Nachdenklich betrachtete Robin ihre beste Freundin Nami dabei, wie sie gedankenverloren in ihrem mittlerweile kalt gewordenen Rührei stocherte. Ein Seufzen entwich der Archäologin, dieses wurde jedoch gekonnt ignoriert, wobei es eher daran lag, dass es wegen den Streitereien um das Essen unterging. Ruffy hatte sich, wohlgemerkt mit vollen Mund, daran gemacht, sich die Portionen von Zorro und Chopper, die neben ihm saßen, einzuverleiben. Lysop hatte dies verhindern können, indem er sich eine ganze Tabasco-Flasche auf sein Ei geschüttet hatte. Nur hatte er jetzt das Problem, dass es ihm nicht mehr schmeckte. Franky konnte in Ruhe seine kühle Cola genießen, da er seine Flaschen vorsorglich in seiner Bauchgegend verstaut hatte. Dagegen hatte Brook sein Glas Milch leer getrunken und verteidigte mit dem Besteck sein Frühstück, während Robin sich nicht darum kümmern brauchte, da Sanji ihres beschützte. Zwar widmete sich seine Aufmerksamkeit eher auf die Schwarzhaarige, dennoch konnte Robin die Traurigkeit, mit die er Nami ansah, erkennen. Die Archäologin fand, dass es an der Zeit war, Sanji zu helfen, da die sonst so temperamentvolle Navigatorin wohl nicht eingreifen wollte.
»Käpt'n, es wäre unangebracht, deine Kameraden den Hungertod sterben zu lassen, ehe wir das nächste Abenteuer erreicht haben«, sprach Robin.
Dabei war es ihr gelungen, mithilfe von zig Händen, Ruffy daran zu hindern, das restliche Frühstück zu verputzen.
»Findest du?«, fragte Ruffy unschuldig. »Dabei wollte ich das gar nicht. Ich hab doch so einen Hunger!«
»Es gibt für dich gleich Nachschlag«, mischte sich auch Sanji ein, indem er dem Vielfraß eine neue Portion Rühreier auf den Teller gab.
»Danke, Sanji!«, strahlte der Strohhut und lockerte die Stimmung damit ein wenig auf.
»Nami, kann ich dich jetzt, da der Trubel sich gelegt hat, fragen, auf welcher Insel wir bald anlegen werden?«, fragte Robin und musterte Nami eingehend.
»Laut meinen Informationen steuern wir auf Sunset Island zu. Diese Insel hat weder starke Wetterumschwünge noch ein ungewöhnliches Klima. Das einzig Seltsame sollen die Figuren sein, die auf der ganzen Insel verteilt sind«, antwortete Nami mechanisch, als hätte sie es auswendig gelernt.
»Sind die Figuren aus Bronze? Ich wollte schon immer eine Bronzestatue haben!«, rief Ruffy begeistert aus.
»Ich denke eher, dass diese aus Gold sind.«
Ein altbekanntes Funkeln drang in Namis Augen und Robin war sich sicher, dass dies keine Maske war, sondern ihre Freundin, wie sie leibt und lebt.
»Solange da keine Bestien hausen und wir gegen die kämpfen müssen, soll es mir recht sein!«, gab Lysop offen zu.
»Bestien oder Monster, Hauptsache wir haben ein neues Abenteuer!«, freute sich Ruffy und streckte kampfbereit die Fäuste in die Luft.
»Starke Gegner sind immer eine willkommene Abwechslung!«, stimmte auch Zorro zu.
»Wann werdet ihr begreifen, dass es außer Kämpfen, Fressen und Saufen noch andere Dinge gibt, die das Leben lebenswert machen?«, hinterfragte Sanji und zog an seiner Zigarette, die er sich gerade angezündet hatte.
»Du hast das Gold vergessen und die Annehmlichkeiten, die es mit sich bringt«, warf Nami steif ein, ohne den blonden Koch anzusehen.
