Revival
was für Jas ein Armutszeugnis sein konnte, wenn er irgendwelche Fehler beging. Zu seiner Überraschung aber schien alles gut zu gehen. Die Gäste bedankten sie, zahlten, und gaben sogar ein Trinkgeld. Zehn Euro. Wenn die Getränke nicht schon 9 Euro 20 gekostet hätten, hätte Jas ihnen sogar noch ein Dankeschön geschenkt. So aber nickte er ihnen einfach nur zu und nahm die nächste Bestellung auf. „So werd ich nie reich.“, stöhnte er auf und wollte weiterarbeiten. Als die Tür zum Cafe jedoch aufsprang unterbrach er diese sofort wieder, und schob eine kurze Pause. „He, Kumpel hast du Lust auf einen 1A Kellner Job?“, fragte Jas mit einem aufgesetzten Lächeln. „An deinem ersten Tag hast du es dir schon überlegt?“, fragte Kevin überrascht. „Was ist den mit dem ‚Das is´n easy Job, wo man nicht viel denken muss und auch noch gut bezahlt wird’?“ Jas verdrehte die Augen. „Da wusste ich ja noch nicht, dass mich die Leute ständig um was anquatschen.“, beteuerte Jas halb ernst. Dann entdeckte er in Kevins Gesicht Unsicherheit. „Ok, was hast du angestellt?“, fragte Jas ergriff die Schultern seines Freundes und zog in außer Hörweiter der Gäste. „Also, wenn es wegen Emmas Geburtstag ist, der ist erst im Juli, also keine Sorge.“, versuchte Jas Kevin schnell zu beruhigen. Dessen Gesichtsausdruck versteifte dich jedoch nur zusätzlich. „Hast du euren Jahrestag vergessen?“, hakte Jas nach, entsinnte sich dann aber, dass seine beiden Freunde noch gar kein ganzes Jahr zusammen waren. „Ähh, Valentinstag? Weltfrauentag? Murmeltiertag? Oder ist schon wieder Weihnachten? Dann muss ich noch…“ „Jas!“, unterbrach ihn Kevin etwas aufgewühlt. „Ich hab nichts vergessen. Eher… „ Erst als ein anderer Kellner Jas ermahnte er solle weiter arbeiten, begann er Kevin zu drängen. Dieser fuhr fort. „Du kennst das sicher. Du spazierst so durch die Stadt, schaust in die Schaufenster, und plötzlich siehst du das neue Videospiel, dass du unbedingt haben willst!“ Jas verengte die Augen. „Du hast dir ein Videospiel gekauft?“ Kevin schüttelte energisch den Kopf, und griff in seine Tasche. „Das war eine Metapher, in Wirklichkeit
habe ich…“, stotterte er und zog ein kleines, schwarzes Kästchen heraus. „Ach du Scheisse!“, rief Jas laut auf, da er sich denken konnte was sich darin befand. Einige Gäste starrten empört zu den beiden Jungen. Jas presste die Lippen zusammen und deutete beschwörend auf das Kästchen. „Ok! Da sind sicher Ohrringe drin! Was solltest du Emma den auch sonst schenken?“, versuchte er sich von seiner eigenen Idee abzubringen. Kevin sah sich nach allen Seiten um, als wollte er dass niemand mitbekam was sich in seinem Kästchen befand. Vorsichtig und langsam öffnete er sein Mitbringsel. Etwas zu langsam für Jas Geschmack. Im Inneren offenbarte sich das, was Jas befürchtet hatte. „Ach du Scheisse!“, stöhnte Jas abermals auf. Wieder räusperten sich einige Gäste. Auch der Kellner wollte wieder ansetzen, doch Jas ließ ihn nicht zu Wort kommen. Entschuldige, ich brauch noch einen Moment. Mein Freund fühlt sich nicht gut.“, erklärte er und sah dann wieder zu Kevin. „War klar, dass du so reagieren würdest.“, seufzte dieser. Jas nahm seine rechte Hand und klappte das Kästchen wieder zu. „Wir machen’s so, ich habe einfach nichts gesehen.