Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet

o n e s h o t

Es war bereits Nacht. Die Anderen schliefen schon längst, aber ich konnte nicht. Wie ein gefangenes Tier zog ich in der Bibliothek meine Runden. In der einen Hand hielt ich eine Flasche Bier und in der Anderen einen Brief. Er war von ihr. Ich wollte ihn lesen, aber ich hatte Angst vor dem was drinnen stehen könnte. Ich wusste nicht was mich erwarten würde. Würde sie sich entschuldigen oder mir die Schuld an allen geben? Würde sie vielleicht wieder zurück kommen?
Ich blieb stehen und nahm ein Schluck aus der Flasche und stellte sie auf den Tisch ab. Ich nahm den Brief in beide Hände und drehte ihn nervös hin und her. Noch einmal atmete ich tief ein und aus, bevor ich ihn dann endlich öffnete. Ich nahm das Stück Pergament aus den Umschlag und entfaltete es. Ich erkannte sofort ihre fein säuberliche Handschrift. Kurz schloss ich meine Augen und wartete einige Sekunde, bevor ich sie öffnete und den Brief endlich lass. Es kam mir vor als würde ich in ein immer tiefer werdendes Loch fallen und keiner fing mich auf. Völlig müde lies ich meinen Arm einfach sinken, den Brief weiter in der Hand haltend. Ihre Worte flogen wirr in meinen Kopf herum.
Unterschiede
Änderungen
Blockaden
Differenzen
Verwirklichung
Ängste
Was war nur geschehen das sie so dachte? Warum ist sie einfach gegangen und hat mich und die Anderen in Stich gelassen? Warum konnte sie nicht hier glücklich werden... mit mir?

I find the map and draw a straight line 
Over rivers, farms, and state lines 
The distance from A to where you'd 'B' 
It's only finger-lengths that I see 
I touch the place where I'd find your face 
My fingers in creases of distant dark places


Mein Blick war auf das Stückchen Papier in meiner Hand gerichtet. Immer wieder las ich mir den Brief durch. Immer und immer wieder. Und je öfter ich es las, umso mehr überkam mich diese Hilflosigkeit. Sie war weg. Einfach weg und sie würde nicht wieder kommen und wusste einfach nicht was ich tun sollte. Ich setzte meine Bierflasche an, um einen kräftigen Schluck daraus zunehmen, stellte aber fest das sie bereits leer war. Wütend warf ich sie gegen die Wand, an der sie sofort zersplitterte und zu Boden fiel. Unruhig begann ich erneut in der Bibliothek hin und her zulaufen, bis ich vor der Karte der Grand Line stehen blieb. Ich starrte sie an, als ob sie mir gleich die Lösung für mein Problem geben würde. Langsam hob ich die Hand und fuhr mit meinen Finger über die Karte. Immer weiter und weiter, bis ich auf einer kleinen unscheinbaren Insel stoppte.
Da war sie. Ihr neues Zuhause. Ihr neuer Zufluchtsort. Dort wollte sie ein neues Leben beginnen. Auf der Karte sah es aus als wäre es nur ein Katzensprung, aber in Wirklichkeit war es eine riesige Schlucht die mich von ihr trennte. Und je mehr mir dies bewusst wurde, um so tiefer wurde der Graben in mir, in dem ich langsam zu versinken schien. Ich sollte ohne sie leben. Aber es war kein Leben ohne sie. Sie war der Grund warum ich frühs aufstand. Sie war der Grund warum ich kämpfte. Sie war der Grund warum ich lebte.
Mein Blick fiel auf ein Bild, welches auf dem Kartentisch stand. Stolpernd ging ich auf dieses zu und nahm es hoch. Es zeigte die ganze Crew, auch sie war darauf. Ich schloss meine Augen und legte zwei Finger auf die Stelle wo sie war. Ich wusste ganz genau wo sie auf diesen Bild stand. Ich strich langsam und vorsichtig darüber, als würde sie wirklich vor mir stehen. Aber das kalte Glas konnte mich nicht täuschen, auch wenn ich es mir gewünscht hätte. Verzweifelt lies ich das Bild einfach auf den Boden fallen, wo die die Scheibe zerbrach. Genau wie es in mir zerbrach als sie ging. Sie hatte es geschafft mich zu brechen und ich habe es zu gelassen.

I hang my coat up in the first bar 
There is no peace that I've found so far 
The laughter penetrates my silence 
As drunken men find flaws in science
Their words mostly noises 
Ghosts with just voices 
Your words in my memory 
Are like music to me


