the last dance

Alles um sie herum war von Stille beherrscht, niemand war zu sehen. Keine hektischen Gesichter, keine rücksichtslosen Leute, niemand. Es war ein Moment der Ruhe. Auf ihren Lippen bildete sich ein angenehmes Lächeln und sie schloss ihre Augenlider.
Auf einmal spürte sie einen leichten Druck auf der Schulter. Sofort riss sie die Augen und zuckte reflexartig zusammen, dabei versuchte sie den angstvollen Ton, welcher ihre Kehle hinaufschlich, zu unterdrücken.
„Ihr seht aus, als hättet Ihr einen Geist zu Gesicht bekommen.“, wieder war es diese Stimme, diese verspottende und zugleich freundlich klingende Stimme. Der Klang hallte durch den großen Raum. Sofort richtete sie sich auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf ohne dabei den zarten Rotschimmer auf ihren Wangen zu bemerken. Doch bevor sie nach den passenden Worten ringen konnte wurden ihr ein Eimer, gefüllt mit Seifenwasser, und ein alter Lappen in die Hände gedrückt. Überfordert von dieser überstürzten Aktion sah sie ihren Gegenüber mit einem gemischten Gefühl an. „Eure Strafe.“, war das einzige, das sie zur Antwort auf den fragenden Blick bekam. Erneut lächelte er und hob seinen Zeigefinger, als wollte er sie ermahnen. Nickend gab Charlotte das Zeichen, das sie verstanden hatte und stellte Eimer und Putzlappen auf den steinernen Boden. Erschöpft ließ sie sich auf die Knie fallen und nahm das Stück Stoff in die Hand. Zufrieden beobachtete der Schwarzhaarige, wie die junge Frau im mittelalterlichen Stil den Boden zu putzen begann. Verspätung duldete er nicht und dies schien ihm eine angemessene Bestrafung zu sein. Ohne weitere Worte zu verschwenden ging er in aufrechter Haltung den Weg, der nach oben führte und ließ Charlotte alleine.


Mit Schmerzen in Knie und Händen betrat sie erleichtert ihr zugeteiltes Zimmer. Während sie auf dem Weg zum Bett den Knoten der Schürze und das Haarband löste, fiel ihr durch den Blick aus dem Fenster die Dunkelheit außerhalb auf. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und viele, funkelnde Sterne hatten keine Chance ihr schwaches Licht zu zeigen, da dunkle Wolken diese zu verdecken wussten. Erschöpft ließ sie sich auf das schmale Bett zurückfallen und versuchte mit ihren Füßen die schweren Schuhe auszuziehen - diese landeten unsanft auf den Holzboden. „Endlich ist dieser Tag vorbei.“, flüsterte sie in die Dunkelheit hinein und schloss ihre Augen. Der erste Arbeitstag als einfaches Hausmädchen im Dienste des Hauses Phantomhive hatte seine Spuren gelassen. Bevor sie auch nur eine Sekunde an den ersehnten Schlaf denken konnte vernahm sie ein verdrängtes Gefühl und das flehende Geräusch eines leeren Magens gab sich zu erkennen. Ihr fiel auf, dass sie den ganzen Tag nichts zu essen hatte, da ihr die Arbeit jegliche freie Zeit dazu genommen hatte. Mühsam richtete Charlie ihren Oberkörper auf und fuhr sich durch ihr langes, braunes Haar. Schnell tauschte sie ihre unmodische Arbeitsuniform gegen einfaches Hausgewand, welches sie der Bequemlichkeit halber auf den kleinen Nachttisch verstaut hatte, und ließ das schützende Zimmerchen hinter sich.

