Mein schönstes Weihnachtsgeschenk
AnimeManga Adventskalender Aufgabe Tür 2
Mein schönstes Weihnachtsgeschenk
Meine Tochter, ein kleines quirliges Mädchen von 8 Jahren, rannte gerade überglücklich mit ihrem riesen Teddy durchs Wohnzimmer und sah aus als wäre sie das glücklichste Mädchen auf der ganzen Welt. Nach einer Weile wurde sie jedoch müde und sie lief zu ihrem Vater und mir und drängelte sich zwischen uns auf die Couch.
Sie schaute zu erst zu ihren Vater und dann zu mir, gähnte mit weit geöffnetem Mund und kuschelte sich schließlich an mich. „Erzähl mir eine Geschichte!“ sagte sie fordernd zu mir während ich ihr übers Haar strich.
„Hm, na gut, eine Geschichte...“ antwortete ich nachdenklich bis mir eine Idee kam. „Ich weiß eine, ich erzähl dir von meinem schönsten Weihnachtsgeschenk!“.
„Auja! Was war es, auch ein großer Teddy, so wie meiner?“ fragte sie und hob dabei ihren großen Teddy hoch und mir direkt vor das Gesicht.
„Nein, mein schönstes Weihnachtsgeschenk kann man nicht kaufen.“ Ich konnte ihr das so sagen weil wir ihr von Anfang an erklärten das es den Weihnachtsmann nur in Geschichten gab und er nicht in echt existierte. Sie sollte von Anfang an wissen das die Geschenke von den Menschen kamen die sie kannten und liebten. Das fanden wir wichtig damit sie die Dinge wertschätzte die sie bekam und mit ihnen später schöne Erinnerungen an ihre Familie und Freunde verband.
Während ich darüber noch nach dachte rüttelte mich meine Tochter bereits wieder aus meinen Gedanken und schaute mich erwartungsvoll an.
„Na gut, mein schönstes Weihnachtsgeschenk bekam ich im Alter von 15 Jahren. Damals besuchte ich gerade die 9. Klasse und es hatte gerade erst das 2. Halbjahr begonnen, die Winterferien waren also gerade vorbei.
Ich war zu dieser Zeit bereits eine ziemliche Außenseiterin in meiner Klasse, zu Anfang meiner Realschulzeit war das nicht der Fall doch als ich Ende der 8. Klasse Mangas für mich entdeckte und schließlich auch noch anfing die Figuren nach zu zeichnen, wendeten sich die Mädchen in meiner Klasse nach und nach alle von mir ab. Es störte mich allerdings wenig was andere von mir hielten, ich war in meiner eigenen Welt so bald ich ein Manga in die Hand nahm und anfing zu lesen. Ich fand es nur sehr schade das sich niemand für meine Zeichnungen interessierte, schließlich wünscht sich doch jeder ein bisschen Anerkennung von anderen Menschen, doch leider konnten meine Eltern nicht wirklich was mit meinem Hobby anfangen und in meiner Klasse redete niemand mit mir.“ „Aber deine Bilder sind doch so schön!“ unterbrach mich meine Tochter woraufhin ich lachen musste und ihr antwortete „Ja, jetzt aber jeder fängt doch mal klein an, zu Anfang waren sie noch lange nicht so gut wie jetzt. Jedenfalls war ich damals ein wenig geknickt das sich niemand für meine Bilder interessierte und im laufe der Zeit wollte ich auch immer weniger in die Schule gehen, nicht weil ich den Unterricht schrecklich fand sondern ich merkte wie einsam ich war, wenn niemand mit mir redete. Doch dann bekam ich eine Internetverbindung an meinem PC und ich kam sofort auf die Idee danach zu suchen ob es Internetseiten gibt die sich mit dem Thema Anime & Manga befassten und siehe da, ich fand sehr schnell eine Seite die mir gefiel.
Diese Seite hieß AnimeManga und ich war ganz überwältigt von der Anzahl der User und fühlte mich schnell sehr wohl auf der Seite. Ich lud natürlich auch alle meine Zeichnungen auf der Seite hoch und jeden Tag in der Schule wartete ich nur darauf das Schulschluss war damit ich schauen konnte ob mir jemand auf AnimeManga geschrieben hatte.
