Der Kopierninja

gehen.
Der Tag ging schnell vorbei und wie jeden Abend kam Kakashi zu besuch, um wieder nach seinem Buch zu fragen, auf das er so sehnsüchtig wartete. Doch wie jeden Abend musste Aya, seine Frage verneinen.
„Vielleicht morgen", war seine Antwort darauf, wie jeden Tag, obwohl morgen Sonntag war.„Hast du vielleicht heute schon etwas vor? Ich möchte dir gerne etwas zeigen."
Verblüfft sah sie zu ihm auf und stoppte ihre Tätigkeit. Er wollte ihr etwas zeigen? Das lief doch nicht auf ein Date hinaus, oder? Vielleciht wollte er ihr ja zeigen, wie er unter seiner Maske aussah? Zugern würde sie es sehen. Doch warum musste es ausgerechnet heute sein? Ihre Gedanken überschlugen sich, am liebsten würde sie zustimmen, doch heute war der Todestag ihres Bruders. Seit dem sie hier war, hatte sie ihn noch kein einziges Mal besucht. Ihr Gewissen plagte sie schon deswegen.
„Tut mir Leid....Ich würde es mir liebend gerne ansehen, doch ich habe heute schon etwas anderes vor", flüsterte sie schon fast.Traurigkeit und Kummer lagen in ihrer Stimme. Kakashi kannte sie so gar nicht. Sie war doch sonst immer so fröhlich und strotzte nur so vor Tatendrang. Aber er hatte schon so eine Ahnung.
„Vielleicht ein ander mal. Wie geht es Miyu denn so?" wollte er von ihr wissen, um sie auf andere Gedanken zu bringen und hakte auch nicht weiter nach.
„Der geht es gut, danke der Nachfrage." Doch ihre Stimme klang immer noch sehr bedrückend.„Kakashi? Würde es dir vielleicht etwas ausmachen mich alleine zu lassen.... Es ist nichts gegen dich und so....Ich....ich bra....."
„Nein, kein Problem. Wenn was ist, du weißt ja wo ich bin", unterbrach er sie sanft, konnte er doch sehen, dass sie gerade damit rang nicht in Tränen auszubrechen. Kurz danach verabschidete er sich bei ihr und verschwand.
Die Braunhaarige blieb alleine zurück. Auch wenn sich der Jo-nin sehr verständnisvoll gezeigt hatte, fühlte sie sich nur noch schlechter. Als sie im Laden fertig war, stellte sie alles an ihren Platz und schloss ab. Der Himmel sah heute Abend sehr bewölkt aus. Es würde wohl bald regnen. Bevor sie zum Grab ihres Bruders ging, besorgte sie noch schnell einen Blumenstrauß für ihn. Der Weg zum Friedhof zog sich, da sie bedrübt und Gedanken verloren dort hin schlenderte.
Beim Grab angekommen hatte sich schon eine dichte graue Wolkendecke am Himmel gebildet. Niemand sonst war auf dem Friedhof zu sehen. Sie setzte sich runter zu ihm und ersetzte den alten Blumenstrauß, der schon fast verwelkt war durch den neuen. Tief holte sie Luft.
