Revival

er es sich nicht verkneifen zu fragen. Kevin verzichtete darauf eine Antwort zu geben. Er verließ den Beichtstuhl und trat in die große Halle. Er machte sich auf den Weg zurück zu seinem Zimmer, wo er wieder den riesigen Stapel Bücher vorfand. Er seufzte und setzte sich auf den

Stuhl. Dann stutzte er. Er stand wieder auf und ließ sich auf sein Bett fallen. Unter dem Kopfkissen holte er ein Foto hervor. Es war das, das Jonathan erwähnt hatte. Kevin sah es sich mehrmals am Tag an und träumte jedes Mal. Das Foto zeigte ein sehr junges Mädchen, das kaum älter als 8 sein konnte. Sie besaß blondes Haar und ein kindliches Lächeln. Wie es sonst auch der Fall war begann Kevin wieder zu träumen und in Erinnerungen zu schwelgen.


Emma


Kevin ist nicht bei seinen Eltern aufgewachsen. Diese waren nämlich bei einem Unfall gestorben und hatten ihren Sohn und ihre kleine Tochter zurückgelassen. Kevin war damals erst 5 und seine Schwester war 3. Ihr Name war Emma. Im Gegensatz zu Kevin verstand sie noch nicht was mit ihren Eltern passiert war. Kevin allerdings schon. Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen. Er weinte nur dann, wenn seine Schwester ihn nicht sah. Zu groß war die Angst ihr antworten zu müssen. Die beiden Geschwister hatten nur noch einander. Kevin hatte es sich zur Aufgabe gemacht sie für immer zu beschützen. Die Kinder wurden sofort in ein katholisches Waisenheim gesteckt. Es wurde von Nonnen geführt, die einem Mönch unterstanden. Dieser achtete besonders auf die beiden Problemkinder. Die Familien kamen und gingen. Aber niemand interessierte sich für die beiden. Ein paar sahen sich Emma genauer an, doch Kevin ließ es nicht zu, dass die beiden getrennt wurden. Die Jahre verstrichen. Der Mönch, dessen Name Adrian war hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Deswegen adoptierte er sie selbst. Kevin und Emma freuten sich, da sie wussten, dass sie von nun an für immer zusammen sein würden. Aber ob das das Richtige war? Die beiden spielten ihren Aufpassern einen Streich nach dem anderen. Einmal stellten sie einen Eimer voller Wasser oberhalb der Tür ab, und einmal schlossen sie eine Nonne in der Besenkammer ein. Die beiden Geschwister lachten sich jedes Mal tot. Adrian schüttelte den Kopf und zog Kevin zu sich. „Hör mal. Du wirst langsam erwachsen und musst deiner Schwester ein Vorbild sein. Hast du das verstanden?“, hämmerte er Kevin ein. Dieser war nicht dumm. Er war sogar sehr intelligent für sein Alter. Das Heim besaß eine Schule, in der Kevin der beste Schüler war. Freunde hatte er in seiner Klasse aber keine. Ständig kamen neue dazu und alte wurden adoptiert. Kevin hatte also nur Emma zum Spielen. Das änderte sich, als Kevin Zehn wurde. Ein neuer Schüler kam in seine Klasse und beide verstanden sich prächtig. Sein Name war Ethan, und er interessierte sich so ziemlich für die selben Sachen wie Kevin. Dieser war glücklich darüber endlich einen gleichaltrigen Freund gefunden zu haben. Er erzählte ihm von seiner Schwester und wie diese manchmal nerven konnte. Die beiden spielten gerade ein Brettspiel in Kevins Zimmer, als Emma hereinrannte. Sie zog ihren Bruder am Ärmel und wollte, dass er mit ihr kam. „Komm, ich will dich meiner neuen Freundin vorstellen. Sie hat ein tolles Spiel mitgebracht, von da, wo sie herkommt.“, drängte sie ihren Bruder. Dieser zog jedoch nur seinen Arm weg. „Siehst du? Wie ich gesagt habe, eine unreife Nervensäge.“, meinte Kevin zu seinem Freund. Das ließ sich

