Schneeabenteuer
Schneeabenteuer
„Boruto! Schau mal es schneit!“
Himawari stand am Fenster, aufgeregt auf und ab hüpfend. Dabei presste sie ihre Nase immer wieder gegen
die kalte Scheibe und hinterließ kleine, runde Punkte auf der beschlagenen Oberfläche. Sie warf ihrem Bruder
ein paar erwartungsvolle Blicke über die Schulter zu.
„Schau, es ist schon alles ganz weiß!“
Doch als Reaktion folgte nur ein gedämpftes Stöhnen seitens ihres Bruders. Genervt verdrehte er die Augen,
drehte sich auf der Couch gen Lehne und zog sich ein Kissen über beide Ohren.
„Wir könnten einen Schneemann bauen! Oder eine Burg!“
Immer noch voller Vorfreude lief Himawari zu ihrem Bruder und rüttelte an seinem Rücken.
„Ich will nicht. - Lass mich.“, grummelte er.
„Sei nicht so grumpig! Es ist bald Weihnachten!“
„Deine Schwester hat recht“, mischte sich jetzt auch Hinata ein, die mit ein paar Mützen und Schals das
Wohnzimmer betrat. „Ihr solltet rausgehen und den Schnee genießen. Ich möchte, dass du dich anziehst
und etwas mit Himawari unternimmst!“
„Aber Ma-“
„Kein aber! Anziehen und raus mit euch!“
„Juheee!“, rief Himawari und stolperte beinahe über ihre Schuhe.
Missmutig setzte sich Boruto auf und sah zähneknirschend zur Seite, das Kissen dabei fest umschlungen.
„Sieh mal, ich weiß, dass du schmollst, weil euer Vater nicht da ist. Ich finde es auch blöd, dass er immer so
viel arbeitet.“ Lächelnd hockte sich Hinata vor ihren Sohn und strich liebevoll eine blonde Strähne hinter
sein Ohr. „Aber jetzt zu Weihnachten gibt es eben viel zu tun. Das weißt du doch. Und als einziger Mann im
Haus hast auch du eine Menge zu erledigen Z.b. auf deine Schwester aufpassen, damit ich in Ruhe
Plätzchen backen kann. Wie stolz euer Vater doch sein wird, wenn ich ihm erzähle, wie du hier alles in seiner
Abwesenheit geregelt hast.“
Nachdenklich tippte sie sich an ihr Kinn. „Aber wenn ich es so recht überlege.. Vielleicht mache ich heute
blau und lasse das Backen sein. Wer soll mich schon dafür tadeln...“ Mit einem schelmischen Lächeln sah sie
zu ihrem Sohn.
Borutos Augen weiteten sich. Mit einem Sprung war er auf den Beinen.
„Ich! Ich mach das! Plätzchen backen gehört zur Weihnachtstradition!“
„Genau wie das Schneemann bauen. Also los!“
***
Der Schneemann war schnell gebaut, doch es fehlte ihm an Details. Arme, Augen, Nase und Mund mussten
noch hinzugefügt werden. Also beschlossen die beiden Uzumaki Geschwister im naheliegenden Wald auf
Suche nach passendem Accessoires zu gehen. Himawari fand ein paar Tannenzapfen, die sie kritisch beäugte
und solange gegeneinander abwog, bis sie den perfekt geformten Zapfen in der Hand hielt. Auch bei den
Ästen stellte sie sich als äußerst kritisch dar. Ihr Bruder, alles andere als geduldig und weitaus weniger an
-
spruchsvoll in der Aussortierung, starte derweil Löcher in die Gegend und verschränkte missmutig die
Arme hinter seinem Kopf.
„Beeil dich Himawari, sonst schmilzt der Schneemann, weil es wieder Frühling geworden ist und du immer
noch suchst.“
Seine kleine Schwester streckte ihm als Antwort die Zunge heraus.
„Blödmann!“
Gerade als er zu einer Erwiderung ansetzen wollte, hörte er ein Rascheln hinter sich. Schützend stellte er
sich vor seine jüngere Schwester und zückte ein Kunai. „Pass auf ! Da ist etwas im Gebüsch!“ Sofort hielt sich
Himawari an der Jacke ihres Bruders fest und linste um seine Seite. „Was ist da?“, fragte sie ehrfürchtig.
