Omas neunzigster Geburtstag

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sooouuu zweites kapitel :3


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Seufzend schloss Wabisuke die Tür hinter sich. Er strich noch einmal über das Holz der Türrahmens, schreckte aber zurück, als er von drinnen leises Schluchzen hörte. So sollte das eigentlich nicht ablaufen. Er hatte gedacht Kazuma würde sich freuen ihn endlich wieder zu sehen. Doch das war wohl wieder mal nur ein Irrtum gewesen. Leise ging er durch das Haus um möglichst genau so unauffällig, wie er gekommen war, auch wieder zu verschwinden. Er wollte niemand Anderem hier begegnen, denn Kazuma hatte recht: Auf Wabisuke war die ganze Familie nicht gut zu sprechen. Ob es daran lag, dass er Opas unehelicher Sohn und adoptiert war, oder weil er Omas letztes Stück Land ohne zu fragen einfach verkauft hatte und mit dem Geld nach Amerika geflogen war, wusste er nicht. Er schaltete sein Handy ein um seine Mails zu überprüfen. Nichts. Die amerikanische Regierung hatte sich nicht noch einmal gemeldet. Nachdem er ihnen eine Hacker-AI erstellt hatte und damit reich geworden war, wollte er eigentlich das Geld mit der Familie teilen, aber das konnte er jetzt nicht mehr einfach so machen. Vielleicht hätte ich es doch vorher erklären sollen, dachte Wabisuke als er in seinen Wagen stieg und den Zündschlüssel drehte. Leise fuhr er vom Hof und überlegte, wann er das nächste Mal hierher zurück kehren können würde.
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>>Kazuma?<< Als seine Mutter die Tür öffnete, schreckte er hoch und wischte sich schnell über die Augen, war er doch tatsächlich eingeschlafen. >>Wir essen gleich und fänden es schön, wenn du auch kommen würdest, man bekommt dich ja sonst kaum zu Gesicht.<<
Kazuma setzte sich auf und schüttelte den Kopf. >>Nein, ich kann nicht. Entschuldige mich bitte bei Oma und bei meinem Meister.<< Sein Meister war sein Großvater Mansuke, den er so nannte, weil dieser ihm über das Internet Kung Fu beigebracht hatte.
>>Hm, na gut, aber denk bitte daran, dass wir in drei Tagen Omas Geburtstag feiern. Es wäre wirklich schön, wenn du ab morgen mit uns zusammen isst, du weißt doch, wie wichtig Oma das gemeinsame Mahl mit der Familie ist.<< Kazumas Mutter verlies das Zimmer, die Tür wurde geschlossen, er war wieder allein. Seufzend setzte er sich wieder an den Computer und begann damit, die Festplatte nach alten Fotos, Briefen und E-Mails seines Onkels zu durchsuchen. Er wollte einfach wissen warum er sich so plötzlich aus ihrem Leben radiert hatte, um sich dann wieder ohne ein einziges Zeichen der Ankündigung hinein zu drängen.
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Von draußen tönte der Lärm der Erwachsenen, die den Freund seiner Cousine Natsuki begrüßten. Seit Stunden suchte Kazuma nun schon. Aber gefunden hatte er rein gar nichts. Bis auf eine einzige Mail, die ihm zum elften Geburtstag gratulierte und im Anhang ein paar Bilder von sich und seinem Onkel zeigte. Missmutig begab er sich ins Badezimmer um noch vor allen Anderen in Ruhe ein Bad nehmen zu können. Er drehte den Wasserhahn auf, entledigte sich seiner Kleidung und stieg in das warm dampfende Wasser. Es war ein einziges Bild, welches ihm nicht aus dem Kopf ging: Wabisuke und er nach einem Baseballspiel überglücklich vor dem Stadion. Das Foto hatte Natsuki gemacht, daran konnte er sich noch genau erinnern. Und daran, dass sie den ganzen Tag an Wabisuke geklebt hatte, als wären sie Magneten. Und nur auf diesem Bild konnte er einmal mit seinem Onkel ‚allein‘ sein. Man sah ihnen die Freude auf dem Bild wirklich an. Nicht nur, weil ihre Mannschaft das Spiel gewonnen hatte, sondern auch, weil Wabisuke endlich frei von Natsuki war und es jetzt Kazuma war, der ihm um den Hals hing, so dass sein Onkel sich herunter beugen musste und schief in die Kamera sah. Seufzend versuchte Kazuma den Gedanken an diesen glücklich endenden Tag zu verdrängen und tauchte unter, um aber sofort wieder mit großen Augen aufzutauchen, die Badewanne fluchtartig und nur mit einem Handtuch bekleidet zu verlassen und sich sofort an den Computer zu setzen. Ihm war eine Idee gekommen, er wollte wissen, wie sich Wabisuke an diesen Tag erinnerte.
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