Emma nicht gefallen. Sie verpasste ihrem Bruder einen Tritt gegen das Bein und verschwand dann. Wütend stapfte sie auf den Gang hinaus. Dort wartete bereits ihre Freundin. „Und? Wo ist jetzt dein Bruder?“, fragte sie, als sie Emmas böses Gesicht sah. „Vergiss den Blödmann! Der ist mir doch Schnuppe. Er hat mich eine unreife Nervensäge genannt.“, erzählte sie und marschierte dann weiter. Ihre Freundin hinterher. „Warte, wo willst du jetzt hin?“, hinterfragte sie. Emma hatte ein bestimmtes Ziel. „Ich… will ins Dorf!“, sprach sie. Das Waisenhaus stand auf einem Berg, und darunter befand sich ein Dorf. Es war nicht sehr groß und hatte hin - und wieder Probleme mit der Wirtschaft. Die Häuser sahen sehr alt aus und waren alle aus Holz gebaut worden. Nur das Rathaus bestand aus Beton. Das war die einzige Erneuerung, die sich das Dorf leisten konnte. „Ins Dorf? Nein, das dürfen wir nicht. Adrian hat es uns verboten!“, erinnerte sie ihre Freundin. Emma wusste das, aber es war ihr auch egal. Wenn ihr Bruder sie für ein Kind hielt, würde sie ihm das Gegenteil beweisen. Sie würde ihm zeigen, dass sie auch erwachsen war, und alles konnte, was auch dieser Ethan so anstellte. Ihre Freundin redete immer wieder auf sie ein, doch es half nichts. Wenig später verließen beide das Kloster. „Wenn du erwischt wirst, bekommst du mächtig Ärger!“, warnte die Freundin nochmals. Emma ging dieses Risiko ein. „Und du kommst mit!“, erklärte sie ihrer Freundin. Diese wehrte sich mit Händen und Füßen. „Niemals! So bekomme ich doch nie eine neuen Familie.“ „ Willst du etwa immer ein Kind bleiben? Die Eltern, die hier auftauchen wünschen sich und kluges und reifes Kind. Du willst eine Familie? Ich auch! Ich, dass mein Bruder wieder mehr Zeit mit mir verbringt!“, gelang es Emma doch ihre Freundin zu überzeugen. Danach ging sie los. „Warte, sollten wir nicht irgendwas zu Essen mitnehmen?“, wollte Emmas Begleiterin an alles denken. Emma verzichtete darauf. Es ging steil bergab, und die beiden Mädchen mussten aufpassen, dass sie nicht abrutschten. Ansonsten würde ihr kleines Abenteuer ein schnelles Ende finden. Das Dorf kam immer näher. Und mit jedem Schritt bekam Emmas Freundin mehr Angst. „O.k, wir sind fast da. Das reicht doch, oder?“, fragte sie vorsichtig nach. Emma sah das anders. „Du kannst ja zurückgehen. Ich sehe mich im Dorf etwas um.“, erklärte sie. Ihre Freundin nahm sie beim Wort. „Ich will wirklich keinen Ärger bekommen. Ich finde bis hier hin reicht es. Wir sehen uns, wenn du wieder zurück bist.“, verabschiedete sie sich hastig und machte sich auf den Rückweg. Emma war etwas sauer. Nie hätte sie ihre Freundin für so feige gehalten. Sie verzichtete auf einen Abschiedsgruß und wanderte weiter in Richtung Dorf. Vor ihr tat sich eine völlig neue Welt auf. Die Konsequenzen warn ihr egal. Die Neugier hatte sie gepackt und ließ sie nicht mehr los. Tapfer und mutig setzte sie ihren Weg fort.