“, schlug er vor. Doch damit schien Kevin nicht einverstanden. „Jas, ich brauche deinen Rat als Freund!“ Jas dachte nach bevor er weitersprach. „Kevin, das da drin ist ein Ring und kein Videospiel! Man geht nicht an einem Schaufenster vorbei, sieht einen Ring und denkt ‚Den muss ich haben’.“ Kevin verstand seinen Freund ja, dieser ihn scheinbar nicht. „Ich hab es mir gründlich überlegt!“, behaarte er. Jas zweifelte daran. „Wann? Als du vor dem Schaufenster standest und dich zwischen dem 3 Karat und dem 4 Karat entschieden hast? Wie viel Jahre seid ihr jetzt zusammen? Oder warte… waren’s Monate?“ Jas wollte seinen Freund zwar nicht verletzten, doch als Freund sah er es ebenfalls als seine Pflicht an Kevin noch mal alles vor Augen zu führen. Und zwar als – quasi – Unbeteiligter. Kevin verstand Jas zwar, jedoch wusste dieser nicht, welche ‚Differenzen’ er und Emma bereits hatten. Er hätte Jas am Liebsten von seiner Vergangenheit erzählt, damit dieser auch alle Fakten kannte, doch er hatte sich bewusst dagegen entschieden. „Ok, ok! Ich vertraue dir, dass du weißt was du tust.“, schien Jas nun doch noch seinen Segen zu geben. „Du wirst sehen, es ist keine so große Sache wie du denkst. Was soll schon schief gehen?“, fragte Kevin locker. Jas setzte an etwas zu sagen, doch Kevin kam ihm zuvor. „Außer, dass sie Nein, sagt.“, beeilte er sich zu sagen. „Dann ist ja alles gut.“, meinte Jas und beendete seine Pause. Kevin zögerte etwas, bis er noch etwas sagte. „Sie wird doch nicht Nein sagen, oder?“ Jas entkam ein Grinsen. „Keine Ahnung, aber du kennst sie doch inzwischen doch besser als ich, nicht wahr?“, meinte er mit einem versteckten Hinweis. Kevin dachte angestrengt nach. Wenn selbst sein bester Kumpel seine Entscheidung führ verfrüht hielt, was konnte dann Emma von ihm denken? Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet, dass es bereits zehn Minuten nach Zwei war. In einer
halben Stunde war Kevin mit Emma verabredet. Er beschloss noch einige Zeit über sein Vorhaben nachzudenken und schob das kleine Kästchen wieder ein. Er wollte sich noch von Jas verabschieden, doch dieser hatte alle Hände voll zu tun. Er nickte seinem Kumpel nur kurz zu und verließ das Café.
Das Taxi hielt am Ende der Straße. Bryan wartete einen Moment, bevor er Ausstieg. Natürlich, er war mehrmals im Jahr hier, doch diesmal beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er bezahlte die Fahrt und stieg aus. Bis zu Carols Haus waren es nur wenige Schritte. Er war diese Schritte bereits oft gegangen. Es war eine Straße, die einer Zeichnung oder einem Buch entspringen konnte. Jedes der mindestens zweistöckigen, großen Häuser besaß riesige Gärten. Kaum eine Stelle war nicht von Gras oder Blumen bedeckt. Selbst der Gehsteig sah frisch gekehrt aus und obwohl es Herbst war, lag kein Laub darauf. Bryan war sich sicher, dass diese Straße bereits einen Preis bewohnen haben musste. Er erinnerte sich an einen Nachbarn Carols, dem das ganze besonders wichtig war. Ob dieser aber noch in der Straße wohnte, oder fortgezogen war wusste er nicht. Er war schnell vor Carols Haus angekommen. Auf dem ersten Blick schien nichts verändert. Carol lebte mit ihren Eltern