Mephisto

standen.

„Könnten Sie uns etwas Zeit einräumen?“, fragte der Ältere der beiden. Chris schwenkte seinen Blick in Richtung Reimer.

„Tut mir Leid, ich habe gerade einen Kunden.“, gab er an. Aber anstatt zu gehen, versuchten sich die Beamten in die Wohnung zu drängen. „Wir warten solange im Wartezimmer, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“, schien der Ältere darauf zu bestehen. Chris seufzte und schlenderte zu Reimer zurück. Dieser war inzwischen aufgestanden.

„Was würden Sie mit so einer Schlampe anstellen?“, fragte er Chris erbost.

„Das weiß ich nicht. Sind wir dann fertig, oder wünschen Sie noch etwas?“, fragte er sanft. Reimer überlegte.

„Nein, es sei den, Sie sind auch Anwalt.“, meinte Reimer, erwartete aber keine Bestätigung. Er zog sprichwörtlich seinen Hut und verließ das Büro.

„Schicken Sie mir die Rechnung. Aber bitte vor der Scheidung.“, warf er noch zurück. Er würdigte den Beamten, die es sich inzwischen im Wartezimmer bequem gemacht hatten keinen Blick, sondern stürmte einfach aus der Detektei. Diese sahen nun aber interessiert zu Chris. Dieser winkte die beiden widerwillig herein. Er bot ihnen einen Stuhl an, doch sie verzichteten.

„Sie müssen mit uns kommen.“, platzte der Ältere gleich heraus. Chris konnte nicht sagen, ob er Kroate wie Damir war, oder doch Tscheche.

„Bin ich verhaftet?“, hakte Chris unsicher nach. Sofort schüttelten beide Beamte den Kopf.

„Nein, so meinten wir das nicht. Unser Dienststellenleiter möchte mit Ihnen wegen eines privaten Grundes reden.“, erklärte der Ältere geheimnisvoll. Chris presste die Lippen zusammen.

„Und natürlich ist er so beschäftigt, dass er nicht selber kommen kann.“, sagte er selbstsicher. Zu seiner Überraschung bestätigten es ihm die Beamten.

„In der Tat. Der Herr Dienststellenleiter meinte, dass er Sie von früher kenne und Sie in einer wichtigen Angelegenheit sprechen müsste. Wenn Sie akzeptieren, würden wir Sie sofort zur Dienststselle in Penzing fahren.“, erklärte er. Chris fühlte sich überrumpelt.

„Ich kenne Ihn von früher?“, kam er auf diesen Teil zurück. Der Ältere bejahte.

„Herr Fleischer meinte, Sie beide wären gemeinsam auf der Polizeischule gewesen.“, gab er an. Der jüngere hatte noch immer keinen Ton gesagt.

„Alles in Ordnung, Sir?“, fragte er schließlich, als er Chris’ heftige Reaktion sah.

„Fleischer? Was will er?“, fragte Chris perplex. Er hatte Sebastian seit fünf Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen. Zuletzt hatte er einen Streit mit seinem Freund in Erinnerung. Er bekam mit, dass der Psychologe Sebastian bat mehr Zeit mit seinem Freund zu verbringen. Chris warf Sebastian vor es gar nicht ernst mit der Freundschaft zu meinen und die beiden trennten sich im Streit. Chris hatte nicht erwartet je wieder von ihm zuhören. Aber wenn er so zurückdachte, war Sebastian wahrscheinlich das einzige an Familie, das ihm geblieben war. Und das er ebenfalls verlor. Also was wollte er jetzt? Vor allem nach dieser ganzen Zeit? Kein Anruf, keine E-Mail war seit damals eingegangen.

„Hat er gesagt, was er will?“, hakte Chris nach. Der Ältere schüttelte den Kopf.

„Nein, nur dass es sehr wichtig sei.“, entgegnete er. Chris nickte langsam.

