Die Vergessene Welt

Dann hätte er vielleicht was, mit dem er sich in der nächsten Zeit beschäftigen und etwas Geld verdienen konnte.
Er hatte absolut Null Bock auf andere Angewiesen zu sein.
Und wo zum Geier noch mal war jetzt Mokuba?
„Selber Schuld... ich hätte ihn eben nicht so vernachlässigen müssen. Jetzt werde ich ihn suchen müssen.
Kann ich mich eben erst morgen darüber erkundigen, wie man hier Geld macht.“, grummelte der Brünette.
Da kam ihm eine junge Frau aus der Kellerei entgegen, Manna.
„Hallo, junger Mann. Bist du nicht der große Bruder von Mokuba?“, quatschte sie drauf los.
Seto zog die Augenbraue hoch.
Mit wem hat der Kleine nur wieder alles gequatscht?
„Und wer sind sie?“, fragte er unterkühlt.
„Oh mei, der kleine ist herzallerliebst. Du hältst aber wohl nicht viel von einer freundlichen aufgeschlossenen Art.“
„Ich bin Geschäftsmann kein Bauerntrampel.“, entgegnete er genervt.
„Also wo ist er?“
Manna seufzte.
Der war ihr mehr als unsympathisch.
„Also ich war gerade bei Anna und ihrem Mann Basil-“
Seto hoffte inständig für die junge Dame, dass sie schnell zum Punkt kam.
„Anna hat dem Kleinen und seiner Begleitung etwas zu essen und zu trinken gemacht, weil sie so fleißig waren-“
Seto hob die Augenbraue.
Was machte der Wuschel denn?
Scheinbar hat er Nanali ja gefunden.
Zumindest erinnerte sich Seto wage daran, dass sein Bruder zu ihr wollte.
Er hatte wohl einen Narren an ihr gefressen.
Konnte er ja.
Normal hätte es ihn gestört.
Müsste der Kleine sich ja eh von ihr verabschieden und das fiel ihm so schwer weil er so leicht klammerte.
Aber jetzt wo er weiß, dass er hier fest saß, da konnte es ihm ja auch egal sein, an wem sein Bruder klammerte.
„Sie haben so viel auswendig gelernt. Bestimmt schon die Hälfte der Bücherei an einem Tag.“
Seto wusste noch nicht viel damit anzufangen.
„Und wo ist diese Bücherei?“
Seto sah sie scharf an, damit diese Quasselstrippe sich kurz fasste.
Sie ging ihm auf die nerven.
Wusste die denn nie wann Schluss ist?
„Du gehst diesen Weg entlang. Am Ende -“
Weiter hörte er ihr schon gar nicht mehr zu.
Die Richtung reichte, er würde sie schon finden.
Und so war es ja auch.
Am Ende der Straße sieht er Mokuba gerade aus der riesigen Tür heraus spazieren mit einem Stapel Bücher in den Händen.
„War eine gute Idee. Wenn wir morgen schon unterwegs sind, dann können wir auch lernen. Wir gehen ja nicht sofort wieder hierhin, wäre ja ne Plagerei.“, meinte er gerade zu dem Mädchen an seiner Seite.
Nanali.
„Wohin soll es denn gehen?“, fragte Seto.
Hielt sein Bruder es nicht mal für nötig ihm Bescheid zu sagen oder ihn zu fragen, bevor er was mit einer „Freundin“ plante.
„Also während du, versucht hast das Ding zu reparieren, hab ich schon mal für den Fall das du es nicht schaffst, geschaut was es hier für Arbeitsmöglichkeiten gibt und wo noch Bedarf an Aushilfen oder Fachmännern ist und dabei haben wir unter Anderem gelesen, dass morgen ein Fest in einem nahe gelegenem Dorf ist, dass wir uns morgen anschauen werden. Und weil wir da zu Fuß hin müssen, werden wir eine Nacht dort bleiben. Dann können wir nämlich auch selber mal Informationen einholen und deswegen nehmen wir Lernutensilien mit.“
Seto glaubte sich verhört zu haben.
Mokuba und freiwillig etwas lernen?
Und auf ein Musikfestival gehen.
So was interessierte ihn doch sonst nicht?
Aber war wohl besser so.
Immerhin würden sie ja hier bleiben...
„Warum guckst du so?“, fragte Mokuba seinen Bruder und dachte sich schon, dass ihm was einfällt das dagegen spricht.
