Revived

Marduk schließlich. Bevor er weiterredete musterte er den jungen Prinzen nochmals. Es war ein großer Moment für ihn Nabu endlich gegenüberzustehen. Dennoch durfte er seine Konzentration nicht vernachlässigen. „Ich allein kann es nicht schaffen. Ein weiter Gott muss sich der Sache annehmen.“, verkündete er. Schamasch-Mudammiq jubelte vorschnell. „Es wird sich bestimmt einer finden lassen. Babylon ist die Hauptstadt, sie werden sie nicht im Stich lassen.“, meinte er. Marduk gab ihm Recht, schien aber noch etwas auf dem Herzen zu haben. „Leider kann ich Babylon nicht verlassen. In dem Moment, in dem ich meine Hände senke, wird der Zauber der Zeit verschwinden und der Sand Babylon begraben. Ihr müsst gehen und die anderen Götter überzeugen.“, erklärte Marduk. Schamasch-Mudammiq wich zurück. „Wir? Denkst du wirklich, dass die übrigen Götter auf Menschen wie uns hören würden? Nicht alle sind wie du!“, erinnerte er. Marduk wusste das sehr wohl. „Es gibt keinen anderen Ausweg. Ihr müsst gehen! Außerdem ist eure Zeit begrenzt. Ihr habt nur wenige Tage.“, redete Marduk auf die drei ein. Schamasch-Mudammiq überlegte ob er Nabu und Nait mitnehmen konnte. Dann erinnerte er sich aber an den Zeitzauber und entschied sich dafür. Auch wenn ihre Reise gefährlich werden würde. Kein Soldat Babylons war mehr in der Lage der Gruppe beizustehen. „Ich benutzte meine übrigen Kräfte um ein Portal zu öffnen. Leider weiß ich nicht, wo es euch hinführen wird.“, erzählte Marduk. Schamasch-Mudammiq nickte tapfer, Nait war mulmig zumute und Nabu war zu allem bereit. Marduk strengte seine Augen an und am anderen Ende des Raumes erschien ein bläulicher Nebel, mit der Form eines Tors. „Müssen wir….wirklich da durch?“, fragte Nait perplex. „Ja.“, lieferte Nabu die schnelle Antwort. „Für die Bürger Babylons. Und für deine Eltern.“, erklärte er ihm. Nait verstand nun. „Beeilt euch, ihr habt nicht mehr lange Zeit!“, zischte ihnen Marduk zu. Nait, Nabu und dessen Onkel schritten mit angehaltenem Atem auf das Portal zu, dass sie aus Babylon hinausbringen sollte. Nabu und Nait waren bereits einige Schritte vor Schamasch-Mudammiq und hörten diesen aufstöhnen. Nabu drehte sich blitzartig um und entdeckte, dass sein Onkel gestolpert war. Dieser unternahm einen Versuch aufzustehen, doch seine Beine waren taub. Nabu stockte. Der Zeitzauber hatte bereits dieses Zimmer erreicht. Es war der höchste Punkt Babylons. Es gab also keinen Fluchtweg. Außer dem Portal. „Lauft!“, rief ihnen der König zu. Nabu wollte seinen Onkel nicht zurücklassen, doch diesmal war es Nait, der seinen Freund antrieb. Beide hatten Zweifel, als sie vor dem Portal standen. Nabus Onkel war währenddessen erstarrt und hielt seinem Neffen noch stumm die Hand entgegen. Die Jungen spürten eine Kälte auf sich zukommen und zwangen sich den Nebel zu betreten. Es war so, als würde der Wind die beiden umschlingen und sie forttragen. Fort an einen unbekannten Ort. Nachdem Nabu und Nait hindurch waren verschwand das Portal und die Welle, die alles erstarren ließ überflutete die letzte Ecke der Stadt. Der einzige, der diesem Fluch – und zu gleich dem Schutz – nicht ausgeliefert war, war Marduk selbst. Er stand weiter am Fenster und hielt das Zeitfeld aufrecht. Er wusste nicht, wie lange seine Energie reichen würde. Das Schicksal Babylons lag nun in den Händen des jungen Prinzen und dessen bestens Freundes. Marduk hatte gehofft der König wäre mit ihnen gegangen und hätte auf sie aufgepasst. Vielleicht wollte das Schicksal aber auch, dass Nabu und Nait diese Reise alleine begonnen. Nabu war stärker als er selbst dachte. Sobald dem Prinzen seine Herkunft klar werden würde, würde er denjenigen finden, der Babylon zu retten vermochte.





