When you're down

Verlass mich nicht!

Verlass mich nicht!


Stille. Endlose Stille und Dunkelheit. Das einzigste was den Raum erfüllte war meine Verwirrung. Meine Angst.
Einsam wie immer, saß ich in dieser kleinen Etagenwohnung im Südwesten von British Columbia an der Westküste Kanadas. Vancouver. Eigentlich eine recht nette Stadt, würden die derzeitigen Umstände anders sein. Mein Kopf ruhte auf meinen Armen, welche ich lustlos auf der kalten Fensterbank abgelegt hatte. Was tun? Diese Stimmen... ich bekam sie einfach nicht aus meinem Kopf.
"Du hast Schuld!" schreien sie, dröhnen in meinem Inneren. Unaufhörlich, als würden sie niemals verschwinden. War es wohlmöglich doch meine Schuld, dass alles so gekommen ist? Meine Eltern... was sie wohl gerade tun? Wie geht es meiner Mutter? Und vor allem, was machst du, Bruder?


~Flashback~


Vor 3 Jahren in der Stadt Vancouver. Dort fing der Ärger an, da war ich gerade 14 geworden. Es kam so unerwartet wie ein verspätetes Geburtstagsgeschenk, mit dem man mich hätte überraschen wollen. Ich, Jason, ein 14-jähriger Junge, stand auf der Schwelle zum Wohnzimmer und lehnte gelassen am hölzernen Türrahmen. Doch es war bloß Show. Jeder noch so kleine Muskel hatte sich zu der Zeit angespannt. Mein schlanker Körper zuckte augenblicklich zusammen. Lautes Geschrei ertönte, es würde nie enden.
"Dann hau doch ab! Verschwinde!"
"Wie bitte?! Wessen Wohnung ist das hier denn? Oh, ich vergaß... Meine?!"
"Schön! Ich gehe! Aber wenn du denkst das ich alleine gehe, hast du dich geschnitten!"
"Nein!!"
"Was?!"
"Du gehst nicht, ich schmeiße dich raus! Alleine!"
"Pah! Du kannst mich mal!"
Welch wunderbar schreckliche Konversation. Die erste Stimme hörte sich ganz nach meiner Mutter an, während die andere stark meinem äußerst gereizten Vater ähnelte. Meine Eltern. Abwechselnd führten sie dieses unüberhörbares Gespräch. Ich schaute geqält drein und versuchte meine Blicke abzuwenden. Sie schienen mich ohnehin nicht zu bemerken.
Es gab nichts, rein gar nichts, was ich hätte tun können. Schon viel zu oft waren meine Versuche kläglih gescheitert. Ich konnte immer nur daneben stehen, zusehen und zuhören. Aber heute würde es anders sein. Es würde sich einiges ändern.
"Hilfe..." murmelte ich von Qualen erfüllt und drehte mich vom Geschehen weg. Was sollte schon groß anders sein? Wie immer würde alles nach 5 Minuten wieder gut sein. So war es doch immer gewesen. Die Wende folgte. Ein lautes Scheppern. Dieses Geklirr jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, kurz nachzusehen. Ich schluckte und konnte es mir bildlich vorstellen, wie allerhand funkelnder Glasscherben durch den Raum flogen.

...Stille...

Warum bist du ausgerechnet jetzt nicht hier, Jamie? war mein erster Gedanke. Jamie war mein älterer Bruder- Ein Bruder wie kein Ander. Praktisch von den Engeln gesandt. Ich schloss meine Augen, atmete tief durch, hoffte aus diesem Alptraum zu erwachen.
Es gelang mir nicht.
Alles war Realität.
Verdammt!

Noch am selben Tag wurden die Probleme größer und größer.
"Was ist passiert?!" ertönte die schockiert klingende Stimme meines älteren Bruders, welcher durch einen Anruf grob über die Geschehnisse informiert worden war.
"Es ist-, ich, ich..." mit getrübten Blick schaute ich zu Jamie auf. Kurz darauf spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. Mein Blick senkte sich wieder. "Dad hat Mum etwas angetan... Sie werden uns Zwei aufteilen... Ich will nicht, dass du gehst..." Jamies Augen weiteten sich. Sein Bruder musste die Wahrheit sagen, dachte er. Er wünschte, dem wäre nicht so.
"Das wird schon... Alles wird gut." seine Stimme klang sanft und ruhig. Wie immer, wenn er versuchte mir zu helfen. Doch im selben Moment schüttelte ich seine Hand von meiner Schulter. Ein weiteres Mal sah ich zu ihm hoch.
"ICH WILL DAS ALLES NICHT!" schrie ich unkontrolliert. Dieser Schrei schallte durch sämtliche Flure und Räume des Jugendamts, bis er vollends verstummte. In einer der hintersten Ecken. Kurz darauf bahnte sich eine warme Träne einen Weg über meine Wange.
Es war äußerst selten, dass ich weinte...


~Flashback Ende~


Immer wieder schallten die Worte dieses Tages durch meinen Kopf. All das war erst vor zwei Tagen passiert.
Ich war vorübergehdn zu einem jungen Ehepaar gekommen, welches in dieser kleinen Wohnung lebte. Sie waren eigentlich ganz nett und wollten nur, dass es mir gut geht, aber ich bin noch nicht bereit dafür. Ein weiterer Gedanke flog im Raum umher, der meine Frage von vorhin zu einem kleinen Teil beantworten konnte. Auf dem Jugendamt hatte man noch gesagt Jamie würde in ein betreutes Wohnen kommen.
Nur wohin? Vancouver war groß! Würden sie mir so einfach Auskunft geben?
Er ist immerhin mein Bruder!
Tief seufzend erhob ich mich von einem der Stühle, die um den gemütlichen Esstisch aufgestellt worden waren. Dort hatte ich sage und schreibe die letzten 2 1/2 Stunden gesessen und nachgedacht. Jetzt musste sich etwas ändern. Schon wieder.
Ich musste es ändern. Diese Situaion!

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Hier endet also der Prolog von meiner 1. FF hier.
Kritik ist immer gern gesehen~!
LG, Luca-chan
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