Revival

Erzählung war Wills Hoffnung bereits abgeklungen, doch nun war er sich sicher, dass sein Cousin noch am Leben war. Er musste herausfinden, wer der mysteriöse Anrufer war und wie viel er wirklich wusste.


Es fiel Emma alles andere als leicht aus ihrem Bett aufzustehen. Sie schlüpfte in die Sandalen, die ihr von einer Schwester gebracht wurden und torkelte aus dem Zimmer. Das Auftauchen von Will hatte nicht wirklich etwas verändert. Aber es tat irgendwie gut, dass noch jemand glaubte, dass Kevin und Connor nicht so einfach sterben konnten. Dann war Emma eingefallen, dass Kevin bereits einmal die Unterwelt verlassen konnte. Neuer Mut und

neue Hoffnung waren in ihr aufgeflammt. Sie wollte jetzt unbedingt mit Bryan reden. Er war der einzige, der wusste was wirklich passiert war. Man hatte ihr erzählt, er würde im Koma liegen, doch Emma ließ sich von nichts abbringen. Notfalls würde sie Tag und Nacht an seinem Bett wachen um Antworten zu erhaschen. Sie fühlte sich noch etwas schwach auf den Beinen, ließ sich aber trotzdem von keinem helfen. Sie fuhr ein paar Stockwerke nach unten und fragte an der Information nach Bryans Zimmernummer. Sie bedankte sich und schritt weiter. Bald hatte sie das richtige erreicht und entdeckte Bryan, der an verschiedene Gerätschaften angeschlossen war und schlief. Sie ging zu ihm und beugte sich über ihn. Sie wollte ihn bereits verfluchen, bis ihr einfiel, dass auch er jemanden verloren hatte, den er liebte. Sie rüttelte an seinem Arm, doch nichts half. Sie setzte neben ihn und starrte ihn hypnotisch an. „Verdammt, mach deine Augen auf!“, dachte sie wütend. „Ich wusste nicht, dass ihr zwei so gute Freunde seid.“, sagte nun jemand. Emma wendete ihren Kopf und starrte zur Tür. Claire betrat das Zimmer ruhig und unschuldig. „Blumen habe ich leider keine mitgebracht.“, schien sie sich noch über Emma lustig zu machen. Emma stand auf und rannte auf Claire zu. Diese hatte das anscheinend erwartet und streckte ihre Hand aus. Sie schien ihre Kräfte zu benutzen, denn Emma sank zusammen und ging zu Boden. „Warum…“ sagte sie schwach. Claire sah sie fragend an. „Warum ich hier bin? Warum ich nicht auf eurer Seite bin? Warum das alles geschieht? Drück dich doch einfach genauer aus.“, schlug sie vor. Emma sammelte alle vorhandenen Kräfte, die sie noch besaß. „Warum… hast du Jas getötet?“, fragte sie fordernd. Claire verzog eine Meine und hob die Hände. „Tut mir Leid, da bist du falsch informiert. Derjenige, der Jas getötet hat… war mein Bruder.“. verriet sie. Emma nahm es zuerst nicht ernst. „Lüg nicht.“, schnauzte sie das Mädchen an. Claire seufzte. „Glaub es, oder glaub es nicht. Als ich Jas und meinen Bruder gefunden habe, lag Jas tot in seinen Armen.“, erwiderte sie. Emma ging nicht darauf ein. „Wo ist Kevin?“, fragte sie schließlich. Auf diese Frage schien Claire bereits gewartet zu haben. „Er ist tot. Er hat die Pläne meines Gottes vereitelt, weswegen ich ihn getötet habe.“, antwortete sie. Emma zuckte zusammen. Konnte sie Claire wirklich glauben? „Konntest du den wirklich deinen eigenen Bruder töten?“, fragte sie herausfordernd. Claire schien eiskalt zu sein. „Warum nicht. Er hat es ja auch geschafft seinen besten Freund zu töten.“, wollte sie Emma scheinbar provozieren. Diese unternahm einen Versuch aufzustehen, welcher aber misslang. „Ich bin nicht wegen dir hier. Auch habe ich es nicht nötig dich zu beseitigen. Du bist als einzige übrig und somit keine Gefahr mehr. Ich wollte nur mal nach Bryan sehn. Wir brauchen ihn noch. Scheinbar schläft er noch ein bisschen, aber Baal hat Zeit. Ja, du hast richtig gehört. Er lebt nach wie vor.“, lächelte sie und verließ das Zimmer. Kaum war sie weg, wurde Emma


