Fanfic: My mind is my castle

Kapitel: Help to remember

Zufrieden lehnt John sich wieder zurück. "Du weißt es nicht mehr?"
"Ehrlich gesagt habe ich nicht darüber nachgedacht. Wahrscheinlich habe ich es damals verdrängt, und die Einzelheiten vergessen." "Einzelheiten gut und schön, aber du musst wissen, ob sie zur selben zeit gestorben sind."
Leicht verzweifelt sehe ich zu ihm. Kaum bin ich hier, bringt er mich dazu, über Dinge nachzudenken, die ich weit aus meinem Bewusstsein gedrängt habe. Ob das gut ist? Ich denke nicht.
"Wahrscheinlich versucht dein Körper dich vor etwas zu schützen. Fragt sich nur was." John scheint wirklich interessiert an der Sache zu sein, aber ist es wirklich so wichtig? "Eva, hättest du Interesse daran herauszufinden, warum du diese Kopfschmerzen hast? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es etwas mit deiner fehlenden Erinnerung zu tun hat." Erwartungsvoll sieht er mich an. Ich aber bin unsicher, was soll ich tun? Zur zeit habe ich eindeutig wenig genug freizeit, als das ich sie mit so etwas, vielleicht unsinnigem, zu verschwenden. Ich sollte ablehnen.
"Ich werde darüber nachdenken." Was? nein, Moment, ich wollte ablehnen! Aber irgendwie interessiert es mich ja schon.
"In Ordnung, ruf mich an, sobald du dich entschieden hast. Meine Nummer steht ja auf der Karte. Einen schönen Tag noch."
Ich beeile mich aus dem Raum zu kommen, und flüchte mich in meine Wohnung, Ich bin bis morgen krank geschrieben, dann ist Wochenende. Also vergehen noch drei Tage ehe ich wieder arbeiten muss. Und bald ist das Praktikum auch schon zu ende.
Plötzlich erschöpft schlurfe ich ins Schlafzimmer, und entledige mich meiner Kleidung. Antriebslos lasse ich mich in meinen Morgenmantel gleiten, bevor ich unter meiner flauschigen Bettdecke verschwinde. Es ist zwar erst drei Uhr, aber ein Mittagsschläfchen kann ich mir auch mal erlauben.
Diesesmal schlafe ich nicht Traumlos, sondern wache nur zwei Stunden später schweißgebadet wieder auf. Hecktisch schnappe ich nach Luft, und als ich mich wieder beruhigt habe, ist der Traum bereits aus meinem Gedächtnis verschwunden, ist vielleicht auch besser so. Langsam schleppe ich mich ins Badezimmer, und lasse mir Wasser einlaufen. Wie lange habe ich schon kein Bad mehr genommen? So verbringe ich die nächste Stunde damit, dösend im warmen Wasser zu entspannen, und einige Zeit an nichts zu denken. Danach fühle ich mich wirklich besser, und mache mich voller Elan daran, das Abendessen zu zubereiten, und später stecke ich tatsächlich mal wieder den Kopf in die Bücher.
Bis zum Sonntag schaffe ich es, John Linder aus meinen Gedanken zu streichen, doch mit den Kopfschmerzen meldet sich auch meine Unentschlossenheit wieder.
Wie soll ich antworten? Einerseits möchte ich schon wissen, was hinter dieser nervigen Migräne steckt, andererseits habe ich so schon genug Stress. Aber ohne diese Schmerzen könnte ich mehr lernen, und das wäre wiederum gut für mein Studium. Was aber wenn er mir mit irgendwelchen unsinnigen Methoden die zeit stiehlt? Aber woher soll ich das wissen, oh man, was soll ich bloß tun?
Nein. Ich werde nicht wieder hingehen. Ich komme gut ohne diesen Unsinn aus, das sind ja auch alles nur Theorien! Dadurch das er in meiner Vergangenheit herumstochert reißt er doch nur weitere Wunden auf, dieser Alptraum ist das beste Beispiel! Und für meine Kopfschmerzen besorge ich mir einfach weiter Aspirin.
