Mitternachtstanz
Mit Geist und Sinn zur Sünde verführt...
An der Stelle wünsche ich erstmal wieder viel Spaß mit dem (bisherigen Teil) des 2 Kapitels.^^
Song: Namie Amuro - Four seasons
Link: http://www.youtube.com/watch?v=5WwY3IWDGWw
2. Kapitel - Mit Geist und Sinn zur Sünde verführt….
Meine Schritte wurden langsamer und ich schlich, frei von verräterischen Geräuschen, durch das feuchte Gras. Ich hörte das laute Strömen und Plätschern von Wasser, so als würde ich direkt neben dem fließendem Gewässer stehen, welch beruhigendes Klangspiel einzig und allein von dem Ziepen aus dem hohen Gras begleitet wurde. Baumharz, grüne Blätter und Moos. Feuchte Erde und, die Jahrhunderte überdauernde, alte Baumrinde. Der Duft des Waldes kitzelte meine Nasse.
Ich legte meinen Kopf leicht in den Nacken und schloss meine Augen, um genießerisch den entspannten Geruch einzuatmen, bevor sich meine Lider wieder vor Verwunderung öffneten. Überrascht fuhr ich um mich herum, als ich plötzlich eine vertraute Gegenwart in meiner Nähe vernahm. Mein Blick wanderte hoch zu den gewaltigen Wasserkaskaden, die eindrucksvoll in das tiefe Tal aus Gestein, in diesen ruhelosen, großen See, verborgen in mitten von den vielen Bäumen dieses Waldes, stürzten. Ich kämpfte mich mühelos durch das wilde Gebüsch aus verwachsenen Rangen und Ästen, konnte eine traute Gestalt in der unmittelbaren Nähe des Ortes ausmachen, in dem der gigantische Wasserfall mündete.
Ich lief die letzten paar Meter, bis ich hinter dem kräftigen Rücken der hochgewachsenen Person zum Stehen kam.
„Vater.“
„Tochter, hast du gefunden, wonach du suchtest?“, sagte seine raue Stimme, doch drehte er sich nicht zu mir um.
Für einen kaum merkbaren Moment erschien mir ein Bild vor den Augen - meine geliebte, sich in den hütenden Händen des Jungen befindende, alte Spieluhr. Der Anblick dieser gedanklichen Erinnerung ließ mich unruhig werden und prickelndes, warmes Kribbeln zuckte durch jede einzelne Faser meiner Finger…
Verdammt sollte ich sein, wenn er dieses, aus der dunkelsten Tiefe kommende Verlangen nicht spüren konnte. Mein Körper war dabei mein wohlbehütetstes Innerstes zu verraten.
„Noch nicht.“, antworte ich und während sich spitze Fingernägel in die Haut meiner Handinnenfläche bohrten, trat ich langsam um ihn herum.
Er trug einen schwarzen Mantel um seine Schultern, nichts Ungewöhnliches an sich, doch vor seinen Füßen entdeckte ich einen fremden, im nassen Gras liegenden, Körper. Auf den ersten Blick war das nichts Neues für mich, so stupste ich mit meinen Fuß gegen den erschlafften und leblosen Körper, um zu sehen wer dieses Mal in die Hände meines Vaters und in sein Verderben gelaufen war.
‚Aber das ist doch…!‘
Ich konnte förmlich fühlen, wie sich die Lider meines Vaters verengten und auf mich herabblickten, mich mit Missgunst straften.
„Stimmt irgendwas nicht, Tochter?“
Unbewusst schüttelte ich meinen Kopf und seine - genauso wie die meinen - in die Farbe des Blutes getauchten Augen sahen mich fragend an, während ich zusätzlich meinen Griff um den kleinen, silbernen und kreuzsymbolischen Anhänger in meiner rechten Hand für einen kurzen Augenblick verstärkte.
„Anscheinend hättest du ihn mehr gebraucht, als dein Bruder es tat.“ …
Ein Seufzen aus dem Munde des, an meiner rechten Seite befindenden, älteren Mannes ließ mich aufhorchen.
„Wer war dieser Mann? Sein Geruch haftet noch immer an dir und er ist ähnlich dem des armen Mädchens.“, fragte mein Vater ruhig, was meine Unruhe jedoch nicht abklingen ließ, als sich auf seinen Lippen ein diabolisches Lächeln zeichnete.
„Und wie ich feststellen muss, ist er… noch immer am Leben.“
‚Was…? Tsukune… hier…?‘
Erschrocken realisierte ich die Worte meines Vaters… zusammen mit diesem verführerisch süß riechenden Duft.
Bereits hörte ich ein Rascheln, etwas das sich durch das hohe Gras bewegte. Ich war unfähig auch nur einen einzig vernünftigen Gedanken zu fassen, zu viele unbekannte Eindrücke strömten auf mich ein. Lediglich mein Instinkt, das Verlangen etwas Wichtiges oder gar Kostbares zu beschützen, lenkte mein Handeln.
‚Nein, das darf nicht passieren! ‘
Der sanfte Wind streifte mein Gesicht, als ich an meinen Vater vorbei sprinte, versuchte ihm zuvorzukommen. Doch was sollte ich tun? Meine Kraft reichte bei langen nicht, um ihm etwas entgegen bringen zu können. Einzig mit meiner Flinkheit war ich in der Lage ihn auszustechen, dennoch nicht fähig ihn aufzuhalten.
Mein Blick fiel auf den kleinen Punkt in der Dunkelheit, welchem ich mich immer mehr und schneller näherte. Und einen kurzen Augenblick später, so schnell, dass die Zeit nicht Kund von tat, erkannte ich sein Gesicht. Tsukune!