von ihrer Starre befreit. Sie rannte auf den Gang, doch Claire war verschwunden. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Mit wem konnte sie jetzt noch reden? Dann kam ihr die rettende Idee. Sie kehrte in ihr Zimmer zurück und wählte Wills Nummer, welcher auf der Visitenkarte zu finden war.


Will war noch nie so froh über die Möglichkeiten der Polizei wie an diesem Tag. Ein Problem an sich war Wills Ausbilder. Er war überaus korrekt und würde Will nicht behilflich sein, selbst wenn er es wollte. Er bezeichnete sich selbst als ‚von der alten Schule’ und würde die Polizei nie für seine privaten Zwecke missbrauchen. Da Will nicht wusste, an wen er sich sonst wenden sollte, beschloss er den Computer einfach ohne Erlaubnis zu benutzen. Das war nichts Ungewöhnliches. Wenn jemand kam und nachfragte, würde sich Will schon eine passende Ausrede einfallen lassen. Er hatte zuerst daran gedacht, einfach die Telefongesellschaft anzurufen, aber so einfach rückten diese keine privaten Daten heraus. Zumindest nicht ohne Beschluss. Zum Glück war die Telefonnummer auf dem Display erschienen und Will hatte sie sich eingeprägt. Er hoffte sehr über den Computer etwas herauszufinden, vor allem da er die Rückruftaste gedrückt hatte, aber niemand rangegangen war. Will betete, dass es sich nicht nur um eine Telefonzelle handelte. Doch sein Beten wurde erhört und er staunte nicht schlecht, als er las, dass er Anschluss dem Krankenhaus gehörte, in dem er erst vor zwei Stunden war. Das war logisch. Jemand hatte Will beobachtet und wollte nicht, dass er weiter herumstocherte. Es wusste also noch jemand im Krankenhaus bescheid. Doch wer war dieser unbekannte Anrufer? Es gab über hundert Leute, die den Apparat im Hospital benutzt haben konnten. Will schien in einer Sackgasse zu stecken. Er würde niemals herausbekommen wer ihn kontaktiert hatte und dieser jemand hatte das Krankenhaus mit Bestimmtheit bereits wieder verlassen. Wenn es allerdings stimmte, was man ihm sagte und Connor wirklich noch am Leben war, würde er unter allen Umständen weiterforschen. Doch wo sollte er als nächstes Ansetzen? Er verließ die Dienststelle wieder und beschloss vorerst in seine Wohnung zurückzukehren. Dann klingelte sein Handy. „Ja?“, fragte er aufgeregt und hoffte inständig, dass es sich um den unbekannten Anrufer handelte. Dies war nicht der Fall, aber er wurde auch nicht enttäuscht. Es überraschte ihn sichtlich Emmas Stimme zu hören. So schnell hatte nicht erwartet wieder mit ihr zu sprechen. „Ich… ich brauche deine Hilfe.“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich werde tun, was in meiner Macht steht.“, erwiderte er freundlich. „Also… Kevins Schwester war vorhin im Krankenhaus.“, stotterte sie. Will hob seine Augenbrauen. „Diese Claire? Die angeblich Baal dienen soll?“, hakte er nach. Emma bestätigte es ihm. „Was wollte sie? Und noch wichtiger: Was

