Revived
Schlamassel verzapft.“, erwiderte er. Nabu lächelte verlegen. Als die Jungen auf die Straße traten, bemerkten sie, dass der Palast näher lag, als sie gedacht hatten. Beiden war mulmig zumute, als sie darauf zugingen. Was ihnen aber mehr Angst bereitete waren die Leute, die zum Himmel starrten. Ihnen war diese Dunkelheit also auch unheimlich. Mit jedem Schritt, den Nabu und Nait unternahmen wurde es kälter und dunkler. „Nabu!“, hörte der junge Prinz seinen Namen. Überrascht sah er nach vorne und entdeckte zu seiner Überraschung Adad. Sofort versuchte er passende Worte zu finden, um sein Verschwinden zu rechtfertigen. Adad schien jedoch nicht mehr darauf herumreiten zu wollen. Adad wollte etwas sagen, verzögerte es aber, als er Nait erblickte. „Kommt mit!“, sagte er schließlich. „Was passiert mit dem Himmel?“, wagte Nait zu fragen. Adad blickte ihn stumm an. „Kommt einfach mit.“, trug er den Jungen auf. Nabu wagte es nicht Adad zu widersprechen. Ansonsten tat er dies dauernd. Meistens war sein Blick streng und autoritär, aber diesmal war er mit Angst und Panik erfüllt. Adad packte Nabus Hand und zerrte ihn mit. Nait konnte nichts anderes tun, als ihnen zu folgen. Als dann schließlich ein lautstarkes und gewaltiges Getöse die letzte Stille zerstörte, erkannten die Bürger was sich da tat. Der Himmel war nun vollkommen Dunkel und von der Sonne war nur noch ein kleiner, orangener Punkt zu sehen. Staub rieselte herab und peitschte wie Regen auf Babylon herab. „Sand…wieso regnet es Sand?“, stammelte eine Frau, neben Adad und den Jungen. „Eine Wand…“, stotterte Nait. Adad blickte entsetzt in den Himmel. Über Babylon hatte sich eine Kuppel aus Sand gebildet. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Wenn diese Kuppel auf uns herabstürzt….“, keuchte er. Scheinbar hatte einer der Dorfbewohner seine Probeziehung gehört und brach in Panik aus. „Die Götter haben sich gegen uns gewendet! Sie werden uns alle vernichten!“, schrie er entsetzt. Dadurch stachelte er auch die anderen Bürger an, welche panisch zu laufen begannen. Sie wussten nicht wohin, sie liefen einfach nur. Einige liefen zum Stadttor, doch der Mauer aus Sand machte ein Entkommen unmöglich. Das Ende Babylons stand kurz bevor. Die ersten Massen stürzten über dem Tor ein und begrab die Leute, die sich dorthin zu retten versucht haben. Dann geschah etwas weiteres Unheimliches. Der Sand stoppte über den Köpfen der Leute und schwebte in der Luft. Es war, als wäre er eingefroren. Aber auch die Leute bewegten sich keinen Zentimeter mehr. Über ganz Babylon brach die Kuppel zusammen und peitschte auf die Stadt hinunter. Doch über den Häusern hielt er an. Es war, als hätte sich ein Schutzschild über Babylon ausgebreitet. Die Leute liefen immer noch kreuz und quer, erstarrten aber hintereinander. Nicht nur der Sand schien eingefroren, auch die Bürger konnten keinen Schritt mehr tun. Nabu und Nait waren kurz stehen geblieben, doch Adad schleifte sie weiter. Sie mussten sich unbedingt in den Palast retten. Doch würde es etwas bringen? „Was geht hier vor, Adad! Ich bin der Prinz, ich verlange eine Antwort!“, spielte Nabu den mutigen, obwohl er dies im Moment nicht war. „Ich weiß es nicht!