Ihre Beine trugen sie zu jenem Ort, in welchem sie die meiste Zeit des Tages verbracht hatte. Selbst die furchteinflößende Dunkelheit in diesem großen Gebäude konnte ihr keine Angst bereiten. Sicher öffnete sie die Türe und betrat den kalten Raum. Alles war stockfinster. Doch der Hunger war größer, so schluckte Charlotte ihre Unsicherheit hinunter und begann in den Kästchen und Laden nach etwas Essbaren zu suchen. Mit ihren Fingern tastete sie jede Stelle ab, doch schien es ihr durch die fressenden Schatten und ohne Helligkeit schwer etwas Brauchbares zu finden.
„Suchen Sie etwas Bestimmtes?“, sofort drehte die Braunhaarige ihren Körper um 180 Grad und sah den Sklaventreiber, der sie scheinbar verfolgte. „Ich-“, begann sie mit heiserer Stimme ihren Satz zu sprechen, doch begann ihr Magen in dieser Sekunde zu knurren und schien der Frage des Butlers entgegenzukommen. Schamerfüllt umschlangen ihre Arme die Bauchgegend und ihre Beine gaben dem Gewicht nach, sodass sie auf die kalte Steinplatte sank und gegen einen der Schränke lehnte. „Es tut mir Leid, bitte feuern Sie mich nicht. Lieber nehme ich noch eine Bestrafung hin.“, kam es von ihr mit verzweifelter und angsterfüllter Stimme. Doch er sagte nichts. Stumm stellte er den Kerzenständer, welchen er zuvor mit festem Griff in der Rechten hielt, auf den Tisch und sah mit seinen geheimnisvollen, roten Augen auf die wimmernde Gestalt herab. Mit bemitleidenden und ebenso lächelnden Gesichtsausdruck schritt er zu einem deckenhohen Kasten und holte aus diesen einige Zutaten aus welchen er binnen weniger Sekunden und mit schnellen Handbewegungen etwas zu essen schuf. Er beugte seinen Oberkörper ein wenig nach unten und reichte es auf einem Teller der erstaunten Dame. Diese nahm es dankbar an und begann den Hunger zu stillen.
„Ach ja…Charlotte.“, meinte sie, nachdem sie den ersten Bissen erfolgreich hinuntergeschluckt hatte und reichte ihm ihre freie Hand um sich höflicherweise vorzustellen. Doch dieser schien die dankbare Geste nicht zu beachten, sondern war dabei, die Küche bereits zu verlassen. Bevor er die Schwelle übertrat, richtete er seinen Kopf zu ihr. „Sebastian.“, meinte er mit einem kalten Unterton und ließ die zufrieden lächelnde Charlotte zurück.


Im belebten London tummelten sich die Arbeiter des besten Hotels zum Eingangsbereich um den erwarteten Gast, selbst um diese Uhrzeit, zu empfangen. Vor dem prunkvollen Eingangsbereich fuhr auf der Straße eine lange, schwarze Limousine vor, welche zielsicher Halt vor dem Gebäude machte. Als erstes stieg ein attraktiver, junger Mann aus. Er war gekleidet in einen schwarzen Frack. Sein ebenso pechschwarzes Haar war perfekt positioniert und ein goldgelbes Augenpaar funkelte durch die penibel geputzten Gläser der auf seiner Nase sitzenden Brille. Er schritt auf die andere Seite des Autos und öffnete die Autotür. Aus dem luxuriösen Gefährt stieg eine braunhaarige Frau jungen Alters. Ihr knielanges Seidenkleid wurde von einem lichtblauen Mantel verdeckt. Ihr langes Haar hatte sie nach hinten gestrichen. Mit Hilfe der Hand ihres Butlers stieg sie aus dem Auto und betrat den ausgerollten Teppichbelag. In ihren hohen Absätzen schritt sie auf den Eingang zu ohne, dass ihre Augen, die Traue wiederspiegelten, die anderen Menschen um sie beachteten. „Komm, Claude.“, war ihre Aufforderung bevor sie das noble Hotel betrat, gefolgt von ihrem schwarzen Diener.


Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Ich habe schon mit dem zweiten begonnen, also wird es nicht all zu lange dauern ;) Jetzt, wo noch die Schule Ruhe gibt, habe ich Zeit zum Schreiben. Kommentare nicht vergessen :'D und schaut doch auch mal bei meinen anderen FFs vorbei ^^

~ Cherry
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