hat sie gesagt?“ Nun zögerte Emma. „Also… sie sagte sie wolle nur nach Bryan sehen. Und sie sagte…“ Will hörte nun, dass sie zu weinen anfing. „Dass Kevin tot sei.“, schluchzte sie in den Hörer. Will dachte fieberhaft nach. Konnte diese Claire ihn angerufen haben? Die Stimme klang eher männlich, außerdem was hätte sie für ein Motiv? „Was hat sie über Connor gesagt?“, fragte er stürmisch. „Ich… ich hab nicht gefragt.“, gab Emma zu. Will wollte sie bereits anschreien, konnte sich aber noch zurückhalten. „Ich komme ins Krankenhaus. Erzählst du mir dann genau was vorgefallen ist?“, fragte er zart. Emma versprach es ihm und Will startete den Motor.


Baals Rückkehr


Zum weiten Mal an diesem Tag betrat Will das Krankenhaus. Diesmal war sein Ziel klarer und er steuerte auf das Zimmer von Emma zu. Es überraschte ihn sichtlich, als er diese nicht vorfand. Immerhin hatten sich die beiden verabredet. Er schritt hinaus auf den Gang und sah sich um. Sollte er warten, oder sie lieber suchen? Erst dann kam es ihm in den Sinn, dass das Zimmer auch eine Terrasse besaß. Emma war also aufgestanden und an die frische Luft gegangen. Hatte ihr Will mit seinem Besuch neuen Mut verschafft? Will näherte sie sich ihr. Sie schien ihn bis jetzt nicht bemerkt zu haben. Sie hatte in letzter Zeit viel durchmachen müssen, was ihr Gesicht widerspiegelte. Dennoch hatte es etwas sanftes und weiches an sich. Emma drehte sich zu Will um und lächelte ihn an. Will verlor sich für einen Moment in ihren Augen. „Also… ich bin wieder zurück.“, sagte er dann verlegen. Emma bat ihn sich zu setzen. „Leider haben wir beide unsere Chance verpasst. Claire ist bereits wieder weg.“, seufzte Emma. Will nickte kurz. „Du sagtest, sie wäre nur gekommen, um nach Bryan zu sehen?“, hakte er nach. Emma bejahte. „Ja, obwohl wahrscheinlich sie es war, die ihm die Verletzung zugefügt hat.“ Will überlegte kurz. „Dann verstehe ich das nicht. Ist er nicht ihr Feind?“, wollte er mehr erfahren. Emma konnte weder ja noch nein sagen. „Zuerst waren sie Verbündete. Aber man kann auch nicht sagen, dass er einer von uns war. Claire hat seine Freundin in Baals Auftrag beseitigt. Also hat er sich uns angeschlossen und wurde wohl ‚bestraft’. Aber so wie ich die Sache verstanden habe, hat Baal vor langer Zeit Kinder zu sich geholt und ihnen irgendwelche Kräfte verliehen. Kevin nannte sie Patak oder so ähnlich.“, verriet sie. Will sah jetzt klarer. „Das heißt Baal braucht Bryan noch. Aber wofür?“ Emma konnte ihm leider keine klare Antwort geben. „Er und auch Kevin erwähnten ein ‚Revival-Projekt’. Es gibt 6 von Bryans Sorte. Claire ist ebenfalls eine Patak und auch Jas war…“ Emma versuchte sie zusammenzureißen. „Mit anderen Worten, dieser Baal benötigt Bryan und die anderen noch für seine Pläne. In diesem Fall habe ich bereits einen Plan entwickelt.“, erzählte er. Emma sah ihn verwundert an. „Einen Plan?“, hinterfragte sie misstrauisch. Will grinste. „Claire kommt doch nur hierher, um nach Bryans Fortschritten zu sehn, oder? Entweder warten wir, bis sich sein Zustand wirklich bessert, oder… Bryan wacht noch heute aus seinem Koma auf.“, meinte er. Emma verstand ihn zuerst
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