„Hallo Bruderherz, wie geht es dir denn so?", murmelte sie leise und eröffnete das Gespräch somit.„Weißt du, seit ein paar Monaten lebe ich auch hier und ich muss sagen, es ist echt schön hier. Die Leute, die Atmosphäre, einfach alles ist toll. Ich kann verstehen, dass du hier gerne gelebt hast....T...tut mir Leid das ich noch nicht die Zeit gefunden habe di...dich zu besuchen", ihre Stimme bebte leicht. Sie war den Tränen nahe.„Was ich dir auch erzählen muss ist, dass Tante Kohada vor 5 Monaten verstorben ist....." Es begann zu nieseln."Kannst du dich noch daran erinnern, wie.....wie wir die Nachbarskinder verprügelt hatten, weil sie Kohada, als Hexe beschimpft hatten, da ihr Essen immer so komisch aussah? .......Es sah aber auch komisch aus........Als die Mutter der Kinder uns bei Kohada dann absetzte, durften wir uns erst mal ne Standpauke von ihr anhören.......bis wir ihr dann sagten, dass die Kinder sie als Hexe schimpften.......da ist sie selbst zu den Kindern hin gegangen und hatte ihnen ordentlich eines auf die Nuss gegeben......." lachte sie, ein bitteres und trauriges Lachen, bis dieses schließlich verebte. Ihre Tränen begannen ihr über die Wangen zu rollen. Nun begann es schon zu regnen, welches immer heftiger wurde und den Boden nach und nach dunkler färbte.„Kannst du dich daran noch erinnern....? Es.....es waren so schöne Zeiten......" Ihre Stimme war heiser geworden und immer leiser. Eine lange Pause entstand. Nach einiger Zeit fand sie schließlich ihre Stimme wieder, die brüchig klang.„Ich......ich vermiss dich so Shu........warum bist du schon so früh gegangen......." Bitterliche Tränen quollen ihr aus den Augen, die sich unten am Kinn trafen und auf den Boden fielen. Ihr Herz tat weh. Schmerzen die kaum zu ertragen waren. Sie vermisste ihn so sehr, jeden aus ihrer Familie hatte sie verloren. Sie war allein. Verzweifelt legte sie ihr Gesicht in die Hände und schluchzte laut. Der Regen hatte sie schon völlig durchnässt. Ihre Klamotten, ihre Haare, alles war nass und durchweicht. Um sie herum war alles Still einzig der Regen, der prasselnd zu Boden fiel war zu hören und ihr weinen, welches fast wie ein einsames Heulen klang.
Unbemerkt näherten sich ihr Schritte. Erst als der Regen über ihr nachließ, obwohl es immernoch wie aus Eimern goss, schaute sie auf. Es war Kakashi der einen Regenschirm über sie beide hielt. Trauer und Sorge lagen in seinem Blick. Sie fackelte nicht lange und fiel ihm um den Hals, ihr Gesicht an seiner Brust versteckt. Im Moment brauchte sie einfach jemanden, der sie fest hielt. Er legte seinen freien Arm um sie, bettete seinen Kopf sanft auf ihren und schloss sein Auge. Immernoch weinte sie kläglich. Der Jo-nin wusste um was es ging, hatte er sich doch vorher, als sie sich kennen lernten, über sie informiert. Es ging um ihren verstorbenen Bruder, der genau vor einem Jahr gestorben war. Er selbst kannte ihn auch. Immer für seine Kameraden da. Shu war ein besonderer Mensch und Ninja. Genau so lebensfroh wie seine Schwester. Seinen Verlust bedauerte auch er sehr. „Ich weiß wie du dich fühlst", flüsterte er und drückte sie noch fester an sich.„Ich habe auch einst Menschen verloren, die mir wichtig waren."
Stille. Nur ihr wimmern und schluchzen war noch zu hören.
„Komm, ich bring dich erst mal nachhause, sonst erkältest du dich noch", meinte er leise und drang sie sanft dazu, zusammen zu ihr nachhause zu gehen. Aya ließ ihn gewähren. Sie fühlte sich gerade sehr zerbrechlich, wäre er nicht gekommen, wäre sie wahrscheinlich auch zerbrochen. Immer noch kreisten Erinnerungen von ihrer Vergangenheit durch ihre Gedanken. Wie schön die Zeit als Kind doch waren. Was ihr Bruder und sie immer für Abenteuer erlebt hatten. Sie vermisste ihn einfach so sehr.
Auf den Weg zurück begann sie sich einigermaßen zu beruhigen. Dazu trug alleine die Anwesendheit des Silberhaarigen bei. Er gab ihr das Gefühl nicht alleine zu sein.
