Fanfic: Halbblut
auf den Marktplatz zu. Allmählich wurden die Häuser etwas größer und schöner. Die rotbraunen Dächer waren fast wie neu und die Hausfassaden waren in einem sauberen hellgrau gehalten.
Direkt am Marktplatz stand die große, rotbraune Kirche und gegenüber das Rathaus. Der Große Platz war voller Menschen, die an den zahlreichen Ständen ihre Waren anpriesen.
Rechts von mir spielten ein paar Leute auf ihren Musikinstrumenten und hofften auf ein paar Münzen, um sich die nächste Mahlzeit leisten zu können. In der Mitte des Platzes befand sich ein großer Brunnen, an dem sich einige Frauen gerade Wasser holten.
Doch das alles interessierte mich nicht weiter, denn ich wollte so schnell wie möglich wieder weg von hier. Ich fühlte mich inmitten solcher Menschenmassen nicht wohl.
Schnellen Schrittes steuerte ich einen Stand an, um meine Besorgungen zu machen und dann schleunigst von hier zu verschwinden.
Endlich hier weg! Erleichtert atmete ich aus.
Kaum war ich vom Marktplatz runter, ging es mir schon viel besser. Das war vielleicht ein Stress gewesen!
Diese dreisten Händler hatten die ganze Zeit versucht mich reinzulegen und mir die Ware völlig überteuert zu verkaufen. Allmählich reichte es mir, wie ich von den Leuten hier behandelt wurde. Was gab denen eigentlich das Recht dazu über andere Menschen, die sie noch nicht einmal kannten, zu urteilen?
Völlig in Gedanke versunken, bemerkte ich nicht, dass die Kinder von vorhin wieder da waren. Etwas Hartes traf mich in der Kniekehle und mein Bein knickte zusammen. Mit einem erschrockenen Aufschrei landete ich auf dem steinigen Boden und der Korb schlug neben mir auf.
Was zum…? Vorsichtig rappelte ich mich wieder auf und sah mich suchend um. Zuerst bemerkte ich den Stein, der knapp hinter mir lag und dann sah ich die Gruppe. Der Älteste von ihnen lachte mich aus. Anscheinend hatte er mich abgeworfen.
Jetzt reichte es mir! Wütend drehte ich mich zu ihnen um. Als sie meinen Blick bemerkten war es plötzlich still. Nervös sahen sie zu mir und wichen ein paar Schritte zurück. Innerhalb von nur wenigen Millisekunden stand ich inmitten der Gruppe, direkt hinter dem Anführer. Ich beugte mich leicht nach vorne und flüsterte ihm gerade noch laut genug, dass alle es verstehen konnten, ins Ohr:
„Wenn ihr den morgigen Tag noch erleben wollt, würde ich an eurer Stelle jetzt ganz schnell weglaufen“
Mit weit aufgerissenen Augen sah er mich über seine Schulter hinweg an, während er sich langsam umdrehte und ein paar Schritte zurückwich.
Irgendetwas in seinem Blick war eigenartig. Er sah mich an, als wäre ich der Teufel höchstpersönlich. Leicht irritiert suchte ich nach irgendetwas, das sein Verhalten mir gegenüber ausgelöst haben könnte. Jetzt fiel mein Blick auf seine vor Schreck geweiteten Augen und das, was ich darin sah, jagte auch mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich sah mein Spiegelbild, wie es mir mit blutroten Augen entgegenblickte.
Dieses Gesicht ähnelte mir zwar, aber es hatte nichts mehr mit mir gemein. Dieser Blick gehörte keinem unschuldigen 12-jährigen Mädchen, es gehörte einem blutrünstigen Dämon. Während all das in mein Bewusstsein sickerte, mussten gerade mal ein paar Sekunden vergangen sein, denn die Gruppe stand immer noch dort. Als ich den Blick von dem Jungen nahm, war es, als löse er sich aus einer Starre. Er stolperte panisch einige Schritte nach hinten und rannte dann schreiend davon. Nach ein paar weiteren Sekunden folgten ihm die anderen Kinder.
Ich stand selbst wie erstarrt da und war nicht mehr fähig mich zu bewegen. Allmählich wurde mir auch klar, was ich da eben getan hatte. Ohne darüber nachzudenken, ohne dass mein Gehirn den Befehl dazu gegeben hatte, war ich zu der Gruppe gelaufen und das in einer Geschwindigkeit! Ich hatte innerhalb von einer Millisekunde gute fünf Meter zurückgelegt. Aber das war noch nicht einmal das Erschreckende an der Sache. Ich hatte diesen Kindern gerade eine Morddrohung zugeflüstert und war in diesem Moment wirklich bereit gewesen, diese zu verwirklichen.
Erneut jagte meinem Rücken eine Gänsehaut hinab. Langsam bekam ich wieder die Kontrolle über meine Gliedmaßen. Schnell sammelte ich meine Sachen von der Straße und lief los. Ich wollte einfach nur noch nach Hause, wollte mich in irgendeiner dunklen Ecke verstecken und nicht mehr rauskommen. Ich wurde schneller und schneller, während ich mit den Tränen kämpfte.
Wer oder was war ich?