„Ich wünschte ich hätte auch so eine Schwester.“, begann Ethan. Kevin schnitt ein ungläubiges Gesicht. „Wieso den das? Warum willst du dir so etwas antun?“, hakte er nach. Ethan grinste. „Schwestern können sicher manchmal nervig sein. Aber es ist doch schön jemanden zu haben, der einem so nahe steht.“, stellte Ethan seine Ansicht dar. Kevin musste ihm rechtgeben. Emma war für ihn das Wichtigste auf der Welt. „Ich gehe mich gleich entschuldigen.“, entschuldigte er sich bei seinem Freund und rannte ins Emmas Zimmer. Doch es war leer. Er erinnerte sich, dass seine Schwester mit einer Freundin spielen wollte. Da er nicht wusste mit welcher, blieb ihm keine andere Wahl, als alle Zimmer der Mädchen abzuklappern. Manche warfen ihm böse Blicke zu, da sie sich gestört fühlten. Andere beschimpften ihn sogar. Bald hatte er alle durch, und er bat eine der Nonnen ihm zu helfen. Sie gingen ihn das Zimmer von Emmas Freundin, doch es war ebenfalls leer. Es gab noch einige Spielzimmer, in denen sich die beiden aufhalten konnten. Bald hatten sie alles durch. Jedes Zimmer, die Küchenräume, sogar die privaten Räume hatten sie betreten. Die Suche blieb erfolglos. „Emma!“, rief Kevin immer wieder. Ohne Wirkung. Kevin rannte nach draußen, doch selbst dort war sie nicht. Dafür erkannte er jemand anderen. Ein Mädchen kam den Hügel herauf. Er kannte sie und hatte sie auch schon einmal zusammen mit seiner Schwester gesehen. Das Mädchen keuchte, da der Aufstieg noch beschwerlicher war. „Wo ist Emma?“, fragte Kevin laut, aber bestimmt. Das Mädchen fuhr zusammen. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Emma würde sie dafür sicher hassen. „Sie will dich nicht mehr sehen.“, erwiderte sie mutig. Das hielt Kevin aber nicht auf. Er schüttelte sie und verlangte Antworten. „Emma könnte sich vielleicht in Gefahr begeben haben. Sie ist noch zu klein.“, erklärte er. Emmas Freundin sah das etwas anders. „Eben nicht! Sie ist nicht mehr so klein, wie du denkst. Kapiere das mal. Deswegen ist sie auch ins Dorf, um…“ Zu spät realisierte sie, dass sie sich verplappert hatte. Kevin ließ sie einfach stehen und rannte sofort los. Er war schon einmal im Dorf gewesen. Damals zusammen mit Adrian. Er hatte eine schlimme Grippe und der Arzt im Kloster konnte nicht helfen. Deshalb besuchten sie den, der im Dorf lebte. Kevin gefiel der Ort nicht. Die Menschen grüßten einander nicht und waren sehr unfreundlich. Deshalb hatte er seiner Schwester auch nichts davon erzählt. Kevin rannte so schnell er konnte. Emma würde so gerne erwachsen sein und zeigen was in ihr steckte. Trotzdem war sie noch zu jung und unerfahren. Ihr konnte leicht etwas zustoßen. Kevin fiel mehrere Male hin, rappelte sich aber sofort wieder auf.


Emma war inzwischen im Dorf angekommen. Vor ihr erstreckte sich eine völlig neue Welt. Sie lief auf eine der Straßen und sah sich alles haargenau an. Die Leute, die an ihr vorbeigingen, ignorierten sie völlig. Sie kamen

nichtmal auf die Idee, einen Polizisten zu rufen, oder das Mädchen nach seiner Mutter anzusprechen. Im Dorf fuhren nur sehr wenige Autos. Das lag auch daran, dass früher Vormittag war. Eines störte Emma. Sie sah nirgendwo Kinder. Waren sie alle zu Hause, oder gab es im Dorf einen Ort, wo alle hingingen? Dann ging Emma ein Licht auf. Die Kinder waren natürlich in der Schule. Emmas Schulstunden waren über den ganzen Tag verstreut, weswegen sie den Ausflug auch unternommen
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