Der Augenblick ist Zeitlos
Türchen 16. – La, Le, Li, Lo, Lu...
„Mami?“
„Ja, Konohamaru?“
„Kann nicht schlafen...“
Die Mutter setzte sich seufzend an sein Bett und hielt ihm die glühend warme Hand.
„Erzähl mir die Geschichte vom ‚Hokage im Mond’“
„Schätzchen“ Die Mutter strich ihm das Haar aus der fiebrigen Stirn. „Mami hat sie dir doch schon zwei Mal erzählt.“
„Nur noch einmal... Bitte Mami, dann chlafe ich auch... Versprochen...“
Er setzte seinen Hundeblick auf, sofern es ihm sein angeschlagener Zustand erlaubte, doch seine Mutter war schon erweicht. „Nur noch einmal... Dann schläfst du aber wirklich...“ Sie klang viel milder als beabsichtigt und so sammelte sie sich kurz und erzählte vom Hokage im Mond...
„Einst wollte ein Hokage sein Dorf regieren, denn er wollte, dass im ganzen Dorf Frieden herrschte“, begann die Mutter mit weicher, klarer, einlullender Stimme. „Die Dorfbewohner mochten den Hokage, weil er versuchte, es jedem Recht zu tun. Gerechtigkeit und Solidarität schrieb der Hokage groß. Doch eines Tages, als der erste Schnee fiel und Kinder lautstark nach Süßigkeiten und Geschenken verlangten, da musste sich der Hokage eingestehen, diesem Problem nicht gerecht zu werden.“
„Warum nicht?“, hörte sie ihren Kleinen mechanisch und halb weggedämmert fragen.
„Weil er seine Weihnachtshelferchen nicht erreichen konnte – die winzigen Elfen, die Feen, die Engelchen, aber am wichtigsten, die Rentiere“
„Warum sind die Rentiere am wichtigsten?“, fragte Konohamaru wie automatisch.
„Weil sie dem Weihnachtsmann ermöglichen, lautlos Geschenke von Haus zu Haus zu verteilen und weil sie so schnell sind, dass der Weihnachtsmann es jedes Jahr schafft, seine Einnacht-Tour mit dem 12. Uhrenschlag, der Mitternacht anzeigt, zu beenden.“
„Warum waren seine Helferchen fort, Mami?“
Die Mutter schmunzelte, während sie den Lappen auf seiner Stirn erneuerte. „Weil jemand sie entführt hatte. Jemand ganz gemeines hatte sie mit falschen Versprechen auf den Mond gelockt. Niemand weiß, wer es war. Der Hokage konnte nicht auf den Mond – sein Dorf brauchte ihn – aber er wusste, wer ihm helfen konnte...“
„Der ‚Hokage im Mond’...?“, war die zögernde Überlegung, die Konohamaru bei dem ersten Mal, als ihm die Mutter die Geschichte erzählt hatte, geäußert.
„Genau“, lächelte die Mutter dann immer. „Der ‚Hokage im Mond’ war nicht wirklich der Hokage, keiner kennt seinen richtigen Namen, aber er schaffte es, das Mondvolk mit Erdenschätzen zu versorgen – gab ihnen warme Mäntel und genügend Decken und Kissen, um es sich in den zugigen Mondlöchern viel häuslicher einzurichten. Der böse Helferchen-Entführer bekam davon it und ihm gefiel es gar nicht. Er forderte den Hokage des Mondes heraus...“
„Und verlor...“, nuschelte Konohamaru schläfrig.
Die Mutter drückte ihm einen hauchzarten Kuss auf die Schläfe. „Ja, und warum, Liebling...?“
„Weil der Hokage im Mond die Mondbewohner das Lied vom Mond leerte. Alle sangen und schlugen den Bösewicht in die Flucht.“ Konohamaru schloss die Augen und glitt ins Land der Träume.
„Genau, mein Schatz“, lächelte seine Mutter und richtete seine Decken. „Daher sollen Eltern ihren Kindern immer das Lied vom Mond vorsingen. Damit sich die Kinder sicher fühlen und jeder, der das Lied singt, weiß, dass die Klänge bis zum Mond dringen und Bösewichte in die Flucht schlagen, weil alle mitsingen – Erden- und Mondbewohner. Gute Nacht, Konohamaru...“
Zum Schluss stimmte die Mutter die ersten Takte des Liedes an... La, le, li, lo, lu – nur der Mann im Mond schaut zu...