief zu ihr.
Beide erstarrten, als sie die Frau sahen. Sie hielt den Säugling in ihren Armen an sich gedrückt und wiegte ihn sanft in dem antiken Stuhl.
Ihr Gesicht war im Schatten versteckt, aber man konnte ihre Stimme hören. Sie summte ein süßes Schlaflied, das Angel bekannt vorkam.
Sich ihrer Anwesenheit bewußt, stand die Frau langsam auf. Sie drehte sich um und machte es dem Licht dadurch möglich, dass ihr Gesicht vor beiden sichtbar wurde.
Angel keuchte laut. Buffy warf ihm einen Blick zu und bemerkte den