Revival

sich wirklich heimisch. Nach seiner Wiedergeburt wurde er dort herzlich aufgenommen. Und zwar vom Pfarrer der Gemeinde. Sein Name war Jonathan. Das war zumindest einer davon. Der Pfarrer besaß wie Hapi eines der geheimnisvollen Amulette. Allerdings gab es Unterschiede. Jonathans Amulett verbarg noch mehr als das von Hapi. Dieser benutzte nicht große Tor, sondern den Seiteneingang. Dieser führte nicht in den großen Saal, sondern zu einem Gang, welcher mehrere Türen bereithielt. Hapi wusste nicht, in welchem Zimmer sich Jonathan momentan aufhielt, weshalb er sich alle der Reihe nach abklapperte. Sein Zimmer war das Erste. Es war nicht sonderlich groß, reichte aber zum Leben. Das Bett knarrte bereits, wenn man sich drauflegte. Ansonsten befanden sich wenig Einrichtungsgegenstände darin. Außer dem Bett standen noch ein Tisch und ein Stuhl in einer Nische. Auf dem Tisch stapelten sich Unmengen von

Büchern. Auf einem stand ‚Bibel‘ geschrieben. Der Rest bestand aus Lehrbüchern. Höhere Mathematik, Englisch, Naturkunde, Geographie, und anderes. Man konnte Hapi leicht für einen Streber halten. Der wahre Grund aber, war, dass Hapi lange keine Schule mehr besucht hatte. Er konzentrierte sich auf das Lernen, um sich wenigstens etwas weiterzubilden. Da er Jonathan in seinem Zimmer nicht vorfand, durchsuchte er die Restlichen. Keine Spur von ihm. Trotzdem war sich Hapi sicher, den Pfarrer in der Kirche anzutreffen. Er konnte sich nur am Altar aufhalten. Dort war er von Zeit zu Zeit um zu beten. Was sollte ein Pfarrer auch anderes tun? Hapi schritt auf die Tür zu, welche den Saal mit den großen Ornamenten und den vielen Bänken preisgab. Nichts hatte sich verändert. Hapi sah sich um, entdeckte Jonathan jedoch nicht. Ein Blick auf die Uhr löste das Rätsel jedoch. Hapi war entgangen, dass sich die Sonne bereits zeigte. Es war noch sehr früh, und um diese Zeit hockte Jonathan immer im Beichtstuhl. Dort wartete er auf seine Gemeindemitglieder und schrieb nebenbei seine Reden für den Gottesdienst. Hapi marschierte auf die kleine Kammer zu und öffnete sie. Er trat hinein und setzte sich auf den Stuhl. „Vergib mir, den ich habe gesündigt.“, begrüßte er seinen Meister auf seine Weise. Dem Pfarrer entkam ein Lacher. „Lass diesen Unsinn. Wenn du wirklich alle deine Sünden beichten möchtest, würde das länger als die Fastenzeit dauern.“, versuchte er einen Witz zu machen. Hapi ließ es jedoch nicht dabei. „Ich habe die Zielperson getötet. Und einen Amulettträger, der ihr untergeben war. Ich habe Euren Auftrag ausgeführt, wie Ihr es wolltet.“, erzählte er. „Das war das Richtige.“, beruhigte ihn Jonathan. Hapi blickte durch das Gitter, welches die beiden Kammern voneinander trennte. „Wirklich? Was haben wir dadurch erreicht?“, fragte er, wünschte sich aber gleich darauf es nicht getan zu haben. „Verzeiht mir. Ich habe nicht das Recht an Euch zu zweifeln.“, hängte er noch schnell dran. Jonathan lachte. „Du bist wie immer loyal und tust alles was man dir aufträgt. Außerdem brauchst du nicht so zu reden. Bata ist nicht hier. Er schläft, und sucht sein neues Opfer. Du redest mit mir. Mit dem Mann, der dich aufgenommen und dir seine Freundschaft angeboten hat.“, erklärte der Pfarrer. Hapi sah ihn ungläubig an. „Das mag schon sein. Und ich bin Euch auch für alles dankbar. Ich respektiere Euch genauso wie Bata.