Der Klang von Unschuld und Schnee
Der Klang von Unschuld und Schnee
ie eine ruhige Melodie aus schönen Träumen, fast schon mit heuchlerisch sanfter Unschuld, sanken feine Schneeflocken wie gefallene, glitzernde Sterne vom dunklen Himmel herab und bedeckten die Landschaft unter ihrer hauchdünnen, weißen Schleierpracht. Taumelten tänzerisch nieder auf die schimmernden Silhouetten kahler Zweige und berührten sacht die vielen Eisblumen und phantasievollen Malereien einer kalten Winternacht.
Liebhaft und märchenstill legte sich dieser kostbare Augenblick sanfter Harmonie um den Ort eines friedlichen Liebesglücks, traf auf Wärme und Vertrauen und verwischte die Grenzen zwischen Unschuld und Lust.
Es war der Moment, in dem sie ihm innig vertraute, ihre schlanken Finger in die von ihm gebotene Hand gelegt hatte. So schloss sie ihre Augen und seufzte genüsslich ein, als sie ihm vorsichtig in das sanfte Wasser der warmen Quelle folgte. Das warme Gestein unter ihren Füßen war glatt, an manchen Stellen bedeckt von feinen, kleinen Steinchen und das wundersame Nass plätscherte, als das verliebte Paar sich langsam in dieses Paradies aus besinnlicher Wärme und reueloser Schuld sinken ließ.
Und als die Schatten ihrer Lider sich wieder aus ihrem Sichtfeld schoben, blickte Kagome durch den feinen Wasserdampf direkt in seine Augen. In seinen goldenen Tiefen traf sie auf Sanftheit und Wärme, Vertrauen und Hingabe. Aber auch Gefühle, die ihr bis jetzt so noch völlig fremd waren. Sie fühlte Begierde, nur einen Hauch eines tiefen Durstes, den sein berauschter Atem ihr schickte. Einen Hunger, der sich allein an ihrer Nähe nährte.
Innerhalb eines kurzen Augenblinzelns, und in so vielen von ihnen, erfuhr sie so viel von ihm. So viel mehr als je zuvor…
Ihr schwarzes, langes Haar floss an ihren Rücken herab, fiel über ihre schlanken Schultern und sank in vereinzelten, feinen Strähnen kitzelnd auf ihre Brust nieder. Und sie versuchte die Aufregung in ihren Hals herunterzuschlucken, das sanfte Zittern ihres Körpers zu ignorieren, das die bedachte Berührung einer Hand auf der erhitzten Haut ihrer Wange auslöste. Fühle das wandernde Streichen achtsamer Spitzen über ihre Lippen… fühlte sich wie im Traum. Einen Traum, voller Schönheit und Märchenhaftigkeit, mit dem nur die großzügigsten Geister und Feen der späten Zeit die Seelen der lebendigen Welt beschenkten. Wie in jenen Gebilden der Nacht, die man nach dem Aufwachen mit allen Sinnen des Genusses nur zu gerne erinnerte.
Ein Traum. Ja, dieser Moment war nicht mehr und nicht weniger als ein zur Wirklichkeit gewordener Traum.
Kagome seufzte wohlig, lauscht ihren eigenen, beschleunigten Atem und wie es die wiegenden Geräusche des Wassers durchbrach. Ihre Hand wanderte vorsichtig über seine Brust, erforschte die Hitze seiner Haut und legte sich horchend auf die Stelle, gegen die sein Herz in einem viel zu schnellen Rhythmus schlug.
So viel barg ihre Liebschaft in sich. Glück, Nähe und Trost. Das Vertrauen in eine Vergessenheit, und doch nicht die reinste Spur von Verlust. Gefühle und Empfindungen, die nur die Liebe schenken konnte.
Sie wusste, dass sie in seinen Armen sicher war, dass sie sich vor nichts zu fürchten hatte. Nicht einmal das Lüften ihres wohlbehütetsten Geheimnisses. Kagome wusste, dass es niemals jemand anderen geben würde, dem sie so sehr vertraute. Niemanden, dem sie ihr letztes Geheimnis schenken würde. Dieses hier…
Eine wunderschöne Musik; tanzend im Akkord von Hitze und Lust, war dieses Geheimnis so süß und unschuldig wie der Klang von Schnee.