Im Schatten der Zukunft
tatsächlich zurückkehren würde.
Fünf Jahre, in denen er in der Dunkelheit zu leben und aus den Schatten zu töten gelernt hatte. Fünf Jahre, die er sich völlig seinen Patrouillen gegen die Biester verschrieben hatte, die aus dem Chaos geboren wurden. Fünf Jahre, die er nur auf diesen Tag, an dem er wieder alles gut machen konnte, gewartet hatte…
Und jetzt, wo der Tag endlich gekommen war, war er wieder einmal am Versagen.
Dabei hatte er es wirklich versucht. Um zu gewinnen hatte er… er hatte sogar…
Er hatte Lightning geküsst. Doch wenn er es nur tat, um sie zu überlisten… warum wollten ihn seine Gedanken sogar jetzt, irgendwo und heimlich versteckt, das prickende Gefühl, was er auf seinen Lippen und von dort wie ein Blitzschlag seinen ganzen Körper durchzucken spürte, noch immer nicht vergessen lassen? Bewunderte, möchte er diese Frau doch so viel mehr? Mehr als er sich je eingestehen wollen würde, durfte…?
In seiner Welt, einer Zukunft, die er zu verhindern wusste, war er das letzte Kind gewesen, das das Licht der Welt erblickte. Einer Welt, die genauso wie es die diese tat, dem Untergang entgegen sah. Es gab keinen Himmel, unter dem man sich verlieben konnte. Nein. Nicht wenn man der letzte Überlebende der Menschheit aus einer anderen Zeit war und sein ganzes Leben lang der Hoffnung eines verloren Traumes hinterher jagte. Nachdem Caius verschwunden war und Yul ihn verlassen hatte, einer kaum erträglichen Zeit der Einsamkeit war Lightning der erste Mensch, den er begegnete und ihn wieder hoffen ließ. Denn ihre Schwester und er, auch sie wurden an diesem Tag zu ihrer Hoffnung…
Und er bewunderte sie. Zu mehr ließen die Zukunft, aus der er kam und seine Mission, sein Reise durch so viele Zeiten, in denen er diese nur irgendwie zu verhindern versuchte, keine Gelegenheit, noch Zeit. Und trotzdem kam es ihm so vor, als wären die Grenzen leicht zu vermischen. Bemerkte man dies ihn ungewöhnlichen Situationen. In einer so absurden Lage, wie vielleicht die, in der er sich momentan befand…
Nach einigen Versuchen, die Schatten aus seiner Sicht zu vertreiben, blickte Noel angestrengt in das Gesicht seiner Widersacherin. In genau diesem Moment ließ die Hand der jungen Frau ihn los und er landete mit seinen Hinterm auf dem staubigen Boden, fand sich fixiert von zwei eisblauen Augen, die auf ihn herabblickten.
„Du bist ja doch nicht bewusstlos. Also“, sagte Lightning mit ruhiger Stimme. „wie geht es nun weiter? Muss ich dich tatsächlich töten, um nicht Gefahr zu laufen, dass du mich zu töten versuchen wirst?“
„Das wirst du wohl, denn ich werde dich nicht in Ruhe lassen. Ich werde jede Chance ergreifen, dich weiterhin bekämpfen, um eine neue Zukunft zu erschaffen.“
„Hmpf…“, machte die junge Frau nur, während sie ihre Augen ein wenig zusammenkniff, ihn scharf ansah.
„Doch bevor du mich wohlmöglich gleich auslöst…“, meinte Noel und blickte mit ehrlicher Neugier in Lightnings, von Ruhe beherrschten Augen. Eine Ruhe, die wie es ihm schien, anfing auch auf ihn überzugehen, füllte ihn mit einem schwachen, unbekannten Gefühl der Wärme. Wahrscheinlich den lang ersehnten Frieden des Todes, der seine Sinne umhüllte, wenn er nicht endlich den benötigen Willen zum Aufstehen, die Kraft zum Weiterkämpfen und den Verfolgen seines Traumes wieder fand.
„Verrätst du mir, wie du eigentlich wirklich heißt?“