Vorgeschichten

fragte sie ihn mit besorgtem Unterton in der Stimme.
„Von mir aus.“, kam es grummelnd zurück.
Heijis Mutter öffnete die Tür und blieb im Türrahmen stehen. Sie sah zu ihrem Sohn, der niedergeschlagen da lag.
„Is etwas passiert?“, erkundigte sie sich auf fürsorgliche Weise.
Gefragter verharrte in Schweigsamkeit.
„Möchtest du nich darüber reden?“, bot seine Mutter ihm ein Gespräch an.
Keine Antwort!
„Du kannst es dir ja überlegen.“, meinte sie schließlich und ging zu Tür, die sie leise hinter sich schloss.
Im Zimmer blieb ihr Sohn trauriger und ratlos zurück.

Die Stunden vergingen. Er sah, immer noch auf seinem Bett liegend, argwöhnisch auf seine Armbanduhr.
Und schon hörte er seine Mutter von unten rufen: „Heiji, komm nach unten. Das Essen is fertig.“
Er ignorierte sie.
Erst als auch sein Vater streng nach ihm rief: „Heiji!“ rappelte er sich innerlich den Tag verfluchend, an dem er so neugierig gewesen war, auf.

Als er unten ankam, saßen seine Eltern bereits am Tisch und aßen. Langsamen Schrittes setze er sich ohne ein Wort der Begrüßung dazu.


„Guten Tag, Sohn.“
Der Jungdetektiv konnte bereits am Tonfall seines Vaters erkennen, dass ihm Ärger bevorstand. Sofort versuchte er dessen nachforschendem Blick auszuweichen.
„Hallo.“, erwiderte er leise, den durchdringenden, bedrohlichen Adleraugen des Hauptkommissars möglichst ausweichend.
„Los, nimm schon etwas.“, lächelte seine Mutter ihn freundlich an. Worauf er ihr dankbar seine Schüssel angab. Sie füllte diese mit Reis und Fleisch. Anschließend fand die Schüssel zu ihrem Besitzer zurück. Jener begann stumm zu essen.
Eine unbehagliche Ruhe entstand, in der sein Vater ihn mit verärgertem Gesichtsausdruck musterte. Sein Sohn reagierte darauf indem er stur auf seine Schüssel starrte und vor sich hin kaute.

Nach einer Weile unterbrach die einzige Frau im Raum die Stille.
„Heiji, was is der Grund?“
Ihr Sohn gab sein Wissen weiterhin nicht preis .
„Heiji, deine Mutter hat dir eine Frage gestellt!“, forderte Heizo ihn nun streng auf Antwort zu geben.
Heiji sah auf und schaute zu dem hinüber, der ihm gegenüber saß.
„Hattes’te mal wieder mit Kazuha Streit?“
„Nein!“, brachte Heiji aufbrausend hervor und sah schnell bereuend wieder auf die Schüssel vor ihm auf dem Tisch.
Wieder schwiegen alle. Heizo ließ es, auf Grund eines beschwichtigenden Blickes seitens seiner Frau, für den Augenblick auf sich beruhen und aß weiter.

Shizuka beobachtete ihren Sohn, der lustlos in seinem Essen herum stocherte.
„Has’u keinen Hunger?“, brummte Heizo und fixierte seinen Sohn dabei finster.
„Nein.“, sagte dieser nur kaum hörbar.
„Jetzt sag schon, Heiji! Bevor ich die Geduld mit dir verliere.“,drang sein Vater verärgert auf Antwort hartnäckig weiter.
Der in diesem Verhör Angeklagte sprang wütend auf: „Lass mich in Ruhe! Ich kann nich mit euch darüber reden! Verdammt, lasst mich doch einfach in Ruh- e!“
Hastig flüchtete er in sein Zimmer.