“, schnauzte ihn Adad wahrheitsgemäß an. Sie hatten den Palast beinahe erreicht, als sich ihnen ein stämmiger Mann entgegenstellte. Er schien Nabu erkannt zu haben. „Mein Prinz, so bitte helft uns!“, flehte er Nabu an. Dieser brachte zuerst kein Wort heraus. Der Mann war eindeutig in Panik und wusste nicht was er tun sollte. Er wollte den Prinzen anfassen, doch Adad hielt ihn zurück. „Wir haben es eilig.“, erklärte er. Der Mann schien nun wütend zu werden. „Verdammt, ich will nicht sterben!“, fuhr er Adad an und attackierte ihn. Adad war überrascht und versuchte sich gegen den Angreifer zu wehren. Er war Gelehrter und kein Kämpfer. Es gelang ihm nicht den Kerl abzuschütteln. „Geht vor!“, rief er Nabu und Nait zu. Während Nabu noch daran festhalten wollte ihm zu helfen, beherzigte Nait den Rat und zog Nabu mit sich. Dieser wehrte sich zuerst, doch als erst der Angreifer und dann Adad wie der Rest der Bürger erstarrten. „Wir müssen ihm helfen!“, reagierte Nabu geschockt. Nait sah das anders. „Wir können nichts mehr für ihn tun, wir müssen uns selbst in Sicherheit bringen!“, versuchte er dem Prinzen klar zu machen. Nabu stimmte ihm nur widerwillig zu. Sie setzten den Weg in den Palast fort und wurden sofort von zwei Wachen aufgehalten. Unsicher beäugten sie erst die Jungen und dann die erstarrten Menschen. Nabu und Nait drängten sich einfach an ihnen vorbei und betraten das Innere. Die Wachen taten ein paar Schritte vorwärts, erstarrten aber wie übrigen Bürger. Diese unsichtbare Kraft schien nicht einmal vor dem Palast halt zu machen. Nait und Nabu trieben sich immer wieder gegenseitig an. „Wir müssen meinen Onkel finden!“, beharrte Nabu. Aber würde Schamasch-Mudammiq diese Gefahr wirklich abwenden können? Wie erwarten fanden die Jungen Babylons Herrscher in dessen Thronsaal vor. Er starrte aus dem Fenster und beobachtete voller Angst die unsichtbare Kraft. Alle Bürger waren inzwischen in dem unsichtbaren Eis eingefroren. Er Sand lauerte wie eine steinerne Skulptur über der Hauptstadt. „Onkel!“, machte Nabu auf sich aufmerksam. Sein Onkel stürmte sofort zu ihm und nahm ihn in den Arm. Nabu befreite sich davon. „Wir haben keine Zeit! Was sollen wir tun?“, fragte der Prinz aufgeregt. König Schamasch-Mudammiq ließ die Schultern hängen. „Nichts. Es bleibt nichts, was wir tun könnten.“, sagte er bedrückt. Nabu akzeptierte diese Antwort nicht. Nait sorgte sich inzwischen um seine Eltern. Waren sie erstarrt wie der Rest der Menschen? „Marduk!“, rief der König plötzlich. In seinem Gesicht tauchte eine Spur von Hoffnung auf. Marduk hatte ihn zwar gewarnt, dass Babylon etwas schreckliches Widerfahren würde, aber er für dessen Schutz zuständig. Er musste die Gefahr einfach abwehren. Das war seine Pflicht! Babylons Herrscher begann zu laufen und Nabu und Nait folgten ihm ohne nachzuhaken. Schamasch-Mudammiq hatte inzwischen die Treppe erreicht, die zu Marduks Turm führte. Die Wachen ließen ihn ohne Widerrede durch, doch den Jungen versperrten sie den Zugang. Sie versuchten sich vorbei zu kämpften, doch die Wächter waren erbarmungslos. Schamasch-Mudammiq wollte seinen Neffen aber nicht zurücklassen. Die Wachen würden nicht auf ihn höre, weswegen er zu trastischeren Mitteln griff. Er schlug einem der Wachen in den Rücken und trat einem gegen das Schinnbein. „Los!