Meine ersten Zeichnungen wurden nicht wirklich wahr genommen, doch plötzlich, das 2. Halbjahr war zur Hälfte rum schrieb mir jemand Kommentare unter meine Bilder und ich freute mich sehr darüber. Natürlich bedankte ich mich und wir kamen ins Gespräch, zu erst schrieben wir über meine Bilder und schließlich unterhielten wir uns über unsere lieblings Mangas und auch darüber wie die Menschen in unserer Umgebung unser Hobby fanden.
So verging die Zeit und es kamen die Sommerferien und schließlich verging auch der Sommer und ich kam in die 10. Klasse. Inzwischen war es mir vollkommen egal geworden was die anderen von mir hielten und ich konzentrierte mich auf den Unterricht während meiner Schulzeit und zu Hause saß ich an meinem PC, natürlich nachdem ich meine Hausaufgaben gemacht hatte.
Es vergingen glaube ich 2 Wochen im neuen Schuljahr als unsere Klassenlehrerin plötzlich einen neuen Schüler ankündigte, ich war zwar ein klein wenig neugierig, aber zum Großteil interessierte es mich nicht wirklich, dachte ich doch schließlich das wird noch so jemand sein der sich über mich lustig machen wird.
Da niemand neben mir sitzen wollte, saß ich allein und so kam es das der neue Schüler sich neben mich setzen musste. Wir sagten beide „Hallo“ und blickten dann wieder schüchtern an die Tafel. So vergingen ein paar Tage in denen wir eigentlich immer nur ein „Hallo“ austauschten und sonst dem Unterricht folgten, bis mir eines Tages eine meiner Zeichnungen aus meinem Block rutschte und auf dem Boden fiel. Da sie eher in die Richtung von ihm fiel war er so nett und hob sie auf. Doch anstelle er sie mir wieder gab hielt er sie in der Hand und schaute sie interessiert an. Dann sagte er schließlich zu mir das er die Zeichnung kennen würde und fragte gleich danach ob ich meine Zeichnungen auch online stellen würde. Ich musste ihn sehr seltsam angesehen haben denn er legte mir die Zeichnung auf meine Tischhälfte und fragte sofort ob ich eine gewisse Luna auf AnimeManga wäre. Daraufhin schaute ich ihn nur noch komischer an, jedenfalls glaube ich das bis heute, ich konnte mir ja nicht ins Gesicht sehen.“ erzählte ich und lächelte dabei weil ich mich an früher erinnerte. Meine Tochter schaute zu mir hoch und gähnte, danach fragte sie aber sofort was denn nun mein Weihnachtsgeschenk war und drängte mich das Ende der Geschichte weiter zu erzählen.
„Also gut, ich erzähl ja schon weiter!“ sagte ich und räusperte mich.
„Du kannst dir natürlich denken das es ab dem Zeitpunkt für mich viel schöner war zur Schule zu gehen, immerhin war der Junge der neben mir saß, der mit dem ich mich bereits ca. ein halbes Jahr lang übers Internet unterhalten hatte. Wir verlegten unsere Gespräche über Animes und Mangas in die Pausen zwischen dem Unterricht und trafen uns so oft wir konnten um gemeinsam Mangas zu lesen oder Animes zu schauen. So verging die Zeit und es wurde Dezember und schließlich fingen die Weihnachtsferien an.
Zu Weihnachten bekam ich dann eine Nachricht von SonGoku, das war der Username des Jungen mit dem ich mich unterhielt und der mein Sitznachbar in der Schule geworden war und mit dieser Nachricht machte mir dieser Junge damals das schönste Geschenk auf ewig.“
Ich machte eine Pause und schaute auf meine Tochter doch diese war inzwischen eingeschlafen und hatte meine Geschichte gar nicht mehr gehört, doch das war nicht schlimm, dann würde ich sie am nächsten Tag einfach noch einmal erzählen. Mein Blick wanderte von ihr auf meinen Mann der neben unserer Tochter saß und mich mit einem unheimlich lieben Lächeln ansah, schließlich sagte er leise zu mir „Ich liebe dich, Luna“ und ich Antwortete mit „Ich liebe dich auch, SonGoku“.