„Gut, ich begleite Sie. Ich muss vorher nur noch einen Anruf tätigen.“, erklärte er. Die Beamten bedankten sich und warteten vor der Tür. Chris informierte Damir, dass er nicht kommen konnte und entschuldigte sich. Dann verließ er zusammen mit den Beamten die Detektei Hartmann & Maletic, die er und Damir vor zwei Jahren gegründet hatten.





Kapitel 3

Für Teufel ist es einfach sich als Engel zu tarnen, da sie von ihnen abstammen.


„Unsere Zellen sind voll.“, rief ein Beamter, als Chris aus dem Polizeiwagen ausstieg. Der Jüngere, der gefahren war, winkte ab.

„Nur sowas wie ein Zeuge.“, rief er zurück. Chris hatte davon nichts mitbekommen. Er stand vor der Polizeidienstelle und seufzte. Er hätte einer der Uniformierten sein können, vielleicht sogar Sebastian.

„Hier entlang.“, redete ihn einer der Beamten an und Chris folgte brav. Sie durchquerten eine Schiebetür und wanderten eine Treppe nach oben. Sie waren in den Büroräumen angekommen. Chris folgte den beiden bis zum Ende. „Dienststellenleiter Sebastian Fleischer“, las Chris in Gedanken. Nun bekam er erste Zweifel. Hätte er die Einladung wirklich annehmen sollen? Der Ältere klopfte und ein Herein war die Folge. Die Tür öffnete sich vor Chris und gab das Innere preis. „Herr Hartmann ist hier.“, informierte er seinen Vorgesetzten. „Vielen Dank. Gehen Sie an Ihren Posten zurück, ich benachrichtige Sie, wenn Herr Hartmann zurückgefahren werden möchte.“, brummte er. Der Beamte nickte und verschwand mit seinem Kollegen hinter der nächsten Ecke. Chris zierte sich das Büro zu betreten.

„Ich beiße nicht mehr.“, versuchte Sebastian einen Scherz zu machen. Chris nickte und betrat das Büro. Es sah ordentlich aus. Selbst Sebastians Schreibtisch war tiptop. Erst jetzt erblickte Chris den zweiten Mann, der vor den eckigen Fenstern des Büros stand und eine Akte las.

„Ignorieren Sie mich.“, sprach er, ohne Chris anzusehen. Erst jetzt erkannte dieser die Aufschrift auf der Akte. „Christian Hartmann“ Chris runzelte die Stirn. Seit wann besaß er eine Akte? Sebastian deutete auf einen Stuhl. Chris setzte sich und fühlte sich Unbehagen. Normalerweise nahm er auf der anderen Seite des Schreibtisches platz.

„Lange nicht gesehen.“, begann Sebastian. Chris nickte.

„Sehr lange.“, zeigte er Geduld. Sebastian strich sich übers Kinn. „Fünf Jahre. Und acht Jahre seit… naja. Du hast dich scheinbar verändert.“, schien er auf Chris’ Kinnbart anzuspielen.

„Du meinst seit damals?“, hakte Chris nach, obwohl er schon verstanden hatte. Sebastian wehrte ab.

„Versteh das bitte nicht falsch! Ich wollte dich damals nicht so sitzen lassen.“, versuchte er sich zu Erklären. Chris versuchte nun schnell das Thema zu wechseln, bevor er noch mehr an die Vergangenheit erinnert wurde.

„Du hast dich auch ziemlich verändert.“, meinte Chris und deutete auf Sebastians Bauch. Dieser lachte künstlich und schlug darauf.

„Ich bin jetzt Familienvater musst du wissen. Ich weiß, ich sollte mich nicht so gehen lassen, aber…“, nun fiel ihm das Bild seiner Familie wieder ein, welches schräg zu Chris stand. Sofort ergriff er es und stellte es in seine Schublade.

„Schon gut, Sebastian, wir sind beide erwachsene Männer.“, erwiderte Chris. Sebastian nickte ertappt.