Gelähmt wegen eines Gefühlswirrwarrs aus purem Entsetzen, Schrecken und Angst stand er einfach nur dort, unfähig sich zu bewegen, zu verstehen, während mein Vater und ich auf ihn zustürmten. Meine Hände erreichten ihn und Finger schlossen sich um seinen linken Oberarm, worauf ich Tsukune zur Seite zog und mich schützend vor ihm positionierte.
„Teufelsweib?!“
„Ist das der Dank dafür, dass ich, aus mir unerklärlichen Gründen, versuche dir das Leben zu retten?“
Ein überraschtes Keuchen stahl sich aus dem Mund des dunkelhaarigen Jungen, als ich urplötzlich einen starken Luftzug rechts von uns spürte und instinktiv ihn weiter nach links zerrte. Ich wich noch einen Schritt nach links ab, fort von der großen, kahlen Tanne, die wenige Meter vor mir stand. Ich sah, wie mein Vater hinter der wuchtigen Stamm der Tanne hervorschnellte, hörte das Rascheln der einzelnen Äste.
Eine Bewegung, in solch einer Geschwindigkeit, dass sie für das menschliche Auge unerkannt blieb. So bemerkte ich, wie Tsukune scharf nach Luft schnappte und sein Atem sich plötzlich unkontrolliert beschleunigte, nachdem ich ihn noch gerade rechtzeitig ein weiteres Stück zur Seite fort drängen konnte. Selbst war ich der gefährlichen Hand des älteren Mannes nur knapp entkommen, vernahm ich den süßen Duft von Tsukunes Blut und konnte aus den Augenwinkel erkennen, wie er mit einer Hand die Verletzung an seiner rechten Schulter bedeckte.
‚Vater wird ihn töten! ‘
Ich stieß ein scharfes und hörbares Knurren aus, als ich in das Gesicht und den darauf befindenden, triumphierenden Ausdruck meines Vaters sah.
„Du wirkst ratlos, Tochter.“
Für den Bruchteil einer Sekunde schloss ich meine Lider, um meinen Gegenüber darauf entschlossen in die blutroten Augen zu blicken, auch wenn mir dies aufgrund meiner eindeutigen Unterlegenheit ziemlich lächerlich vorkam.
„Das denkt Ihr…“, bemerkte ich bissig, während ich das Rauschen des Wasserfalls hinter meinen Rücken hören und den Geruch des Wassers riechen konnte.
Ich konnte spüren, wie der Junge hinter mir erschrocken zusammenzuckte, während ich auf einmal die andere, kalte Hand meines Vaters auf meiner Wange spürte und zartlose Finger über meine Haut streichelten.
„Ich weiß es.“
Ein erstickter Schrei und ein erneutes Zusammenzucken von Seiten Tsukunes, als überraschend die andere, freie Hand des Älteren nach vorne schoss.
„All das nur, weil du diesem dummen Mädchen folgen musstest.“, schrie ich aufgebracht und hatte den Jungen hinter mir etwas fort geschubst, kurz nachdem es mir gelungen war mich aus dieser Intrige einer Liebkosung zu reißen.
Überrumpelt stolperte er einige Schritte zurück, worauf ich das leichte Planschen um seine Füße vernehmen konnte, als er in das feuchte Nass am Ufer des großen Sees geriet.
‚Das ist die einzige Chance…‘
Er wollte aus der nassen Kälte um seinen Füßen wieder entkommen, doch packte ich ihn an jeweils beiden seiner Arme, als die nächste Bewegung meines Vaters, verraten von der Luft um mich herum, bereits bemerkte und ihrer Auswirkung zu entfliehen versuchte. Seine Angriffe waren schon lange nicht mehr allein Tsukune gewidmet… denn würde er zumindest mich erwischen, so würde das lediglich den sichere Tod für diesen jungen Menschen bedeuten.
Meine Hände legten seinen zerbrechlichen Körper in meine schützende Obhut und ich drückte seinen Kopf achtsam gegen meine Brust, zugleich festigte ich den Griff um seinen Oberkörper. Ich verlagerte mein gesamtes Gewicht auf mein linkes Bein, verließ den Boden unter meinen Füßen, als ich, mit Tsukune in meinen Armen, zu einen kraftvollen Sprung ansetzte.
Ich spürte den kalten Wind, der sanft meine Haut streifte, hörte die empörte, geknurrte Äußerung des alten Mannes, während ich mich innerlich auf das anschließend Eintreffende vorbereitete, unbewusst die Nägeln meiner Finger in der Kleidung der anderen Person vergrub.
Eine große Fontäne aus Wasser erhob sich um unsere Körper, nachdem wir auf der stillen und flachen Oberfläche aufschlugen und in die dunkle Tiefe des Sees sanken.
Ein schmerzverzerrter Ton entkam meiner Kehle und das Wasser in meiner Lunge verhinderte das Zustandekommen von weiteren Geräuschen, sämtliche Laute verstummten. Das Wasser lähmte meinen gesamten Körper, nahm ihn in seinen tragenden Wellen gefangen. Es brannte unerträglich, als würde mein Körper in kalten Flammen aufgehen.
Ich merkte, wie sich mein Griff um den Jungen lockerte, er aus meinen Armen getrieben wurde. Mit schweren Armen umschlang ich kraftlos meinen eigenen, schmerzenden Körper und schloss meine Augen, spürte wie jede einzelne Faser mich Qualen leiden ließ.
Mit viel, mich meiner letzten Kraft beraubenden, Mühe, schaffte ich es meine Lider zu öffnen, doch das was ich sah, konnte ich nur mit getrübten und verschwommen Konturen erkennen. Ein immer dichter werdender Schleier verdunkelte meine Sicht.
Das Einzige, was ich noch wahrnahm, war diese angenehme Nähe…
Diese fremde, doch vertraute Wärme…