Mephisto

ja auch der Grund, warum der Mörder sie verschont hatte. Aber hatte er das wirklich? Er hatte ihre Eltern hingerichtet, war es wirklich human sie dann leben zu lassen? Ein gieriger Krankenpfleger gab der Presse schließlich ein Interview.

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„Mörder hinterlässt Zitate aus Goethes ‚Faust’. Anspielungen von dem Teufel Mephisto werden genannt.“ Ab da stand in jeder Zeitung nur noch ein Name. Mephisto! Die Stadt geriet noch mehr in Angst, als zwei Wochen nach dem Überfall auf Familie Klein eine dritte Tat geschah. Die Familie Beck, mit ihrem 20-jährigen Sohn tot in ihrem Haus aufgefunden. Eine Tante kam zu Besuch und entdeckte das Scheusal. Doch wieder gab es einen Überlebenden. Andreas Beck, der noch bei Bewusstsein war, als die Polizei ankam und seine Eltern ‚eintütete’. Von ihm erwartete die Polizei einen weiteren Hinweis um den Morden endlich Einhalt zu gebieten, doch Andreas Beck erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde in eine Psychiatrische Anstalt eingeliefert. Bis heute ist er noch nicht vernehmungsfähig, so die Anamnese die Ärzte. Alles was blieb waren die Zahlen „18“, „17“ und eine schlechte „16“. Obwohl Andres Beck nichts sagte, gingen die Beamten davon aus, dass er sich gewehrt und Mephisto in die Flucht geschlagen haben musste. Doch er konnte einfach nichts dazu aussagen. „Der Teufel hat sie's zwar gelehrt; Allein der Teufel kann’s nicht machen.“, war der letzte Satz der 1999 gefunden wurde. Das Morden hörte auf. Mephisto wurde nie gefasst. Nach einem Jahr ging man davon aus, dass Andreas Beck ihn tödlich verwundet hätte, - dafür sprach eine Ausgabe des Buches ‚Faust’, dass der Mörder liegengelassen hatte - oder Mephisto Selbstmord begangen hätte. Nach einem weiteren halben Jahr wurde wie damalige SOKO aufgelöst.


„Wie… wie ist das möglich?“, hatte Chris nun seine Fassung verloren. Sebastian wünschte, ihm diese Frage beantworten zu können. „Diese ‚Pause’ kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht wurde Mephisto bei seiner letzten Tat, oder anders wo wirklich schwer verletzt, weswegen er stoppte. Vielleicht ging er auch für eine kleinere Tat ins Gefängnis.“, zählte er die Optionen auf.

„Und jetzt holt er sich die restlichen 15.“, ergänzte Chris. Sebastian nickte beträchtlich. „Leider. Und drei hat er bereits geholt. Wir fanden die ‚14’ und die ‚13’, gehen also davon aus, dass es noch eine unentdeckte ‚15’ gibt. Wir müssen ihn unbedingt aufhalten! Ich zähle auch dich.“, ergriff er nun Chris’ Unterarm. Dieser sah ihn fragend an.

„Wie sollte ich helfen können?“, stockte er. Sebastian seufzte. „Jäger schuldet mir etwas. Ich habe ihn gebeten dich mit ins Boot zu holen. Als unabhängiger Berater und Kontakt zur mir.“, klärte er auf. Chris sah Richtung Fenster. „Wieso solltest du das tun?“, sah er ihn nicht an. Sebastian überraschte die Frage, ja sie machte ihn sogar etwas wütend.

„Verdammt Chris! Du warst der einzige, der damals noch weiterermittelt hat! Du hast es sogar geschafft den Laden ausfindig zu machen, in dem der Faust-Roman gekauft worden war. Die Polizei hatte bereits aufgegeben.“, erinnerte er. Chris kniff die Augen zusammen.

„Das hat alles nichts gebracht. Mephisto ist entwischt. Meine Obsession hat mich nur noch in Sackgassen geführt.“ Sebastian sah ihn eindringlich an.

