Fanfic: Schatten der Vergangenheit

Kapitel: Der Weg

Warum konnte ich diese ganzen Gedanken, die mir im Kopf herumschwirrten einfach nicht unterdrücken? Diese eine Begegnung mit meinem Bruder hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Sollte ich mich freuen? Es einfach versuchen zu verdrängen? Was mir so oder so nicht gelang und eigentlich keinerlei weitere Überlegungen wert war. Sollte ich versuchen es von einer anderen, positiveren Seite zu sehen und vielleicht doch Hoffnung schöpfen können? Er schien einen anderen Eindruck zu machen, einen nachdenklichen. Doch lag es wirklich an mir? Oder hatte er eigentlich an etwas vollkommen anderes gedacht und mich gar nicht so wahrgenommen, wie ich es mir erhoffte? Machte ich mich am Ende noch völlig umsonst wahnsinnig und es war nicht so wie es zu sein schien? Diese ganze Nachdenkerei machte mich vollkommen verrückt und bescherte mir, wenn ich noch lange so weiter machen würde, nur tierische Kopfschmerzen. Doch an irgendetwas musste ich mich doch klammern können, irgendetwas musste ich finden damit ich innerlich nicht noch weiter zerbrach. Was allerdings alles andere als leicht war, denn ich hatte den Kampf schon so gut wie aufgegeben, hatte einfach keine Kraft mehr mich dem ständigen Druck entgegenzusetzen. Ich musste perfekt sein, durfte nicht das kleinste Anzeichen von Schwäche preisgeben.

Ich war wie eine willenlose Marionette, die vom Teufel höchstpersönlich gelenkt wurde und der selbst den kleinste Fehler nicht verzeihen und hart bestrafen würde. Eine Marionette, ein Schatten meiner selbst und fast alles was ich anfing war, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ich drohte unter dieser ständigen Last vollkommen zu zerbrechen. Doch versuchte ich es, solange ich auch nur irgendwie konnte, heraus zu zögern und doch noch nach einer Lösung, einem Ausweg zu suchen, wie ich dem ganzen entkommen konnte. Dennoch, versuchte ich mir immer wieder einzureden, dass es alles nur ein böser Alptraum sein musste, dass ich einfach nur aufwachen musste, um allem hier zu entkommen, um frei zu sein das tun zu können was ich wollte, nur ich und niemand anderes, keine Vorschriften von niemandem. So eine grausame und brutal Welt könnte es doch gar nicht geben, oder doch? Konnte es wirklich so schlimm sein? Doch wie sehr ich es auch versuchte und nicht wahrhaben wollte, es war die grausame Realität der ich nie entkommen würde.

Solange es auch nur die kleinste Chance gab, versuchte ich stark zu sein um, meine Qualen einigermaßen ertragen zu können. Ich ließ niemanden an mich heran und so auch niemanden wissen, dass alles nur eine Lüge war, die ich mir aufgebaut hatte, dass hinter der Fassade, dieser Mauer - hinter der ich mich versteckte - nur ein kleines, zerbrechliches, hilfesuchendes Mädchen steckte. Wenn das jemals heraus kommen sollte, war ich so gut wie geliefert, denn es durfte nie so weit kommen, egal was ich auch auf mich nehmen und ertragen musste. Das wäre mein sicheres Ende, deswegen war es so verdammt wichtig es geheim zu halten und alle in dem Glauben zu lassen, dass was sie sehen würden wäre alles real und keine Rolle, die ich spielte.

Doch hatte ich furchtbar große Angst, denn ich wusste nicht was mich erwartete. Dass es nie etwas Gutes heißen sollte, wenn Boris etwas von einem wollte, war mir klar. Wie er allerdings mit den anderen umging, wusste ich nicht genau, aber ich dachte dass er zu ihnen wesentlich freundlicher war, wenn man es denn bei ihm auch nur ansatzweise so nennen konnte. Aber eben dennoch, nicht so wie er zu mir war und das machte mir wirklich große Angst. Aber ich durfte es mir unter keinen Umständen anmerken lassen.

Mein Herz fing mit jedem weiteren Schritt, den ich machte mehr und mehr an zu rasen. Es schlug so schnell, dass es sich schmerzend zusammenzog und drohte zu explodieren und jeder einzelne Herzschlag, halte bedrohlich in meinen Ohren. Das Gefühl, welches ich hatte war nicht wirklich zu beschreiben. Es war einfach nur die Panik vor dem - nicht zu wissen, was mich erwarten würde - welche langsam aber unaufhaltsam in mir aufstieg. Mir fiel es immer schwerer, meine Panik zu unterdrücken und unter keinen Umständen, nach außen zu zeigen. Diese kalte, emotionslose Miene, die mir Schutz gab, musste ich um jeden Preis aufrecht erhalten. Man konnte mir die Schweißperlen, die sich auf meiner Stirn bildeten, schon fast ansehen. Mein gesamter Körper zitterte und mir war eiskalt. Es war schon fast ein Wunder, dass Tala nichts davon bemerkte.

Dieser lange, unaufhörliche Gang, der für mich dennoch viel zu kurz war – Tala, der so gelassen neben mir herging und wie immer keine Miene verzog, der nichts zu wissen schien, dem es alles einfach total egal zu sein schien, was um ihn herum passierte - und diese völlige Unwissenheit waren wirklich die reinste Folter und machten mich vollkommen wahnsinnig.

