Der Augenblick ist Zeitlos

Türchen XII. – Yoko

Da stand sie nun – in der einen Hand den Besen, in der anderen den Staubwedeler. Sollte das etwa ein schlechter Scherz sein? Wollten sie diese Pseudo-Killer auf den Arm nehmen? Sie hätte Weihrauch und die Gaben eines geplünderten Gabenstocks haben können... Sie hätte, wenn sie sich nicht das Hirn von diesem unverschämten Grobian mit Sense und mindestens zehn Tonnen Gel im silbernen Haar hätte vernebeln lassen... Alles hätte sie haben können und doch gefiel es ihr auf eine pseudo-verkommene Art und Weise.

Natürlich wurde ihr hier kein Luxus von einem Schlafsack, einer Schüssel Reis und heißer Schokolade mit bröseligen Plätzchen oder altbackenem Brot angeboten – grundsätzlich war alles, was sie zu erwarten hatte, der ungefegte, von Krümeln und Dreck überwucherte Boden, den sie [!] zu putzen hatte.

„Na, Kleine, wie läuft’s?“
Erschrocken kreischte sie los und sprang so hoch wie eine Sprungfeder es nicht hätte besser hinbekommen können. Hätte... Schon wieder! „Willst du das wirklich wissen?“ Angriffslustig funkelte sie ihn an. Wo war sie hier nur wieder reingeraten?
„Neee…“ Er dähnte das Wort so lange, dass sie seine spitz zulaufenden Zähne sehen konnte – messerscharf und so lang. Wie bei einem Hai. „Wollte nur ein bisschen Smalltalk machen – natürlich will ich es wissen! Glaubst du, ich komme absichtlich vom einen ende des Hauptquatiers bis zum anderen?“
Sie holte tief Luft, versuchte sich zu beherrschen und versuchte, das „Rot!“ in ihrem Kopf etwas heeller zu machen, in dem sie sich die Haare und die Kleidung richtete. Bei diesem Anblick jammerte sie fast los. Ihre Unterlippe bebte verräterisch. Nicht einmal den Schnee aus dem Haar und die klammen Kleider haben sie ihr gewärmt, stattdessen... „Ich bin eine Verbannte…“, jammerte sie los – da war sie hin, ihre Beherrschung. „Ich musste alles zurücklassen, sogar Yoko, meinen Schneehasen. Ich habe niemanden mehr – weder Freunde, noch Familie. Ich dachte, ich würde hier...“ – „Falsch gedacht, Puppe…“
Noch ehe sie reagieren konnte, hatte er sie grob umgedreht und ihr seine frisch pollierte Sense an die Kehle gerichtet. Er – dieser andere ER – dieser Typ, der besser aussah, als er sich benahm. Der ihr den Atem vor lauter Angst und gleichzeitig aus Erregung raubte. Ihr schönster Feind. Ihr gefallener Engel. „Wir können hier keine Heulsusen gebrauchen. Wenn du mir bei deinem Blut versprichst, nicht weiter zu jammern, lasse ich dich in Ruhe – vorerst zumindest.“ Die gebleckten Zähne und dieses diabolische Grinsen machten ihr Angst, dennoch nickte sie... Sie stand es durch. Sie war stark... Für Monate, Jahre, Jahrzehnte...

„Na, Kleine, wie läuft’s?“ – „Yoko! Merk’ dir das, du selbstgefälliger, arroganter Jashinist.“
Er schmunzelte. Sie konnte es deutlich im Rücken spüren, während sie den Essenssaal feierlicher einrichtete – Lichterketten hier, Kekse dort, der Weihnachtsbaum voll und voller Kugeln, Lametta, Sterne, Engel und winziger, unechter Geschenke... Kerzen – über all waren Kronleuchter mit Kerzen, Kerzen an den Fenstern und dem Baum – in jeder dunkelen Nische brannte ein Licht.
„Wirst du wieder übermutig, Yoko?“ Lautlos htte Hidan – so hieß ER – sich an sie heran gepirscht.
„Schließ von dir nicht auf andere“, gab sie gelassen wieder.
Er lächelte darauf nur, packte in einer fließenden Bewegung und hielt ihre Hand mitten in das Licht-Schatten-Spiel der Kerzen. „Du bist meine wertvollste Quelle.“ – „Sag’ doch gleich ‚Blutbank’“
Doch das sagte er nicht. Dafür war sie ihm zu wertvoll und auch die restlichen Akatsukimitglieder konnten Yoko nicht mehr entbehren.
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