„Und genau diese Obsession brauchen wir nun wieder. Mephisto hat neue Spuren hinterlassen, die ausgewertet werden müssen. Ich habe dich nicht nur hinzugezogen, weil es deine Familie betrifft, sondern auch wegen deinen Fähigkeiten. Ich glaube, dass du etwas findest, was die Mordkommission übersieht. Und sei es nur darum, weil du diese schlimmen Dinge durchgemacht hast.“, versuchte er ihn zu überzeugen. Chris schnaufte.

„Sieht Jäger, das auch so?“, hakte er nach. Sebastian wehrte ab. „Jäger ist professionell. Lass dich von seiner Art nicht, täuschen er ist ein guter Kerl.“, schien sich Sebastian da sicher zu sein. „Hör zu. Ich riskier damit eine ganze Menge. Aber ich bin es dir einfach schuldig. Also revanchier dich indem du den Scheißkerl fängst!“, wurde Sebastians Ton lauter. Chris nickte und stand auf.

„Vielen Dank für die Informationen. Da ich jetzt weiß, dass Mephisto wieder aktiv ist ermittle ich weiter. Aber ich lehne das Angebot der Sonderkommission ab. Trotzdem viel Erfolg.“, richtete er sich der Tür entgegen.

„Chris, sei doch nicht dumm! Die Jungs haben die besten Methoden, glaub mir! Wenn du jetzt einen Alleingang machst, endet das wie vor fünf Jahren.“, rief er ihm zu. Chris verließ das Büro ohne Verabschiedung. Die beiden Beamten fuhren ihn nach Hause, wo Chris sich alles nochmal durch den Kopf gehen ließ.


Kapitel 5

Furcht besiegt mehr Menschen als irgendetwas anderes auf der Welt.


Breuer zündete sich bereits die dritte Zigarette an, musste sie jedoch schnell wegwerfen und zertreten, als seine Zielperson den Nachtclub verließ. Breuer kramte entnervt in der Seitentasche seines Sakkos herum, aus dem er ein zerknittertes Bild hervorholte. Er überprüfte die Frau, die darauf zu sehen war mit seiner Zielperson. Es bestand kein Zweifel. Sie war es. Nun folgte der schwierigste Teil. Breuer hatte eine selbstgeschriebene Beschreibung dabei, wie er die Zielperson ‚ausschalten’ sollte. Es sollte bei weitem nicht sein erster Mord werden, dennoch dürften die Ausführungen, die er sich selbst auferlegt hatte kompliziert werden. Der Name der Zielperson war Sabine Emmerich. Breuer hatte den Namen zum ersten Mal im Gefängnis gehört, erinnerte sich jedoch ungern zurück. Er beschattete die Frau, die er auf Mitte Zwanzig schätzte bereits mehrere Abende. So wusste er auch, dass sie auf ihrem Heimweg keine Taxis bestieg. Ihr Weg führte Sabine durch eine wenig bevölkerte Gegend, worauf Breuer baute. Es grauste ihn vor sich selbst, doch sollte für diesen Job gutes Geld bekommen. Nach seiner Entlassung aus der Justizanstalt, würde er auch dringend welches brauchen. Er blieb mindestens 10 Meter hinter der Zielperson. In seinem Sakko spürte er die Klinge, des mitgebrachten Messers. Sobald sich diese Sabine vor einer dunklen Gasse oder einem verlassenen Gebäude befand würde er losschlagen. Für seinen Plan musste dieser Mord öffentlich stattfinden, womit Breuer auch ein unkalkulierbares Risiko einging. Sabine bog nun um eine Ecke. Aber was war das? Täuschte sich Breuer, oder hatte seine Zielperson ihr Tempo erhöht? Eigentlich hätte sie Breuer nicht sehen dürfen. Was hatte ihn verraten? Der Rückspiegel eines Autos? Breuer begann zu laufen und bog kurz darauf ebenfalls um die Ecke. Er hielt inne. Ungläubig blickte er die lange Gasse hinunter. Links nur eine kalte Steinmauer und rechts die breite Hauptstraße. Von der Zielperson war nichts mehr zu sehen. Selbst wenn sie wir ein Stier gerannt wäre, Breuer hätte sie nicht verlieren dürfen. Hatte sie sich nur versteckt? Breuer ließ seinen Blick schweifen. Trotz Dunkelheit war er sich sicher, dass es kein geeignetes Versteck geben konnte. Kurz darauf vernahm er ein Quietschen. Er blickte auf die Straße und entdeckte ein Auto, das wendete. Scheinbar hatte es kurz gehalten und setzte nun die Fahrt fort. Als es unter einer Straßenlaterne hinwegfuhr traute Breuer seinen Augen nicht. Eine Hand klatschte an das Fenster des Rücksitzes und sank dann nach unten. Den Fahrer konnte Breuer nicht ausmachen, geschweige den das Model, oder das Nummernschild des Fahrers. Er hatte eine Ahnung, um wen es sich handeln konnte, hatte aber Panik davor diese zu akzeptieren. Was würde Breuers nächste Schritt sein? War es wirklich Sabine Emmerich, die gerade entführt worden war? Wenn ja, konnte er seinen Auftrag unmöglich ausführen. Jemand war ihm offensichtlich zuvor gekommen. Breuer drehte sich um und blickte in das Gesicht einer alten Dame.