Es war laut um mich herum. Männer lachten, einige Frauen tanzten lasziv auf den Tischen und jemand spielte dazu Musik. Es war mir egal. Ich hatte einfach die erste Bar angesteuert die in dieser Stadt war. Ich wollte einfach nur vergessen und dies ging am besten mit Alkohol. Murrend schob ich mein leeres Bierglas weg und bestellte das nächste, was ziemlich schnell vor mir stand. Die Frauen, die hin und wieder an mir vorbei gingen und mich mit eindeutigen Absichten musterten, nahm ich gar nicht war. Warum auch? Ich wollte keine Andere. Nein ich wollte nur sie. Langsam driftete ich ab. Die Geräusche um mich verstummten und die Gestalten verschwammen. Dann diese Stimme.
„Was würden wohl die Anderen sagen wenn sie von uns wüssten?“ Ich konnte sie so deutlich vernehmen, als wäre es erst gestern gewesen, als dies sagt. Ich sah ihre Augen die mich keck an funkelten, ihre sündigen Lippen die zu einem verschmitzten Lächeln verzogen waren. Alles war damals gut. Nichts deute auf dieses Ende hin. Alles war perfekt.
„Ich glaube auf dich habe ich mein ganzes Leben gewartet.“ Ich spüre ihren Kopf auf meiner Brust, wie damals. Ihre Finger die über meine Brust strichen. Ich spürte ihre Wärme, die mich jede Nacht selig einschliefen lies.
„Du bis immer rechtzeitig da. Egal wie tief ich falle.“ Ich spüre ihren Atmen an meinen Ohr als mir dies in mein Ohr flüsterte. Es war real, als würde ich wieder am Rande der Schlucht stehen, mit ihr in den Armen. Und immer wieder sehe ich ihre Augen, wie sie mich verliebt ansehen. Ihre Hände, die meine festhalten, aus Angst ich könnte gehen. Ihre Lippen, die nur danach schrien von mir in Besitz genommen zu werden.
Immer wieder höre ich ihre Worte, die sie mir jede Nacht zugeflüstert hatte. Liebesbekundungen. Und ich tat es ihr gleich. Nichts deutete daraufhin das sie gehen würde. Nichts.

I'm miles from where you are, 
I lay down on the cold ground 
I, I pray that something picks me up 
And sets me down in your warm arms


Ich bin betrunken. Der Alkohol vernebelt mir alle Sinne und sorgt dafür das ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle habe. Aber es ist mir egal. Alles ist egal. Was macht noch Sinn ohne sie? Ich schwanke durch die dunklen Gassen der Stadt, auf den Weg zur Sunny. Ständig ramme ich eine Hausmauer, aber ich kann immer halt an dieser finden und bleib für eine Augenblicke an dieser gelehnt bevor ich weiter gehe. Dann wieder ein Ausfallschritt, aber diesmal kann ich mich nicht halten und stürzte mit dem Gesicht voran auf den Schotter. Ich spüre den Schmerz in meinem Gesicht und das brennen als meine Haut aufriss und der Dreck eindrang, aber ich ignorierte es. Keuchend rollte ich mich auf den Rücken und blicke zum Himmel. Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr auf zustehen. Warum auch? Wenn ich aufstehe und bei der Sunny ankommen würde, würde sich nichts ändern. Ich sollte einfach hier liegen bleiben. Vielleicht würde ein Wunder geschehen und jemand würde mich finden und zu ihr bringen. Zurück in ihre Arme. Zurück zu ihren Lachen. Zurück zu ihrer Liebe.
Vielleicht würde ein Wunder geschehen.

After I have travelled so far 
We'd set the fire to the third bar 
We'd share each other like an island 
Until exhausted, close our eyelids 
And dreaming, pick up from 
The last place we left off 
Your soft skin is weeping 
A joy you can't keep in


Sie blickt mich an mit ihren Augen, die für jeden ein Rätsel waren, außer für mich. Für mich waren sie wie ein offenes Buch. Ich konnte alles in ihnen lesen. Jeden Gedanken, jede Hoffnung, jede Angst, jeden Wunsch. Alles.
Sie kommst auf mich zu und streckt ihre Hand nach mir aus. Ich schließe meine Augen und seufze leise, als ich ihre zarte Hand an meiner Wange spürte. Sie strich langsam und zärtlich über diese und wanderte mit ihr langsam mein Gesicht entlang.
„Öffne deine Augen!“ hörte ich ihre Aufforderung, aber ich lies sie geschlossen. „Nein, ich kann nicht. Viel zu groß ist meine Angst das du weg bist wenn ich sie aufmache.“ Meine Stimme ist leise und zitterte. Ich hörte die Angst heraus, die Frau, die ich liebte, wieder zu verlieren.
„Keine Angst, ich werde noch hier sein. Ich verspreche es dir.“ Ihre Stimme war klar und hell und immer wieder lief mir ein warmer Schauer über den Rücken, wenn ich ihre Stimme hörte. Alles an meinen Körper reagierte auf sie. Langsam öffnete ich meine Augen. Die Angst das sie nicht mehr da war immer im Hinterkopf, aber da stand sie. Genau vor mir. Genauso hübsch wie ich sie in Erinnerung hatte. Sie lächelte mich liebevoll an. Ihre Hand strich meinen Hals hinab und blieb auf meiner Brust liegen. „Ich dachte du wärst weg.“ Noch immer zitterte meine Stimme.
Ein leises Lachen und dann weiche Lippen auf den meinen, die mich alles vergessen ließen. Es war nur eine kurze Berührung, aber intensiver als alles andere sein konnte. „Glaubst du wirklich ich würde weggehen ohne dich?“ Wenn sie mich so fragte, hörte es sich so dumm an, das ich dies dachte. Nein, sie würde nicht einfach gehen. Sie würde nicht all das zurück lassen. Ihr Leben. „Du weißt doch, auf dich habe ich mein ganzes Leben gewartet.“ flüsterte sie nun und spürte erneut ihre Lippen auf meinen.
Diesmal fordernder und ich ging nur zu gerne darauf ein. Wie eine Ertrinkende krallte sie sich an mir fest und ich küsste sie wie ich sie noch nie zuvor geküsst hatte. Meine Hände fuhren über ihren ganzen Körper. Jeden Zentimeter wollte ich mir einprägen. Jede kleine Unebenheit auf ihrer sonst so weichen und zarten Haut. Ich hob sie an ihren Hüften hoch und sie umschlang die meinen mit ihren endlosen, langen Beinen. Ich ging auf das Bett zu, welches sich auch in dem Raum befand. Ich vernahm ganz leise im Hintergrund Musik und
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