Unten hörte man sobald darauf die Tür zuschlagen. Heizos Frau war der Appetit nun ebenfalls vergangen. Sie stand auf, nahm das Geschirr und stellte es in die Spüle.
„Was fällt ihm ein so mit mir zu reden? Und du lässt ihm auch noch seinen Willen!“, herrschte Heizo seine Frau aufgebracht an.
„Lass ihn in Frieden. Es gibt nur Streit.“, beschwichtigte sie ihn.
Einen kurzen Augenblick musterte sie ihren Gatten: „Is dir sein Gesichtsausdruck aufgefall’n?“, fragte sie ihren Mann dann.
„Welcher Gesichtsausdruck?“, fragte der irritiert zurück.
„Der von gerade, als du Kazuha erwähnt hast.“, ein flüchtiges Lächeln verriet was sie dachte, als sie sich weiter ihrer abräumenden Tätigkeit widmete. Ihr Mann dagegen blieb an Ort und Stelle, keinen Deut schlauer, stehen.
Den restlichen Abend verbrachte Heiji im Bett liegend.

Kazuha traf in der Klasse auf ihn. Sie hatte auf ihrem Platz gesessen. Doch jetzt kam sie ihm entgegen: „Hallo, Heiji.“
„Hey.“, kam es von ihm freundlich zurück. Er setzte sich auf seinen Platz
„Wie schön, deine Laune is besser.“, freute sie sich sichtlich.
Nich wirklich.
Mühselig kramte Heiji seine Unterrichtsmaterialien heraus.
Da er sehr spät dran gewesen war, kam der Lehrer herein.


Nach der Schule ging Heiji allein zum Polizeipräsidium.
Dort herrschte wie immer reges Treiben. Der Detektiv kam am Bürozimmer seines Vaters vorbei. Dieses war jedoch nicht besetzt.
Zielstrebig steuerte er auf Otakis Tür zu und klopfte an.
„Herein.“
„Guten Tag, Inspektor.“, grüßte Heiji ihn höflich.
„Ah, Heiji. Schön dich zu sehen. Was kann ich für dich tun?“
„Die Frage lautet wohl eher, was kann ich für Sie tun?“
Otaki sah ihn verdutzt an.
„Sie wollten doch meinen Rat?“
Bei Otaki klingelte es: „ Ach ja, stimmt. Hier.“, er gab dem jungen Detektiv zwei Mappen an.
Es waren die Autopsieberichte. Heiji schlug den Deckel der ersten Mappe auf und sie gewissenhaft durchlas:

Name: Miyazawa, Midori

Nationalität: japanisch

Wohnort: Osaka

Größe: 1, 65 cm

Gewicht: 65 kg

Berufstand: Studentin

Er blätterte um.

Fundort: Ogimachi- Stadtpark

Tod durch: ersticken

Todes- Zeitpunkt: 23. Oktober; 17:30- 18.15 Uhr


Ab der nächsten Seite der ausführliche Bericht.


Erste Seite der zweiten Mappe:


Name: Akiyama, Yumi

Bei Nachnamen der jungen Frau stutzte er kurz, laß dann aber weiter.