Gespannt warteten die beiden darauf, was aus dem Gebüsch kommen würde, als ein dumpfes Grölen
erklang. Unmittelbar darauf stolperte ein junges Rentier aus dem Gestrüpp. Als es die beiden Kinder vor sich
erblickte blieb es stehen und starrte die Uzumaki Kinder an.
„Oh. Das ist nur ein-“
„EIN RENTIER!!!“, kreischte Himawari und lief zu dem kleinen Tier, um es zu umarmen.
Resignierend ließ Boruto seinen Arm sinken. „Ja, ein Rentier..“
„Schau, es ist ganz zahm!“ Freudestrahlend kraulte Himawari das Rentier hinter den Ohren und ließ sich im
Gegenzug dafür ablecken. Laut lachend lag sie fast unter dem Huftier, verlor ihre Mütze und hatte dadurch
die Haare voller Schnee.
„Es muss jemandem gehören, wenn es so zutraulich ist.“, stellte ihr Bruder fest, der nun neben sie trat und
sich das Schauspiel von der Seite ansah.
„Oder es ist einfach alleine und sucht ein paar Spielkameraden!?“
„Ich glaube eher, dass es dich fressen will.“
„Hihi.. Guck, es hat ein Halsband!“ Unter dem dichten, braunen Fell am Hals lugte ein schmales, rotes Band
mit goldener Marke hervor. Darauf eingraviert war der Name Rudolphus, sowie der Name des Besitzer
„Santa Claus“.
„Er gehört dem Weihnachtsmann!“, bemerkte Himawari aufgeregt. „Kein Wunder, dass er hier alleine
herumstreunt. Sein Vater ist bestimmt rund um die Uhr mit dem Schlittenziehen beschäftigt.“
„Da ist er nicht der Einzige, der seinen Vater nie sieht.“, beschwerte sich Boruto und verschränkte die Arme
vor seiner Brust. „Papa hat auch nie Zeit für uns.“
„Mama sagt doch, dass Papa einen sehr verantwortungsvollen Beruf hat. Darauf können wir doch stolz sein.
Er hilft anderen und wird respektiert.“ Sie sah ihren Bruder eine Weile an, dann wand Himawari sich dem
Rentier vor sich zu. „Und du kannst auch stolz auf deinen Vater sein. Er kümmert sich um die ganzen Kinder
auf der Welt! Er fliegt den Weihnachtsmann überall hin. Du hast einen echt coolen Vater!“
So als wolle Rudolphus antworten, grölte er ihr kurz zu.
Himawari griff nach ihrer Mütze, stand auf und schüttelte sich den Schnee aus den Haaren, ehe sie sich
wieder ihre Wollmütze überstülpte.
„Ich finde es toll, was unsere Väter machen. Auch wenn wir sie vermissen, weil wir sie wenig sehen, bin
ich doch überzeugt, dass sie immer an uns denken.“
Sie sah ihren Bruder und das Rentier, die ihr beide schweigend zuhörten, abwechselnd an. Während sie
weiter sprach, hockte sie sich hin und kehrte etwas Schnee in ihre Hände.
„Wir 3 werden einfach so viel Spaß zusammen haben, dass wir gar nicht so sehr an sie denken müssen.
Und dann werden sie richtig neidisch sein, weil wir so einen tollen Tag hatten.“
Boruto war überrascht, wie zuversichtlich seine Schwester die Dinge sah. Er wollte gerade etwas sagen,
als ihm ein Schneeball mitten ins Gesicht traf und er seine kleine Schwester und das Rentier losprusten hörte.
„Na wartet!“, rief er und schwor Rache. Eine wilde Schneeballschlacht voller Ehrgeiz und Freude
entbrannte, die sich bis zum Einbruch der Dunkelheit hinzog. Das Ende der Schlacht feierten die 3
schließlich mit frischen Weihnachtsplätzchen und warmen Tee auf der Veranda ihres Hauses.
„So“, dachte Boruto, „könnte es jeden Tag laufen.“