»Wenn das deine Meinung ist, Nami, dann solltest du das auch überdenken«, erwiderte Sanji kühl. Robin hob stutzig eine Augenbraue.
»Du hast doch keine Ahnung! Denk doch, was du willst!«, schimpfte die Navigatorin und bevor sie die Tür zur Kombüse zuknallte, rief sie: »Ich habe keinen Hunger mehr!«
»Hat Nami ihre Tage oder warum ist sie so wütend? Da möchte ich ihre Hös-«, begann Brook, würde jedoch mit einem Tritt seitens Sanji ruhig gestellt.
»Ich werde mal nach ihr sehen.«
Robin stand auf und ließ Sanji mit den anderen Jungs allein.
Nami bei ihren Orangenbäumen ausfindig zumachen war nicht besonders schwer. Robin hatte nicht einmal ihre Teufelskräfte einsetzen müssen, sie wusste, dass Nami in solchen Situationen immer zuerst zu ihren geliebten Orangen ging. Nun saß sie dort, die Arme vor den Beinen verschränkt und den Kopf auf die Knie gestützt. Fast wie eine Porzellanpuppe, die bei der kleinsten Berührung zu zerbrechen drohte.
»Nami, wie wäre es, wenn du endlich einmal sagst, was los ist!«, forderte Robin.
Erst jetzt bemerkte sie das Schluchzen der Jüngeren.
»Du verstehst das einfach nicht!«
»Dann erkläre es mir«, meinte Robin, ließ sich neben Nami nieder und wartete ab.
»Das will ich aber nicht, denn es geht dich nichts an!«, keifte sie.
»Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn ich merke, dass es meinen Freunden schlecht geht. Hier geht es nicht nur um dich, Nami. Sanji ist nicht in seine übliche Schwärmerei verfallen und das heißt schon Einiges«, erklärte Robin und wartete die Reaktion von Nami ab.
Die Navigatorin zuckte kurz zusammen und seufzte auf: »Das hätte nie passieren sollen!«
»Wie meinst du das?«, hinterfragte Robin neugierig.
»Erinnerst du dich noch an Paradise Island?«, stotterte Nami unsicher. »Ich hatte ein Wetttrinken gegen diese Muskelmänner gewonnen und danach bin ich noch Sanji über den Weg gelaufen.«
»Rob, Bob und Karl waren wirklich nicht begeistert, dass du sie so über den Tisch gezogen hast«, schmunzelte die Archäologin.
»Ich habe mit Sanji geschlafen!«, platzte es Nami heraus.
»Du hast was?«, erschrak Robin und starrte sie an.
»Ich habe mit Sanji geschlafen. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.«
»Da wären einmal die Bienchen und die Blümchen...«, fing Robin lächelnd an.
»Ich weiß schon, wie das funktioniert, Robin. Hätte ich dir das doch nie erzählt!«, schimpfte Nami und stand entrüstet auf.
»So meinte ich das nicht.«, erhob sich auch Robin. »Liebst du Sanji?«
Erst jetzt bemerkte Robin die Tränen ihrer Freundin, deren Verzweiflung ihr ins Gesicht geschrieben stand.
»Das will ich aber nicht, so was kann ich nicht gebrauchen!«, schimpfte sie.
»Das Wunderbarste, was du je lernen wirst, ist zu lieben und wieder geliebt zu werden.«
Moulin Rouge
Verneinend schüttelte Nami den Kopf und wisperte: »Du kennst Sanji. Ich glaube nicht, dass er es schaffen könnte, nur eine Beziehung zu führen.«
»Habt ihr denn nicht darüber geredet?«
»Wie denn? Ich gehe ihm aus dem Weg. Wahrscheinlich war ich doch eh nur eine Eroberung für ihn. Warum sollte ich mir da noch Hoffnungen machen? Hat er mir in der ganzen Zeit ernsthaft seine Liebe gestanden?«
»Vielleicht hat er es dir nicht sagen wollen, weil er weiß wie negativ du von ihm denkst«, konterte Robin.