Zuhause angekommen begrüßte Miyu die Beiden, die ebenfalls etwas besorgt aussah. Die kleine Katze miaute ihr Frauchen an, als wolle es fragen, was denn los sei, worauf die Brünette ihre Katze schwach anlächelte.
„Ich geh dann mal ins Bad. Ka-Kakashi? Bleibst du noch?", fragte sie ihn leise und etwas schüchtern, wollte sie im Moment doch einfach nicht alleine sein.
„Ja, ich werde hier auf dich warten", versicherte er ihr mit einem lächeln im Gesicht und setzte sich auf ihr Bett.
Die Braunhaarige verschwand im Bad. Rasch machte sie sich ferig und zog sich ihr Nachthemd an. Jetzt da sie wieder zuhause war, fühlte sie sich wieder besser. Auch weil Kakashi da war. Es war ihr ein bisschen unangenehm, dass er sie in einem so schwachen Moment gesehen hatte, aber ohne ihn wäre sie wahrscheinlich nie dort weggekommen. Etwas verlegen trat sie aus dem Bad. Schüchtern zupfte sie an ihrem Nachthemd. Kakashi selbst errötete leicht. Er fand sie sah einfach unwerfend aus mit dem knappen Schlafgewand, welches ihre langen Beine betonte und den nassen Haaren, die ihr in langen, dunklen und welligen Strähnen von ihren Schultern fielen.
Schnell sprang sie unter die Decke und machte es sich dort gemütlich.„Danke Kakashi", meinte sie dann.
„Für was?"
„Für alles", antwortete sie, worauf der Jo-nin ihr ein Lächeln schenkte.„Woher hast du eigentlich gewusst, dass ich das Grab meines Bruders besuchen geh?"
Kurz schien er zu überlegen, was er antworten solle. Entschied sich dann aber für die Wahrheit:„Ich hab mir Sorgen gemacht, weil du sonst immer so Lebensfroh warst und ich dich so gar nicht kannte. Also bin ich dir, nachdem du den Laden verlassen hast, gefolgt."
„Tut mir Leid, das war nicht beabsichtigt." Ihr Blick senkte sich.
„Du musst dich deswegen nicht entschuldigen. Jetzt ist doch alles wieder okay", entgegnete er mit einem Lächeln, welches sie erwiderte.
Eine lange Pause entstand, die allerdings nicht unangenehm war.
„Vielleicht sollte ich dann mal langsam gehen, damit du in Ruhe schlafen kannst", brach er die Stille, als er sah wie ihre Augen langsam zu fielen.
Gerade wollte er aufstehen und sich zum gehen wenden, als sie ihm an seiner Weste packte.„Bitte geh noch nicht.", bat sie ihn schlaftrunken, wollte sie doch nicht schon alleine sein. Kakashi kam ihrer bitte nach und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Stumm bildete sie mit ihren Lippen, Danke.
Spät am Abend saß der Shinobi immer noch bei ihr und beobachtete sie. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Atmung ging regelmäßig. Sie schlief. Auch Miyu hatte es sich neben ihr bequem gemacht und schien ebenfalls zu schlafen. Er blieb noch eine Weile, schaute ihr beim schlafen zu, wie friedlich sie da lag. Sie war einfach wunderschön. Irgendwann erhob er sich, um sich auf den Weg zu machen. Morgen hatte er einen Auftrag, da musste er selbst auch ausgeschlafen sein. Draußen prasselte der Regen gegen die Fenster, er hatte immernoch nicht nach gelassen. Der Silberhaarige beugte sich zu ihr herunter, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und flüsterte:„Schlaf gut. Ich werde morgen Abend nochmal nach dir sehen wenn ich zurück bin." Damit verschwand er nach draußen in den Regen.

Im Laufe des nächsten Morgens wachte Aya auf. Ihre Augen fühlten sich träge an.
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