Mein Körper versuchte immer mehr, sich mir zu widersetzen und mir auch nur noch eine Sekunde länger, zu gehorchen. Aber so sehr er es auch versuchte, musste er dies dennoch tun, auch wenn ich es nur zu gerne zugelassen hätte, was aber leider nicht zur Debatte stand. Immer tiefer, in diese immer kälter und dunkler zu scheinende Höhle. Es fiel mir immer schwerer, mich auf so etwas Einfaches, wie einen Fuß vor den anderen zu setzen, zu konzentrieren. Doch in dieser Situation, war es etwas vollkommen anderes, mein Körper machte was er wollte und ihn unter Kontrolle zu halten, schien fast ausweglos zu sein. Ich wollte einfach nur auf der Stelle stehen bleiben, mich umdrehen und davon laufen. Weit, weit, weg wohin war völlig egal, aber einfach soweit es nur irgendwie möglich war, weg von diesem unheimlichen Ort, der so viel Finsternis ausstrahlte. Es war wie einem ertrinkenden ein Seil zuzuwerfen, dieser würde es auch nicht ablehnen, oder auch nur drüber nachdenken, sondern es sofort ergreifen. Genau dieses Gefühl, spürte ich tief in meinem Inneren und es machte sich immer mehr bemerkbar. Es zu unterdrücken fiel mir immer schwerer, doch musste ich irgendwie versuchen, meine Gefühle abzuschalten und im tiefsten Inneren meiner Seele zu verbannen. Allerdings wollte es mir nicht so richtig gelingen - dieses mal - es verursachte nur noch mehr Panik in meinem Körper, der ich hilflos ausgesetzt war. Ich bekam schon gar nichts mehr von meiner Umgebung mit, da ich so mit mir selbst, meinen Gedanken und meiner Angst beschäftigt war. Was sollte ich nur tun? Wie hart würde die Strafe dieses mal werden? Was hatte er vor, warum ließ er mich hier und direkt nach dem Kampf zu sich rufen? Was hatte das alles zu bedeuten? Und schon wieder rotierten die unaufhörlichen Fragen in meinem Kopf herum und nichts, rein gar nichts konnte mir eine Antwort auf eine dieser Fragen geben. Diese Ungewissheit machte mir solche Angst.

„Wir sind gleich da“, mit diesen für mich, grausamsten Worten von allen, die er je hätte wählen können und die die pure Angst in meinen Augen widerspiegelten, riss Tala mich aus meinen Gedanken. Nur noch wenige Schritte, trennten mich von den Toren der Unterwelt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals – als ob ich grade einen Marathonlauf hinter mir hatte und das völlig ohne irgendein Training – und zog sich erneut schmerzend zusammen, durch den Schmerz, den ich in meiner Brust verspürte, kniff ich meine Augen leicht zusammen.

Nach gefühlten Stunden – die leider nur Sekunden waren und dennoch, für mich viel zu schnell vergingen – erreichten wir den Raum in dem Boris - der Kopf allen Übels – auf uns wartete. Die Höhle des Grauens, die ich betreten musste und vor der ich solche Angst hatte, war unerträglich. Als wir direkt davor standen, klopfte Tala an die Tür und wartete. Nach kurzem Warten, war von innen ein „Herein“ zu vernehmen. Es war also soweit, die Tore der Unterwelt öffneten sich. Er öffnete diese darauf hin und wir traten ein, danach schloss er diese erneut hinter sich und stand nun wieder direkt, neben mir im Raum. Nachdem wir den Raum betreten hatten, sah Boris direkt zu Tala rüber und von ihm war nur ein „Du kannst draußen warten“, zu hören. Dieser gab mit einem Nicken zu verstehen, dass er verstanden hatte und im nächsten Moment drehte er sich auch schon um und verließ den Raum wieder. Erneut wollte mein Körper, ohne meine Zustimmung agieren und hätte Tala am liebsten am Arm gepackt, um ihn zu stoppen und anzuflehen dies nicht zu tun. Aber es gelang mir grade noch so, in letzer Sekunde, die Kontrolle über meinen Körper wieder zu erlangen und ihn somit von seinem Vorhaben abzubringen. Wie in Zeitlupe, verfolgte ich aus dem Augenwinkel, wie Tala sich langsam in Richtung Tür bewegte und diese ganz langsam hinter sich schloss und somit mein Schicksal besiegelte.

Denn Boris wollte leider mit mir allein, reden und schickte Tala aus diesem Grund wieder nach draußen. Welch ein Wunder, welches mir leider nur zu schmerzlich, bewusst war. In meinem Hals, bildete sich ein dicker Kloß, an dem ich fast zu ersticken drohte.
Es war das eingetreten, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte und welches mir so große Angst beschwerte. Ich war allein mit ihm - dem Teufel in Person – in einem Raum, dessen Tür sich grade hinter mir, geschlossen hatte und sich so schnell, wohl nicht mehr öffnen würde.
Gefangen, in der Höhle des Löwen, aus der es kein entkommen gab.

------------------------------------------------------------------

Das war mal wieder. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr freut euch auf das nächste Kapi ^-^
eure Aki
Suche
Profil
Gast
Style