Am Donnerstag war es wieder soweit, und ich stand wieder in der Apotheke. "Auf lange Zeit gesehen, werde ich noch pleite!", murmle ich mürrisch, als ich bezahle. Heute ist es nicht die junge Frau die abrechnet, sondern ein Mann mit Halbglatze. Wo sie wohl ist? Was solls, mir kann es ja egal sein.
Für meine Verhältnisse gemächlich, steige ich ins Auto. Heute muss ich mich nicht beeilen, ich bin sogar noch früh dran. Morgen ist mein letzter Praktikumstag, dann heißt es wieder Uni.
Leise seufzend parke ich das Auto vor der Redaktion, und krame nebenbei in meiner Tasche nach meinem neuen Bericht. Der ist nämlich heute fällig, aber ich muss ihn noch ab tippen, da mir die Inspiration dafür an einem Ort ohne Computer kam.
In meiner Mittagspause schlendere ich wie üblich durch das Dorf, und halte vor der Bäckerei. Ich habe gar keinen Hunger, also hole ich mir nur schnell einen Kaffee, dann kehre ich bereits wieder zurück.
Ob sie Urlaub hat? Oder ist sie einfach nur krank? Kann ja mal vorkommen.
"Man, ich sollte mich lieber wieder auf wichtige Sachen konzentrieren, bald stehen wieder Prüfungen an. Langsam werde ich wirklich irre, ich führe schon Selbstgespräche."
Am Freitagmorgen balanciere ich mit einem Kuchen in den Händen durch die Redaktion. Mir ist vorher nie aufgefallen, wie viel auf dem Boden herumliegt. Erstaunlich vieles kann zu einer Stolperfalle werden, wenn man es gerade nicht gebrauchen kann. So wie ich jetzt. Für mich ein unglaubliches Glück, aber ich bekomme es tatsächlich auf die Reihe, mein Abschiedsgeschenk heil durch den Vormittag zu bekommen. Mit den anderen Angestellten wird der Kuchen verspeist, und über die vergangenen Wochen gequatscht. Gelacht wird dabei nicht zu wenig, die Leute hier besitzen einfach Humor.
Viel zu früh meiner Meinung nach, ist Feierabend, für mich das vorerst letzte mal. Vielleicht kann ich ja hier später mein Volontariat machen, doch bis dahin dauert es noch etwas. Nach einigen Umarmungen kehre ich meinem Arbeitsplatz den rücken zu und kehre nach hause zurück. Dienstag muss ich wieder zur Uni, weshalb ich dringend nachlernen muss, was ich zugegebener maßen, wieder vergessen habe.
Diese, für mich alleine doch ziemlich geräumige Wohnung, kann ich mir nur wegen allerhand Zuschüssen erlauben, von denen ich ehrlich gesagt keine Ahnung habe, weshalb ich die genau bekomme. Ist mir eigentlich auch egal, solange ich eine bleibe habe. Der einzige Nachteil an meinem Zuhause ist, dass ich durch die größere Fläche mehr zum sauber halten habe, was mir so gar nicht gefällt. Tatsächlich scheint es so, als würde immer, wenn ich gerade fertig mit aufräumen bin, eine Bombe einschlagen, sodass ich wieder von vorne beginnen muss.
Mein erster Gang führt mich zum Medizinschränkchen im Badezimmer, wo ich eine neue Packung Kopfschmerztabletten aufbreche. Danach krame ich in meinem Bücherregal nach einem Kochbuch, das mir eine Kollegin mal geschenkt hat. Nach einem raschen Blick in den Kühlschrank, wähle ich ein leichtes Rezept aus und begebe mich frisch ans Werk.