“, drängte der König und die drei setzten ihren Weg fort. Die Wachen an der oberen Treppe hatten das Spektakel jedoch mit angesehen und versperrten den Dreien wachsam den Weg. „So lasst uns doch durch! Babylon ist in Gefahr und nur Marduk kann uns helfen!“, flehte er. Die Wachen zeigten sich unschlüssig. Als ihre Kameraden um Ende der Treppe allerdings von dem unsichtbaren Eis erwischt wurden, eilten sie ihnen zur Hilfe. Sie konnten jedoch nichts mehr für sie tun. Auch sie wurden eingefroren. Zumindest lag die Tür zu Marduk nun frei. Schamasch-Mudammiq stieß sie auf und scheuchte Nabu und Nait ins Innere. Die Jungen staunten. Nabu hatte Kenntnis von Marduks Aufenthalt im Palast, aber mit so einem Raum hatte er nicht gerechnet. Viel Zeit für eine Führung blieb jedoch nicht. Babylons Herrscher erkannte Marduk sofort. Er stand vor seinem Fenster und blickte nach Draußen. Er hatte die Arme nach vorne gestreckt und schien sehr konzentriert. „Marduk, es ist etwas schreckliches passiert!“, entfuhr es Schamasch-Mudammiq. Nabu starrte Marduk stumm an. Er hatte noch nie zuvor einen Gott gesehen. Er hatte sie beinahe für einen Mythos oder einen Irrglauben gehalten. Aber diese Person, die da vor ihm stand war beeindruckend. Nicht nur seine Kleidung, oder sein Auftreten, sondern seine ganze Erscheinung. Nabu spürte jedoch noch etwas. Es war ein Gefühl von Vertrautheit. Es war so, als kannte er diesen Mann schon sein ganzes Leben. Wie war das möglich? „Ich weiß, was vor sich geht.“, erwiderte Marduk mit gequälter Stimme. „Du musst etwas unternehmen!“, flehte der König atemlos. Marduk schien dies aber bereits zu tun. „Derjenige der dafür Verantwortlich ist, ist Nergal.“, erklärte er. Schamasch-Mudammiq schluckte. „Der Gott von Irkalla?“, staunte er. Marduk schien Schmerzen zu haben, als er nickte. „Er will eine Erneuerung und er fängt mit Babylon an. Ich kann seinen Sand nicht stoppen, vor allem, da er sich Energie von Nusku, dem Gott des Feuers geliehen hat.“, erklärte er. Nait stickte. „Aber Ihr…müsst doch etwas tun können.“, wagte er es den Gott anzusprechen. Marduk sah wieder nach draußen. „Das tue ich gerade. Ich kann den Sand nur stoppen, indem ich ihn langsamer mache, sozusagen die Zeit verzögere. Ich kann den Sand nicht stoppen, aber ich kann ihn verlangsamen.“ Nabu verstand. „Deswegen bewegen sich auch die Menschen nicht mehr. Ihre Zeit steht still.“ Marduk sah ihn kurze Zeit an. Auch er hatte das Gefühl der Nähe, als er Nabu gegenüber stand. Er wusste von Nabus Herkunft und hatte deswegen jedes Mal vermieten, ihn kennen zu lernen. „Der Sand und die Menschen bewegen sich. Allerdings nur so langsam, dass wir es nicht sehen können. Es rieselt vielleicht ein Korn Sand in einer Stunde hinunter. Das ändert aber nichts. Babylon ist verloren. Es hat vielleicht nur noch wenige Tage, höchstens eine Woche.“, gestand Marduk. Nabu weigerte sich dies zu glauben. Während sein Onkel Marduk anflehte noch etwas anderes zu versuchen, sah er aus dem Fenster. „Nein.“, sagte er entschieden. Nait blickte ihn verdutzt an. „Das wird einmal meine Stadt sein. Und meine Bürger. Ich werde nicht zulassen, dass irgend so ein Gott diesen Menschen schadet.“, sagte Nabu kühl. Nait sah ihn bewundernd an. „Es gibt einen Weg.“, sagte