The Keepers of Equation

Die Hüter des Gleichgewichts

Prolog

Und sie werden finden...

but in this heart of darkness
our hope lies lost and torn
all fame like love is fleeting
when there's no hope anymore

pain and glory
hand in hand
a sacrifice
the highest price …..


Es ist kalt, ein grauer verregneter Tag mitten im November, um genau zu sein und langsam wird es dunkel. Es ist schätzungsweise so kurz vor fünf. Missmutig verkrieche ich mich tiefer in meine für diese Jahreszeit eindeutig zu dünne Jacke und mache mir warme Gedanken, in der schwachen Hoffung, dass es mir wenigstens etwas helfen mag.

Doch wie ich es auch anstelle, es will mir nicht gelingen.

Um mich wenigstens halbwegs von dem miesen Wetter und der Aussicht heute mal wieder die halbe Nacht unterwegs sein zu müssen abzulenken, konzentriere ich mich ganz auf mein Umfeld, das ich mittlerweile schon mit automatischer Wachsamkeit aufmerksam beobachte.

Aschuram hat mir schnell beigebracht, alle Eventualitäten abzuwägen und meinen Weg so immer im Auge zu behalten, denn wir leben in einer sehr gefährlichen Welt. Der riesige völlig überbevölkerte Stadtmolloch in dem wir gefangen sind, ist kaum zu überblicken und das Viertel in dem wir leben, ist zudem eines der übelsten der ganzen Metropole. Haufenweise Kriminalität und Verbrechen an jeder Straßenecke....also nicht eben einladend.

Aber ich bin hier in den Slums aufgewachsen und kenne es nicht anders, daher fürchte ich mich nicht....nur vorsichtig und auf der Hut muss man zu jeder Zeit sein, Tag und Nacht das ist mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen.

Plötzlich reißt mich eine angenem tiefe melodische Stimme aus meinen Gedankengängen heraus.

„Skyla pass doch auf...Mädchen träumst du etwa schon wieder?“

Verwirrt schrecke ich hoch...ein leises Seufzen schält sich anschließend schuldbewusst aus meiner Brust.

„Nein...ich..ach entschuldige bitte....ich ich hab nur eben über was nachgedacht.“

Versuche ich mich halbherzig zu verteidigen, mit dem Wissen, dass ER mich wie üblich längst durchschaut hat. Der überdurchschnittlich große stattliche Mann an meiner Seite sieht mich tatsächlich strafend an...ich sehe es, seine dunklen ausdruckstarken grünen Augen funkeln in der Dämmerung wie Smaragde.

Aschuram mein Beschützer...er könnte vom Alter her locker mein Vater sein, aber er ist es nicht. Es ist eine Zweckgemeinschaft in der wir leben, wir sind nicht verwandt oder so.

Nein er hat mich aufgegabelt, als ich etwa sieben oder acht war...mitten im Straßendreck im Nirgendwo...ich war nur irgendeins unter den vielen anderen Straßenkindern, die sich mit betteln und stehlen alleine durchbringen müssen, denn ich bin gewissermaßen Vollweise.

Ich kenne meine richtigen Eltern nicht...wahrscheinlich sind sie schon lange tot.

Es würde mich hier auch nicht wirklich wundern...in dieser Stadt der längst Vergessenen zu überleben ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Doch Aschuram kann es und er hat es mich gelehrt....deshalb bin ich ihm auch unendlich dankbar dafür.

Ich mag ihn...ich meine ich hänge an ihm...wenn man das so salopp ausdrücken mag, denn er ist der Einzige, der mir dem einsamen Weisenkind jemals das Gefühl von Geborgenheit oder Zuneigung gegeben hat.

Mittlerweile bin ich fast erwachsen, in ein paar Monaten werde ich volljährig sein...Respekt eine bravouröse Leistung, die hier wirklich nicht jeder von sich behaupten kann. Doch Aschuram hat es geschafft, mich trotz aller umweltbedingten Wiedrigkeiten so weit durchzubringen, dass ich bald in der Lage sein werde für mich allein zu sorgen.

Warum er das tut, weiß ich bis heute nicht....ohne mich hätte er es sicher um vieles leichter, aber vielleicht tat ich ihm leid...oder er brachte es damals einfach nicht über s Herz, ein hilfloses Kind zurückzulassen....ich weiß es nicht woran es lag.

Beinahe gegen meinen Willen wird mein Blick erneut von ihm angezogen....der novembergraue Nieselregen verfängt sich trübsinnig feucht in seinem dunklen, wirren schon leicht graumelierten Haarschopf...doch diese verblüffend grünen Augen, die ich schon als kleines Mädchen überaus faszinierend fand, haben etwas eigenartig tierhaftes an sich.

Ich kann es mir nicht mit realen Maßstäben erklären oder gar messen....und doch erscheint er mir in letzter Zeit immer häufiger, wie ein einsamer Wolf auf der Jagd.