in dem alten, aber rustikalen Gebäude. Ein Steg aus Betonfließen führte bis zur Haustür. Carol hatte erzähl, dass sie Besuch von einem Mädchen gehabt hatte. Dieses musste denselben Weg beschritten haben wie Bryan jetzt. Vorsichtig läutete er an der Haustür. Er erwartete eine fröhliche, aber dennoch unsichere Carol. Die Tür wurde sofort aufgerissen und seine Freundin fiel ihm in die Arme. Bryan schien sich unnötig Gedanken gemacht zu haben. „Das Flugzeug ist vor 40 Minuten gelandet! Du hättest bereits vor Zehn Minuten hier sein sollen!“, schimpfte sie auf eine gespielte Art. „Ist… alles ok?“, fragte Bryan nun. Carol zögerte kurz und löste die Umarmung. Sie ergriff Bryans hand und führte ihn ins Haus. „Du machst dir sorgen wegen unserem „Schöpfer“, nicht wahr?“, hinterfragte sie. Bryan nickt besorgt. Und das nicht zu Unrecht. Warum wurden er und Carol plötzlich von ihm kontaktiert? Sie hatten ungenommen er wäre bereits lange Zeit tot. Carol schien es gut zu gehen. „Das Mädchen war noch mal da. Ich hab ihr erzählt, dass du kommst, und sie meinte, dass wir uns wegen nichts Gedanken machen sollten. Unser ‚Schöpfer’ würde auf uns aufpassen. Sie will…“, zögerte Carol nun. Bryan wollte aber alles hören und bat sie weiter zu sprechen. „Sie will…, dass wir zu ihm gehen.“, erklärte sie. Bryan nickte. „Zu der Stelle, an der wir früher immer waren?“, wollte es der Junge genau wissen. Carol bestätigte es ihm. Dennoch wusste Bryan, dass Carol noch mehr wusste, aber nicht damit herausrücken wollte. „Was hat sie noch gesagt? Und wer war sie überhaupt?“ Carol seufzte. „Sie ist eine von uns, da
bin ich mir ziemlich sicher. Sie sagte, du müsstest erst geprüft werden, bevor du wieder zu ihm kannst.“ Bryan schien Carol bedrückt gemacht zu haben, was er ja eigentlich verhindern wollte. Er wurde zornig. „Was soll das heißen? Erst will er unbedingt, dass ich komme, und jetzt will er mich nicht einmal empfangen? Und was ist das für ein Auftrag?“ Carol versuchte weiter zu erzählen. Er sagte, es ginge um einen Feind. Du solltest erst beweisen, wie stark du bist.“ Bryan verstand seinen ‚Schöpfer’ nicht. Er selbst hatte ihm seine heutige Stärke verliehen, wozu war ein Test nötig? „Und wer ist dieser Feind?“ Carol beeilte sich nun etwas aus einer Schublade zu holen. Scheinbar hatte ihre Besucherin ein Bild dagelassen. Sie überreichte es Bryan und der starrte es an. Es war ein Junge, wahrscheinlich im gleichen Alter wie Bryan. Er kannte ihn nicht, trotzdem behagte ihm die Sache nicht besonders. Am meisten wunderten ihn die Augen seines Ziels. Es war zwar nur ein Foto, aber irgendwie schienen sie alles über den Jungen zu verraten. „Wer ist das?“, fragte er nun. „Sie hat einen Namen genannt, allerdings dürfte das nicht sein richtiger sein. Er lautet Hapi.“ Bryan stockte. Er kannte den Namensgeber. „Dann trägt er wohl ein Amulett.“, kombinierte er. Carol nahm es an. „Das Mädchen sagte außerdem, es wäre ein altes Bild. Drei, vielleicht Vier Jahre alt. Dennoch dürfte er sich nicht groß verändert haben. Sie meinte er sei ein guter Kämpfer und ein Feind unseres ‚Schöpfers’. Und sie sagte, dass…. Dass du ihn vorerst nicht töten sollst. Nur angreifen und seine Stärke austesten.“, gab Carol alles wieder,