Zipacna


Die Umgebung änderte sich völlig, als Nabu und sein Freund die andere Seite des Portals betraten. Von dem bläulich schimmernden Raum blieb nichts übrig. Nur an der Kälte änderte sich nichts. Außer dass sie den beiden nicht mehr ganz so unheimlich erschien. Nait konnte ein Husten nicht unterdrücken. Beide hatten erwartet in der Wüste vor den Toren Babylons aus dem Portal zu treten, doch die Kälte sprach für einen anderen Ort. Waren sie etwa noch in Babylon? Die Jungen sahen sich um, konnten aber verneinen. Sie befanden sich eindeutig im Inneren eines Gebäudes. eine schwarze Mauer streckte sich ihnen entgegen. Sie sahen sich genauer um und stießen auf ein Gitter. Ansonsten war kein Ausgang zu erkennen. Es handelte sich eindeutig um ein Gefängnis. „Das…verstehe ich nicht. Warum sind wir an so einem Ort?“, stutzte Nait. Nabu erinnerte sich. „Marduk sagte doch, dass er nicht wüsste, wo uns das Portal ausspucken würde.“, erklärte er. Nait schnitt eine Grimasse. „Und da landen wir ausgerechnet in einem Gefängnis?“, konnte er seinem Freund nicht glauben. Nabu schwieg. Er rüttelte am Gitter, doch dieses rührte sich keinen Zentimeter. Es sah alt aus, schien Gewalt aber standzuhalten. Nur eine Fackel, die außerhalb der Zelle an der Decke hing spendete den Jungen Licht. „Es ist blöd gelaufen, dass wir hier gelandet sind, aber wir haben wenig Zeit, schon vergessen?“, schien Nabu sehr angespannt. „Na toll, und wie kommen wir hier raus?“, hakte Nait ungeduldig nach. Nabu schien auch darauf eine Antwort zu haben. „Wir sind in einem Kerker, richtig? Also muss zwangsweise ein Wärter oder so vorkommen. Wir klären das Missverständnis auf und schon sind wir draußen.“, meinte er. Nait teilte die Zuversicht seines Freundes nicht. Sie wussten nicht wo sie gelandet waren und mit welchen Leuten sie es zu tun bekommen würden. Dann hörten sie ein Stöhnen, dass sie aufschrecken ließ. Sie wichen zurück, bis sie an das Gitter stießen. In der Ecke, geschützt vor der Dunkelheit hockte eine Person. Sie hatte sich die ganze Zeit weder bewegt, noch gesprochen, wodurch sie von den Jungen nicht früher entdeckt wurde. Obwohl sie sein Gesicht kaum erkennen konnten, spürten sie, dass sie der Unbekannte anstarrte. Wahrscheinlich schon die ganze Zeit über. Während Nait in ihm einen Feind vermutete, wagte sich Nabu näher heran. Nait warnte ihn, doch Nabu spürte, dass keine Gefahr von dem alten Mann ausging. Und er behielt Recht. Die klägliche Gestalt, die da in der dunklen Ecke hockte, konnte niemanden etwas antun. Der Mann trug zerfetzte Kleidung und zitterte. Er sah erbärmlich aus. Nun traute sich auch Nait einige Schritte vorwärts. „Ich…bin Nabu, und das ist mein Freund Nait.“, stellte der junge Prinz vor. Er erhielt keine Antwort. „Wie er aussieht, muss er sich schon lange hier sein.“, vermutete Nait. Nabu nickte. „Dann wird es höchste Zeit, dass er hier rauskommt, und wir ebenfalls.