“, sprach er. Jonathan zweifelte daran. „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht so recht glauben. Seit du ein Kind warst hast du immer Göttern, oder Amulettträgern gedient. Das du dich jetzt Bata unterworfen hast, ist verständlich. Gott hat dir ein zweites Leben geschenkt. Was glaubst du will er, dass du damit anfängst?“, hinterfragte der Pfarrer. Hapi stutzte kurz. „Ich verstehe Euch nicht. Ihr wisst über die Zeit des Chaos Bescheid. Ihr kennt die Geschichte wie Serapis die ägyptischen Götter erschuf. Und wie alle vernichtet wurden. Ihre Lebensenergie verbannten sie in diese Amulette, und nur wenige

Menschen sind auserwählt eines zu tragen. Ihr wisst von der Existenz anderer Götter und bleibt Eurem trotzdem treu. Obwohl Ihr keinen Beweis für seine Existenz habt.“, stellte Hapi den Pfarrer auf die Probe. „Ach Hapi. Ich kenne deine Geschichte. Ich weiß, was in deiner Vergangenheit schief gelaufen ist. „Auch du warst einmal gläubig. Doch Gott konnte dir nicht helfen, worauf du dich an etwas festeres geklammert hast. Indem du Göttern wie Sepa oder Seth gedient hast, hast du gehofft an Stärke zu gewinnen. Für dich und deine Familie. Das ist auch mein Ziel. Nur habe ich einen anderen Weg. Ich brauche kein Amulett, das irgendein Gott vor Jahrtausenden geschaffen hat. Ich habe anderes, zu dem ich beten kann.“, meinte er nur. Hapi starrte auf das Amulett, dass ihm seine Eltern hinterlassen hatten. „Hast du Informationen über den Zyklopen erhalten?“, fragte Jonathan weiter. Hapi musste verneinen. „Nein, aber ich hatte auch keine Gelegenheit irgendjemanden zu fragen.“, antwortete er. „Verratet Ihr mir endlich was es mit diesem Fabelwesen auf sich hat?“, versuchte er sein Glück. Jonathan seufzte. „Das ist eigentlich Batas Aufgabe. Also gut. Bata sucht die Opfer nicht willkürlich aus. Die Gauner, die du bereits eliminiert hast, unterstehen einem Verbrecher, der sich selbst der Zyklop nennt. Er trägt ebenfalls ein Amulett und benutzt es dazu Anhänger zu finden. Seine Organisation gewinnt von Tag zu Tag mehr an Macht. Hapi! Bata hat dich auserwählt den Zyklopen unschädlich zu machen. Du siehst, dein Werk hat einen Sinn.“, erzählte er Hapi nun die ganze Wahrheit. Doch dieser fühlte sich nicht zufriedener. „Kann man diesen Zyklopen und seine Anhänger nicht einsperren, oder sowas?“, wagte er es nachzufragen. Jonathan verneinte. „Dazu ist niemand in der Lage. Nur ein mächtiger Krieger kann diesen Wahnsinn stoppen. Und dieser bist du!“, redete er Hapi ein. Dieser verstand und war wieder motiviert. „Wer ist der nächste?“, wollte er wieder zurück an die ‚Arbeit‘. Jonathan schüttelte den Kopf. Lass dir Zeit. Wenn ich mich nicht irre ist morgen dein erster Schultag.“, erinnerte er Hapi. Dieser nickte zögerlich. Nach seiner Wiedergeburt hatte er sich an der Uni eingeschrieben. Damals ahnte er noch nicht, dass seine Fähigkeiten wieder gebraucht wurden. „Ich muss heute nicht mehr lernen. Ich bin schlau genug. Ich möchte Bata dienen.“, erklärte er. Jonathan verstand. „Also gut, Kevin. Kevin… . Diesen Namen solltest du dir wieder aneignen. Besonders wenn du morgen wieder unter Leute gehst.“, schlug er vor. Kevin nickte. „Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr verwendet. Oder halt… . Sepa hat darauf bestanden mich so zu nennen. Aber diesmal ist Kevin im Jenseits geblieben. Er ist nicht mit mir zurückgekehrt. Nun existiert nur noch Hapi.“, stand für den Jungen fest. Jonathan sah das anders. „Entschuldige wenn ich daran zweifle. Ich sehe dich doch jeden Tag. Wenn du nicht über deinen Büchern sitzt, liegst du auf deinem Bett und betrachtest ein Bild. Tut mir Leid, dass ich dich beobachtet habe. Du solltest