Gesättigt und mit Feuereifer mache ich mich daran die Küche zu säubern und zur Abwechslung mal den Abwasch zu machen, der zugegebenermaßen bereits zwei drei tage dort liegen geblieben ist. Beim erledigen solcher täglichen Pflichten finde ich seit Wochen verschollene Dinge wieder, von denen ich mich nicht erinnere sie jemals dort platziert zu haben. Ich bin ein Schussel und werde es immer bleiben. Das beste Beispiel ist die kleine Goldkette meiner verstorbenen Oma. Ein halbes Jahr habe ich sie verzweifelt gesucht, doch als ich es aufgegeben habe, tauchte sie in meinem Seifenkästchen wieder auf.
Bei mir geht nie etwas verloren, irgendwann finde ich alles wieder.
So auch heute, mürrisch bücke ich mich nach dem Papier, zucke aber sofort wieder zurück. Der Psychiater.
Nein. Ich werde ihn nicht anrufen, soweit war ich doch schon. Habe ich die Karte danach nicht weggeworfen? Egal, dann mache ich es eben jetzt. In den nächsten Minuten versuche ich mich vergeblich mit putzen abzulenken, ehe ich einsehe das es keinen Zweck hat. Ein Teil von mir will anrufen, will wissen warum ich solche Kopfschmerzen habe, warum ich mich nicht mehr richtig an den Tod meiner Eltern erinnern kann. Der andere teil, der verzweifelt um die Oberhand kämpft, hat angst vor der Antwort auf diese fragen.
Aber warum habe ich solche angst? Ich verstehe das nicht, es ist doch nichts ungewöhnliches geschehen und ich hatte eine glückliche Kindheit. Vielleicht ist mir einfach unwohl dabei, jemandem mein Leben so weit zu offenbaren? Wie will er das überhaupt anstellen?
Ich werde ihn einfach fragen, fragen kostet nichts. Wenn ich etwas nicht möchte, kann ich das ganze immernoch abbrechen. Ich bin zu nichts gezwungen.
Unschlüssig drehe ich die Visitenkarte in meiner Hand, doch schließlich fasse ich mir ein Herz und wähle mit zitternden Fingern die Nummer.
Anrufbeantworter. Ich drücke weg ohne etwas hinauf zu sprechen. Tja, dann soll es eben nicht sein. Gerade will ich erleichtert eine andere Tätigkeit beginnen, da fällt mein Blick auf die Zeile unter der Praxisnummer. Seine Privatnummer, ob ich da wirklich anrufen soll? Er hat schließlich frei und ich will ihn nicht stören.
Es ist ja nur ein kurzer Anruf.
Freizeichen. "John Linder?" Da ist er, schnell schlucke ich aufgeregt. "Hier ist Evangeline. Evangeline Thompson." Ich stocke, als ob er sich noch an meinen Namen erinnern würde. "Ah, Eva. Ehrlich gesagt habe ich nicht mehr mit deinem Anruf gerechnet. Schön, hast du dich also entschieden?" Anscheinend kennt er mich noch. "Äh ja. Ich denke ich, ich denke ich würde gerne. Moment anders. Ihr Angebot steht noch?" Für diese peinliche Stotterei könnte ich mich ohrfeigen. "Natürlich. Ich gehe also davon aus, dass deine Antwort positiv ausfällt?" Mit einem nicken bestätige ich, laufe aber rot an, als ich realisiere, dass er das ja gar nicht sehen kann. "Ja.", antworte ich etwas verspätet. "Gut, dann morgen um, sagen wir halb vier in der Praxis? Ist das für dich in Ordnung?" So schnell? "Äh ja.", bringe ich mühevoll heraus. "Gut, dann bis morgen." Noch leicht überrannt verabschiede ich mich ebenfalls.
"Komm wieder runter Eva.", ermahne ich mich selbst. Jetzt heißt es erstmal die Zeit bis zum Termin herum zubekommen. Es endet damit, dass ich mich mit einem Agatha Christie Roman
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