»Was habe ich denn sonst für eine Wahl?«
»Warum versuchst du nicht doch mal mit ihm zu reden?«
»Das bringt nichts!«, schnaufte Nami und verschränkte die Arme.
»Wenn du so an die Situation ran gehst wird sich das mit euch beiden wohl nie klären« seufzte Robin. »Du solltest aber bedenken, dass du damit nicht nur eure Freundschaft aufs Spiel setzt, sondern auch die Sicherheit der gesamten Mannschaft.«
Gähnend blickte Zorro aus dem Ausguck. Er hatte schon lange sein Training beendet und war nun damit beauftragt worden, nach Sunset Island Ausschau zu halten. Laut Namis Berechnungen müssten sie die Insel bald erreichen. Am fernen Horizont konnte der Schwertkämpfer nach einiger Zeit trotz der zunehmenden Dunkelheit etwas erkennen. Zufrieden grinste Zorro, freute er sich doch auf den nächsten Gegner, bei dem er seine Stärke erneut unter Beweis stellen musste. Nur hoffte er, dass nicht alle auf Schatzsuche gehen mussten, wenn es diese goldenen Statuen wirklich geben sollte. Am Besten gab er den anderen sofort Bescheid. Kurzerhand sprang Zorro vom Krähennest herunter. Er hatte keine Lust, die Leiter zu benutzen und wand sind an Nami, die soeben aufs Deck kam: »Hey, Nami, ich habe am Horizont Festland gesehen. Sieht so aus, als ob wir Sunset Island heute noch erreichen.«
»Das ist klasse, einen Tag früher als geplant!«, freut sich Nami. »Allerdings will ich in der Dunkelheit nicht weiterfahren. Auf der Karte sind einige Riffe abgebildet. Das will ich nicht riskieren.«
»Meinetwegen, dann übernehme ich die Nachtschicht«, nickte Zorro.
»Tatsächlich?«, hinterfragte Nami und zog eine Augenbraue hoch.
»Ja, du könntest mir aus Dankbarkeit meine Schulden erlassen!«, grinste der Schwertkämpfer sie bedrohlich an.
»Ich werde es mir überlegen«, gab Nami schnippisch zurück und ging in das Frauenzimmer.
Als Nami die Tür öffnete, wunderte sie sich, dass Robin noch nicht da war. Anscheinend wollte sie die Nacht wieder in der Bibliothek verbringen, aber das sollte ihr Recht sein. Schließlich hatte sie keine Lust auf ein weiteres Gespräch. Nami zog sich ihr Nachthemdchen an, duschen brauchte sie nicht mehr, das hatte sie schon getan. Eigentlich war sie vorhin nur aufs Deck gegangen um Zorro für die Nachtwache einzuteilen. Aber das hatte sich ja nun erledigt. Vielleicht sollte sie ihm wirklich etwas von seinen Schulden abziehen. Hundert Berry, vielleicht. Die Navigatorin kuschelte sich in die Decke und hoffte auf einen erholsamen Schlaf voller Gold und Juwelen.
[i]Frustriert schrubbte Nami die Dielen, doch sie blieben immer noch modrig und grau. Der Dreck schien sich nie wieder lösen zu wollen. Doch was verlangte sie von diesem schäbigen Pissputt? Warum hatte sie sich überhaupt Sanji, den Fischer, als Gemahl ausgesucht? Hätte es kein Prinz sein können? Das Aussehen für eine Königin hätte sie doch gehabt! Stattdessen hauste sie hier, mit leeren Magen und abgelegen von der Welt und ihren Schätzen.
Genervt warf Nami den ranzigen Lappen hin. Zum Glück war Sanji zum Fischen gegangen, damit sie überhaupt etwas im Magen hatten. Urplötzlich wurde die Tür aufgeschlagen und ihr Mann stürmte herein.
»Du kannst dir nicht vorstellen, was ich heute gefangen habe!«, erzählte er aufgeregt und stellte sein Anglerzeug in die Ecke.
Fragend sah Nami ihn an und