Komisch nicht?

Das ist eine merkwürdige Metapher, aber sie will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Aschuram ist anders...ganz anders, das weiß ich schon seit ich ihn kenne, aber bisher konnte ich dieses Geheimnisumwitterte, das ihn allseits umgibt niemals lüften.

Wie als ob er instinktiv ahnen würde, was ich gerade denke und mich davon abzulenken, spricht er mich erneut an. Seine Stimme klingt väterlich streng...ein deutliches Alarmzeichen besser gut acht zu geben.

„Skyla pass lieber auf, anstatt weiter vor dich hin zu träumen.....das hier ist nicht ungefährlich....hast du gehört? Wir sind nicht zum Spaß hier!“

Ich versuche seinem bohrenden Blick auszuweichen, mit dem er mich erneut zu durchleuchten versucht und nicke statt dessen zögerlich.

„Verstanden....Sir!“

Antworte ich ihm daher beinahe wie aus der Pistole geschossen, doch es klingt etwas trotzig, ein Umstand der wohl noch immer auf mein Flegelalter zurück zu führen ist.

Aschuram seufzt leise....erspart mir jedoch glücklicherweise diesbezüglich jeden weiteren Kommentar. Um ihn nicht noch weiter zu kränken, bemühe ich mich schließlich zu beherzigen, worauf er mich aufmerksam gemacht hat....meine Umgebung.

Ich beobachte im Vorbeigehen dunkle Straßenecken, in denen sich billige Dirnen und zugekiffte Dealer zu hauf herumdrücken. Ich kann ihre lauten wüsten Stimmen fluchen hören....nicht sehr schön, aber längst Alltag in meiner Welt.

Die Straßenzüge werden immer schäbiger, die Häuserfronten immer heruntergekommener je weiter wir uns von unserem angestammten Revier entfernen.

„Wo willst du eigentlich hin?“

Frage ich meinen Begleiter hastig, als mir ein widerlich schmieriger Penner begehrlich hinterherstarrt, an dem wir gerade achtlos voebeigegangen sind. Mir ist sichtlich unwohl in meiner Haut, doch zeigen würde ich das niemals....schließlich will ich nicht als leichte Beute in irgend einer Ecke landen.

Aschuram zuckt kurz mit den Schultern.

„Wart s ab!“

Sagt er anschließend reichlich kurzangebunden und nicht sonderlich kommunikativ, aber so ist er nun mal....meist schweigsam und ziemlich brummig...eben nicht der große Redner, das war er noch nie.

Da ich ihn gut kenne weiß ich auch, dass nachfragen nicht s bringt...ich werde keine brauchbare Antwort von ihm erhalten, nicht solange er es nicht für wichtig erachtet. Also versuche ich es statt dessen weiter mit Gelassenheit.

Mehr um mich von meiner Langeweile abzulenken, als mich der wirklichen Realität zu stellen, bleibt mir also nichts weiter übrig, als mich in der aufkeimanden Dunkelheit umzusehen.

Ich beobachte die Leute um mich herum. Die meisten hasten schnell über die Straßen huschen flink wie Kanalratten mit hängenden Schultern von einem Ort zum nächsten, um ja nicht weiter aufzufallen. Langsam wird es richtig ungemütlich, der Müll stapelt sich auf den Seiten der Gehwege in Massen. Es stinkt und ist dreckig, schlimmer als auf einer Müllkippe...uhhh meine Güte wo will dieser Mann nur mit mir hin?

Im selben Moment als mir diese Frage durch den Kopf geht, fällt mein Blick plötzlich auf etwas völlig kurioses....etwas was meiner Meinung nach überhaupt nicht hier her gehört.

In einer dunklen Ecke ganz in der Nähe stehen ein paar verwahrloste Kerle herum....wahrscheinlich irgendwelche Schläger von einem der zahlreichen Drogenbosse.....doch das ist es nicht, was mich daran aufschreckt.

Nein...einer dieser Männer ist....ist ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll.

ER ist anders....

Sein beinahe schon unnatürlich wirkendes, weißblondes Haar schimmert wie eine helle Flamme durch die zäh dahin kriechende Finsternis. Im Gegensatz zu den anderen Männern trägt er außerdem offenkundig keinerlei Winterkleidung, denn ich kann seine kräftigen Schultern und nackten Oberarme deutlich im Dämmerlicht der Straßenlaterne erkennen.

Wie ungewöhnlich für diese Jahreszeit....man könnte glatt meinen, der hätte irgendwo zuviel Hitze abgekriegt...aber das kann natürlich nicht sein, das ist nahezu unmöglich.

Das was mich jedoch am meisten am IHM verblüfft ist ein Tatoo, das er trägt...nein kein gewöhnliches...er trägt am rechten Oberarm einen Drachen....und ich hätte Stein und Bein schwören können, dass DER sich eben bewegt hat!
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