Innerlich seufzte er schon.
Er würde hingehen.
Selbst wenn Seto was dagegen hatte.
„Und woher weißt du, dass es eine Möglichkeit gibt, dass ihr da übernachten könnt?“
„Also Basil, das ist der Autor der meisten unserer Bücher, Vater der Bibliothekarin und ein ganz netter Mann, der war oft Wochen lang drüben in Konohana, weil er da Pflanzen erforscht hat und versteht sich auch echt gut mit dem Blumenverkäufer Cam, der dort wohnt.
Und für den hat er Nanali ein Schreiben mit gegeben. Er meinte das kriege er schon hin.
Außerdem ist Konohana nicht mit dem Meer verbunden, also ist die Möglichkeit, dass jemand sein freies Bett belagert nahe zu ausgeschlossen.“
„Gut. Dann komme ich aber mit.“
Mokuba sah ihn mit großen Augen an.
„Wow, spitze! Alles klar. Dann bis morgen, Nanali.“
Die angesprochene nickte.
„Ja, bis morgen.“
„Achso. Noch was.“, unterbrach Seto.
„Die Liste der überlebenden hängt am schwarzen Brett.“
Er hatte sich doch erlaubt mal drauf zu sehen, um sich darüber zu erkundigen, ob seinem Hündchen auch nichts passiert war.
„Und?“, fragte Mokuba.
„Da muss ich jetzt hin. Bis morgen ihr zwei!“, verabschiedete sich Nanali schon mal und war verschwunden.
„Wir hätten doch zusammen gehen können. In die Richtung müssen wir doch eh.“, flüsterte Mopkuba bedrückt.
Seto stellte fest, dass er die Blonde schon außergewöhnlich tief ins Herz geschlossen hatte.
„Versteh doch, dass sie im Falle dessen, dass sie enttäuscht wird, niemanden um sich wissen will.
Sie ist niemand, der ihren Schmerz offen zeigt. Soweit meine ich sie schon zu kennen.“, erklärte Seto.
Mokuba gefiel der Gedanke, dass sie enttäuscht werden und weinen könnte überhaupt nicht.
Am schwarzen Brett angekommen ging Nanali die Namensliste die alphabetisch geordnet war durch und atmete hier und da leicht auf.
„Alice, Benjamin, Johanita, John, Luna und Raymond.“
Ein letztes Mal atmete sie erleichtert aus bevor sie auf den Boden sank und obwohl sie ihr das Leben manchmal alles andere als leicht machten, einige Freudentränen vergoss.
„Gott sei Dank, Ihr seid alle wohlauf.“, nuschelte sie und freute sich vor Allem über Lunas Wohlbefinden.
War sie doch die einzige, die wirklich noch den Status Freundin oder sogar Beste Freundin verdient hatte.
„Ein Glück.“
Mit einem nun entspannten und lächelndem Gesicht machte sie sich auf Richtung Mineral Ranch um Clair nun doch nach einer Hose zu fragen.
Sie konnte doch unmöglich mit Kleid den Berg rauf.
Clair hatte ihr etwas Proviant und eine Taschenlampe mitgegeben, ihr viel Glück gewünscht und eine Umhängetasche in die sie die gesammelten Kräuter verstauen konnte und in der Pflaster und Verbandszeug für den Notfall enthalten waren.
So was sollte man immer dabei haben, wenn man Nachts auf einen Berg steigen will.
Sie wäre mitgekommen, aber sie musste morgen die Ernte einholen und wenn
sie morgen auch auf das Fest reiten wollte, sollte sie morgen früh fit sein, um schnell alle Arbeit zu erledigen.
Dann schließlich wollte sie den Berg hinauf klettern und in dem Vorhaben verließ sie die Ranch nach Westen.
Vorher müsste sie die Treppe zu den heißen Quellen hoch steigen und dort auf Mokuba warten.
„Nanali, komm zu mir.“
Erschrocken blickte die Blondine auf und erblickte ein buntes Licht, dass ihr von Oben entgegen leuchtete.
Es war in pastellfarben getränkt und wundersam weich zu den Augen.
Ihr strömten viele verschiedenen große Bläschen entgegen.
Im Licht verborgen lag eine Stimme die nach ihr rief.
„Hast du mich hierher gebracht? Rufst du nach mir?“, fragte sie, bevor sie bereit war die letzten Schritte hinauf zu gehen, um dem oder der zu begegnen die sie gerufen hatte.
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