Nationalität: japanisch

Wohnort: Osaka

Größe: 1, 61 cm

Gewicht: 58 kg

Berufsstand: Oberschülerin

Fundort: Ogimachi- Stadtpark

Tod durch: ersticken

Todes- Zeitpunkt: 30. Oktober; 17:30- 18.15 Uhr


Als er geendet hatte, reichte er die beiden Mappen an Inspektor Otaki zurück: „Und wo liegt das Problem? Is doch eigentlich recht offensichtlich.“
Otaki räusperte sich: „Nun ja.“, er schaute Heiji erwartungsvoll an: „Fällt dir nichts auf?“ Der junge Detektiv überlegte, dann fiel es ihm schlagartig wie Schuppen von den Haaren „Polizisten... Inspektor Miyazawa... und... Kommissar Akiyama.“, leise, fast schon flüsternd, sprach er geschockt die Namen der beiden Polizeibeamten aus und Otaki nickte.
Für einige Sekunden herrschte Schweigen
Schließlich begann der Inspektor: „Der Fall is unserem Sektor übertragen worden, da alle beide, sowohl Miyazawa als auch Akiyama, wegen Befangenheit vorläufig beurlaubt wurden.“
„Was is über den Täter bekannt?“, fragte der Schülerdetektiv nach.
„Noch nich wesentlich viel. Wir vermut’n allerdings stark, dass es sich um jemanden handeln muss, den die beiden irgendwann im Laufe der Jahre hinter Gitter gebracht haben...“
„Und nun geht’s um Rache.“, vervollständigte Heiji den Satz.
„Es wurd auch keinerlei Botschaft oder Nachricht bei den Toten gefund’n?“, wollte er wissen.
Otaki verneinte leicht kopfschüttelnd die Frage.
„Hm... wirklich nich so einfach. Was sag’n denn Akiyama und Miyazawa dazu?“
„Leider nicht viel . Beide stehen momentan unter Schock und werden psychologisch betreut“.
Heiji wollte gerade etwas darauf erwidern, als das Telefon des Inspektors klingelte. Während Otaki telefonierte, überlegte Heiji.
Er war so mit sich beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, wie das Telefonat sich dem Ende zuneigte. Plötzlich riss der Inspektor ihn, mit den Worten: „Es gibt ein drittes Opfer. Sakutes Junge!“, aus seinen Gedanken gerissen.
„Was?“, fuhr Heiji erschrocken hoch.
„Ich bin zum Tatort gerufen worden.
„Ich komm mit.“…


Als sie am Tatort ankamen, waren bereits viele Polizisten vor Ort. Heiji stieg mit Otaki und noch zwei anderen Polizeibeamten aus dem Wagen.
Dann folgte er dem Inspektor, welcher auf seine Kollegen zuging.
„Hallo, mein Sohn.“, wurde er von seinem Vater, dieser war ebenfalls hier, begrüßt.
Auch Tomaya grüßte ihn.
Heiji tat es ihnen mit einem: „Hallo.“ gleich.
Dann folgte er dem Blick seines Vaters, der wie die anderen zur Seite sah.
Es war die Leiche des kleinen Jungen, die gerade von zwei Beamten auf einer Trage zu einem Auto getragen wurde, wo ein weiterer Polizist die Türen öffnete. Das Kind wurde hinein geschoben, die Türen geschlossen und das Auto fuhr los in Richtung Autopsie.
Es wurde immer kleiner und verschwand anschließend ganz _in der bereits sehr weit vorangeschrittenen Dämmerung.
Der Hauptkommissar ergriff das Wort: „Shouta wurde vor etwa einer ¾ Stunde von seinem Kindermädchen gefunden. Sie ist zurzeit nicht ansprechbar. Sakute ist bereits verständigt worden. Er müsste jeden Moment hier eintreffen.“
„Glaubt ihr, es handelt sich um den gleichen Täter?“, äußerte Otaki betrübt seine Vermutung.
„Ja. Es sieht ganz so aus.“, antworteten Heijis und Kazuhas Väter.

Heiji entfernte sich langsam von den anderen und sah sich aufmerksam seine Umgebung an.
Gemächlich ging er auf das Kindermädchen zu. Das, den Kopf gen Boden gerichtet, auf einer Bank saß.
„Hallo. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, sprach der Detektiv die junge Frau freundlich an.
Diese sah leicht auf, nickte, sich ihre Tränen mit ihrer Handfläche abwischend.
Heiji setzte sich neben sie.

Ohne weiteres Zutun seinerseits, begann sie zu erzählen: „Ich war mit ihm zum Spielplatz gegangen. Sein Ball… sein roter Ball... Ich ging auf die andere Straßenseite, um ihn zurück zu hol’n.“, ein Schaudern ließ sie erzittern. Schluchzend sprach sie weiter: „Ich kam zurück und er… er war nicht mehr da... Ich hatte ihn doch nur für einen Augenblick aus den Augen gelassen.“
„Ist Ihnen denn irgendetwas aufgefallen“, fragte Hattori behutsam nach. Das Kindermädchen schüttelte nur hastig den Kopf.
Es wurde laut...

Kommissar Sakute kam rennend auf Heijis Vater und die anderen zugehetzt, seine Stimme bis zu Heiji hörbar.
„Wo ist er? ... Wo ist mein Sohn?“ Völlig aufgelöst entdeckte er die
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