nicht so daran hängen.“, meinte der Pfarrer. Das war das einzige, was Kevin nicht für seinen Meister tun wollte. Dieses Bild war alles was er noch hatte. Und niemals würde er auf es verzichten. „Kann ich mit Bata reden?“, hakte er nach. Jonathan bejahte. „Ich wecke ihn auf. Hoffentlich ist er kein Morgenmuffel.“, bangte er spasseshalber. Der Pfarrer warf seinen Kopf zurück murmelte ein paar Worte. Sein Amulett glühte so hell, dass die ganze Kammer erleuchtet war. Das leuchten nahm wieder an und Jonathans Gesichtszug hatte sich verändert. „Jonathan?“, fragte Kevin vorsichtig. Dieser verneinte jedoch. „Nein. Ich bin es. Bata.“, erwiderte er. Kevin blickte ehrfürchtig zu Boden. „Gebieter, es ist mir eine Ehre Euch zu sprechen.“, benahm er sich ganz unterwürfig. „Ich habe dein Gespräch mit Jonathan belauscht.“, gestand Bata. Es war noch immer Jonathans Körper und seine Stimme, aber sonst war alles anders. Das Verhalten des Pfarrers hatte sich von grundauf verändert. Das liebenswerter und Verständnisvolle war verschwunden. Es war, als hätte Jonathan eine multiple Persönlichkeit. Oder war es gar das Amulett, das nun sprach? Befand sich in ihm eine weitere Person, die Jonathan nun als Medium benutzte. Hapi erinnerte sich. Manche Amulette trugen die Seelen der jeweiligen Götter in sich. Bata und Jonathan schienen den selben Körper zu benutzen. Wenn Bata sprechen wollte, gab Jonathan nach bot ihm seinen Körper an. „Du hast gute Arbeit geleistet. Ich bin stolz auf dich. Aber die Mission ist noch nicht erfüllt.“, erklärte der Geist des Gottes. „Wer ist der nächste? Dieser Zyklop? Wer ist er?“, hakte Kevin nach. Bata zögerte mit der Antwort. „Ich weiß es nicht. Seine Identität ist Geheim. Aber er ist sehr reich und berühmt. Außerdem besitzt er ein Amulett. Und zwar das des mächtigen Gottes Kuk, der Urfinsternis. Es verleiht ihm sehr viel Kraft, doch ich bin sicher, dass du ihn besiegen kannst, Junge.“, setzte er seine ganzen Hoffnungen in Kevin. Dieser betrachtete sein Amulett und versprach sein Möglichstes zu tun. „Was ist meine nächste Aufgabe?“, hakte er nach. Bata überlegte kurz. „Ich habe wieder jemanden. Aber das hat Zeit. Jonathan hat schon ganz Recht. Ruhe dich aus und lerne noch etwas. Morgen ist doch dein großer Tag.“, wusste Bata bestens Bescheid, Kevin wagte es nicht dem Gott zu widersprechen. Bata warf seinen Kopf zurück und das Amulett begann wieder strahlen. Kurze Zeit darauf war Jonathan zurück. „Habt ihr nett geplaudert?“, fragte er Kevin nun wieder fröhlich und wohlgelaunt. „Ja. Er meint auch, dass ich mich ausruhen solle. Ich werde noch etwas lernen und mich mental auf morgen vorbereiten.“, erklärte der Junge. Jonathan verstand. „Und siehst du dir auch wieder dein Bild an?“, konnte
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