„Also warum bin ich hier?“, wollte Chris zum Punkt kommen. Sebastian sah nun zu dem Mann am Fenster.

„Es ist dienstlich. Es hat mit einem deiner Fälle zu tun.“, schweifte er aus. Chris reagierte überrascht.

„Mit einem meiner Fälle? Ich vertrete doch nur gehörnte Ehemänner. Ab und zu mal ein Diebstahl oder Körperverletzung.“, wies er darauf hin. Sebastian nickte und eine Pause entstand. Dann entschied er sich die Sache anders anzupacken und deutete auf den Mann am Fenster.

„Das ist…“, wurde er sofort unterbrochen.

„Chefinspektor Ben Jäger. Bundeskriminalamt.“, stellte er sich selbst vor. Chris wollte ihm die Hand reichen, kam aber nicht dazu.

„Wo waren Sie letzten Montag zwischen 12 und 15 Uhr Nachmittags?“, kam er direkt zum Punkt. Wieder eine Frage, die Chris auch stellen hätte können, wenn er bei der Polizei geblieben wäre.

„Wenn soll ich den erschossen haben?“, konterte er. Jäger schmunzelte aber nicht.

„Ich sagte nicht, dass ich von der Mordkommission wäre.“, erinnerte er. Chris zuckte mit den Schultern.

„Ich wollte Sie nur beeindrucken.“, gab er an. Jäger legte die Akte auf den Tisch. Es war tatsächlich sein Name, der in dicken schwarzen Buchstaben darauf stand und mit einer roten Linie unterstrichen worden war. Darunter stand eine Fallnummer. Chris hätte sich beinahe schon geehrt gefühlt, wenn er gewusst hätte worum es ging. Ihm war bewusst, dass Jäger nicht nochmal fragen würde, weswegen ihm Chris einfach die Antwort schenkte.

„Im Büro. Mein Partner und ein Klient können das bestätigen.“, antwortete er. Doch Jäger schien noch nicht fertig zu sein.

„Und vor zwei Tagen? Selbe Zeit?“, hakte er weiter nach. „Noch ein Mord?“, spielte Chris den Nüchternen. Danach folgte dieselbe Antwort.

„Chris…“, begann Sebastian wieder.

„Du ließt doch Zeitung, oder?“, begann er. Chris nickte.

„Auch die… naja… Verbrechen?“, drückte er sich blumig aus. Chris starrte ihn an.

„Der tote Politiker?“, hakte er nach, obwohl Sebastian das eigentlich nicht meinen konnte. „Vor einer Woche wurde eine 19-jährige tot im Park des dritten Bezirks aufgefunden. Nackter Oberkörper und überseht mit Schnittwunden.“, redete Jäger weiter, dem Sebastians Art nicht zu gefallen schien. Chris nickte. Jäger war ein härteres Kaliber als Sebastian, das war ihm schon klar. „Kann sein, dass ich davon gehört habe.“, sagte er ruhig. Wieso fragte ihn Jäger nach seinem Alibi? Hielt er ihn tatsächlich für einen Verdächtigen? Falls, ja, warum wurde er dann nicht in die Mordkommission geführt sondern zu seinem alten Freund eingeladen?

„Der Name des Mädchens war Nadine Boglárka, sagt Ihnen nichts, oder?“, wurde Jäger eine Spur lauter. Chris schüttelte natürlich den Kopf. Ihm viel auf, dass Jäger ihm kein Bild von ihr zeigte, wie es normalerweise üblich gewesen wäre. „Vorgestern fanden wir eine zweite Leiche. In einer Seitengasse zu einem bekannten Club. Der Tote war der 53-jährige Carsten Ackermann. Gleiche Schnittverletzungen. Übelst zugerichtet.“, setzte sich Jäger nun auf die Kante von Fleischers Schreibtisch. Chris überlegte kurz, wie er darauf reagieren sollte.

„Chris…“, redete Sebastian hinter Jägers Rücken
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