Wenn man träumt ...
... zu sterben
Bitte spring nicht!
Sie war allein.
Sie weinte.
Sie hatte niemanden.
Sie musste ein alleine auf dieser Welt aushalten.
Von jedem gehasst.
Von jedem gemobbt.
Von jedem verachtet.
Keine Freunde zu haben ist schwer.
Eine Familie zu haben, die einen hasst ist schwer.
Sehr schwer.
Sie wurde geschlagen … Von ihrem eigenen Vater.
Sie wurde ignoriert … Von ihrer eigenen Mutter.
Sie wurde ausgelacht … Von ihrer eigenen Schwester.
Einsamkeit beherrschte den Alltag.
Traurigkeit bestimmte den Alltag.
Mit jedem neuen Tag kamen mehrer Schmerzen dazu.
Körperliche und seelische.
Sie wollte endlich frei sein.
Einmal in ihrem Leben wollte sie Freiheit genießen.
Einmal wie die Vögel die Luft erklimmen.
Ihr liefen Tränen über die Wangen.
Sie lag in ihrem Bett.
Ihr Vater war zuvor da gewesen.
Sie zitterte am ganzen Körper.
Sie hatte Angst …
Denn es gab niemanden der ihr helfen konnte …
Niemand auf der Welt war für sie da.
„Ich kann nicht mehr.“, flüsterte sie vor sich hin.
Sie setzte sich auf.
Sie fasste sich an ihren Kopf.
Er schmerzte.
Seit langem.
Doch eigentlich merkte sie diese Schmerzen schon gar nicht mehr.
Sie stöhnte leise auf.
Auch ihr Bauch schmerzte.
Plötzlich konnte sie ihre Schmerzen nicht mehr unterdrücken.
Sie weinte bitterlich.
„Wie oft hatte ich diesen einen Gedanken schon gehabt?“, fragte sie sich.
Zu oft hatte sie diesen Gedanken schon.
Einfach springen und frei sein.
Bei dem Gedanken lächelte sie ein wenig.
Sie fasste einen Entschluss.
Sie stand auf.
Sie zog sich ihre Lieblingskleidung an.
Sie nahm nichts mit.
Ließ alles stehen und liegen.
Sie schrieb keinen Zettel für ihre Familie.
Sie schlich zur Haustür.
Keiner bekam mit wie sie in die Dunkelheit verschwand.
Im gehen zog sie sich ihre Jacke an.
Mit langsamen Schritten lief sie Richtung Brücke.
Doch je näher sie kam, desto langsamer wurde sie.
Sie dachte über ihr Leben nach.
Sie fragte sich, ob sie es tun sollte.
Sie nickte …
Immerhin hat sie diesen Entschluss erfasst.
Sie wollte springen.
Mit langsamen Schritten kam sie an.
Schaute herunter auf das dunkle Wasser.
Sie fing an zu zittern …
„Ich kann endlich frei sein …“, dachte sie mit einem leichten Lächeln.
Sie kletterte auf den Vorsprung der Brücke.
Hielt sich fest …
Schaute herunter.
Sie dachte nach …
Sie nickte nur …
Setzte einen Schritt nach vorne.
Sprang aber nicht.
Sie merkte nicht, dass ein Auto vorbeifuhr.
Es wurde langsamer.
Sie stand immer noch auf dem Vorsprung.
„Ich sollte endlich springen …“, nuschelte sie vor sich hin.
Sie schluckte, trat wieder einen Schritt voran.
Schaute herunter, auf das Wasser.
Es schauderte ihr …
Doch sie wollte springen.
Sie wollte endlich frei sein.
Doch sie nahm ihren Fuß wieder zurück.
Sie bemerkte nicht, dass die Polizei ankam …
Sie bemerkte auch nicht, dass die Brücke abgesperrt wurde …
Sie bekam nichts mit …
Sie war vertieft …
Vertieft in ihre Gedanken zu springen …
Sie bekam auch nicht mit, dass ein Junge angerannt kam …
Er kam keuchend an der Absperrung an.
Er meinte, dass er sie kannte, dass er mit ihr reden will.
Die Polizisten ließen ihn …
Er sagte leise ihren Namen …
Doch es kam keine Reaktion …
Er rief ihren Namen …
Sie drehte sich auf dem Vorsprung um …
„Komm nicht näher … Ich springe …“, sagte sie mit zitternder Stimme.
Doch er lief mit kleinen Schritten weiter.
Streckte eine Hand nach ihr aus.
„Bitte …“, kam es flehend von ihm.
Sie drehte sich wieder um …
Sie schluckte …
„Ich werde springen …“, sagte sie leise und kaum hörbar.
Doch plötzlich fing der Junge an zu singen …
„Über den Dächern,
ist es so kalt,
und so still.
Ich schweig Deinen Namen,
weil Du ihn jetzt,
nicht hören willst.
Der Abgrund der Stadt,
verschlingt jede Träne die fällt.
Da unten ist nichts mehr,
was Dich hier oben noch hält …“
Das war die erste Strophe des Jungen.
Er sang weiter …
„Ich schrei in die Nacht für Dich,
lass mich nicht im Stich,
Spring nicht.
Die Lichter fangen Dich nicht,
sie betrügen Dich.
Spring nicht.
Erinner Dich,
an Dich und mich.
Die Welt da unten zählt nicht,
Bitte spring nicht …“
Der Junge stockte leicht.
„In Deinen Augen,
scheint alles sinnlos und leer.
Der Schnee fällt einsam,
Du spürst ihn schon lange nicht mehr.
Irgendwo da draußen,
bist Du verloren gegangen.
Du träumst von dem Ende,
um nochmal von vorn anzufangen …“
Das Mädchen schluckte …
Sie hielt sich immer fester fest.
„Ich schrei in die Nacht für Dich,
lass mich nicht im Stich
Spring nicht.
Die Lichter fangen Dich nicht,
sie betrügen Dich.
Spring nicht.
Erinner Dich,
an Dich und mich.
Die Welt da unten zählt nicht,
Bitte spring nicht …“
Stockte der Junge nochmals …
Er wusste, dass sie dieses Lied liebte …
„Ich weiß nicht wie lang,
Ich Dich halten kann.
Ich weiß nicht wie lang.
Nimm meine Hand,
wir fangen nochmal an.
Spring nicht …“
Endete der Junge …
Plötzlich fing das Mädchen an zu singen …
„Ich schrei in die Nacht für Dich,
lass mich nicht im Stich
Spring nicht …“
Diesen Satz sang sie …
Der Junge stieg wieder ein.
„Die Lichter fangen Dich nicht,
sie betrügen Dich.
Spring nicht.
Erinner Dich,
an Dich und mich.
Die Welt da unten zählt nicht,
Bitte spring nicht.
Spring nicht.
Und hält Dich das auch nicht zurück.
Dann spring ich für Dich …“
Er endete …
Er schluckte …
Ging näher zu dem Mädchen …
„Komm runter …“, meinte dieser leise …
Sie schüttelte den Kopf …
„Nein … es tut mir Leid …
Ich kann nicht mehr …“
Das waren ihre letzten Worte …
Dann …
… sprang sie.