„Haben Sie das gesehen? Ich glaube, die Frau wurde in das Auto gezerrt!“, sagte sie fassungslos. Breuer geriet nun in Panik und tat etwas Unkluges. Er zog sein Messer und hielt es der Rentnerin entgegen. Diese zuckte und tapste einige Schritte zurück. Doch Breuer beruhigte sich wieder. Sie war eine Zeugin, aber nicht die Zielperson. Wenn Breuer nun etwas Dummes tat, saß er schneller wieder im Knast, als ihm lieb war. Er steckte das Messer weg und trat die Flucht an. Nachdem die alte Frau sich ebenfalls sicher fühlte meldete sie die Tat bei der nächsten Polizeidienststelle.


Damir hatte bereits von Chris’ Vergangenheit erfahren, doch bei diesen neuen Erkenntnissen blieb selbst ihm die Spucke weg. „Alter, ich habe davon gelesen, aber dass diese Morde mit deinem Fall damals zu tun gehabt haben sollen? Ist das ganze den sicher?“, erkundigte er sich. Chris nickte beträchtlich.

„Laut Sebastian schon. Er hätte mich nicht wegen irgendeinem Nachahmer dazugeholt.“, stand für ihn fest. Damir versuchte seinen Freund mit ein paar netten Worten aufzumuntern. „Ist doch super, dass der Kerl sich wieder meldet. Ich meine… diesmal ist die Chance größer, dass ihr ihn kriegt.“, blieb er optimistisch. Bei dem „Ihr“ wurde Chris ganz blass. Damir stellte seinen Kaffee hin.

„Ich kann den Laden auch eine Zeitlang allein schmeißen.“, wollte er sich aufbürgen. Chris winkte ab.

„Niemals. Das könnte ich nicht. Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen.“, redete er mehr sich ein, als Damir. Sein Partner schien ihn jedoch nicht ernst zu nehmen. „Wem willst du das erzählen? Du hast Jahre damit verschwendet dem Kerl nachzulaufen. Ich kenne dich zu gut. Du wirst das Angebot dieses Fleischers annehmen, soviel ist sicher. Die einzige Frage ist mit welchem Gefühl. Du kannst mich ständig anrufen, keine Frage. Du hast nicht nur die Möglichkeit dem ganzen ein Ende zu machen, sondern auch die Pflicht.“, warf ihm Damir vor. Chris zweifelte. Was würden seine Kollegen von ihm halten?
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