“, sagte Nabu entscheiden. Nait wusste nicht, wie sein Freund das anstellen wollte. Nabu schien wütend über das Leid zu sein, das dem Mann angetan wurde. Er stolzierte zum Gitter und schrie in den Gang hinaus. „He ihr! Könnt ihr mich hören? Ich befehle euch uns freizulassen!“ Trotz seines Titels als Prinz hatte er in Babylon kaum Befehle erteilt. Er hatte zwar die Autorität dazu, traute sich aber nie richtig Erwachsenen zu sagen, was sie zu tun hatten. Die Kräfte des alten Mannes schienen nun wieder aufgeflammt zu sein. Er sprang auf, packte Nabu und presste ihm die Hand vor den Mund. „Dummkopf! Willst du etwa, dass sie herkommen?“, schnauzte er ihn an. Seine Stimme klang schwach und flehend. Nait wollte ihn wegzerren, doch dies erledigte sich von alleine. So schnell der Mann seine Kraft wieder zurück gewonnen hatte, so schnell verlor er sie wieder. Er stöhnte auf und ging zu Boden. „Wer bist du? Und wo sind wir hier?“, verlangte Nabu zu wissen. Der Mann schwieg wieder, was der Prinz nicht aushielt. Er schrie weiter in den Gang, bis er Stimmen hörte. Der alte Mann stieß einen erschrockenen Schrei aus und torkelte in seine Ecke zurück. Auch Nait wurde mulmig zumute. War es wirklich klug, ihre Wärter herbeizurufen? Was waren das für Leute? Lichter wurden in der Ferne sichtbar. Als sie näher kamen erkannte man sie man sie als Fackeln. Schwere Schritte folgten ihnen und es bestand kein Zweifel, dass ihr Ziel die Zelle war. Nait drängte sich an die Wand und der alte Mann hob schützend seine Arme vor das Gesicht. Nur Nabu blieb ruhig vor dem Gitter stehen. Nait bewunderte ihn für seinen Mut, doch Nabu wünschte, dass er dies nicht tun würde. Es war mehr der Zeitdruck, der ihn antrieb. Marduk hatte ihm eine Mission gegeben. Keinen Soldaten, sondern ihm! Er wollte Nabus Onkel mit auf die Reise schicken, doch dieser hatte es nicht mehr geschafft. Nabu und Nait mussten die Stadt in der sie aufgewachsen waren und ihre Familien selbst retten. Sie durften ihre Zeit nicht in einer Zelle vergeuden. Das Feuer der Fackeln spiegelte die Gesichter der Ankömmlinge wieder. Es waren keiner Ungeheuer oder gefährliche Bestien, es waren ganz normale Menschen. Ihre Gesichter wirken starr und teilnahmslos. Es bestand kein Zweifel mehr, dass sie die Wächter dieses Gefängnisses waren. Nabu ballte seine Fäuste und hörte sein Herz schneller schlagen. Erst jetzt versiegte sein Mut. Bisher kannte er es, dass alle Menschen vor ihm Respekt hatten, da er der Prinz war. An den Mienen der Wärter sah er sofort, dass diese sich nicht darum scherten. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, dass der Prinz von Babylon in ihrer Zelle saß. Nabu musterte sie genauer. Ihre Kleidung kam ihm seltsam vor. Er hatte sie noch nie gesehen und konnte sie auch keinem anderen Volk in Babylonien zuordnen. Wo hatte sie Marduk hingebracht? Sie trugen weiße Kutten, die ihnen bis zu den Knien reichten und teilweise von Federn bestückt waren. Um den Hals trugen sie goldene Halsketten. Nabu dachte an Ägypter, war sich aber nicht sicher. Er zählte insgesamt fünf Wächter. Zu viele für zwei Jungen und einen labilen, alten Mann. „Weg vom
Suche
Profil
Gast
Style